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DIE BÜCHER DER DEUTSCHEN TECHNIK
Herausgegeben
vom Haus der Deutschen Technik e.V.
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Die Bücher der Deutschen Tedhnik sind entstanden aus Anregung
und Ausrichtung durch Reichsminister Dr.-Ing. Fritz Todt. Ihre
ausführliche Planung wurde Dr. Todt zu seinem 50. Geburtstag
am 4. September 1941 vorgelegt, zugleich mit den ersten Bänden,
die trotj der Kriegszeit fertiggestellt werden konnten.
Die Bücher der Deutschen Technik seien daher dem Gedächtnis
des großen deutschen Ingenieurs und Baumeisters gewidmet.
HAUS DER DEUTSCHEN TECHNIK E.V.
II 22725
BUCHGESTALTUNG: PROF. H. VIRL, MÜNCHEN
COPYRIGHT 1941 BY VERLAG DER DEUTSCHEN TECHNIK G.M.B.H., MÜNCHEN
DRUCK VON F. BRUCKMANN KG., MÜNCHEN
PRINTED IN GERMANY
ZUR EINFÜHRUNG
Im waffentechnischen Schrifttum wird auf das „berühmte Feuerwerkbuch aus dem 15. Jahrhun-
dert66 vielfach Bezug genommen, ohne daß es nach Inhalt, Form, Bedeutung und Eigenart voll-
kommen bekannt war oder wenigstens diejenige Wertschätzung erfuhr, die ihm tatsächlich zu-
kommt. Das ist erklärlich, da sein aus dem 16. Jahrhundert stammender Erstdruck nicht ohne
weiteres jedermann zugänglich ist und die vielen Handschriften, die mehr oder weniger ausführ-
lich Teile daraus enthalten, noch weniger zur Kenntnis der Allgemeinheit kommen und außer-
dem bisher noch kaum kritisch daraufhin untersucht sind, welche vor seiner endgültigen Fassung
liegen und welche nachher nur Abschriften sind oder teilweise Auszüge daraus enthalten.
Und doch stellt dieses Buch nicht nur die für Jahrhunderte geltende Grundlage jeder Lehre über
die ältesten Pulverwaffen dar, sondern ist auch für die Literatur der allgemeinen Technik von
ganz besonderem Wert. Dieses merkwürdige kleine Werk muß nämlich, was bisher kaum beachtet
worden ist, als das älteste deutschgedruckte technische Buch betrachtet werden. An dem hierin
liegenden kulturellen Wert, der noch durch die Freude an der alten schönen deutschen Sprache
und den vielfach längst verlorengegangenen, treffenden Ausdrücken für technische Dinge und
Vorgänge jener Zeit auf dem Gebiet von Wehr und Waffen erhöht wird, dürfte unsere heutige
Zeit nicht achtlos vorübergehen.
Ältere Werke wehrtechnischen Inhalts können einen ähnlichen Anspruch hinsichtlich ihrer äuße-
ren Form nicht erheben. So ist zum Beispiel das 1405 erschienene Kriegsbuch des Büchsenmeisters
Konrad Kyeser von Eichstätt „Bellifortis66 lateinisch abgefaßt, und das erste, im Abendland vom
Pulver Kenntnis gebende „Feuerbuch66 des rätselhaften Marcus Graecus soll einen griechischen,
nach anderer Meinung vielleicht arabischen — leider verschollenen — Urtext gehabt haben, von
dem nur lateinische Übersetzungen erhalten geblieben sind.
So soll der Neudruck des 1529 in Augsburg erschienenen Erstdruckes des „Feuerwerkbuches von
142066, das aus den Erfahrungen des Krieges entstanden und für den Krieg verfaßt war, genauere
Kenntnis geben von dem wehr- und pulvertechnisch reichen Inhalt der alten Handschriften aus
der Anfangszeit der deutschen Waffentechnik und Büchsenmeisterei.
7
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Bild ]. Die erste Tetrtsei.e aus der Haudsehrif, ms 10 895 des Feuerwerkbuches vou 1420 in der Natioual-Bibliothek Wien
a
INHALTSÜBERSICHT
i
Seite
Zur Einführung................................................................ 7
Quellenverzeichnis........................................................... 12
Faksimile-Druck des im Jahre 1529 durch Heinrich Stainer zu Augsburg
gedruckten Erstdruckes des Feuerwerkbuches von 1420..................... 15
Übertragung des mittelalterlichen Textes des 1529 bei Heinrich Stainer zu
Augsburg gedruckten Feuerwerkbuches von 1420 ins Hochdeutsche---------- 37
Vorbemerkungen. Technische Fachausdrücke................................ 39
Der unbekannte Verfasser..................................................... 79
Entstehungszeit des Feuerwerkbuches mit Zeittafel............................ 83
Übersichten über die wesentlichen Handschriften zum Feuerwerkbuch....... 84
Ein bemerkenswertes Buchgeschick ............................................ 89
Der technische Inhalt des Feuerwerkbuches ................................... 94
Entwicklungsstufen der Pulverwaffe bis zum Druck des Feuerwerkbuches________ 129
Heldengedicht über die rein deutschen Erfindungen der Geschütze und der
Buchdruckerkunst....................................................... 129
Bau der Geschützrohre ................................................. 141
Tafel der Riesengeschütze.............................................. 145
Geschütz-Einteilung aus 1591........................................... 156
Entwicklungsstufen der Handbücbsen..................................... 161
Entwicklungsstufen nach der Zündvorrichtung............................ 169
Zur Kulturgeschichte der Pulverwaffen...................................... 179
Sachverzeichnis............................................................. 185
Namenverzeichnis............................................................ 187
11
QUELLENVERZEICHNIS
Archiv für die Artillerie- und Ingenieur-Offiziere des
kgl. preußischen Offizierkorps, Berlin,
a) Schröder G., Generalmajor a. D., Eine deut-
sche Schrift über Befestigungswesen, älter als
Dürers, 97. Bd., 1890, S. 26,
b) Toll, Major, Eine Handschrift über Artillerie
aus dem 14. Jahrhundert, 60. Bd., 1866, S. 148.
Beckmann, ord. Professor der Ökonomie zu Göttin-
gen, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen,
Bd. I—V, 1786—1805.
Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie,
Jahrbuch des VDI., 1926: Dr. O. Johannsen, Birin-
guccio und seine Pirotechnica.
Biringuccio, V., Pirotechnia, übers, u. erl. von Dr.
0. Johannsen, Braunschweig 1925.
Braun, Ernst, Hauptmann über die Artillerie der
Kgl. Stadt Danzig, Novissimum fundamentum et
praxis artilleriae, 1682.
Brechtei, Franz Joachim, Büchsenmeisterei, Nürn-
berg 1591.
Decker, C. v., Major im Kgl. pr. Generalstab, Ge-
schichte des Geschützwesens, Berlin und Posen
1822.
Essenwein, A. v., Erster Direktor des Germ. Muse-
ums. Quellen zur Geschichte der Feuerwaffen,
herausgeg. v. Germanischen Museum, Leipzig 1877.
Halle, Johann Samuel, Prof. d. Historie bei dem
kgl. pr. Corps des Cadets zu Berlin, Werkstätte
der heutigen Künste, 1772.
Hansjacob, H., Der schwarze Bertbold, 1891.
Hoyer, J. G. v., Geschichte der Kriegskunst, Göttin-
gen 1799—1800.
Jähns, M., Geschichte der Kriegswissenschaften, Mün-
chen u. Leipzig 1889—1891.
Jähns, M., Handbuch zur Geschichte des Kriegs-
wesens, Leipzig, 1880.
Käst, H., Prof. Dr., Sprengstoffe, bearb. v. R. Esca-
les, in Chemische Technologie der Neuzeit, 2. Auf-
lage, 1925, S. 758.
Kunze, P., Univ.-Prof. Dr., Die Entwicklung der
Pulverwaffe, in „Die Naturwissenschaften“, 1940,
Heft 43.
Rathgen, Bernh., Generalleutnant a. D., Das Ge-
schütz im Mittelalter, Berlin 1928.
Risner, Georg Heinrich, Artillerie-Feuerwerker, Die
ausgefertigte Artigleria; Handschrift vom 31.3.
1700, Bibliothek des Reichspatentamtes.
Romocki, S, J. v., Geschichte der Explosivstoffe, Ber-
lin 1895, Bd. I, Geschichte der Sprengstoff-
chemie.
Simienowicz, Casimir, Kgl. Major u. der Krone Polen
General-Feldzeugmeister-Leutnant, und Elrich,
Daniel, Stückhauptmann zu Frankfurt a. M., Ge-
schütz-, Feuerwerk- und Büchsenmeisterei-Kunst,
Frankfurt a. M. 1676 (Teil I von Simienowicz,
Teil II von Elrich).
Thierbach, M., Oberst z. D., Die geschichtliche Ent-
wicklung der Handfeuerwaffen, Dresden 1885.
Würdinger, J., Hauptmann, Kriegsgeschichte von
Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von 1347
bis 1506, München 1868, 2. Bd.
Zeitschrift für historische Waffenkunde,
Johannsen, Otto, Die Anwendung des Gußeisens im
Geschützwesen des Mittelalters und der Renais-
sance, Bd. 8, 1918—1920, Seite 1.
Der Verfasser veröffentlichte folgende Beiträge zur
Geschichte der Pulverwaffen:
a) Zur Geschichte der Kgl. Gewehrfabrik in Span-
dau unter besonderer Berücksichtigung des
18. Jahrhunderts, Beiträge zur Geschichte der
Technik und Industrie, Jahrbuch des VDI.,
1912.
b) Die Gewehrfabrik Spandau im Übergang aus
der privaten in die staatliche Leitung, 1812
bis 1852, Technik-Geschichte, Jahrbuch des
VDI., Bd. 27, 1938.
c) Der Anteil des Ordensstaates in Preußen an
der Entwicklung der Pulverwaffen in Deutsch-
land, Zeitschr. für das ges. Schieß- und Spreng-
stoffwesen, März 1939.
d) Das Geheimnis um die Erfindung von Pulver
und Geschütz, Berlin, VDI.-Verlag, 1939.
e) Irrtum und Tradition in der Geschichte der
Waffentechnik, Zeitschr. f. d. ges. Schieß- u.
Sprengstoffwesen, März 1940.
f) Die Feuerwaffen in der Seeschlacht von Le
panto, Zeitschr. f. hist. Waffen- und Kostüm-
kunde, Heft 1, 1940.
g) Abnahme und Preise der Gewehre und Waf-
fen in der Gewehrfabrik Spandau im 18. Jahr-
hundert, Zeitschr. f. d. ges. Schieß- u. Spreng-
stoffwesen, November 1940.
h) Ein Preisschießen nach der Scheibe in Lüttich
1537, Zeitschr. f. hist. Waffen- u. Kostüm-
kunde, Dezember 1940.
i) Der Übergang vom Schwarzpulver zum Nitro-
zellulose-Blättchenpulver vor 50 Jahren, Zeit-
schrift f. d. ges. Schieß- u. Sprengstoffwesen,
April 1941.
k) Joseph Furttenbach, ein Lehrer deutscher
Technik im Dreißigjährigen Krieg, VDI.-Ver
lag (im Drude).
l) Die älteste Urkunde über die Pulverwaffen,
Deutsche Tedinik, Juni 1941.
12
FAKSIMILE-DRUCK
DES IM JAHRE 1529
DURCH HEINRICH STAINER ZU AUGSBURG
GEDRUCKTEN ERSTDRUCKES
DES FEUERWERKBUCHES
VON 1420
Bbye nacbuolgetvotm jßucbfen gefcboP / 'ßulner/
man ße& batmit cmp fltnet @tatt/^e|?e/o&<e
0(felOp/fO von^eyttben belageret tt?er/emtten/2Ji?cjt) fidj
bctjfaitb Mmitwwfan m$$tu
>£llid? Jörlt/^raf
1 fymti kittete/^uecbte/
Ober ©tette/ßd) be|bigcnt»on]irenfeyrtbn
Gelagert »nb Geitenet werben in Schloffen
^eßen/ober Stetten/beniß »oiaußnot/bj
*>nb göt/»nb was in <S>ot y e »erleyl^en §at
gegett)rmf“'“v“* '•—**—«........w - - -**
bßrßeen/c|
Goßronb »erjagter facfoert Sefd)amen/aHs
wet($ leot ßnb/bas fy nrißcn/wo man fy mit
fd)ießen/werß^n/»nnbßurroen geit&ten
mogc/3Daojy bas »oi wißen jöGawe/aiid)
Sötte 25olwer<f/»nnbfomaa jömacbm /
Wie vo men bas geniale m by fern böd> an**
jetgt/wtb ßd> mitfrem jeiig gm jreitfeutbS
auffbao wercfltchß jößfrtefen/fbnbem att
jrett großen »oiteyl »oi ben fd>loßen/ bar**
yrotjy befeßen femb/fatu möttwtlltg fefoar*
modeln tfctwtwb on mt$Jelfeng »nb jway
»ngtn götter frennbtfcfoßftbey etnannber
beleihen /yr fädjennad) ber weyfeßen rabt
»über fnfjartblen/X>nb weldiiurß/CBfrafF
^>en/ Steter/2&ned)t/»nb Stette /fjabettt
jold) frorn ,£eß »nb weyßbtener/bte mugn
ftd) fr wol troßeu /bod) Gcburßcn fy bey jn
|>aGn letie’bte arGatten funbeit »nb mögen/
als Scbmib/tHaurcr/Symerleut / Scbfos
ßcr/»nb auch götte Schufen »nb Bttcfc
(St
fciecl>te«/8tettert/»«b «Ägtlicben bye
bacbfänntoyffttb^enb/bebürffentbos yr
0»cf)(jWtoyffer göttmoyffer (eyenb/»nb
«Ile bie/woffer/01 m pttluer M'cjft ff funff
geb&ene/wolberoyeteertvnbmocberttä:«4
ben/ttob «nbere ffucfbiertugmbgöt (mb
tlen
i«cb
en/bomit mort (ich bonnber feynb erw<Jrett
»nb jn(cb«bc«3&fftgen mog/wiebonn in«
bißmbüdi/fyerttadi geffbtibenffobt/wye
manbie »onbem«ttfong0iß3ä bem enbe/
«ajfficbtmbgStmocbenfbl/TOnb borum0
womtber ffucr (out'l finb bieb«r3Öge§&eb/
bie dnyetfo'cbergtftterpffcbfenmoiffer ton
be«(bll/»ttbbiedrt moyfferon bie geffbtift
infftnemjinne nit gebenden ton/iDorumb
föffotbemocb gefcbribenollesbosbonbor
$Snug»nbm«rtnott«rffeigiff/‘10nnb bes
erffe«(b geffbel?ert 3wel(fjfrogen »onben
bie f>ßcbßbeitbutteil£y«8Ätt beit »ferbtm
getetleeit/fo mogboepuluer gemointlicbe
«ins molsprirtnert/fcrtbmogben ber banffe
(ein tröffe »olbtingen/anb JcfoufTefB weitet
tlogen
d«gfte»ttbemcbtung mb lere.
erff frog/00 bosfeffr ben ffetnoaß
V-/ ber 0ad)(fftt trey be/ober ber bunff bet
»onbemfewr geet/mi (ptecfreetltd) b3feor
b«0 bie trofft ben ff oin jfitretßert/id) (pu>
dfe ober ber bimff l?«0 bie tröffet ben ffoyn
3utrei0en/2linbey joicben/nimeüt pfunbe
srStspuluersvntl^Äbosi« dn (omig f»eyn
foß/»nb »ermoefo es wol bos Um bunff bo
uontommen mug/bonn 38bemwoyblodt
SDobu es onjßnbe« wilt/»nb jö esongej««
betwirt/fo iff bos puluerjöbottb verpmn«*
«en/»nb jerpnebe ber bunff bos foß.
-pw 3eo«ber^ro0/ob@ol0etter ob ffb>*
{Jweffel bie troff jobben ffd«3ertrdbe
Bpncb i(b ff 0eybe/bonn womtbospuluer
cntjSnbt worbt in ber baebß/fb iff berffb*
weffelols§ygig/»ttbber©«l0dteriff folt
bos bie byg bie Ulten nitleyben mag/ «oeb
bieteltinbie byge/(tnb3t»«y wiberwertige
bmg/olfomogff yetwebersbosomtber nit
leibe«/»« iffboen dnßo« bosonbnitnug.
ols 00 ntonff falte »nngonbentlogen mit
dngeffoffem puluer/3D« jpncb icb wenm«
hie Bacbsfullt/ljing an be« tlogen/(b mog
bosffwrmb ber bunff nicht gnftgwdtten
bo0e« be« febuß 3fiaolbn«gen/ biß bos bos
fear ein teil binberffeb ouß »erpmnn / »nnb
ber bartff be» flogen o»ßfd)led)t/3ff ober
Wertem bolg/olsotcben mbpud)inbie »yl
moiffer mudfem/mnb biefelben Elogen /
furg ober long/bart obergrßne (ollen feyrt/
fptief) icb bie bertten Elogen ffnb nitt gött/
borambffffinb3tlbertt>nbloffentff^ nie
treiben/vnbgonbbocb gern »on bem rote /
2lber iff ein linbertlog oines göttenpngers
3iJgroß/fb lafe er ffcb boeb ^indn treybenn
biß ouffffin ffott/tmb bebe0tbenbanff »ü
boßbonn bie berttentlo^eit.
^otmwiedn tloe (ein jol/v» welcbebye
beffenffinb.
fl5in jegtKcber f los (bl nie lenger ffutbotl
er pteytt iff/5Die beffen barren f logen /bye
mongebo0enmog/byemod)etman »oniu
burremolbormbolg/2iberbie0effengr0nS
flogen/mocbt mon»on grönemorlin bob
ober bie oller 0effen gmnentlot3e«/nto<be
mon oaßpyrd*e bolt3/ols bolb es »on bens
ffomrn gebo wen Wirt.
—^^efffitffc^rog obberffdn fenergong
vlfo er bert ligt/ober (o er linbe ligt/
fpu'db ye Werter er ligt/ycferrer er geet/5l(b
boscrgorwol»er(<boppetfey/£>o0 teyne
banff boaon tommen mffg/jo wirt $ febaff
fforcf mb weyt.
