Volltext: Conrad von Hötzendorf

GELUNGENE LIST 
Der Brückeneingang war durch zwei Mann gesperrt. Conrad 
schickte sich an, weiterzureiten, doch der herbeigekommene Kom¬ 
mandant protestierte auf das heftigste. „Da nützte nur ein 
rascher Entschluß, ich gab meinem Pferde die Hilfen zum Vor¬ 
wärtsgehen, und obgleich die beiden Leute an der Brücke mit 
vorgehaltenem Gewehr mich hindern wollten, ritt ich über diese 
hinweg in den Ort.“ Beim Zurückreiten traf Conrad an der 
Brücke die Vorhut seiner Brigade. Ein höherer türkischer Offi¬ 
zier erklärte dem Kommandanten, daß die k. u. k. Truppen nicht 
berechtigt seien, das rechte Limufer zu betreten. General Killid 
gab unbekümmert um diesen Protest den Befehl zum Weiter¬ 
marsch und rückte, die sich widersetzenden türkischen Soldaten 
zur Seite schiebend, mit klingendem Spiel in Pr jepol je ein. Bei 
den Verhandlungen über die Quartiere gab es wieder die obligate 
passive Resistenz, aber die Energie des Brigadiers überwand 
schließlich alle Widerstände. 
Am folgenden Tage wurde mit dem Bau eines von Conrad 
trassierten Werkes begonnen. Se. königliche Hoheit der Gene¬ 
ralkommandant mit seinem Stabe und der türkische Bevoll¬ 
mächtigte, General Husny Pascha, trafen am selben Tage in 
Pr jepol je ein. Husny Pascha erhob sofort scharfen Einspruch 
gegen den von Conrad angeordneten Schanzenbau. Es wurde be¬ 
schlossen, am 16. September darüber an Ort und Stelle zu ent¬ 
scheiden. An diesem Ritt sollten der Herzog nebst mehreren 
Offizieren des Stabes und Husny Pascha teilnehmen. 
Conrad glaubte in dem Vorgehen des türkischen Generals wie¬ 
der einen passiven Widerstand zu erkennen und griff zu einer 
List. Die Brigade hatte die Pferde für die nichtberittenen Funk¬ 
tionäre beizustellen. Conrad legte nun dem Kommandanten des 
Husarenzuges nahe, für Husny Pascha ein Pferd auszuwählen, 
das ihn schon während des Rittes auf die Höhe gefügig machen 
sollte. Am Morgen des 16. September, 6 Uhr früh, waren die 
Pferde gestellt. Der Zugskommandant hatte seinen Auftrag ge¬ 
wissenhaft erfüllt: für Husny Pascha stand ein hoher, schmaler 
Schrägen da, der mit seinen schlotternden Beinen gerade das 
Gegenteil eines Gebirgspferdes war. Der türkische Bevollmäch¬ 
tigte war bald mürbe und gab seine Zustimmung zur Befesti¬ 
gung der Höhe. 
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