Volltext: Conrad von Hötzendorf

IN UNGNADE 
Vor dem Rückmärsche aus Pr jepol je hatte Conrad einen Auf¬ 
tritt mit dem Herzog von Württemberg. Husny Pascha hatte er¬ 
fahren, daß die Brigade zwei eingeborene Hajduken (Straßen¬ 
räuber) als Wegweiser in österreichischen Uniformen mitführe, 
und forderte vom Herzog sehr energisch die sofortige Entlassung 
dieser Leute. Se. königliche Hoheit ließ Conrad rufen und fuhr 
ihn sehr scharf an: „Was muß ich hören? Sie haben Räuber 
und Mörder bei der Brigade?“ — „Ich antwortete, daß diese 
Leute misere Wegweiser seien und sehr gute Dienste geleistet 
hätten; auch unter den Notabein, mit denen wir jetzt verhan¬ 
deln, sind nicht wenige, die Morde auf dem Gewissen haben.“ 
Diese Antwort empörte den Herzog, der die sofortige Entlassung 
der Hajduken befahl. Conrad erwiderte, daß er dies nicht tun 
könne, weil den Leuten mit Handschlag versprochen worden sei, 
sie gesichert wieder auf bosnischen Boden zurückzubringen und 
er sein Wort nicht brechen wolle. Hierauf wandte sich Se. könig¬ 
liche Hoheit an den Brigadier: „Herr General, Ihr General- 
stabsoffizier weigert sich, meine Befehle zu vollziehen. Ich mache 
Sie verantwortlich, daß diese sofort ausgeführt werden.“ Der 
General salutierte und versicherte, dies würde selbstverständ¬ 
lich sofort geschehen. Conrad war schwer enttäuscht. Während 
des Weiterreitens sprach er kein Wort. Auf die Frage des Gene¬ 
rals, weshalb er so schweigsam sei, erklärte er, er könne die 
Zusage der Entlassung der Wegweiser nicht verstehen, er stünde 
nun wortbrüchig da und den Leuten könne es den Kopf kosten. 
Lachend erwiderte Generalmajor Killic: „Aber Conrad, seien 
Sie kein Kind! Glauben Sie denn, daß ich das so machen werde? 
Stellen Sie eine starke Postpatrouille zusammen, teilen Sie die 
beiden Hajduken noch in unseren Uniformen bei dieser ein und 
lassen Sie sie auf bosnisches Gebiet bringen, wo jede Gefahr 
für sie geschwunden ist.“ Der Friede war wieder hergestellt. 
Der Herzog aber hatte diese Widersetzlichkeit Conrads sehr 
ernst genommen und seine Entfernung aus dem Generalstabe 
beantragt. Der Generalstabschef Oberst Albori, der Conrads 
Taktiklehrer an der Theresianischen Militärakademie gewesen 
war und ihn außerordentlich schätzte, ließ eine Zeit vergehen, 
bis die Ungnade seines hohen Herrn verflogen war. Einige 
Wochen später unterschrieb der Herzog einen Antrag auf Ver- 
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