^r|3e (e<bff ^rog/00 bie byffert ober (pel
wbel/bomit mon ben ff ein »erpiffet »out
linbcnobber »onn bertem bolt?(bllen (ein/
©pu'cfo id)/welcber ffetn gerecbtin bie p&*
d)ßgebort/2ll(b boserniebtmere weyttett
bot/bonerbeborf »nbgetrogltd?en möfle
(o (olta in »erbiflen mit bannen bertten 0if
ffn »on oidtem bolt?/3ff oberber ffein etv
wos 3Ötlein/bos er mtol(b getrög lige tnog
ff> (olta in»erbiflcn mitt&nnen biffen.
w^^efibent jroge/obbie (eiben 0iffenn
IL/bütr ober bann (ollertt ffin/Öpricfoicb
bos bie fei0en bifffn »omt tonnen bolge/et^
lieb bucf/»nb etlicb bann follent (cin/nodt
bem»nbberffeynyeweytobergecrongittrt
ber bndis Ieat/o0er wo buben ffeyn bomit
»er0i(|eff/(o(blca biebifffnmit dneffbtofc*
eyffnanbem ffeyneobbowen/joljobosbye
biffen mtfar ben ffdngongen.
16
Ä^eacht^frag/waroferoanbenßeift
■^»erfchoppenfbl/bas berbunßnit ba#
*wn tommen mug/ fpiich ich nyme war vii
wöchfbas töch örtmttvnnb brä cs einfach
jöetnem fayl/vrmb (chopp bas mit eynem
göttcrt fchopeyfen/jwifchen bem ßeüt »nb
bie i>ucb(en auff*Diebiffen/fo fert er weit/»n
wtf fo ber ßein ye baf »er|choppet wtrt/ fo
er ye weiter feret.
Yx jfe nennt frag ob ein buchs weiterßhief
\J»on einerleypuluer ober von jwaierley/
(puch ich/fy fchief gar »il weitter »onjway
erley puluer, iDanvon einerley/»nb waii b»
bie Puchs labeßvnb ferr |cbief|en wilt/©o
mit einer ley/wann bas d?ut biewiberwerti
feit bayber puluer.
*7-\3c jepene frag oP ber ßein ben Hosen
\3ann,rcnrt (oll ober nitt/Qpnch ich ber
ßainfolhertanbemflosenlfgcnn.fcu foltt
ben flogen netnen vnnt>jn mit einem t§üch
bewinben »nb |olc in »über äugen piennen/
SDas tail bas gegenn bem ßeyngef)Oit/»mP
basbaserhertwerb/vnblabbenßein t?ere
baran »nb »erbif »ö »erfchopyn wol/ bas
yn ber bunß ntanltch $in treiben möf.
je aylfft frag ob fnollet puluer boffer
l3lry in bie buchs / obergeraben
puliier/Öpüch ich/bas fnolletpulucr jwey
pfunbmer thöttb/baitngeraben puluer biey
pfunb;2lberbu foltbasEnollent puluer be#
reyttentnmbmächennalß §ermd) geßhri#
benßatt.
«ach jerichttemt weift /wie er bannte »mb
(bl gan/ttu fett hernach wer bie
riutß auf? Pu'chfen fchtefleit
3Öm erßen »nbbnrcb
was fache er
basfunbS
hatttc.
funß hat funbenem tttayßer fßej?
U wiger 25erchtolbus/iß ge wefen ein«
trtfgramaneieus/gcPom von f riechen lanbt
bifer iß auch mit großer 2llchimey »mbgan
gen/fonber als bie felben may ßer mit groß
fen foßlichen flögen fachen »mbganb/tnit
filber mit golb »nb mit ben fiben metallen/
2ll|0 bas bie felPcn mayßerfilbervnbgolb/
»onbemanberngefchmeib fünbent fchay#
ben/vnb von foßlichen färben fo fy machet
2ttfo wolt ber (elb meiner 22>erchtolbus/em
golbfarPpiennenvnb jö ber felben färb gc#
\)$it ©albetcr/fch wePel/pley »n ol/»n vom
er bie ßuefinain fupßertnbing biacht »nb
ben Raffen wol vermacht als man auch t^u
muf/vnb in »Per bas fe wr tl?et/»nnb wann
erwärm warb fopiach ber paffen fo gar jö
»il fecfen/dzr lief ym auch machen ganntj
goffen fupfferin fafen/vimb »erfchlug bie
mit einem eyfnen nagcl »nb wann ber bunß
nitbauon fomen moebt fo piach ber Raffen
»nb thetten bie (lud8 großen fchaben /2ulfo
tfettbervoigenantlfTayfler 25erchtolbus
bas pley vnbolbauon vnb legt folennbar^ö
vnb lief y mein piiehs gießen/vir verföcht/
o5 man fraitt bamit werffenmÄht/wann
es )m »omtals teuren 3erwo:ffen hctte/allfo
fanb er bie funfivnnb foffertfy ettwas/^r
y 13e$welffttfrage wie einn/fchwörentt
U (fein einpfunb puluer mitt feiner fraffe
gewerffen mug/vnb was fein rechttetrag*
nuf fey/©pnd)ich ein puchs feygrof ober
t layn/f) jol allwegeinpfunnbpuluer/aynn
neun pftütbigenn fiain treiUenn/iff aber ber
ßaymt my nnber jo vill gatt auch] bem pub®
»er ab.
TRunbaft subiesö erd andern
anfanng wolgeh«t/wer beligers vnnb $e*
feffes wartenbiff/wasbemnu^vnbgötc
tfi $»«3 an ein pud)fenmay fer/Vnnb auch
wereber puchfenn mayffer fein wille /m itc
götter vnberfchaib vnnb lere/inben voige«»
jehriben jwelff fragenbaser ft'ch wol bar#
vnbfolen etwas minber.2llfo ifl biefelb fufl
feybmalen fo gar genaucherföcht vnb fun#
ben woiben bas fy an püchfen vn an puluer/
faß geb<5ffert tfl woiben/als mann §ienarfi
wol verßan wirt.
3lfo baftu voic üie kalt au? b«cb
ßn ßhieffen funben wotbeniß-Hu fet
hernach was wefen »nb guteer ge
won^ett ein yeglicher an ym
haben fol ber ein göc
ter jöüchfen mei
ßerfeinwilvil
auch bafey
wasfunß
erfunbe
17
3Deö erffen fol er got crcit vnb votallen bit\*
gen vo* äuge \)c&tn/tnex bann anber reifig
leutt/SDann wann ermitt bem puluer ober
mit ber puchjS vmbgat/(o h<*t er feinen grof
lolfi«
en/ntitt ber er bann wanbelt/i£r jol auch
Attt cubticher vnuerjaater man fctit/X>tii>m
friegeit fol er fichtroftltch haltm/wan m ä
grojfen troft von folcben lenterot nimpt/b
maißer fol auch funben (chreibert vn lejett/
Wan er innb anberß bie find? nie alle bebe
cFen/noch An (tmt betyalten/bie 3Öbifcrfßf£
mttfüblfmierert bas iß leitem vrtb mitcofo*
tierenßbaeiß ßerden/Vnvü anbre (FucP
bie brtijö $c\p:cnt/*Jze (ey von »üben Ober
3&meit fcörwcrcFcn vrtb (aebenn / jDartimb
ein meißer bye gefcbnfjrt limbcit/will
er anber(f «uigftter meiner ßin/1gr folaudl
a lies bas funben ozbenen jii feiert aggern/
vnb meürenffir frttjen/fur Icbirmeitdur an
galt wie fernen inn bi(em (fäd) veiseichnctt
pttbefi/ vrtb tvas barjö gc^ortt wen artfang
0i(j an bas enb aus /<Sr (bl auch brey birntg
»ei wißen von bem gewicht btagma/vnnb
menfurcttmaß/crfolfich auch crberF beb Vit
freüittlfcbjtehert mit wo*teit vrtb werden/
vnb (ol 5Ö mallen tvolßefuittt (ein/vnb be^
fnnber ßch Rieten 3 ö allen 3«ten vo* truitcF*
ennfieitt.
3lfo baftuwas wefcnvnndgät
tergetvonReitern ycglidicr gutter
bucbfenmaifFcr an im haßen
(bl/Hun fiat gemach/
wie er (Tcb galten (bl
(bermtebempul
tter vmgat bas
es im feinen *
(ebabebatt
ge mag.
Äg^ll beemeißer (Tcb benrareit/(b er mit
bem pitluer vmb gat/bas es im feilten
fcbabenpimgenmag/berfolg bi(er nach ge
gfchribeit leere/bcrbunfFwn bampffVfF ein
rechte vergifftbem menfehen/vnb i|l bod)
vnberbreyftucFen(albetter(chwefel vmtb
fol Farns funberbar bem menfehenn (cheb*
Web 3nrtie(fert/T0rtb tuen (le vnber einanber
fomenb gemifcht mb getemperiert merbii
(b(H)6bmftebemb<*ubttmbbeiif hergemt
vnb be(bnberf> föUecs bie lebet/ ivann ber
allergroß (ebab ber baran iß/iß ber bmß/
vii ber tampff/bervon be verprunne puluer
gat/wiltubteh baruo* hötte/jö (ich bjbunie
itucbterlingbarmit vmgattgff/vn Ijtftbich
vo: wein/bas öu bes nit jöuil ttindeß/ äDis
(bltt linbefofF nie(fen/bann wann bu 3tmil
mitbem3eugvmbga(f/(ogewtmte(Jbtt ger
en basge3wang/bufoltbiet»eil jintlicb nief
(eit aßcittts vmtb mo*gens/*Do* e(ftd)/vnb
airen^utte bich/tPas aber feiebt vmtb Falt
iff/bas ntagffu wolnyefleit/vnb was l)Qtb
vnb trncFen i(f vo: bem hfitbid).
3lfo baftuttne ficb cinn mrifter
galten fol/Bo er mitt bem puluer vmbgatr
jDasesim fainen («haben prötge mag
X’ttb rvait man bas(albeettr ;u bS
puebienn puluer brauchen»
mö0/fo(fate hernach
tvieman guten (al
beter an ben
mcure3iehc
Vnabncmg
fol.
jrfT^ltu götten falbeter $ie§man bf men
V' rem (o (ebit (älßeter tvafler ba (albceer
)n gefotten (ey an ein feuchte maunit ainen
Feier oberba (albctcr gern tvacb(ee/biema»
re gewinnet Salpeters gn&g vmtb baritad)
(b buirtafotimbff (b(p:engaltvegbef tva^
(ersannbiemaurbas(tebauonnap werb/
0owech(etberSalbetergeren.tc.
VOic man 0alberer steebenn fol
2)asergar vil$o(]er weebß bau er amt ben
mawretpt.
yy^^ltn machen basbnÖalbetter^fler
w wed)(F bann er an ben mawien ttyiic
(b §ai0bir ntadten ein robcnals gro0 als bu
wilte/bie vol tlaincv locher (ey/vnb nim eut
pfunbtvcinffatrt vnbeinhal0pfunnb(a(0
ober geleich als vil(alQ/als' weinßain$ vnb
Falcf brey mal alsvilvnbainsmaitsharn/
ber von wein (ey/ vnb mach auf? ber tttate*
ry an bid möß vnb (Freich bas in weititbig
ait bie r^ben /laß eebamad) ßnnbiey tag
4it t>cv BoiTcn / 4fi t)ciit t)icrt>tcit wg fo
geusbiematery wiberbaraupvnnbhettcFe
bie rob en in einen Felcr/0o tvechfetctättcr
©albeter ßerau^f.
Sllobaftu wie mm falbeter$iecb
enfbVfoßatmmßemad) wie manbm
tteu wen falbeter leuttem (bl als er
erßaßgenmm iß.
18
tttwat falbetter leutem als er er|B
Waßgenomen iß fouiro bes felßen falbct
ters als »il bu fern gemäßen magfl: »itb lege
jrt iitn ein pai'ß jyebigs wafje r oberwew ob*
erinffardrenejftchiß bofjer bann ber wein
»nbrur es »nbercirtanber mit einem jfecFlin
laß esbann ialt werbemt/baroad) geußbas
wajferburch ein bucFtöch bas cs lauter fey /
»nbt^ö battitbas jclb wafjer aber»ber ein
fewrlaßes jtebcnynbcrmaß als mau ßfeh
(eubet/»nb (eyd) es barnach burd) ein bunn
e§öcb/»nb jo bu es al(o gefigen §ajf/jo laß
es Halt werben/fögefiatt ber (allerer jö 5ap
fen»nbf<httbamibas wajjer ober wem ob
ben cjfich barab/»nnblaßben falbetter faft
trucFeu werben fo Wirt er göt.
i9b «xr falbetter nach Dem fvetx
nit geffan wil wamtt. man yn bar
$ö bnngenmagbas er
gejfatt.
/y Sfompt»il»nbbfcFbar3Ö basber jal
ti better nach bem (leben mt gejfcm wy U
»nb bas gefchtcht nun (o man jcuil waffers
Ober wein oberejft'chs baran t§ut / wilttbu
bann machen bas ergeffanbe /So nymme
maße ^arm ber wein getrimcFen ßaß/ »nnb
je elltcr ber harn iji jo er je bojfcr iß/lcg jaltj
barem »nb feib ben jalbetter/als »o:/Jo ge*
f*at er wol»nb wtrt lauter »nb fch&t.
XPic tnannsen wihxnn falbetter
ber ba tySttt japffet iß retnigenn
»nnbleutterenfol.
b ba wtleijf auß be berge
CI/»nb ber groß japffatijTfo laut**
ter fetn vnb göt machen als ob er nitt hoitt
3apfFecw0r(onimbnjeinals»ilbu fein ge*
haben magjf »nb gib in jcmalen in ein VCiü*
leret »nb rör es »mb »nb laß es biey tag (t«
»ttbnachbenb:eyentagennjotl?ö fnn»ber
einfewr/mb jeub anbiejway tatlgeuß bas
»brig burch eintöd>/»nb was baimin bem
tßöcb ßeleibt/bas jeub bann in einem j?ar*
d!enejfich/^in«3 bas bas ßalbtetl cingefeut
Vnb geuß in bann aber ab/laß es gewann/
bas es Halt werb »nb geuß bann bas wafjer
«oßen ab/jo ffcffufchonSalbeter 3apjfenbie
laß bann wol ertrud*nenn jo jyc ye brßefner
werbentyebbjfererijf.
Sber falbetter $eleittern auflf eüt
anberenfomt.
yyp ^jfltu falbetter leutterenn alsbu woll
Cl/wcyff/fb mm in »nb (chfag in burch
ein reytter/»ttb was in ber refftter bleißet bj
feubeanber ß in ßarn ber »on mannen fome
jey bie wemtrunefen ßaßen/»nb feub in als
langjomanjijchfaib/geußinbannaß »nb
laßin jfan hinter fallt wtrt/jubemanberen
mal jeub jn fmt wem als »oi/jö bem butten
mal fcubintnacctobifMlatoba* iß tropft
eßid) als »oi 5Ö be »terbten mal jeub jn m »i
nobifMatobasifi tropff wein als »oi/»nb
aljbßaflbu jälbetterberdt/ mbemtuerten
grabe/bod>(ct)ittnad)ycgfltd)em jicbentt
bas Salbetter wajjer gar aß
XPie mann falbeter leutterenn fol
bcrvoiaud) gelcitertijf »nb bed)
auffjan rechte ßatt m't.
C^^ltu jalbeterleutern $ bichm'tbebucft
‘w geleutert fetrt/»n 6 bod) »o: gcleiittert
ijf/jo ntmetntejjelürtb mach bengarfchbif
bas nichts faijfes noch fein jdmtafe baran
jey/»nnbtßöbaretnlauter pmnnen wajjer
laßcs warm werben/btßbid) buneftes wol
jchier fiebcn/jchitt bannben Salbcttter bar
ein laß in jytlich (yeben/bas er m't »berlauff
hatterjchaimbenwirjfwol fauber barab
mit einem jehom loffen.Sbann wann er $wc
wol ober brey t^ilt/jo mm ein jaußers fylty
lin ß oß barein/»nb treff bie tropffenn aujf
eine glöcnbS folcn ober auf einen pu'nnebe»i
piab/pn'net baß bie troffen bie»o be tyelqlin
fallent/jo ßater (ein gnög/auch m^chteffu
es junß wol »erföchenn / wann bu nemcß
»ierhefmli'n oberfunffe/»rtb ßicßeße irtit
benfejfelxmbliejfejf btetropffen auff eimt
^oßen fallen ober aujfeiit wullyntöch/wer
ben bann bie tropffen an bem tl>öd) als eyß
tropjflin jo fjater fein aber gnög/ darnach
laß ben t cjjel »ber jchlachen bas er fiel werb
»nb jeych jn in ein fd^nfdiajfober in airtit
ßeefet/iß (einaßerals»tl(bjeich jn imt ain
prennten/ jDarcin magjh» wol legenn »ter
holrjle /je^esbantemantwanblen $ößaß/
»nb laßesjTan jwen tag ober $wo nacht jb
fichjfuwoloßesfich^ab angepeneft ober
nitt/hettesfychbannangeßencFcjb fcydi
bas wa jfer in ein fauber ge| chirr/ Vnb mm
ben Salbecer »nnbtrucrrte ben innainenf
bed*e/ober wer jei» als »il/auffeiner leber**
öiiji
19
focben ?n elfter mvmm [Mctt/oOerrtn
tter ^ayffen Simiten/fb rmVt er gut »itOgt*
recht/fjüt Oicb rtliasdt vo: fchntrtJs/iDrtrjö
«im t><*6 mtOer waffer OasOu rtbgrftgcn tyafi
mb feuO ce rtttOerft jn einem fceffel/ »nO tfyit
ymglacb rtlö »omefchtiben ftaöt/wasOait
Ortnrnt 5lybennift/0rtsfrtmntdtftd)0rt$0u
rsaoefofynOeff.
