Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

einer Note auf etwa 1430 geschätzt. Für seine Übereinstimmung sei beispielsweise auf die 
]. Büchsenmeisterfrage hingewiesen, die hier folgendermaßen lautet: 
„La premiere question est assavoir si le feu qu’on mect dedans une bombarde canon on 
aultre baston de canonnerye, boute et faict saillir la pierre du dict baston, ou si la vapeur 
yssue du feu a cette vertu et puissance. Mais l’auteur dict que c’est la vapeur qui sault du 
feu et donne cet exemple. Prenez une livre de bonne pouldre, laquelle mectez dans une 
vaisseau devant une tonne de vin qui soit tellement et si bien estouppe que nulle vapeur 
n’en ysse sinon par ung petit pertuis qui y sera faict, par lequel vous boutterez le feu au 
dict vaisseau, mectez-y le feu, incontinant et soudainement il s’alumera en ladicte pouldre 
et la vappeur qui yssera du dict feu rompera le dict vaisseau et non pas le feu.66 
So ist es in Frankreich mit dem Verschweigen der deutschen Quellen etwa bis zur Mitte 
des 16. Jahrhunderts geblieben. Bis dahin wird auch sonst nicht mit einer Silbe die weit 
an der Spitze aller Länder stehende deutsche Waffentechnik erwähnt. Jenes französische 
Manuskript wurde sogar noch 1561 als Anhang zum „Livre de canonnerie et artifice de 
feu66 gedruckt unter dem Titel „Petit traicte contenant plusieurs artifices de feu, tres- 
utile pour l’estat de canonnerie, recueilly d’un vieil livre escrit ä la main et nouvelle- 
ment mis en lumiere66. Der französische Oberst Fave bezeichnete es als „le plus ancien 
traite d’artillerie66 in seiner Arbeit über „Die Geschichte des Geschützwesens bis zur Mitte 
des 17. Jahrhunderts66, die im 3. Teil der Etudes sur le passe et l’avenir de l’artillerie ver¬ 
öffentlicht wurde und dazu bestimmt war, zur Unterrichtung des Kaisers zu dienen. So¬ 
wohl Fave als auch der waffentechnisch sehr interessierte Kaiser Napoleon III. sahen 
demgemäß die Übersetzung als alte französische Originalarbeit an. 
Das Feuerwerkbuch ist noch mehrfach ins Französische übertragen. Eine von diesen Über¬ 
tragungen findet sich auch als Anhang im „Art de la guerre66, einem Kriegsbuch, das der 
Herzog Philipp von Cleve im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts als „Livre de l’opera- 
tion du feu66 verfaßt und Ludwig XII. als Geschenk überwiesen hat. Der Franzose Fave 
hat dieses Werk für eine jüngere Bearbeitung des Livre du secret gehalten. Das ist natür¬ 
lich ein Irrtum, da schon sein Titel „Buch vom Feuerwerk66 mit der deutschen Quelle über¬ 
einstimmt und da der Herzog es in Deutschland oder Flandern geschrieben hat. 
Aber nicht nur der Text fand auf solche Weise umfangreiche Verbreitung. In der Pariser 
ehemals Kaiserlichen Bibliothek befindet sich ein altes Bildermanuskript, das im 17. Jahr¬ 
hundert kopiert ist, mit Zeichnungen, deren Originale in den deutschen Handschriften 
zum Feuerwerkbuch ohne Mühe wiederzuerkennen sind1. 
Die wenigen Beispiele genügen, um die außergewöhnliche Würdigung des Feuerwerk¬ 
buches nachzuweisen, die es mit den bis ins 18. Jahrhundert fortgesetzten, mehr oder 
weniger vollständigen Inhaltsauszügen sowohl in Deutschland als auch in allen anderen 
waffentechnisch bedeutsamen Ländern gefunden hat. Es war „das Buch“; es war die lange 
1 Insbesondere kommen dafür die Frankfurter Handschrift 14 (p), die Wiener 3062 (c3) und 3068 (c4) sowie die Münchener 
599 (b 4), 734 (b 5) und 356 (b 6) in Betracht. 
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