TBun volgtbertiacb wie man ro*
§cn »itgeleutcerttcnn Srtlbcter
(cuttern föll.
yyY^tbuÖrtlUctcr leneem Oer baß noch
w roi^e »nO »ngclcuttert iff/ So nymm
ein (cbarpffelrtug/oOtbö frtldP mein (cbrtff
»nOgeiJ0 waffer örtran/rttr cs »mb mttt ty
item ftecFe ab ein t'akus »nlafes ffon »5er
n«cbt/fb wirOfccsbeffcrleuttcrer/Cbö Ort®
Ortrtirtd) in eyitcn fcb&tcn £cffcl/»nO lycndr
yn »5er ein fetvr/ »mtO wenn cs warm mit
fbfchytt Octt Sal&ctcr Ortrcyit/ »»mOk0 yn
wol fyeOemt/ grey ffmit einem loffcl rtit Om
5oOcit/Orti«t was ffrtyit Ortrimt ftriOöte fam
lent ficb rtit Ocit 5oOcrt / Otet§ö berrtti0 »nO
fchoum jtt wol/ »»tO lög Orte cs nie »bcrg%
»rtrtO Orts nichts fchmnlstgcs Ortr^ft Somit»
»mtO warm 0« »er|liehen wolleff ob er (eyn
gttög §ab / fo frof; ein laubers ^ol^tm Oar#»
eyit/ »mtO traffes atiffciit glucnOen f den/
p*ynnOtesöamt/fo bat es fein gnug/oOOer
»erfiteb yijrt mitt ^elmltrt rttt eyrtem wully it
töcb / tverOcit Ortim Oie tropffeit als ey0/fo
bat es feilt rtber gcitög / ^Darnach t§ä es »$
Oem fet»r »itO la0 es erfölen/ »mtO fcych cs
Ourct) eytt Otcf leyrtin tödt /oOerOurch cy t»
fyl^ätc in ein pmber beeftit/war Jcyit rtber
rtls »Il/fo feycb in yn ein (ebenes fcbaff/oO*
Oerybn ein weyttatpteitnOten/»nO laß es
fJo»»/eöt trtg»rtO ein nacbtrtn einer ffaOcOa
man es nit ftnrur/ »nO leg oben etwannme#*
ttig bololtn Ortreyn/ »nOfo es rtl|o geffamt«
Ocn fey ein trtg »nnO ein nacht/ |o lag Ortnit
Oarjö ob es ficb gefamlcc b<tt»nO la0 Oen#*
noebt ein tag »nO an nacht ff on/»»ö feyeb
Oos »»rtffer y n ein fanber ge jcbyrt »nO trffcf
wen Ocit Srtlbcter imt einem (ebenen becFin
rtiiffeynem ofcn/oOer awffeynem leOcrlacb
en/»mtO nymm Orts waffer Orts Oitabgeflg*
m^rtfl/jeuOOrts anOerjt/vnnO la0Oas Utt#>
gcr fyeben Oatt »ot »nb tf)ö tat gfcid) als bst
»ot ym getbon ^aff/tvas Oamt Ortrinn iff b j
famlct|yd)/Orts 0« cs auch fynOeff.
3lfobaftt>u jaraicccntlicbintie
»Öligen CrtpiteT/tvie Ou ro§enÖrtl5eo
tcr leottcm (olOt/ Oer »ot nitt ge#»
leueert iff .Hu finOcft gemach
mts nrtturOer Salbei
terOrttAmOw^lef)
erOcrbeffiff.
2flbeter Oer iff »on nrttur Safttrtqnrt^
to grrtOu/ iDrtsiff yn »ycrlay iveyft ge#*
nrtnt/iDer Srtlbetcr i»eebff rtrtOem felO/ait
^erttcnffrtynen/rtls 2llrtnt/rtls ^erOt»nnb
rtls t»eyg/»nO febrtOet fm tain regen. 2>er
OtyttSrtl5ctcrtvecbffgemrtn Oeit meurett
»nO inOen felcrcnöieOrt feucht fey it&t/Oer
felb iff rtuct) Oer beff / 0» folOt «tyffenn Orts
Srtlbcter eynfrtlgifHrotOfjayff nrtchlrttin
StrtynfrtlQ/»nO pey0t»aff/ »mtO wenn er
geleüttert tfffohrtyff erititmerSrtl5eter/
t&r b*yft Ortmadh Salutter/ wann er wirte
rtlsfalOt»rtrtO als trucPert »on Oem |y eben
t»rt yn §y«3 ergreyfft/iDrts er Ort m’ttbeleybß
mitg »onn Oer groffen felein wegen fo er rttt
y m fyitt/ Äer (chwebel iff »on nattar hrtyg
»rtOtrncPert »nOcmpfrtdhtgerenOrtsfetwr/
^rts fd5 beleibt rtber Orts fewr/fö mrtgOrtff
Srtlbcter 5ey ^y^nitt belcyben/2fllfoiff es
rtueb »mbOrtsfecFfylber»nnO »mbetbehe
ffucP mer Oie fe wr nie geleyOen mögen/ fon
Oerfo folOtOuOichrtllweg pikten »otOem
fryfehetnveyffen (albetcr.
Sbcrcingutrelere wie manfal^
»on Oem Srtlbcter fchayöcn foll.
2Jlfc 0« falberer ffrtrcF »nnO gfitnrnd^
en/fb nymmfrtlbeter rtls »il Ou fange«
^a5en mrtgff / »nöd>ft Oen yn einen faube«
ren feflf 1/ »nO thöfouil weyn ober effig Onr
5Ö/0rts es Plo0 »ber Ocn frtlbeter grtnng/rur
yn »nO mujch yngsr wol»nnOer einrtnOer/
»nnO ff00 ein rötten Oareirt/nty 0 Oen woyn
ober Ocn effig »nO jaychen Orts b<tl5 / »nnO
feuO Orts rtitch hrtlb ein hynn^ rtn Orts jrtycb*
en Oer rutten/^Ünö wenn 0« es rtlfo gefoten
IMft/fo Ocit weyn oOOer efftg ab/»nnt>
feyd) Orts frtuber ab/als »ot S^iiPen ffatfe
20
&o finbcfibubs (hlQan&emßobeninbm
tcjfd/ »er jaIbeter gftatüi bem waffer/bct*
foibt bu mitten vnnb folbtyn wolb&ren 41t
Oer formen jo §4fi bu güten falbeter.
aber ein annderegurre lere/wie
man©albcterletftern/»nb jalg/mmb
2Uant/bauon (ebaiben fol/bnbiji
bie 0eji lere fo jyift vor
bnnb tmdt.
3-bC btt ©albetcr I cuttern bas eFgßtt
werb mtnbfalQmibolant wolbaiioit
gefebayben/ jo nymm jway pfunb »ngelo*
jcbceit £al£/ancentnerXlpanicß/dn c ent*
wer (SaUt$mfiayn/iwcnccnmer fair?/wtnb
mach barauß am laug von weyn ober cjft'g
bnb l4j| bie laugbiey cag jion 046 fy lautier
werb / »rtb barnacb t£jüocn ©al0eterin ey
nm l'effcl alls ml bu wilbt/‘X>nnb tlpü Oyfcr
laugbarumtber basbie laug 0lof ober bert
|al0etergang/ mtnb myfcbbasallcsals »0:
gcfcbiiben ftabt/ bnnb jeub bas gleich halb
eyn bnb geufjesbamt ab / fo fynbejtbubci*
«laut vn j afe mtb alle bnrayntgfatc an bem
hoben in bem Feffcl/ »ii laß bas lälbercr traf
jer bas bauoi ein laug ifc gewejen / f ale wer
ben/ jo ftabtberfalbecer allsacfroien cyjc/
mtb wenn eraljo gejFanbcn 1 jl/|b fcbyt bye
laug ab mtb trucFoe ben falbetcr wol anber
fbnnen/ fo l)<xft bu gargutten wolgelcüter*
ceitfalSetcr/es gatjein vil 00/ man gibt bes
JelbenSalmter cittceittnerpio floiin/ 2lbcr
ein pfunb bes (eiben |albcters hat mer frafc
wwbfonhatt/«nb c$öt auch meßr war 3Ä
man ytt6iauchet/ bann junjl fünffpfunnb
tl;on machten.
aber ein gute lere obfals vmxr
gelcöterteri falberer feine ober ge
my jeher wert wie man
basbauonfebaybe.
bu (alt? von bem geleutatcn jab»
beter fchaybeil/Öo ny m ben falbeter
leg jrtin ein Halts wajfer/allfo bas bas waf*
fer nu bloß ober ben |al0ctter gang/2l0er bu
jolcben jalbetcr voi myfebett mit eine h<>lt$
e$ebas bu bas wa jfer baran thüjF/|o ergat
bj (<4t3/wtbbleibt ber jal0cter in Faltern wa
jfer/waim lälbctter mag in Falbtcm wajfer
mc5crgort/^r gcjfatwol »on f elttin/mtnb
geußbaswajjcrabvnlajjbcn falbeter wol
er jeyhenn /tmb thon jn an btejonnen baser
wol trucFenn werbe/ jo vergattr jt<b bann
wolfnrgöw«
IPi'enianrobenn falbetterrccbt
leuttern vnb jiebcn foll*
^Heburoh«»i jalbeter fyeben sm&ge*5
recht leuttern/ jo nymmlebenbigenn
Faid* mt thü jn in regen wajfer ober in j'cb&t
wajfer mtnb laßbartnn jfon biey tagmrnb
biei naebt/fb wirt cmlaug bauon/sDie laug
nymm lautter tntnb fdion »rtnb t^ö ben ro*
fyrt jäl0eter bareyn/ber vet nit gcleutert bil
nie gefote ifi/wtb jlub jn htnQbasbjvyer#»
tl;ayl bes wajfcrs'cynfyeb/bann jo fpienng
ein wenig wajfer au jf bie gluenbcn toleitn/
gat ban plawes fewrbauo/jo hat es jein ge
nög/ J)an geufbas wajfer ab in ein fchons
gefchin/ t»nb la0 es Falbe werben/jo fyrtbe jt
bu gelcuterten jal0eter in bcmlcjfcl.
ater ain lere wietnan Galbctcr
gerecht lauter wgöt maehm fol*
Yj\ 3kbu falbeter IcliteHt jo nymm ber
ijj boi gefdmben laug vnb th& ben falbe
terbareyn wnb lafynals lang fy eben alls
man fyjch jeubet/»nb geufyn bahn a0 ynn
ein fch^n becFet, tmb laf yn Falbt werbenrt
tmnb |chytt bann bielaugauch ab bem jaU
beter wib in ben Fejfcl/bn laß b$ fiebert \)in%
bas bas riertail eber ber halb tailwn jy<b/
*mb bas t^ö benn aber ab bem fewr / laf cs
Falbt werben/ vnnb geuf es bann aber ab/
ortnb nymm ben falbeter hcrauß/b^ryhrt
ba(F wol/ uitnb aljö jolbt bu ben göten faU
0etcr leutem/ber üoiauch geleuterc ijf.
aber ein gute lere tt>fe tuan £tt>
wan ml 6al0etersleutern foll.
C^3lbt bu jal0ecer einen jentner mynber
-^ober mer leutent/ jo nym lauter wajfer
ober weyn/bn t^ö ben falGete r barem/2iljo
bas ber |<il0etcr nit fayjfs werbe/ bttnb bas
bes wajferblojfain junger für ben falbeter
aufjFgang/bnnb thö inbber ein fewr/trtinb
jö er anfad>t3ejlebeit/jb mm bn t^ö $& eint
jentner ein pfunb Balarmoniacbnbb. loe
jpongrön ober als byl glitten galiijcnfFatit
»mtb |cub yn in ber laug/als btch by0 büch
bauoi geirrt hat/unbgeuß ban basab/bnb
laf ben SalSettcr gfton/bunb thü bann
bas wajfer b0er eyn fewr bnnb jebb bas a0
srallsbyUlsbb*/ bnnb thü aber ein pfunb
& ifH
21
©alamtOtttac? &Arcitt/»nnb fo es gejottett
ffy ßls»os/(o geup cs ab »nb lßpes geffeett
»tyittben©alPetterhcraup»itblttpytt wol
mtcFttctt/fb hoff bugötett wol gefeiltere e
©ßlbetter.
«Neman 0albetter leuttern vn
(yebctt feite/ ber xm ßttcb gelcut*
ttxt tff »ttttb m'tgttög.
—y 3^ bu ©ßlPetter (yeöctt »ttb bett gc*=
vJJ recht feuttettt/ber »o? auch geleutert
«*ff/(b ttym ©ßlbetter ßls »tl bu fern gehabt?
magff/»ttttb t^ö beit irt einen göttett t effel/
lege )hrtebett/»ttnbttyme bat mein ^ololeirt
myp beit ©ßlPetter wie »tl es fere/vnnb als
fen er Sfti'chiWtßitbem^l^Im ba ffupffeirt
locblitt/»tmb mt?er bas jeicbcit brey ftttger
$taitt hoch »berfKbßuff/»nttb ba ff upffe
ober ein locblitt/»itb »tytft »aff gfittcit effig/
»nb tb& beößls »tlbareyn /hmsbcrieffyg
gangatt bßs oPer (<?cblirt/»it thö bemt bett
tcf|el »Per ein Hain fewr/»nb (ö es anfaebt
lawen/fo fßim bie »itfßttPertcit oPett ßP gßr
wol/»mtb fo es erwallett r»oll/©o mm <Sa
litten ffeirt/»itttb tegebes emffucfbareyn /
»nnb lap es bßrttt wol erwalleitit/vititb rure
es »Ott ßttfßitg fittltdv»»trtb fo ber©alPet*
ter »berßü ^ergangen (ey /©o tty m bentef
fei ßb bem fe wr/fege yl?tt ßtt ey tt haymlicbe
ffatt/ba es fallt fey/vnnb ttyetttattbt wan*
bei barjö hob/iDarumb bßs btr nichts bar*
ein fommc/jDann t»ßs »01 ffatt/»nnb (o er
ein Haines »berfcblacbe/©o getipynab ytt
ettt (aüber geffby rr/»nnb lap y hu fßlt wer*
bett/»ttttb (ober äfftet) crfaleett./»ttnbber
©ßlbetter barytm geffabt / ©o ttymm bett
£e(fel/»nb geup be/£fficb (ßutter»nb ffbät
ßbe/ ©o baff ba ßüt gätten geffbaybemt/
»itttb wolgeleuttcrten ©ßlbetcer/»mtb lap
bett ©ßlbetter in beut feffcl/»mtb t^öe yptt
$ö eyttem offen ber warm ffy/»ttttb f er ypt*
»mb bßs er tvol er fftfebe »ttb trttcFne/ ttym
bßtiit bett crtrucFnetctt ©ßlbetter/»ttb lege
y£)tt 3Ößtnem offett auffein leberlacbenn /
»ttttb lappt wol bürte werben/ye bö'rrer er
Wirc/ye beffer er wirt.
3in bc^erung t3CB 0albetters /
wann er gttöge gefette
tcret ffy.
Yv 3?m bett rürffab ob besjergattgn ©ßl
X * betters «up bem feffel/vnttb fptennge
b46 auffbie gtöenben foifeiw/geyit ce gött
fryfeb 3t»»r^/»ttitb in etlicher map plawes
ferner/©o tfi ber ©ßlPettcr feytt»rtb göt/
2fPer bettfcbbitctt Ißtttterettßbgoffett efficb
foltbtt t^ötttt inneinen febottett t'cffd /»ber
cytt gefugte ^ct»r/»tiblßfybttfycbett
er halber cyttgefottenfey / »ttttbttymmeytt
bßtttt ßb bem fet»cr/tj?u bßtttttt gleycb ßlfe
bu mttbem »ort'gett t^ßit hßf/2>ßttit ßlletit
fö er geflßttb /(b mßgjf bu tvol bett Ißttttern
efficb ßPgyef|ett »itttb ynbehßltett.
iX>ic ma n 0a Ibcttcr t>er vor e vn
mßl geleotterctiff/^rt bem ßftbereit juSte
leuttern foll/bas er freb febbtt retmgc
»ttb febetbet »01t ßllem bcmbß6 tttc
5Ö jm gerbtet »ttb bßs rn'cbt falett
Pßtt/ttocb mag /tvßtt bßs es
gätter gerechter »itttb
IßutcrjßlPetcr tvtrt:
»ttrtbtff ßuebbte
beff futtffe.
Comulaober ßlumertyjpßrtt'cutn
X ® öttriolum romßttum / »ttitb|ßlcoitt^
muite/»rtftblegees mit betitßitberett fyebeit
bes fßlbetters em/»nitb bßs t ff »ßff ttutj/tff
ßueb bßs ßller Peff ju bem ffbßtbett bes |ßb*
petters/2>ßs yetttßitbt gefaben mßge/»nb
bßö Petvßre teb ßlfo/2llumeit bas 3ettcbt jä
)m/»ttbtevletfem glcycb/ßlsßlßtttbe matt
tttbett ©ßlbetterlegt/fbmattjttmert ©a£
commutte bßsjeucbtjö jm^vitb tbßyltfetrt
gletcb/ßls (alern plueffrcm/yfpßtttcum /»tt
»ttrtolum rotttßmim/ßttf heben ettt yetitcb
fpecteober mßtert/»tib »ott bett »otgettßtt^
ten fpecten müf es (ettt tvurcFen/lßuff »ttb
tßtluttg hon /»ttb t»y(3recbtcr tvßrfieyt bas
bfptttcbcfcelec.
i&rt leere jolt bu t»y ffett /y ^cbycFer »ttb
yc mer bu bett ©ßlbetter leuttcrff »rtD ffbey
beff /yhemtttberbtr bes ©albctters tvürbfc
»ttttb fcbtvmbet faff/ßper tver jm alfo t§üt
fo tvtrtber ber aller toneff »ttb Peff (ßlbetter
beityemattbegeljapert mage/»mtbr»yrcfff
bamttfßfftvol*
Out) alfo ball ou baaor in bi'fem
böcb/gar mengerley tveyff »ttttb göttcr ge
teebter fotmt / wie 0» roh wwgefcbetbett
22
vnb bitgelcßtterttrtGalbettemb anchbe
©albetterber geleutcrt vnb gcfchatb
eniff/« ioch basleuttcm fcbflibcn
vnb rainigen folt/ ttun (lat
hernach wa bey bu er*
tarnen foltob ber
falbetergn&g
geleiitert
jeyo$
nie.
Kfäi&irtbrt vergehen fble/ob (albetter ge
■^nüg gcleutteret fey ober nic/fo nimjeirt
eilt wenig vnb legin auf? ainen gluenbcittt
folennprinnter bann fchon omt fprinng*
enn/lOnnb bas er nittvber fich plagett |o
iff er götvnnb gerecht/primtct er aber nitt
fchon vnnb pla^ett ober (ich / £>as iff aitin
jatchenn/basehrmtt gnög geleutterc i|f/
bcnleutter ntecr.
JPiemann setifalbetrerver
ftfchcnnfol ob er mit falQ ge
mifcht (ey ober
w'c.
^^^htufalbetter vcrfuchenn/ob ermitt
'wfal0gcmifchttobergefeIfchett|ey/©o
«im jf inn ab cum halbe weijehe miß / vnnb
leg basauch auffetrm glücnnbenn folcnn/
obberanffeinemt praititb/ber wol glöett/
prinitbter bann fchon auffbemfc’olcnn ob#8
eraufföcm pramtb /2lllsob er vnnberftch
wolltte/fb iff er oit fal% vnnb ifi gfitt vnnb
gerechte/ pra^lete er aber vberfuh/bas ifi
aintt jaicbemt/bae |al£ barbey iff/vo: ben»
hücbicb.
JPiemaii Tibeter on feo>r
bewaremtfblob er mite
(alsvermifchett
fcy.
►cTOchm&httmanÖalbceter wolver*
•^-“-fuebenn onfcür/wcr ©albetter nemc
alsgroßalseinn welfchennuji/ vnnb thett
bas if^im eimt faubers fcbufjcleyit bas nitt
(cbmaltjigley /01111b getifj baran eimt wc*
mg waffer bao lauttcr vnnb fallet fcy/vnnb
laß ben Salbetter eiim iveil barinn ligemt/
vnnb ivann bas gefchichc (b fcich bas wafo
(er ab vnnb verfücb es init bem munnb/3ff
bas waffer gcfal^enn vnnb batt ber ©all*
better Vöff abgenon»menn/2(l|bbas feymt
vilminnberiff bannvoi/basgat vOnnfälg
$/ifi feinn aber niteminnber bann vor/
vmtb ifj bas wafjer w'tc verfalle»»/(o ifi
er göt vttnb bewarf Ort 3 weyfcl bas magfiu
welfauffewt.
£>b t>u gcleuttcrtrcnn 0ak
better faufjfen wellcft fo fiart fyt»
«ach ain götc leere auffGal
beter jüt'auffen/bcrerff
vonX>eneoig tom
ptb3 man ba*
mitw'tbc
trogen
wer
be.
aGifi ein befunnber funnff auff Gat»
better 3äfauffenn/als er er jf von X>e*
itebig tomptt/wann bu fumpfi ober cinrt
gejehirr mittGalbctter/fo ftoßbie hannb
bareinn wirbt lyebamt fcicht vnnb nab/jo
ifiernit gut blcibttfte aber trucFeiin/|Oifi
er göt.
3ber wie t>u guttenn 0al
better erfernten folti
7Y£rrfüd> in mitt bem munb/ifi er bann
VA.r4ß; bitter vnb gefallen/ ©0 fff er nitt
gütt/3|i er aber fafl pi^enltcb Vrtb fcharpf
joiflergöct.
Sberdii leerewfe.man ten
©albettetfauffenrt
(bl
7T| sicher Galbetter glattjapffett ifi/
^ 2?cr |elb iff gött/bes mag ff wolfauff
en/aber welchem! ©albetter rauch 3apffet
iff/bertff m'ttgött/vwtb roher miltterSal
better iff auch nit gut.
£s ift saeettlicb kauffleur gwon
lieh in allen fachen/bamt't fy vmbganb vet*
teil f&ch<n tva fy funbert ober mögen vnnb
barburch fr t'auffmanfchaooffcgenngcrtt
vnnb gefchwarct wirttbasbie leut bie von
i$nn faufjrenn wenennbt fie habemt gut-»«
temt fauff get^an / fo werben fyofftt von
in beerogcit/TOnnb befltnnberanbem Gab*
i>etter/©a iff grof? teiifcherey auff/öarum
ffatbauo: vnbhtenach wabey man erten*
itcn (bl gerechten vnb guten ©albetter /ob«*
erwa mit man wiffcu mag welcher ©albet
er vcrmifchc (ei mit fali3 ober mitt alanb fo
fintman auch in bifem bßch bauon ge
(chribcn wie man ©albetter von
aller vnfauberfeit (chaibcnn
fol/vOnfälQvnb alan/
nufinbff aber her«
nach/roietn5©ol
beterfauffefol
bernit gnög
gelebte*
refci ff«
23
" > -----T------
M-tf^rtbefimbere trnft /ifltotff©albet*
\rXux setouffemt/ber noch m't recht auff
(ein ffattgeleuttert vnb gefchayben ifl/2tls
er von Venebig totnen ijt/merd5 wol/ man
fyrtbtBalbetter/gfittert/23effeim/bert aller
boffen Balbeteer/manfinbt bergemenngt
i|t mit allattn/iDer tfl in bem munbe' webcr
3epitternoch 3e(5f/fan|?u bamtbe« allanc
wolvonbcm©albetterfchayben / fo »nag
(in bes wol tauffen/aSer fein Wirt ligel vnb
m&jl in hoch theur tauffen/Vnb verfachtt
beralartt noch basfafebich gleich nichtts/
(geift wolbemfrancfengött hieben (al0e<*
terverfcauffen/VDannfem wirt vil an bem
gewfchtt/aber It'tjel an ber fchaybung vnnb
leutterung fTCanfintauch falbetterber nitt
* gematit gutttff-5Daii bas er ain wenig grob
lieh gefeubert vnb gelentert iß/gleich als er
min von bem$erg vnb (iain tomenift. Vnb
ber felb i(t 3Ö ertenen in bem murtb/ gar vaff
ifj er pitter/vnnb empfinbefl bu weber (alg
noch alant barinn vnb iff er lantter/2>en fol
titfauffai/yc lauter yebofler.Wattn ber (eil
teret vnb (chaibetfychgerenvafi wol vnnb
wirtt Soffer bauon /bann auf bem vorigen/
tTTann fynbetöal&etter/ vnnb mann fol yn
fliehen« Sey buchen ber tugffein/ober fonfb
inßain h$ent vnb lochernber Äergen/al«
an feöchtenn maurenbie vnnber tvey len er*
trncF nent/vnnb vSer etwanlangwiber nas
werbent.
3t» vnnt»er«?eyfung wellicber
QalSetter ber aller treff *
tigefhff.
föltt tvtffertrt/mit rechter wavtyeit/
Obas ber wflbt Qalbetternitt alls vyll
trafftt hatte / 2Ü(s ber ©albetter ber wech*
fetyhnn ben heufermt vnnb ihn benfelern/
ann ben feuchtenn meuremt bie vnnber wey
lennertmcfnent vnnb etwann v$er lang rvi
bernaf rverbemt/ Vnnb wann bu haymy**
(chenn Balbetter woll vnnb rechte leutterfB
(b chöt (ein einn pfunnb alle vill mite fey ner
fraffc vnb funheyt/Slls bes tvilben QalSet*
ters b:ey pfunb ehän mechten.
TRun ball du Dauo: alle Die vnder
weifiwgvnb lere bie bann3Ö bem falbetter
nuQvnbgöttfeinb/nunflathernad) welch
er fch webelber 8# iff/vnnb bar*
nach wie man noch ff er
cf er machen«
(ollbann er
vottff»
Y üSSettbiger fchweffel ber tj ber aller
IJ Soft ich webet/wann er tff ffarcF vnnb
gött vnb tff auchfchnelljö feur/vnpiaucht
man (ein nit als vil vitber puluer als bes am*
bernfchwefels/SHsinbifem $üch hernach
ffabtt.
H)ie man feb webel berertten fol
bas er 3Ö bem Suchflenpuluer vnb &
allem fe wrwercP nuQucher/frcfj*
tiger vnb beiger Wirt,
bannvo:.
pltu glitten fchweSel mache« föttyrii
»rociffen fch webelauf ber träum/Vnb
3erlaf ben inn einem y rbut gefchirr/iDas er
wol jergang/ Vnb nim 36 einem pfunb (ch*
webeleinlotfecf(ilbers/2>as mit fchwebel
getobt (ey vnb rur bas vnber einanber/ Viü
ten weirt/(o Wirt er (o vill befter truefner/'
hihigcr/vnbbofler.
3lfo baftu welcher fcbwebelDer
bofBifJ/auch wie man in btffer vnbtref
tiger machen fol/Danneranjhm
(elböi(l/t7u volget hernadh
wie mamtbae aller boff
(ol (oll machen«/
bajmange^a
ben mag.
3lt bubie aller boften lole« machen«
(jj bieyemanc gchaben mag jo mm weif
tennin hofe /albarin ober linnbin hblg/ bas
frifchjcy/Vnb mach baraufjcheytter/vnb
bon (y in einem pachoffen vnb verfienn fyc
3Ö eyttelfolen/vnb bewar bas bie (cheytter
fainen o(chtha0en/vnb nim bie fölen att(o
frijeh/vnb th»i (y in ein SecPm/vnb lefch bie
folen mit getrenntem weyn/vnb warnt bu
bie£olenaBle(chenwollefl/fluri3allwegei«
boefin v0er bas anber/ 2>as bich bie flamm
»itverptenne«.
24
®olgt bernacb/wievnwamitt
man bas Pol /Preffcigen »nb ßcrcpen fol b$
es yn bem puluer nit ermerben mag.
"O folt atriment btc Polen
tJßercFc/bas fy nit ermerbcut/'ÖOatt b$
gefcbicht faß »ub »il/bas basPol in einem
buchfen bnluer »erbitrßt/So bas puluer alt
Wirt baßey attriment mt tfi/i?ät man atri*
ment barjü getljoit bas es nie verboten me
re/jDarumß ßercPt es bas tot
VOic man $ß5tno puluer das b$ft
toi machen fol-5Das man gefaben mag
wietyemadi »olgt.
—-^2lsallerboßPolbasycmartt gel;a(?cn
U mag $u jtnb puluer.Wer bas machen
8>as gar mol »ub fchongemefebenßy /amt
«Ues ßercPen »itb fanber crucFuet /»er Siefie
basjö puluer/n einem yrbüt hafen/»n tffch
es rtienbert mtt/iDu folt ben tyaffm fet$enn
lneinen§ayfJenoffert/2)annneirt fear fey^
IDas bas tujchlach barinn verbrennen mag
jDttfoltancb ben Raffen mol bebecPen/ bas
ber buitß nit banonn mäg/^as Pol iß über
«UesPot
TBun Hat bernacb tu mengerlev
waßmiemon götpöchßn
puluermachenfbl.
^ CEnnbn milbt ain gemailt puluer ma^
CjL/dten/fbrttm »ter pfunb ober wer gern*
ehtfalßetters/wtbjmaypfumtb fchweßels
ein pfanb Polen/vnb inufch esmolwtberein
«ttber/basha'ßteingemam puluer/»nb bj
puluer iß gut aufföen Panff/»nb man mag
es mol geben für ein Qcmain göt puluer
VOic man ein boflerspuluerina*
ü)en fol/einem Biber mann auff fein fchloß
ober yn ein *£rfaroc Statt.
««Y Jfc» »nachenein hofier puluer »nb etrt
\li ßercPers/bann bas »oiig iß/Bo nytn
funffpfuttb falßetters/»nb jmay pfunb ßh
webels/ein pfunb Polen/vn b roujeh es bur*
ch einander faßmol.
IPie man nocbein bSflerspuluer
machet. e
yre^lt» metditn ein boflers puluer men
tu bas banot/banttt man metter ßheußt
smb ßercPer fchtefien mag/2>annmit bervo
rigen einen/fo mm ßchs pfunb ©albeters/
mtb jmay pfunb ßhmeßele /»nb ein pfunbe
Polen /jDaswirt eutgutßarcppuluer/wmb
ßheößtmeyc*
IPieman ein buebflen puluer bo:
ten/unbjö reJcbenPnollenpuluerm«*
chenfol.
CC^^Jltu ein buchfen puluer horten/ VOen
^ bu es mol vit ßhonmußheßburch eilt
anber/melcber mifchung bnesgem fjaß/fb
t^ö (ein tnangrofienmotßr/op in aYtßäpf
als wt bu barinn gemachen magß/vmtb be<*
geifibasmitgöttemman eßlch/ »mtb ßoß
es mol burch einanber mitainem hiltjinßof
ßl/wtb mach es aljo feucht mit bem eßich/
2>as es (ich laß $ö jamen trucPen »nb pallen/
wie groß bu bau bie PnoUen puluer milt
ben/sDarnach nim ein »ergieß fimvat tieffs
tügelin ober ein nepfflein/ober einPupfferti»
ßbafon trucP es alfo naß barein /als ber aine
Paß meinem napffbaucht/ "üOnnb ßur^ es
bann»mS auffein pret/fo gates gcrenauß
SDer puluerPnollen rnagßu machen / als »t(
bn pitluers haß / »nnb ißesinn §ayfßm
Summer / So mage mannbye Pnollenn
mol borrett an ber fonnenn/merbes nttt/(o
muß man jy borren inemer ßube/bie mußt
manfenßcigPlich mermmen / »mtb mußt
bas tljört auff:$etyen tag /2>ie Pnollenn folC
man benn nemen »nnb fol fyelegen/in einit
bur faß/ober in ein biirre legeltn/ wnb f«5 es
amt ein trucPne ßatt/JDa es nit feichtt £>aß/
fcas puluer nimpt nit ab »mtb iß gött/ wie
langesmert»otaKen hingen ß manbaspul
ucr trijcPnet in ber ßuben ober fonß/fb joll
man es ße§ütten »ot feür »n »ot liecht/man
es Pirtbts niemant erretten/»« ge jchach gtb
ßrfchabbauoit*
VOic man puluer macbenn fol/58
ßachßn »ub 3Ö feiiwr pfeylert/b$ gar
götmirt.
c^^ltn puluer machen/ büdtfen ober
femr pfeilen/ß ßoßbenßlßeter ße<?
funber »n mach t’nals Plein/baser fich ratbS
laß burch einengsßb/als einn pfefjrer fyb/
inagßu es nit gebaßen/fo nim ein meytetttf
rogPen peyttel/TOnb peiteln in barburch ytt
einfdiaff/vnb waeinbem peitelober ftß bc
leibt/bas ßoß mer/hurt^ bas bues alles l?itJ
burch mugeß bnngen/»nb t h& ben peytlet«
tenSalbetterbeßnnber/barnachthö bem
ßhmeßel/als bem ßlßetter/»nbthö in auch
befbnber/»nb ben Polen gleicher maß alß/
»nb laßyetlichsbejbnber/»nb müfehsnad)
bem gemidtt burch an anber/auffbat fo:m
«lsbu»o:in bißmböch geleret ßiß/ob na<h
bem gemichtals buhernad) tnnbißmßöch
mitgöttervnberßhfltb gelert atrß.
25
JPiemanknollen pulucr mache
föl/auchgöt (chtvefol Perlen,
folt itemett jwcy pfurtb Salbeters/
Oaütpfuubt fchwebelsPen3e»/ey«wter
buitgc Pole»/wb 3erlaf be« fcb weffel w ei»
em ty gel/wb fhy tt be« (albetter wnb bie
Pole« wolgeßofje» barei»/w»b jeuch me»
grofie» fabe« barburch/bas werbe« bie ab*
kr Qtften (cbwefjxlfc'ergea/bie yeurattbt ge
hälfe» msg/auch laf? es Palt werbet» in bet»
tygel/fo $aßu bas aller beßP»olle»p»l»er
bas yeroa»b gehaftutmag.
Jtemm eifern nacbgefcbribenn
Capttelßeet/wyenta» bas alter beß
b»d)|e»p»t»er mache» feil / bas
yemant gema<he»Pa«
ober mag/»» bas
es»ymerwer
burbt»
^ Y^ßtubas alter befi 2$itcbfie« puluer
vUntachew/basyemautgemache« Pa«
Ober «»ag/fonym bn'ttl^alßert ccut«er ©ab
bettet/ain centuerfch weßel/wb frofl bas
Witbereinauber wb wygeesba»»au$ mit
emerrechte» wag/w»yro allwegbe» ad»«9
tete« tey l Pols/wb breyffigtße» tatlSalat*
mo»tacr/w»be halbewteil als (alarmotttac?
ßlitargiuis/wb ßoßw»b myßh bas w»bcr*
etttatiber. "0«b «tu» yejö breyflftg pfurtbe
3cugs/b:ey Ist be mercurto fublintato/ wb
ui» tot campßcr/wb fu«fflotarßrticum /
Wb tl?ö ey» wemg falbbetter wafler barjö
wb mtjämlwb ßofj bas bamitab/bu {oft
ber ßmf Pems r«re»/w»b jott bas puluer w»
fetoUe» laßeu/wb basgar wolb&re»/3ß
baitttber ©albeter wofgelewttert/Wi» fiubt
bteanbem ßucFauch göt/|o werbyrbetbas
puluer»ymmert«cr/w»bpletbtallweg göt
£Der recht Wo gut büebflen pul
wer machen wit/ber wolgbijem »achuolgc
bet» Capitel/wa»»bas weyßtwrtb lert gar
0e|d)eybe»ltch/gcwyj5wbgewar/wyent»
bte fpectcinbaraitf5 mait bas pulucr »»ach»
fbtt/yetlt'chs nach rechtet» ge wyeht tteme»
wnb myfehe« foit/bas |ei« weber jöwem'g
»och jötnl tß/wttb bas ein göt ttor» puluer
barauß werbe»» möß/wa»« es gefchtchet
offtwbtttl/bas puluer w»»i»3 würbet/
wem» mar»t» ber mit etttem ßucFe ms
(o barju gef}ote/3uwe»tgober jft
Wtlttympt/£>aru&mercF ebe»
wbyrremcht/wa» es
ißet« gewiß lere.
£-y»3t» gewyßrechte lereaitff buchßett«
tLpuluergerecht wwbgötsömache».
jDi» folt»cme» ein götte wag/wb lege auff
yetwebere ber wag götte» gebutterte» fät
betterge» et»a»ber/gletch wege/wb «yi»
bawemfälbctters tetl/obber wag wb feg
be» (elb e» teil ht»/w»»b gegen bem belyb^
«e» jalffatter/leg auffbie et» gleich gewich
te/ßuil göts fry | ch fch weffels/wnb we»»
bas geßhicht folegbe» (älbetter (?i»/w»b
«ym bam» be» belytfen tayl bes fcbwcffels/
wttbtail f«t» ycgfltcfrs gewicht/ wb wen
bas geßhicht |o leg et» teyl jeh weffels §inf
w»blaflbe«a»ber»pletbe»/w»bwa«w bas
gefcheße« tß/©o lege bem plibe» tl?eyl bes
jchweffels/äö a» gleichem wicht/(o vütan
rte»oberliiibe»tol/basttttofFtgefje$t§af>
w»b»it mit wafler affgefeßfey/wb wenn
basaljo 0efcheuert» tfl/fo legebe» teyl bes
fols ^t»/»»»b be» ßeltbe» (chweßvrl t^aylf
ge« et» a»ber/yetlid)s gewicht fomtbes o$
ge(chribe»s toles/(ö bas gefcheße» iß/ ©o
»y m ba»i» barwach allobgejchriPe» t^ayl /
be» falbetter/be» (ihweffet w»»b bas tolc /
w»bmyld)altesw«ber ey»a»»ber / Sb
bttymmer bo(l tuitbefl w»b t»»gefl/wb
fo esaljo gemyfehet fey/jo ffo^ es wa[5 wo!
y^e mere b» es (ipffef? /w»b ye tlemer bas
puluer wtrbt/ye tuner wb ye fchwelter pul
wer w»rbt/w«b la^tauch befler petber /
wan« es angejurtbt wtrbt/»»ub borre bas
puluer woli» eynem götte» pecFi» in ey«er
warme» Jfubew/wblortber hyettebteh wo i
fewer/^rtttb t^ö es bem ofe» «ühtjöttad»
wa«»esempfacht wo» ^y^gfeydjals wo«
fewr/2ttjo haff buey»gewyßgewycht/w«b
wiebu be» jeuge jollt au(jwege»/w»nb fach
aber a» jöwege« a»ber» jeuge /w»»b t^öe
gleych als wot. ttlercPe by(e leere e0e»» /
watmfy ifibyc bejl/»»»bgewy|cjl leere (b
(yet»»byjerru«fl wberalliff/waitrtwelch*
cs3engsmert(l/ba»»es(ei»(ölk »ach by*»
(er lerc /So haß t>u ey» wercPe gettgKch
wmb(b»flgetha»»/w»»b3ö ber»
3euge »erberbet/X’rtwb wer
bife wotgefduibe» lere
werßatt/bemtßa
ge»ög.
Wielicbtier seng fcbicket
wo» bem ftofle».
iS.»» bube» jeugeßofleß/Sowirbt
fX/w w»ber et»a»ber werwa»belt/w»»b
26
wirbt ein wenfgfeuchtet/bca (ölt btt nicht
achten/wenn esgnög fey geffoffen/fo itym
es auß »nbborr es wol/fö werben groß fnol
len ba/»n 8e£>ebtfich bezeug an ein anber
bie f nollen laß pley ben/wenn ber jeiig »er*
burbt »ilmynberanben fnollen / wann fo
ergerdrenwirt.
Oölgt bernacb von veroozbne
puluer/wie ntanbasaud) in etwa mengen
lay weyfe wtber p:inge/»n göt puluer
wtber barauß macht.
I0e ein puluer »erbotSert »btt alter/»«
ift bamtocht ber ©albetter bary i tne /
»nb ift gut/0o ny m bas puluer Amb feube
bas ntitt gfitttem wetrt/»nnb rure bas vaft/
§ynr$t& fid) »o: bycfen nie wolle laflctt r ö*
reu/wmb tj)fii barttt bar$ö fryfeh f ölen / alls
»ilbufeinbebarffeff /»nb t^u bas beittt y tt
«ngutteitbatttt facF/»nb tycndr bett faefe
wein batffe ff uße/ljy n£ bas bes puluer wol
getrucFrtet.
VVietmn beflj puluer vonn eyn
anber (cheybet »nb wiberbrmge.
«y^3ltbu$o0 puluer »Sein anher (cbey
(D ben/»nb wiberbrtngen/00 nimjbas
puluer »nnb tf)ö bas in ein 5 wylcheit facFe/
»nb t^ä wem in einen feffel/»nnb feub bas
ber wal»0ergang/»nb bencPbcnfacfmytt
bem puluer barey n/fb geet ber Balbetter in
ben wein/»nb pleyßt ber fd) webel irm bem
facP/»nb fchue ben wein ab/bas er fale wer
be/»nb nitftben ©alßeter §erauß/»rtb feub
ben wein anberff /»nb tl?u SalamtoniacF
barjö/fo jehaibet es jtd).
VPie man verdorben puluer an*
berpmtngertfoll.
£Y»S gefchtcht »il »nbbycf/basbes pul
tjL ^r »on alter ßoß wt'rc/»nbbasPol 3S
feud)t wirt/ober bas ber 0albetter nie wol
geleuteere iff/»nb bas bes puluer »erburbt/
bemfoltuaifo wiber §elffcn S)ufolt nemen
gStten geptannten wein/ »nab (öle bary mt
|leben 0alßerttca/»nnb Öalbetter gleich /
»nb folt bas puluer alf > mitef>ayß ftebenbß
wein be|d)uccen/»rtb basbarnach gar wol
ff offen/»« (olt nemen yrbitt b«fen/»nb bie
bamit fülle wol geffoffen/»« foltbie tyafen
wol »ermacben/»nb bie Isafen fetten in eine
bachofen/berntt 3ut>eyß fey/»itbas puluer
in ben fyafen wol trucFen wotben |ey/(o nitn
esbamt herauß/»n»berftoß bas ein wenig
»nb nie juu il/fo Pumpt bas puluer aller bin
ge wtberju jm felSer/vnb wirbt befler barm
es »01 ye geweilt iß»
3n tnfem naebgefebnben capfot
ftnbeffit gar ein gewiß »nnb götte lere/wy e
bubte btey ffüdV©albetter/0d)wcbel»n
fol/wannfy geffoffert/»nbfy $ö einem bu*
d)(enpuluer»nber ein anber gcmifcht feinb
wiber »on einanber fd)aybeft/»nnb bas btt
yetlich (lud8 befonber »on bem anbern
rtimfJ/alsehe |y »nnber einanber
gemtfehet werbe.
3^ puchfjcn puluer »on cyn anber
CU (diayben/allfobasbubcn 0al0etter
als weyflen hafi/als »0:/ »nb ben jdjwebel
benanbern wege/tmnbbastolben brieten
weg/»nb bas yegblichs als frifd) fey/alls er
»Ot i(i gewe(cn/0o ity m bas puluer als »if
bu wilc/»nb t^ö bas in einen heiff:u e(ifid> /
bas einbnttcil »ber bas puluer gang/»nnb
laß es ein weylfieen/faym bann ben fcolabe
miteinem tuchleyit /bas gefrannen fey $wy
(dien einem gabelein/»nnb fd)ütt bamach
ben efftd) in einen jwildjeit jadP/lö geetber
eff ch barin ber falbctter jergattge ift/burch
ben (aef/»nnb pleybt ber (ch webel inn bem
faef/wann ber (d) wePel mag in waffer nitc
jergen/nod) »on feiner feud)tcn/als 0als*
beteer t^öt/ber fd) webel mag auch nie er*
werbert/»nb barnad) (0 ber facF er(ey §e/fö
woll ben ej]tch »nb (eub jn inn ber maß /als
roannXNfch (eubet / »nnb lafje bene(ftch
barnad) fale werben/»nb )ngefion/»nnb
j eych bann ben falten efflch a$ / fo ftnbeff n
ben ©albetter art3apffemt/bett 0d> webel
(oltbu wol erwafchen auß waf)er/(ö wirbc
er als lautter als »ot/aßer bas Po(f e fchayb
waffer in bem efftd)/|o bu jn an ber erftenn
erwollcff /fo t^ü barein 3(panicum/»nnb
galy^cnffeym
£6gcfcbicbtolftt vnnt> vil t>a $
puluer »nnÜ0 wire/»nb bod) »on alter we«
gen nie »erborben tff/nu ber geprech tfi bas
ber brewer (fuef eins 0al6etters ober fd)*
weffels/oberfols3Öuiliff/bey ben anbern
jway ff uefen /wie »nb wo bey man wyf
jen folle/welltches ffuefe 3Öutl bey ben
anbern ift /bes wirff bu gar eigene*
lieh inn ibyfern nachuolgennbcn
Capittel »nberwtfen/ fö fin*
beff auch funnff bauot/VOie
man follich puluer $ef>
jern»n wtberptin
gen »nb gute
machen
fol
&
27
f\ 25 bk du pulu«tmber bau h<*ttb font
thet/bas juuil ©alßctters /ober fch we
fcts/obcr fols 3Öuilf at/vnb wolches ff ucfs
«über benbreyen ffucfen jdwl ba wer/wift
bti Wiflen/welchs ffucfs jöuil ba iff/fo p:e«
bas puluer als groß als ein wclfche 25aum**
miß/auffeirtem glatten feein/ife ban bes (al
betters 3ÖU1I/I0 pleyßent weiß rotte fugeltn
ba «uff Dem ffatnfaren/weren ben bes fch*
wcbels juuil ba/fopiiitutber fchwebelalU
tveglangflam/barnach jo bas puluer »er*
piinnct/*£sfeybannbasber jehweßel nye
wol geffoflenn | ey/wer bann besfols juutl
ba/ßpleybentbie folen aljo roße /vnb alte
cinröp mitgrofler vnnfauberfaitt/bey ben
vnberjcbei&enverftefyefibu wol/*v#lid)es
ffucfspumlbaiff.
Wiemm verdorben puluer tvy
ber pnngen fbl.
<D bit ein pmuer jehaybeff/vnb cs wU
ber vnber einanber temperieren witt /
fo nym jway pfunbtbes falbeters/ mb ein
pfunbffhweßcls/alserbirinbemjacP bly*
ben iff/tmb bes fols nach feinem gewyeht/
basnym redytvnb thöjunff nichts barjä/
wannbasbubasabffofleff/jfnaceto biffil
tato/vnnb tafle bann bas puluer barnad)
garertrucFenertnanit ber QOnnemt / vnnb
c$ö Confoitatiuum bajft/alö bich ba$ böd)
hernach auch lerett wirt/fö h<*ftbu auß bo*
fern puluer faßtet puluergemacht mb ex*
newert.
PPiemantHis weytre febveflen
befipuluer machen (ott.
ytr3ltubas alter boffpuluer machen 38
11/ wey tten fchuflert/ jo nym brey pfunb
©atbetters/ein pfimb grawes fchwebels /
3wen vierbunng £olen/2firt halbes jatttar^
fenicumalßum/bas tff ein sweythcyl eynes
qumten bes weiflen opperiment/vnb ffoß
bas Kain 3Öfamen/vnnb ny m ein quertley n
einer maßgöts piennts wetnes/vnb ein je*
tit campflxr/bas iff ein h<*lb quin, vif laß es
ȟber ein amtber jfeben/vnnb wenn es falt
werbe/fo fchutt cs vnber baspuluer/vnnb
ffoßbasab/laß es woltrucfnen/ (b haftbu
bas wey t jehieflenbeft puluer bas yemanbt1
gefaben mag.
Mb erwyc mann ayn ftarck pul
ner machen folt.
pfunbtgrawesjchweßeis/vnb 5wen vier*
bung folenals voi/vnnb myfehbas ȟber
efn anber/bnb th& bas ui ein gtaßfih/taß bs
bann geflon/tmb nym robtBalarmontacP
alßnm/vnb putuerbasvnber emanber/ bü
th& bas in bem gl^ßtm t>0cr ein gefBg fcwr
*mb rure bas »über etnanber ein ßalbe jlub
t>nb folt nemen fiartfen gepianntcn tveyn/
vnnb (chutt bes in ein ayr(chaten»ol »nber
bas puluer in bas gößtem unbrilr baswt^
ber etnannber ßyn^ bas bes puluer mbber
tr liefen veerb mbmifd) bjben wiberanein
anber »nb ff oß bas vil ivol wib fab bei» bas?
ten teil ber pö’chjchen bannt.
tPiemangar dnnmatllerltcbcs
nui3 nmtb göts fchnells puchjeit
puluer machen fot-
3ltbuein göt buchjen puluer mach5
baj ba nuQ göt fchnel vnb (farcf nnrt
(onym barju ein pfunbe göttcr ltnben ober
t^nnenfof/basan ^ffegcwc|enfeye/»mtb
motteff bes pnluers mher madien/ fo wyge
btfe »otgenanten (pecte nach germcht/bar*
jft yrre md)t bannn/ober bu t^uff etnwerf
gen^ltch »mbfimff basnit »erfacht / »mtb
merd8 wol eben ein halben centner ©alpet-
ters/biaucht breyfllg pfunb fchweßel /tmb
breygehetßolbs pfunbfols/vnbiey pfunb
fpangrfin/unnb ein tncrbunng eyns pfunb
(alarmomacf/Diib fouil man bau eins mals
bes puluers nter machen wtl/als noi ffe et/
fo vtl mößmanauch ber »oigjeoten fpecies
letlichenach feine rechtegmichtmer neme
2CPYcniannoc^cTn
ff ercf er puluer machen fott.
jXÄ^lbu eilt göt ßuehflen puluer machen
tmb bas noch ff erefer tmb beffer wirt
bannvottbemjemichffffeetbaaoi/fo folt»
bubarjö nemenals vo.’ftcettmbgeholt bar
jö unnbbarunbersönemen/aingött weyß
pnluer/bas foltu alfo machcnt als ßie nach
ffett/lTlyme bes geprennten campffer ber
ba tff weyßein teyhvnb gep:ennten©alar-
moniaefber auch weiß ijf tmb leuchtet/als
bie prnnnenfeein jo bicfchwertfagcr haßen
achtcil/tmnbthüeeber Jivayer fpecic vom
fußftmato vnb ttlercuno bar$ö/vifthöbes
3u(ame in eine moifer/ffoß b3 alsofft vif faff
bu mugeff/ßtnobjein puluer barauß werb
tm ßiß es weiß wirt/tm bas iff bie aller ßeffe
lerebie man in ganger alchymey flnb^ mag
t$öaud) gar wenig von bem puluer in bas
bas gemacht iff von« Balbettcr fchwebel/
28
®nb fol/ain acht eefl eins lofce/t'ß guög/3«
etfi pfunb/bes »oigenartten puluere/X>$ ja£
bette? (dtwebels »nbfc'ols.
|£r2luey iß gor toftUd) in ber appoted*/
^ SalarmontocF iß weif? »nnb liechte/
twbfmb man bas SalarmoniacF in ber ap*
pentecP bermt gcprerottiß/bertfj amtbere
gefeit als lauter 3ud*er bae (Ine man in ber
appentct/Ztttunenmiß (chweri^lechtba©
fwt man im ber appentedVEitriolum ro*
mamrn tfi fofi&tr bas (int man in ber tränt
Öubltinatus mcrcurute tfi in teutfehgerebt
basgebtfhllieret f&ffilbcr/weiß fchwebel
hat ein »nber|chaib/e6 ifivnber bem weifen
aintt bofer bann ber anber/mcrcF wol eben
arfertiewm fpriebt jö teütjchopperiment ifl
niePofJbar in» ber appenrtteaV ylpamcum
fpriä)t 3firteu|ch fpangrün bas finbt man ge
mainKich/wo man in bißm Söch vivtb in
bifer gefchrifft pnbet bas wott feett / bas $e
beutratanberebannemtriertatl bae ifl am
«gairttat/j(tem ein halb Werbung aines lots
facit aut jtvay taileins qumtleits eins lotts
eins yetliche gewichte.
Blfo baftuoauorm tnfern buch
genüg/»on püch (en puluer/Hun (lab
§emad) ge|cbn$en »on einem an
jütb pnluer/wie mabas gilt
»nb gerecht mache (bl
(bttnemen beefchweSele/bcr mitt
V-7 Pacfft Ib er vnb mit ben getrennte wem
gefiercFtifi/aleinnbifcmbüch bauo: flat/
wie man ben fch wcSel Seraitenn fo 7 bae er
ht^tger mb ftcrcf er wirt/vnb mm bee Öal
pettereber etwa »il geratm'gec vitb geleut^
teretifi/reib ber payOer (inet jetltchs Sefun
berßar/gar vaß äam/awff einem reibjlein/
Drtnb (b ee ye tlainer wirt/|o ce y e Scfier i(i/
umtb nim beit bee tole/bas ba auß einnem
fchleifjlgenttfchlachln einem §ai(fen ofen
Ober fewr in einem »erbette ßafen »erprun
nett iß/mb bife fpette mifch nach gern ichtc
»aber einanber/alein bi(em büch bauoißat
mb thöbarnnber ein wenigeampffer/wtb
tntjüml/tfnbrür baewolvnber emannber/
mm bennbee Soßen geprennten weine am
wenig/fobuin gebabenmagfionb befehlt
bae pulu er bar mit bae ee feucht »nein we#>
ttig naß werb mb nit 3 enaß /»nbrur ee einn
weil vnber einanber/vn laß ee barnach mol
trncFnen/(bh#»3<*fti,tfetnegätan3innb
pulner »ab b3bb(l bas yemantgebaScmag.
iBunftatbernacb wie man gurr
böchfe« macht« fol*
tt^^lltttbSchjett EloQittach «t/(b ttfmttf
%^g ütt albarttt bolg/twO mach jy bar«*
auß/wtb mach (y »omen Karner bait binben
»mSbaefbbneinKotjwollefhn bie Sikhs
fchlachen/bas er yegetrnnnger pineirtgag
Dttb (chlach ben K013 mit etnanber ein /vtfb
laß leimt nichte anßwenbig bem £ot/fö lege
fid) b ftainrecbtinbiebncb|enfiir beKo^e«.
IPie man [mit cyn yetthdhc 23öd)ß
groß ober Keitt/bieflain hawettn (ol/
bae (y gerechtbartn werben.
yef^STn fol alweg bie weittm berbnchfett
•Hvimtwenbig mefienbey bem Ko^loch
»nbbennben fotmbee pay ns barnach me(5
(en wb 3aichnenmitainem gewtfen 3trcFel
unbalemannben(laitt^awec(b(bl manirt
^awennbaeer^ring vmbvberal ber fort»
gleich 5ÄfJanb.
I3nd nun ftatbernacb gefebribe
wie man ein y etliche Stiche |ye*fey großob*
Kein laben jbl/mitc bem puluer/tloQen »nb
(tain/nach rechter menfur 03es ber bw
ch|enntt3Öringnoch 3wfchmertf?
Y) 2lch btfer lere (bltuain yetlich Qüd)S/(y
" fey groß ober Kain bae »0: berbüchfen
meßen/wte lang ee innwenbig jey btßait 05
boben/unb tatl ban bae |elb maß in fünnff
gleich tet(/am tatlfolber Ko^fetn/So er in
btc büche wtrtt gejchlagen/iDer anber tayl
(bl wanpan/t»nb bie btew teil follent hinber
(ich bwt»«3claben (ein mitgüttem puluer/
»nb btfe leere trctSet gut gewie ßhüß oonrt
berbüchfen.
XVic man ein büebs ladet vnb an
3 ßitbet/ bae man bauon tomenn müg
01t fchatben.
e2T©biieyrtSnchebelabe(l t>nb (ye he*
(chieffcnwtlt/jb mm etnenpfritmen/
t>nb (ioe in burch bae waibloch etn/btßanf
benpoben/burch bae puluerab/wtnb tyab
bas 5tnb puluer Seybir/vnbfae eeben pfrtS
man nach/»nb thü (ein (b wlbaretn/baebn
bae waibloch füllefj/wannbte loß puluer
pnb gar hatß onb (charpfjvvnb ent3Ü nnbet
bae anb puluer garSe^enbinber Süchfen/
t»n ob bae puluer in ber Süchßen »erborSen
wer/fo hilfft *m bae 3unb puluer bae ee laß
fenmöß/iDu foltt aber trag puluer auffbfe
bßchfen »nb auff>ae 3tnbttloch legen/auflr
baean3ünb puluer »mb baebaebubauoit
Bornen möge jb/iDu(blt bich fetten/bae bit
nymer bae (elb gut puluer auff bem wayb«*
loch an3Ünbe(b/bas »ong puluer follt bu al
weg »or an3inbc fo magjt bu on fehaben w
ber bücho kommen. & h
29
EPiettiatm ftkfoögewyp
(cböß (cbicflen mag/»« wot bcr btfcbß
aller ßcberefl (leert müg.
©ote^^&»<*«(?einerpuebß(cbycfjeitit ge*>
^ö*;wtß|cbüß/(b ftcb baa btt b2er(le febuf
ferne $6 ^d) fcbyefle^/ober bu mogjl ititte
t>alö eittSomen/aucb foltbuwiflen £>oe ge^
wicbtbea flatrts wnb b es Slowene/witb bea
puluera wnnb (ein Sraffe /waaee getragen
mifg/als bu wolßa(iinbi(em böd) / wyltn
feber wot ber bwebafein baa fy btr Sein feba
bene§tJ/(o (lanb wber ott$wtjcben bem $o<*
bcnwnb ber (ey tten/wnb aoffje^en jebry tt
weyttßtnban»
Wie rnAtttt in cinii yttltd) ßüdjs gar
gütfewr fuglea gerecht witnb göc mauert
(bd/baa mannbteauß ber bitebß
(ebieflenmag.
GG^ltu feur Suglenmacben bte man auf
^wber btteba |cbeu(fct/(b nyme Sncbflei t
pttltter/ala wil btt wiltwtb tmebas mit ge**
piartitten weytt/vitb mach ein taygbarauß
ber fmwel (ey ata ein Sugel/wtt mm brey §eß
ltn (Jecflen /wnnbbic (loßbureb bieSugell/
wnbbte (labletn (btten ala groß (cinala eynn
feberSengel/wnb jblebte twgel »berjyc^en»
barebant/wnb ben in (cbweffelfcbwem
men/tmb aber vßertfedjen mit teyg ber mit
§atb (al&tter wnnb mttt bal8 (cbwebel ge*
my(cbt fey/wnnb wfferjettcb baa aber myet
pard)ant/wnwberseitcbbennbaaaber mite
bem vorigen ted/vnb jö bem fungflen »ber
5eucbe mitjwdcb fahren vnb mit eyjenbt4t
tencreütjweyßbariiber /wnttb barnacb (b
(cbwem btefrtgle in halb (cbwebel wii §alb
in bartj/wnb wenn (y aljo bereit finb/(b bot
miteinem nenberlin cremsweyßbarbttrcb/
tmb wennbu febieflen wilt/(b bot ein l<Jcb*
fatbureb benSloijert/baebielocbtin gleycb
genein anber (eben/vit nymbanetn tlayns
rutlinwn floß eebitrcb bteSuglen wir burdb
ben Slogen in bae puluer/baa btt werfeby ef*
fen wdt/baa ea ait ein annber gleich jÄ|äge/
bttjynbbannbie ßiieba an (bfertea bin*
Wie matt eytt fcbtedenüett febuffe
machen jbl/wait ber | ebuß von ber Bucbjen
fere/bjer wfferbunbertjpringtböt.
y*v3lttt ein (cbrecFenben (ebußmadten/
vi/|b nym febreng papyr/wnleim bj auf
ain anber ala groß ala bcr ££013 (ein fbll/twb
(cblad) ben Slot? nicht auff baapttfaerwnb
auch gar nie in baa rot ber biiebfen/wn labe
ben (leinfür benllo^en t?nb »erlpeybel ben
jelbeit (leyn/bie felben byfienf blad) ab auf
bem ßein/mt Mfttpbenßein miteinem
§ertcti töcb/vnb nebtbiebiieba inngleycb
gewiebr/vnb jy nb j y an/fo fert ber (lein wo
ber biieba witb tl)üt wber Rimbert (prynge f
wnb bte bitebe (ol »omen bicF (ein wnnb wo!
einge(cblagen/wii|bl nit für befletn aufgen
Wie man machen fol ein göt falpta
tt'cabem man fprübt/falpotcca/bamitroa
aüepuluer fdbnellet wmtb (lerd*et/iSa
fey jcityeß pulircrju fcwr pfeyle
fewr fuglen/oberjä
an$n feiinverefe
Oft?3ltu machen ein gött ©alptateicabem
^wman(pncbtfa^ertica/fb nym falbet*
teer wnb leutter in bae(alutter barauß werbe
»nb wenn bu baa (alutter brey mal gcleuter
ec bafl/fo t^ä ea in einen feffel/wnnb (cby tt
geptennten wetnbar5Ö/al(obaa ber weyne
bteyer (tnger §od> wber ben (alutter außgag
wnb t$ö ju einem pfunb jalmter üqf (ot (ab*
armontatf. f.lotcampffer/wit (eub baawnb
wenn baa ein vierteil eingejotten jey/|o t^fit
ea bann ein llatn ab bem fewr/wnb (ibytbS
wein tn ein yrbtn bafen / (b iß ea ein ßilper#»
tetcawotben/wrtbbemfbenfelben (älperth*
ca in ein ba(fen/an eynem (ad in einen Saite
Seller/wnb laß)rt brey ober (ccba woebe bar
ynn bangen /(o wtrtergraw/wnb laugnaß
wnb wad^(|etbae0e(i oarbureb wnnbbaa
$arte(!/wnbbarnacb (obu jnbarein gebend
<fe(l/(o gang an bem neunbten tagbarjö/
wttbwyfcbben baffenaußwenbtgmit einS
bajenföß/tn ein (eben b&fin/wnnb $ebalb:
baa wol/wannbae t(lbae be(l wnb (lerd*e
ßen (htcf/baayematttgebabcn mag/wnnb
teb&t man (ein eyit lot wnber brey(fig pfun
be jeuga /fo i(! (ey n gndg/bocb y e mer man
(ey n bareyn t^öt yebefler ea allwr» wirbt /
wnb i(l(ogfitbaa man (ein atnpfunbwmß
jFjpp.pfunb baller geytt.
Wie man 0a\ammimm
Centtem jblf.
2darmontacum (ol manal(b Idttterm
nym bea(alarmortiad*ala wdbu wilt/
wnb leg (n in ain (äuffem tcfiel/mb tbö göc
ten wein barsö/yejö einem pfunb (alarmo
itiacFa/ein maß göta weyna/wnb (eub bertn
baabattedein/geuß beit ben wein auß bem
Beffd/in ein (aubergfcbtrt/Wn laß in Balt wer
ben/wit (cby tt barnacb ben wein aff be (älar
montacF/laß jn crucFen werben/(o iß er bz*
rcit/man gey tt wnbcrcitten ©alarmomarf
ain pfunb wm$ ß* b^Her wnbber wol be
reit iß ein pfunb wmb ein gulbtir*
30
3?etmb ftatgefcbriben/ambof
lid) götc fuafl/wie dnmaißevbeena*
d)t$ fflicffcn föl/»rtb wiffea mag
woerßiafcheugt.
«"Cf3a§efftid) gatte fuaafl biefyemad)
•^•.»olgtoß bu gern wollcfl wißen wabu
fyin 5emcht fchie||ejl/(b mmjeßea pfaaabt
§ar8eittpfuttb3ttg(at/»ab3erlaj3b40 in ei
nenKeßel wtbbrotcf bea fleiabareia/ »aab
niwiabalbbaraugvab wirffja in ßüchfea
p»li*erb46.§eacFt»ttttb waychttftchia bas
^arja/vabbarttachfoltttbiepöchleabanatt
labea/»ab bea ßzin mit gatte« liibcrawol ft
fcboppcn mb (chcug wenn ba wilt/fo ftd**
ftn bea ßdn priitnentven ber 0üchs fareaa
ba barffefl ben ßein aitaajuabea wanne r
wtrt Jelber brinnen »oa ber buchßen/wann
btt bie bftd)feaatt3Üttbe(l.
/y & ifi$tlwtfleit weaabas iflbas mcaig
tjLfrwro furfl §en Kitter &ted)tob (fett/
»il »ab bidwab 3a mettgem malals gar »r«
ßii% 0e3ogea »ab ßelegert woibea fiab/alfo
bas fy (Id) baruor m’t gewigt Ijaob 3Öbe|o^
gea/»ob aad) (old) leutt aitt bey in fetten/
itod) bte3Ö iabriagea mochtteaa burd) ber
tanß weifheit/rabt »ab (jölff/jy fr en feia*
bea wiberflaauab fichfr aa f euch alten ma
chtea/oabweaa aud) bid* fcha'aberlich ge
wefeaifi/SDaemeaig from fffrfl (Bfraffeaa
^3errea/Kitter»ab£aed)t/(d)Ä>eritd) eot^
galten fraben/vnb 3Ö»erber0ltchem fchabil
Kemenßnb/vnnb ber wirbijg abel ber bem
fertigen K^ntt(d)e«rdd)3ÄftercF»a bieafl
geo:beat»ttb»oaa got felbergewirbigct iß
barbarcb etw4ttttjjefchm4cht»ab getnuft
W0)bea ifl /barum rabt ber gctrew rabtgcb
allen farffm/Oraue« Kittern »ab Unecht
»ab ßete/mmmigiid) bie ba fchlofler »efl
»Ob flett fyaben/foae fy (ich ßewarea »aab
f#r|cf)en mitfollichealeuttea/als 3Ö er fl ya
bifem 0&ch flatt/»ab mitlofl »ab mit 3eug
bas fy bes bcaa »olle gaben /föaber mit fob
lid)ea|bdbeaaaIöbaaa5Ö»or»abaad) ge*
ttteltea flauen ge§o:t/»on falbeter/fch we*>
£el/»nb göttem §0(135« lola»ab 3Ö bolwer
cF/»ab tarraflea »oa IccFftlber »oagepreii
tem t»ci»/»oa (tampfer »oa arfenicum/vo
(alarmoatacF/vab »oa bea ölen »ab Cofoi^
teten/fo baaa 3Ö bemparaer »aab wylbem
feCirwercFau^ »ab götjeiab/vabbae fiege
beadreaaabas wo:t werfichlaftpaben oa
wor/basbea »berwiabeteia trancbee §0:/
»ab auch baraa/wa biefeiabebieia befefiea
»abbelegert §a«b basfelbegetrawenia 3Ö
fyaM/ba* fy mmgerley aafagemvbamfc fy
bea inen 4tt3ftfigea/§4tfich baaaciamaaa
farfegea mit ben »oigefd)ii$ea (achca wetti
cherlay baaa (eia fciab/mit ym anfageatfo
mag er (ich |r baaaod)t auffeatgaltcaa als
lag ob er gftttgtmer Bet/biß er eatrebt warb
Ober feia feiab beggalb mitgättea tabiagert
»oa bem befeffea geweyfet werbea.
Jtcm-yn eifern naebgefebnbenn
Capitel flatt wa einem (b aa§et an bie man
re feiaer »e|f ober (latt lomea werca mite
göttealageaober(d)irm»ablaytereaam^
(loffea »abflürmea woltea wie er jid)
bes (lurms weren »ab (eia fd)lo0
Ober (lattflurme §al(J §alt#=
tea/»ab (eiaea fembea
wiberflaa mag
£-y © maaa»oibir figt/b» (cyefl in einer
»eflober (latt/»ttb man an bie manu
Contpt mit g&ttea (chirmea/ober mit Iai3cn
i»ie»Oiaea)m gernelb bi(es 6öchf pabefl »n
maaaaabiemaarmit (ayttera(io(|et ober
min eia wir (fei »ab gaag iaweaabigsö ber
maur y e au (fbca aedjflea (iaia/»ab wa ber
wirffel au(fjpn‘ngt/2>a piich gegea bea feia
bea burch bie maur/»a (ich bae btt eia gßte
bud)8 §a$e(l bie wol gelabea (ey/»ab fheifl
burd) bea &ud) ber mamanß/nim aber»0i
§ia b?cy (fi’g pfuab §ar^/3e§ea pfuabjch we»»
oek/fed).8 pfuab tol/»ab3ergeufba8 barg
»ab (chittbea Salßetter bea (chweßel »nah
basloi/alleewolgefiofleaia ba$ §arrj ber
3er(afleaa/»aab mache balleaa barauf a(a
giof als bie op(fel/»ab 31‘ab fy an/ wirff (ye
bemjehnfaad) §iaau0 3Öbeafeiabea/bye
aufweabig an ber maur j eiab fb puitaea bie
$ allen »ab gewiaacata((b groffea tunfl»«
rach »ab buaaetaud)alfo(ere/basbir beya
feiabtleiaea (chabea mugea t§öa »aa^ b»
bie buche wol labe(l/X>rtb alfo mag (ich aia
y egtlicher wol er werca »01 fagea »itb fchir«*
mea »ab (eia fchlof ober (lataller (lürm §al
ße wol ßc§a(tett.fcHcrcF mol e$ea »ab 0c war
bid) mitt (oUid)ca fachen/als bich big 06ch
baruorgeferet §att/wollc(lbubych beyacr
feiab auffeathaltca/baoamaaig »e(l feiab
»crlo:coa»nabbyeleutt bariaa gefaageaa
woibcaa/^arumb basfye (ich aytt fiirjl«4
§eaa §etteaa/mit lojl »nab jew^ob aud)
31
bee^lß
rethober yrfeynb mit götent£$butgenba
uon gcwciff hetcent/bauot iß man fy ch jö#
befolgen.
!3olgt>tbernacb wa ein man im
timt i5eff ober ©tatwcre/2Xis bie felbemt
feynbtfchafft tten/ober foigen mochten/
«Das nta jn jr ©tat ober X>< fl »ubewartab
gewyntten/bas mtm bas th«tte/ TOttb wan
wa folcb fad) gern bey ber nacht »nberffat
$öthon/jDiefeinbt{chafftfey offen ober nitt
$nb yemanbt bebeuchttc/bas man jm
3§gcfd)lychen wert/me man ein
fewrwercfmaehen »nb auf?
werffen (bü/ sDamtt matt
fich wol förfehen mag.
<D man »oi bir ltgtt/sbu feyeff in einer
TOcfi ober ©tat/»nb bu fy chff bas fye
bir jß natyetan bie maurruffen ober gang?/
Ober ob man nit »oi bir ligt»nbich fmtff $e
buncFt(y l'embtjöbemer »eff ober ffactge*
fchtichen / So ny m ein wenig fpteßglas/etn
pfunb lparg/3. pfunb (chwebel/einpfunbt
(albeter/»nb ein pfunb tol/»nnb mach bar#
außjibertQig fugeln/»nb ro ttt wercf folt bit
es jufänten tneten / »nb wen bu fy bebarfft
jo jinb ein fugß an/wtb wirffes ^ynaujj/bj
piinnbt gar lang »nb auch gar haytter »nb
jdion/basbu wolf ychfl/obyemattbthcrjö
gangenobergangenfey/ober nit.
XVit man em gut tcey$ büebfen
puluer mach? föl/cs wirt aber nit fafi ffart.
jrr|3(tbu ein weyfpiiehfen puluer mach
^ en/©0 nymm ein pfunb falbeter/cin
pfunb fch wepel/»nb einpfunb felberSaum
f)Olg/»nb b&r es wol in einem ofen/ffoß bj
ȟber einanber jcpuluer/wiltu bann bas es
»affweyf »nb fiarcF werbe / fo tt>u©alar#
morttacvnbfampffernach gewichtbaruit
ber/uistfoibauonjiabc/fbjjafibueiit gfttc
weif puluer.
VOic manrot>tbücbfenn puluer
tnachenfoK.
^ 31t bu ein rot biichf :n pufuer mach*
VI / cn/So nym aber gleich gewicht »on
falberer »nb fch wcPcl als »o:/»nb nym an#5
ber^albenfyerbingfanbaly »nb mal bas jb
bu tlaineft timbeff ober miigeff/»n jtof bie
ffuef gar wol $ejamemn einem moifer/ »nb
mltbucsuafJffarcf^an/fbt^ö barunber
als »01 gefebnben ffatf.
Utfeman etnpto büebfen pul*
uermachemtfoll
2flt bu einplaw Pöchfen puluer mach
en/fo nymm (albeter alls »oi gcfcbitbe
ffat/»ntl;uForn plßmenbarjft werbt|alb
lot j.^alb pfub faucPautntbolg, »ti ffeßbie
ffuef gar wol »ober einaber fo Wirt es plan
fnolett/wtnb lapbannbiefnolrn»aff wol
truefnen/jo fjaffit plaw puluer jauebaumi#
holgfur bie toien/vit fteretbae pulueralls
»01.
XX>te man ein gel büebfen puluer
machen fbll.
3ltbit etngel 0itch(enpuluer madiett
©0 nymm aber (albeter »nb fehwefe!
ytt gleichem gewycht als »ot/ »nb nytn eytt
halb pfunnb (picanarbi »nnb ff ofjbas wol
»nber cynanber / »nb wilt bu es »aff ff arcf
haben/fo nym bie ff uetbarunber biebu »os
malsbar jö genommen l;aff/&ufolbt wyp
fen bas bife »ier puluer nit genglich als fch#1
nett mögen fein /alls puluer mit ben toleit.
2luch ijf jewy ffenn bas meitmg puluer gar
ffarcfunb fferefer rff nym»onbieyenffucf
ert/ 2)artn ob cs funff gar raff ,wer.
VOic man gerecht fewr pfe^l
machen foll.
3ltbu götfewr pfeyfmach?/©o nim
funff* pfunb ©aluiter/»nbein pfunb
fchr» cbcl»ü ein t>alP pfunb tols / »nb ffo(?
bas in einem moijer gar wol»nberemamt#
ber/»nitb ttyit oleö/benebtetum »nb pienn#1
ten wein barunber/afs »il (ein gnög iß/ »tt
mach einen tayg barauf /»n tnyt bcs taigs
als »il an bie pfeyl als »tl bu (ein haben mit»
»nb th& bie an ein ffeefen in einen warmen
ofen bas er wol ermufne »nb borre / Öar«®
nach nymm y n herauf / »nb fchab »nb foi*
mier yn mit eym tnef|er/ als er (ein fol/»nb
»ber jeud) in mit einem tlaine jaubern töch
»nb 8ynb yn wol mtt faben »nb fch wem ytt
barnach mit |d)we$el »nb fn hurg/merefs
wolepcn.
XPiemun ein vber lauten febufj
thonmag.
3lbt bu cin»$er lauttcnfchußthon (<>
leg ein wachs jwyfchen ben flogen »it
bas pttuter/»nb tl)ü ein tr^pfföt tecffi((?ers
ymtenn $ä bem wayblod) ein/fo tlopffrter
laut »Perfaff, U?ylbt bu gewyß fdwfj thott
bie gewar feynbt/ fo lug bas bir bee erff entt
32
wyflcnbt fey mV (Balrc? baspulucr fey / wie
fettes tragen »tug / wteutlbee puluerefey/
mcfd)werbcr ßayrtfeygegenbem puluer
»rtbbaebtcllogengleich »nb ein hofefeye/
*>»b bi« biid)fen gleich getribc» werbe»/ b»
fanb/»nb bae fy fich nie enber ufie/ »»b b$
bietlooe» getrtben werbe»/ b$ fy nitfur bj
*0: ßuffga»ge»/ü»b »it für bae rot ein getri
beit werbe/«Kit (b»berh«it ftp bjbie Suche
auffrecht ffcmb / *mb auffrcchtlygbas ey»
*ab eine halrne »it pochcr ffa»b bait bj <xn*
bcr/»»b wc»» b» biebüche mit bifer leer la
befB/fo fanfl b»fay»en f chuß feie».
Ämfcagitiw^lchamaf ein bücbj?
fein (oll/iDieallcr weyttefi jcbyeß/ »»
bie antwott bar über wie her*
»ach »olgt.
Hüöer thötber tllayfler ein frag»» wol
«her maßet» Suche feinfolle ober muß
bie aller weytefi fchieß/ 2>ae t(B bie artewott
SPolliche buche ein *Oe»ebiger jentner (ch*8
cüßt/ bie fcheußt aller weytcefB.
X£mattba:tftag*
t-fY^er et» anber frag oSbie Suche weye
JzLtev fchyeß/bte Haine ror haS ober grof
ferot/©pn<hicb/WoUtchebiiche et»rot hat
bae beero; füuff flotte» lang i(B / biebüch*
fenfeynb bie beße»/wanbie?urt$e»rot mil
0e»t »yenbert w bie weyttefchiefle»/2lber
bie lange» rot fchiefle» wey e.
££tnfrag wie btt buchf Aller bßfi
lygte.
YY7« frag öS bie büche SaßherttoS It'ttb
vl lig/fptich ich/wa» fy hottligt jo pttcht
hotte wiber hertee/»nb mag»it befBa»/»»
barumbfol man bie Stiche ütlötbes holtsle*
gen/man fol auch hinber bie Stiche pleygieß
f e» jwaier ß'nger btcF/»rtt bae bae (y ei» li»
be» floß baS/man fol fte »it tieffer lege/ba»
einen halbe» prait vberbaehalb tetlimt/fo
ligt fy maifierltch wol.
U?te man guten sitnberfyebetifoll*
fi^3fcb»ei» guten» junber fyeben»/ ©0
W ntmberlaugebieman»praucht5Ä be
©alpetter »»b fthneybe benjimber barei»
imblaß in fiebert aufffeche fBunb/»nb bar**
»ach iaeüttruefe» werbe» »nnbpuluer in/
»nb (Boß i»/fo tyftu göten junber gefote.
Wie man wen 5under fyese fol
mt> wwhcrjunber ber bofB (ey ♦
"jf” Cem nußpoum jtmber iß ber b$(B »5
•*- i» prinfBtgefBjunber be» yema»tge§a
Seit mag*
Wie man ein fcwr macbenfoI/t>5
einer treue ober ßertou groß betßmevnm/
ein halbe»ober ga»ge»tagobernacht
Xtob bae eranbem felSenfeur ein
fchwebel Bertje» a»3ünbe»
mag/we» er fttmpt a»
biefBatbaerfewr
bebarffl
© ttirn großmoß ptVtgertrt/afe i»n be»
weyhcre»vmbinbenm^(er» fBanbe»/
»nb jeub bie pütQe» i» güttem wem/bart»»
Öalpeter gefottmfey/unbwenfy aljo gefb
ten» feinnb/lommfie herauß »nnbtrücfne
biepürt^e» anber fu»»e»/tm»b seuch i« bie
grünen» aufierfBe»» haut ab/ unnb hab jy e
an einem pri»»e»be» Bolen» bae er bae feür
empfa<h/jDutreg(Bai»erfpa»lag ein rncil
wege ferr/tmb wen» bu wilt ein fe wr hab^
e»/fo habet»» fchwebel fergennbara»/(o
Ötwr.
:m nacbuolgennnem Ca#
pitclßatwientan göt fchwebel ol mache»
Jol/bae nug »nb gßt wirrt »»ber allee
fewrwercf »nb|u»ber»nber alle
büchfle» puluer/btehtgiget
»itbfBercFtunb Se|eltt
eefur »erberbe».
Hllfofoltb» ßhweSel^lmachc»»/m'tn
| chweSel wie »il b» wtTbe »»»b floß in
gar wol »»»b thö barjü ©alprattcum auch
wol ge(Boße»/»»b wol gemt(cht »nber ein*
a»ber/»»b fchttt barjü acetum Sette btßllfa
tum/»nb laßee wol fiebert i» ai»em»erbecf
te» hafe» Siß cs wol truefe» werb/»»b th&
es in ein f uPurbtt »nb alent barauf/»rtb leu
ter bae gar wol/»»b fc^bae an ff et» ^feliri
»»bajchc»/»»b mach eingßtt fewr barjft/
biß ee anfalje tropff»e»/»»b mach bar»ach
ei» groß fewrbjbutVine» bunfBmeer (eh<(5
bauo» gan/^te bae ol i(B auch göt 3Ö mebtV*
cin/mmcampffram j pettroley 13 arfemV
cum becarbottibue/IDitriolü fulphur g »mj
t^öbae i» et» hafe» »mtb»ermach bae bacs
beflanb thö effigbarju bene bißtllatum/Wl
prene aquamfottem herauß.
Wie man Hangen oocr pfcil/auf
büchfle» ßhiefle» (ob
33
’fchfeflew tote bie pucfcfeit ben btto
teilmitpulucr/bnb mach eilten Unnbinllotj
auf toynt/als ein PI0135Öber püchsfeinn (Öl/
»rtölptg t»sc (langen als fyfürbenflotsenn
geljoitinbas rc:/ortt> fchladi obe ein \)Ht$in
3weglen3wi(ci)enb!epnd)sDnb bie (lange
Drtb mach einen (falber (yd) laß §od) ober
nibertreibenbn leg bieffange barauffbas fy
ber biid)sgleid>)ed)fomagbartnffang ge#
feidwonber büebs ganDnb wannbn fy al(ö
gelabeff (öjinbfyan Drtb laß fy (affen.
IPieman ein baselfcbtelTenfo!.
35er fey bann erbreyt fey/Drtblab beit gleycf)
in btebuchs/DnblabDier (fern an bat flöge
baefy ben flogen nie aitrureit./w fchtog wo?
jcy /x>nb floß baitit Dtl ff ein bteitt ber maß fey
enalsayerobcrgrtffferin btcptfch(fat»mtb
»ermaate ca bamt aber mite bem DOtge*
febribett laym'Dttgbas bie buchs Dolwerb/
Drtbjchlach fymiteinemtribelfaffwol auf
ein anber/wnb lög b3 bn bie biid)8Dafl wol
»erforgeff basnichts »01 y§r fey Drtnb3tnbe
fyeait*
IPiemanem^gel febteflenn foll
Drtber ein Dolcf.
cota^ltit tynygelfchiefleitDrtbeirtDOIcPDS
vXsvyev ffunbert flucFeit /ttad) bem Dnnb
bie buchs ifl/fö labe bie bitchfenn garffard*
mit etnempöchenflogert/Drtb fjetßbir mach
eit ein eißninplecb für beit flogen als b flog
pteybt feyc /(ottil ey fiter ff ucfc/allsbubann
»erfdbiefjcitwtlt/ Ditnb lab bie alle (amptfwr
basplechlein/SDas DOttemflogeniff.
als bn wol ßötertwirffbnb weit btt bas waf
ferjöfamert bangen roagfffo niritfechs teyj
©albettcr wafler jwey teilfchwebel tvafjer
b:ey teil Öalarmomac3tvey teiloleum bette
bictum/lab bait bie büchfen feff mit bloßen
Dnb ffetnen/geuß bamt bas wafler filtern/
bett je^ettbert teil/$iitb fye anbefjenb bas bn
battott fomenmügeff ftch bas bie buchs faff
ffarcf (ey miteiiter gmairteit puchfen febeuf
flumitbifem waffer b:eytau|ent fchtiees i(C
aber gar f oftlid).
XOie man auf? einer buebs etwa
Dilflogmiteirtemart3Urtben fchiefjerot
(Öll/Dttbbas yegflicherflog
(ein bejimberrt ftopff
tböt/Dnbod)rtic
rcterbaetnmal
ang^uhbet
wirtt.
~y^3fc»eirt8ogbföhfertbefchfefJertmkt
dl etwo »il flogen fy fey en <£y ßtin ober
pley in du bas ye ein flitcfnach bemanbem
tters tnn bie bitchsals lang ber flog atner fey
vnb jchlach ben flogen auf bes pulncrs Drtb
aber fÖDilpuluers/Dnnb aber ein flog bar#*
auff/twb labbiebitchs mittlogenDnb mitr
2>asbas fewr von einem burch bas aitnber
barein Dnb jinb es an fo liebt einer nach bent
anbemhingbas bicbüchsallerbingler wüt
n>ie man aus einer büebs febref
fenn mage mitt wafler onn puluer alfo
bas bas wafferbes puluers Der#1
wißt/Dttb als weytt Dnbals
fiarl miefcbenjtals mit
bem pnltter.
^T| jfltu ein waffer fU)ieflert/basbtt bann
^^fainpuluer braud)efl/Dnb (lereper dü
weiter bamit (cbeuffefi bann ob bn bas aller
b#i pulner ^eetefl/0o nt'rn (albctter Dnnb
bifltlltr b3 3Ä wafjcr/Dnb ben (ct> webel 36 ol
»nb fälarmaniatf and) 36 tDaffer/Dnb nym
Qlcwn benebiccij aud) barjä nad)be gwid)t
Wiemcm cm pfal ybttn einem xoa§
Derpiennen mag/wie tieff
erflatt.
—jfltn eftten pfvttl Derprennenfnetnem
d/ wafler/wictieff':r flat/(o mm Inberrt
Ober ^abern Drtnb ne^biejn oleo benebteto/
cnm aqua(aluttter/als not bauon flatt Drtb
bewintbenpfalmitbi|en (nbrenonb (dtenß
einen ptinnenben fetDr pfetlait ben pfal/fö
entpfa^ent bie luberen Dnb piinnet alle bye
weil Dnb (y tarn feuchten babentDonn bem
wafler/vnb bielnbren follent vmbbctt pfal
34
faff wol gebmtbcrt fein am erffen/watin ffe
pannent utbcm Wrtfler (»»ff'»ier»nb 3weyn
151g: fftmb /eeffe gar »erpriitneittbie feuch»
ttn |d)lecht auwegvon De wafler bas fewr
ÄrtbempfalhinBbasberpfalverbitnnet.
Wie mann gar gut fewt pfrit
machen fol*
cpwjfc0 S1^ ffwr pfeif machen ff ny mm
QXsbtcy pfwtb Salbctters/ein pfwtb fefa
tvebcle/citt halb pfunb Pols/»nbffoß basjö
polucr 3ctcig mit premttem wem/»nb mach
b(tmtetrtöeöm|‘5<fß«a»jj parchant tf)öd>
alff lag als ber pfeilff y/»nb t§ft ben taig in
benffcF ffoß bett pfetf barburch/vnnb »er»
6mb in mit götcem ffarcFen faben htnbenn
»nb fomen »nb fchwem tnbarnad) imfeh*
wefcl/ober in QarQ/ßbaftugiittfeifrpfeiL
Wie man maefot bae fiefc waff
ffran3«nbt.
%y» *$tn ei» matery machen bas ffchwaff
|er (W5mb/fo nim »ngetefcbtennPalcF
»nb als»il fchwebelsan ber wag/vnnbattß
ber matery mach ein bad>t/»nb jprettg bar»
auffwafffrffentjmttes ffch/»nbge»ffbtt
ol barauffff crlifchet es.
Sitter auff ein anbern fyn/beim alle
»0: bauo ffatt wie man göt fd>weffet&
machen fol / basjft ffarcPemfetfr
wercf gar nugvrtb
götttff.
w y Itu mache fct> webelol bj btrjö ffarcFS
wercP nwj »nb güt iff ff mm ay er cot»
Per btc fjoic gefftten ffy en/»nb ffoß bie in ey»
wem mo»|er gar wol/^mt$ bas ff werben als
einjdwtaltjvnb ntmbanlebenbigen ffhwe
bei wol geffofffn/mtch b»rd) etntilch woll
gebeuttelt/»nb rnifch cs »itber etnanber rfir
cs »aff woL bas etn ntateri barauß werb/vtt
ttyvt es ban in ein PuPprbict/ biemte cs auß ff
tjffff u göt fd) webelol«
WitmcmeinfliegenQ fern machen
fflbasbafertinbielpobin. #-p
Yv> 3lt»mad)enetrtffi'egentfewr/(bm'nl
ein teil coloffnta ibj iff Priechifd) harg
»nb sweytetf lefcrtbtgs fd) webcls/vnb brey
teil fälotter /bas reib alles gar Kein Am reib
es bei! mit einem Plainen leinjat ol ober loiol
bas es bann» ergang/»nb werbalsetit Cott
fect/»nb bas in ein at'cheny roreit btelag
ffy »nb 3tnb esanvnb $laf inbasrot/fb ferc
es wa^inb»basro:Perff*
XVit man ein (latcP feur machen fol
bas awd) gar göt wirt.
madieneirt ffarcfs fewr ff nyn?
•^alPttrtam basiff glbrt’et/»nb(d) webet
»nb ol/»nb ayer totter auß geprennt/J>a«
nim als miteiner gleid)en eeil»ng/»nb roff
basgmad) in einer pfannen bey einem feitr
Obben Polen/bas es als einconfect werbt/
nim barjö bas vierteil wadjs/mnjd) bas aP
les »nbereinanber/vnb t£>» es bann in eymt
rinbry plater /bie wol ?cff neben ffy mit ol/
vnbrnad) bas jft mit einem Wad)s/»nb wS
b» es mögen wilt/ff leg biematteri an eyn
ffattba eslttfftg ffy/vnb weit ber wiitb bat
3Ö gatfo wirt es ßnnnenvnb iff bas rnanit
wafierbarattffgeußtffgewinbtesffttme*
Uun folgt aber bernacb wie mann
göte fewr pfeil madtenffl.
oe^'Jlt» mad)en götfewr pfeif /ff mad)e
^X>|ecPlad)aud)pard)ant»nb nim put»
»er bas ba gemacht iff/»nb|d)e»b es yn bye
ff<flin ff b» h&teff mogeff/vnb nim ein ff tu
Sei ober gefeirt pfeif eifen/vnb ffof es bami
tenbord) bas ffcFlin nach ber lengitn / »nnb
baspoluerfflmitbemgepiennten wein bff
mitolj&famen Pnetten fein alsbawot in bife
bamonffattfo ^aff» gut feifr pfeif.
Wie man gött fc«?r pfeif mac^e fol
biem'troffig werben wie lang
ffligent.
__ Cem wilttt fewr pfeif madjen/bieba ft
I gent wielangb» wtltbas ff nit rofftg
werbent/ff pich bieeiffn ff ftgentff wie lag
b» wtlt/bas ff nimcv roffig werbent *
Jtem wie wenig bet winbtwk/
ff man ein fewr pfeif auff ein armbroff ent»
jaitbt wbin ffheöditvnbff er erpntmtentt
iff bas in ber winb abweißt/vnb bas es baö
jemal ungewiß ffhieffen iff barmitvn auch
basbie feinb baß baraoffgewartett »nb ff e
geleffhen mugen/ff man bie Srinentjft ypn
(cheoßt/bait ffnff/»nb »mb bas manbe
ffergewiffrffhiefffn m»ge/»mtb bas
biefet'nnb besbmer minbergewar
werbenn/fo ffatt^emad) wie
man fern pfeif madacn fff
bicfich jelb anjurtbe
wenffPomentan
bieffatbahinff
bangefchof
fenwer»
bene*
35
Y) im gutem $unber /»nb fchneybütab
^•"prattabjway hdmlemfet'nnb/tmtb
jweterjwerchcrjingerlartg/btelcheubDOme
in DjfacfKn Da bj eyfeit fjcrauß gat/nach Der
lengy n baa e& bae putuer erlang mb wenn
Du fchteflen wilt/f> junb bensunber an vnb
febeufi tarnt ß bxinnt be^unber hmberficb
bißauffbaa puluerunbrcrprinnt tom» Der
pfeil fo er fumpt an Die fiat Daljtrt er gfchoß
femtwlrt»
XPiemandn bücbe auf lafienfol
toe lang gelegen iff/toi mt gern laßen will*
K aftbuatrtbuchsbte gelabenntflrnnb
^lang gelegen iß tnnb nteauß wtl gan/
©onttn eirtlabetfenunb mb Die fugten pyn
ein ßae/bber Den flogen «mb ein 3werche«
tjalm ober mer/unb ram Daajttnbtloch mit
einem griffet »nb fae ein göt putuer baret«
*>nb$0nbeaan/folaßtbyepuchs vnb fercc
Der flog baruon.
JPiltm machend gutrenn
junnDer.
IPfe man ein eif3nm rill/t>as $u ei*
nem §außpfetl gefchmtDet ifl/£)erttenn (bl/
bas eralahoit wtrealeoß er fiachltn«
w4r/vnbattch als nugwtrttauff
plat^armfcb vnb ring Dar*
mfchab öfter für (144)
Itnwöre.
rinben §eraft/vnb nim glöt vnb 4jchen./ab
Die etnmeerug Dj Da vaff vnberctnanSglu
et/vnb mm et«.ßafen vnlchneto befdiwain
5&(fucfweitab praltalactit ^anD vnb eins
ßngerabtdVvnb fchttteainbenhafcrt auff
Die ewmcrug glöe/vnb fdtwam leg ein leg
auf bteatnmerfaglöt/totbeaberemlecf §
fchwam barauffv« e^uDas ab oßt bis Der
^afenvol werb/viigeuß Darüber waflerDj
obenbaruber gang vitb Dccfin 5Ö/vnb fegin
hwvnblaßtnflanauffseljentag/vttb wen
er nie waßW^aft/fo full tnn wtDerjö/pnnD
nad>ben$et)encagcnn fbm'mbenfchwam
wafch tu auch rain vit jauber./ baa fein afch
Ober nichts vnjaubers Darmn fey/vnb reich
in Darnach an einen faDcn vnb ^encF in auff
$ Dem Ofen ober anein fbnnen/vnnb laßt«
»aff woltrucfnen/vnb Du« werben/fo §aff
Du gölten junber.
U)icman$unnt>er machen n fol(
baa erntet riech*
Kn*» aber y« gern habe Daa er nt t riech
•*^ooer fehmeef/fb nim fein ab toi Du fei«
wellefiprtb leg intneßieh »nb laß in Darin«
Kgen et« tag vnb et« nacht/vn fymdrin auff
mb bß in ertruefnenfo wtreer göc*
ala^ert vnb ab nug tff auffplatt harmfeh
vnb rtngharntfch./ala ob er ß&hltn wöre/
©o mm ein frantbaaßatßeuerbena/etltcf)
ßatfleneeeetfcttfrant/vrtnbbaa l?ae plawe
plumletn/sDasfelb t fl Daa reche/vmtb Das
(ollmann «ernenn mfet Dem (fenngel vnnb
frawete / alle eaDa(laDte / X>nnb (ollees
(loffcn in etnnem mfrfer / Darnach fol man
ea auch bmcfennburch ein eöch / Sflatolbu
mugeff/vnb tl>ö Daa waßer in ain glaß Dar
nach mmbeafelßen waßera ab ntlDu may^
nefl/Des 3ÖbeDö'rffen/3u Der §oit/xmnD als
«ilmanahamaDer nie waren fei/jögtetchcr
weife ab totale yettea waffere/tnD rure »nD
mufche ea burd) etnanber/ »nb nach öfter«
(o man btcacferpiachetfoßnbt man wurm
Die hat'fjert engerlmg Die fmb tlainm 0anD
rote topff Die mm tnb truef (y attßtnb t^ö
Daa fetb waßer jn baa »on'g waffer/w wen
Du bamttl^M wolle jf/(o joltu Daa tyll i«
Demfewr ntt jörot laßen werben/Daa eamc
jö^aiß werb/vnb floß ea Dann Darein alefer
winnet/Denn fo fölea wtDer in Dem felßen«
»oigefchribenß^it waf|er/»nnb laß ee barj»
Pey beleibe/waß Iteffefl bu ea gar plaw wer
Den/föwurb eajöwaich .:c.
Getwdt ?3 TCasfptnd tmä bertto<b®Mtoftr
3mW,?D.XXIX3ei:
36
ÜBERTRAGUNG
DES
MITTELALTERLICHEN TEXTES
DES 1529 BEI HEINRICH STAINER ZU AUGSBURG
GEDRUCKTEN
FEUERWERKBUCHES VON 1420
INS HOCHDEUTSCHE
NACH DEM VORSTEHENDEN FAKSIMILE-DRUCK
SEITE 15 — 36
I
Nach einer Malerei eines unbekannten deutschen Künstlers
In der Handschrift „Jason und Herkulesaus dem Jahre 1464, im Kupferstichkabinett zu Berlin
Bild 3. Verteidigung einer befestigten Stadt im 15. Jahrhundert
Im Vordergrund rechts ein Ritter, der eine Klotzbüchse abfeuert
VORBEMERKUNGEN
Die Übertragung ins Hochdeutsche hat den Zweck, dem Leser das flüssige Lesen des Textes zu
erleichtern, wenn es ihm mehr auf den waffentechnischen Inhalt als auf die Freude an dem bild-
haften und für die Sprachentwicklung lehrreichen Ausdruck der mittelhochdeutschen Sprache
ankommt.
Trotzdem ist vom Satzhau, von der Wortstellung und vom Urtext im allgemeinen nur dann ab-
gewichen, wenn das sachliche Verständnis sonst gelitten hätte. Kurze Ergänzungen sind mit Rück-
sicht auf unsere heutige Ausdrucksweise und bisweilen auch wegen der nicht seltenen Druck-
fehler in Klammern hinzugefügt worden.
Um immer wieder auf die Schönheit der alten Sprache hinzuweisen, sind die heute nicht mehr
geläufigen Worte auch hier nach Möglichkeit beibehalten und nur in Fußnoten erklärt worden.
Die öfter wiederkehrenden und für die Benutzung ähnlicher alter Texte notwendigen techni-
schen Fachausdrücke sind nicht an Ort und Stelle erläutert, sondern in nachstehender Übersicht
zusammengestellt.
Für den leichten Hinweis auf einzelne Stellen des Textes sind die einzelnen Abschnitte mit fort-
laufenden Nummern (1 bis 100) versehen.
Die lateinischen Buchstaben (mit Zahl) hinter der Nummer der zitierten Handschriften beziehen
sich auf deren Übersicht S. 85—88.
Für die Deutung der schwer verständlichen Worte Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig,
sind folgende Wörterbücher benutzt worden: Heyne, Moritz, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1905,
Fuchs, Deutsches Wörterbuch auf etymologischer Lexer, Matthias, Mittelhochdeutsches Lexikon, Leip-
Grundlage, Stuttgart 1898, zig 1906.
Genius, Fremdwörterbuch, Regensburg 1909,
TECHNISCHE FACHAUSDRÜCKE
(s. d. = siehe dieses)
Acetum destillatum = „Tropfessig“; Essig, der durch
tropfweises Destillieren gereinigt ist
Alant = vielleicht Alaun, ein Kalium-Aluminium-
Salz K A1(So4)2, vielleicht Alunit, verwitterter,
kieselhaltiger Tonschiefer
Alembic = eine Destillationsvorrichtung
Alkitra = eine Schwefellösung
Alkuria, Gloriet = wahrscheinlich ein phosphorhal-
tiges Gemisch
Alumen yspanicum = Yspanicum, s. d.
Alumen scisile, schlüpfrig Alaun = Salarmoniak, s. d.
Arsenicum album = weißer Arsenik, ein dem Koch-
salz oder Zucker äußerlich sehr ähnliches,
äußerst giftiges Arsenoxyd As406, damals auch
Auripigmentum und Hüttenrauch genannt
Atrimentum, Atrament = Eisen- oder Kupfer-
vitriol oder ein Gemisch beider, da der Unter-
schied zwischen beiden damals nicht klar er-
kannt war
Auripigmentum, Operment, Hüttenrauch = Arse-
nicum, s. d.
Borith, Baurat = Pottasche
Comula = Yspanicum, s. d.
Conf orderen = stärken, die Wirkung der Bestand-
teile des Pulvers erhöhen; Confortatium, Con-
fortität = Verstärkungsmittel
39
Crocus Martis = gelber Eisenrost
Galitzenstein — Vitriolum album, s. d.
Gaucy = Kampfer (nach dem Druck des Feuer-
werkbuches von 1529 bei Egenolph in Straßburg)
Gloriet s. Galitzenstein
Hüttenrauch = Arsenicum, s. d.
Jupiter == Zinn
Kampfer in Wasser nicht löslich, Ci0H16O
Loröl = wahrscheinlich Lorbeeröl, da der Lorbeer-
baum damals „Lorbaum44 hieß
Luna — Silber
Mars = Eisen
Mercurius sublimatus =• destilliertes Quecksilber,
nicht das „Sublimat44
Oleum benedictum = ein Gemisch von Teerölen,
wie es heute bei der Leuchtgasherstellung ent-
steht. Der medizinischen Wirksamkeit seines
Gehaltes an Phenol (Karbolsäure) und Kreo-
sot verdankt es seinen Namen, seine Entzünd-
lichkeit entstammt dem darin enthaltenen
Benzol (Benzin)
Oleum tartari = eine dickflüssige Weinsteinlösung,
die sich unter dem Einfluß der atmosphärischen
Luft durch angezogenes Wasser bildete
Operment = weißer Arsenik, s. d.
Pfund; maßgebend war im 16. Jahrhundert das
Nürnberger Pfund = 0,51 kg. Ein Pfund hatte
nach dem altbayerischen Gewicht 32 Lot zu je
4 Quentchen oder Satit
Quart, Quartel; in den verschiedenen Ländern
schwankte dieses Hohlmaß etwa zwischen 1 und
1,5 1 Inhalt, es war der 4. Teil eines größeren
Maßes
Quinte, Quintat, Quintei, Quentchen — ungefähr
4 g, s. Pfund
Salarmoniak = Salmiak, ein weißes Salz (NH)4C1,
sal ammoniacum (nach der Oase des Jupiter
Ammon)
Salarmoniak album = Salarmoniak, s. d.
Salarmoniak silitarginis = ? (nicht feststellbar)
Sal commune = Kochsalz
Salniter = gereinigter Salpeter
Salpeter — hier ausschließlich Kalisalpeter KN03
Salpetersäure HNOs = „Salpeterwasser44 (zu unter-
scheiden von der hier auch Salpeterwasser ge-
nannten einfachen Salpeterlösung), als Aqua
prima schon Albertus Magnus bekannt, gewon-
nen durch Destillation aus Salpeter, Eisenvitriol
und gebrannter Tonerde; man wußte auch be-
reits, daß sie als „Scheidewasser44 das Gold
vom Silber scheidet
Salpratica, Salportica = ein mit Branntwein, Sal-
miak und Kampfer in der Wirkung verbesser-
ter Salpeter
Sal silvestris = wahrscheinlich Pottasche (Kalium-
karbonat), gewonnen im Walde durch Verbren-
nen von Holz
Salzsäure H CI = Destillat aus Salmiak (N H4) CI
Satit, Setit = Quinte, ungefähr 4 g, s. Pfund
Saturnus = Blei1
Schwefelsäure H2S04 = hier unmittelbar als Destil-
lat aus Schwefel gewonnen
Separieren = scheiden, die chemischen Bestandteile
voneinander trennen
Sol = Gold
Spangrün — Yspanicum, s. d.
Spießglas = Antimon
Spicanardi = eine gelbe Blume,die indische Narde
Sublimat = eine leicht lösliche giftige Quecksilber-
verbindung HgCl2
Sublimieren = läutern, die chemischen Bestandteile
in möglichst vollkommener Reinheit darstel-
len, destillieren
Venus — Kupfer
Vierdung = ein Viertel des betreffenden Gewich-
tes (Pfund usw.)
Vitriolum romanum oder album = Metallsulfat.
meist Kupfer- oder Eisensulfat
Yspanicum == spanisch Grün, Spangrün, Grünspan,
Kupferrost
1 Auf einem lüpfündigen Bronzegeschütz im Berliner Zeughaus die figürliche Darstellung des wahrscheinlich wegen der Blei-
vergiftung so genannten ,,Kinderfressers“ Saturnus mit der Inschrift: ,,Sarturnus frist die Kind allein, Ich fress sie Aller Groß
und Klein. Mit Gottes Hilfe goß mich Gerdt Benninck zu Dantzick. Anno 1617.“
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HIER FOLGT
EINE ABHANDLUNG
VON BÜCHSEN, GESCHOSS, PULVER, FEUERWERK,
WIE MAN SICH DAMIT AUS EINER STADT, FESTE ODER SCHLOSS,
WENN SOLCHE VON FEINDEN BELAGERT WERDEN,
ERRETTEN, AUCH SICH DER FEINDE
DAMIT ERWEHREN MÖCHTE
(1) WELCHE FÜRSTEN, GRAFEN, HERREN,
RITTER, KNECHTE oder Städte sich sorgen,
(wenn sie) von ihren Feinden belagert und be-
rennet werden in Schlössern, Festen oder Städ-
ten, denen ist voraus nötig, daß sie haben
Diener, die fromme und feste Leute sind, daß
sie freiwillig ihr Leib, Leben1 und Gut und was
ihnen Gott je verliehen hat, ihren Feinden entge-
genstrecken und wagen dürfen, ehe daß sie
fluchen2, daß (zurück) zu bleiben wäre, oder ehe
daß sie etwas auf- oder hingeben, das zu behal-
ten wäre3, und sie sich aller böser und verzag-
ter Dinge schämen, weise Leute sind, so daß sie
wissen, wie man sie mit Schießen, Werfen4 und
Stürmen in Not bringen kann, sa daß sie wissen
vorzubauenJ, auch gute Bollwerke6 und Tar-
rasse7 zu machen, wie vorn das Gemälde in
diesem Buch anzeigt8, und sich mit ihrem Zeug
gegen ihre Feinde auf das tunlich schicklichste
zu wenden, die besonders ohne ihren großen
Vorteil vor den Schlössern, darin sie besessen9
sind, keine mutwilligen Scharmützel tun und
ohne Mißhelligkeit und Entzweiung in guter
Freundschaft beieinander bleiben, ihre Händel
nach dem weisesten Rat untereinander er-
ledigen. Und welche Fürsten, Grafen, Herren,
Ritter, Knechte und Städte solche frommen,
festen und weisen Diener haben, die mögen
sich ihrer wohl getrosten. Doch müssen sie bei
sich haben Leute, die arbeiten können und wol-
len, wie Schmiede, Maurer, Zimmerleute, Schu-
ster und auch gute Schützen und Büchsenmei-
ster. Und wenn das so ist, daß man von guten
Büchsenmeistern großen Trost nimmt, so ist
allen Fürsten, Herren, Rittern, Knechten, Städ-
ten und allen, die Büchsenmeister haben, nötig,
daß ihre Büchsenmeister gute Meister sind und
alle die Wässer, Öle und Pulver, die zu ihrer
Kunst gehören, wohl bereiten und machen kön-
nen; und andere Stücke, die zu den Büchsen,
zu Feuerpfeilen, Feuerkugeln und wilden Feuer-
werken und anderen Sachen, mit denen man
sich dann der Feinde erwehren und ihnen Scha-
den zufügen mag, wie denn in diesem Buch10
1 In der Handschrift der Pr. Staatsbibliothek Berlinms. germ. qu. 1018 steht hier: ,,ihr liebes Leben.“ 2 Im Cod. 1 des Berliner
Zeughauses steht hier: ,,fliehen“. 3 Z. B. Ehre, Treue, Tapferkeit. 4 D. h. im Bogenschuß (Steilfeuer) schießen. 5 Vorbauten
herzustellen. 6 Später in die romanischen Sprachen übergegangen: belvardo, baluardo, boulevard. 7 Tarras oder Terras — Bastei,
Wall; von thaiazere, tharizen — sperren, verriegeln. 8 Das Titelbild zeigt nichts davon. Offenbar ist also das ursprüngliche
Bild vom Drucker durch ein anderes ersetzt worden. 9 Belagert. 10 In der Handschrift der Pr. Staatsbibliothek Berlin ms. germ.
qu. 1018 (a 2) und anderen steht an dieser Stelle: „DAS DA HEISSET DAS FEUERWERKBUCH.“
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Bild 4. Alte Büchse mit Richthorn am Schaft, Mitte des 14. Jahrh.
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A VII
Bild 5. Zwei Büchsen mit halbkreisförmiger Höhen-Richtscheibe
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A VII
hernach geschrieben steht: wie man die von
Anfang bis zum Ende ausrichten und gut machen
soll. Und darum, weil der Stücke so viel sind,
die dazu gehören, die ein jeglicher guter
Büchsenmeister können soll und die ein Mei-
ster ohne Schrift nicht in seinem Sinn behal-
ten kann, darum so steht hernach geschrieben
alles* was dann dazu nützlich und notdürftig ist.
(2) Und zuerst erfolgen zwölf Fragen von den
Stücken, die zu den Büchsen gehören, und er-
folgt auch über etliche Fragen eine besondere
Unterrichtung und Lehre.
Die erste Frage, oh das Feuer den Stein aus
der Büchse treibt oder der Dunst1, der von
dem Feuer (aus-) geht. Nun sprechen etliche,
das Feuer habe die Kraft, den Stein zu trei-
ben2. Ich spreche aber: der Dunst hat die
Kraft, den Stein zu treiben. Ein Beispiel: Nimm
ein Pfund gutes Pulver und tu das in ein
sämig3 Weinfaß und verschließ es gut, daß
kein Dunst davonkommen kann, (es sei) denn
aus dem Weidloch, mit dem du es anzünden
willst. Und so es angezündet wird, so ist das
Pulver unterderhand verbrannt, und zerbricht
der Dunst das Faß.
Die andere Frage, ob Salpeter oder Schwefel
die Kraft hat, den Stein zu treiben. Sprechich:
sie beide. Denn wenn das Pulver entzündet
wird in der Büchse, so ist der Schwefel hitzig,
und der Salpeter ist kalt, so daß die Hitze die
Kälte nicht leiden mag, noch die Kälte die
Hitze. (Das) sind zwei gegensätzliche Dinge.
Also mag von ihnen jedwedes das andere nicht
leiden, und ist doch eins ohne das andere nichts
nütze.
Die dritte Frage, ob wenig Pulver eher eine
Büchse sprengt oder weiter schießt, als wenn
man sie bis an den Klotz mit eingestoßenem
Pulver füllt. Da sprech ich: wenn man die
Büchse füllt bis an den Klotz, so mag das Feuer
und der Dunst nicht genug Weite4 haben, den
Schuß zu vollbringen, bis das Feuer einen Teil
hinter sich ausgebrannt hat und der Dunst den
Klotz herausschlägt. Ist aber die Büchse den
Dritteil bis an den vierten Teil (geladen), so
kann das Pulver im allgemeinen auf einmal
verbrennen, und (dann) kann der Dunst seine
Kraft vollbringen, und du schießest weiter,
und die Büchse springt dann viel eher, wenn
man sie füllt mit eingestoßenem Pulver bis an
den Klotz.
Die vierte Frage, ob ein linder5 Klotz von Lin-
denholz den Stein besser treibt oder von har-
tem Holz wie von Eichen und Buchen, wie ihn
viele Meister gebrauchen, und ob diese Klötze
kurz oder lang, trocken oder grün sein sollen.
Sprech ich: die harten Klötze sind nicht gut,
weil sie zu hart sind und sich nicht zusammen-
drücken lassen und leicht aus dem Rohre
gehen. Aber ein linder Klotz, eine gute Finger-
breite zu groß, läßt sich doch bis auf seine
Stelle hineintreiben und hält den Dunst viel
besser zurück6 als die harten Klötze.
Ferner7 wie ein Klotz sein soll, und welche die
besten sind.
Ein jeglicher Klotz soll nicht länger sein, als
er breit ist. Die besten trockenen Klötze, die
man haben kann, die macht man von trockenem
Pappelholz. Aber die besten grünen Klötze
macht man von grünem Erlenholz, aber die
allerbesten grünen Klötze macht man aus Bir-
kenholz, sobald es vom Stamme gehauen wird.
Die fünfte Frage, ob der Stein weiter fliegt,
wenn er hart anliegt oder wenn er weich an-
liegt. Ich spreche: Je härter er anliegt, desto
weiter fliegt er. Auch soll er sehr gut ver-
schoppt8 sein, so daß kein Dunst entweichen
kann, so wird der Schuß stark und weit.
Die sechste Frage, ob die Pissen oder Speidel9,
womit man den Stein verpisset, von weichem
1 Das Wort „Gas“ ist erst von van Iielmont in Brüssel (1577—1644) neu gebildet. 2 Z. B. i. d. Münchener Handschrift 600, (b 2).
3 Dickflüssig, hier also dick. 4 Spielraum. 5 Weicher. 6 Nach Nr. all u. a 12 (nach Jähns, S. 396) steht hier statt „behebt“ „be-
heit“ und 7 statt „Form“ „Item“. 8 D. h. verstoppen, verstopfen, das gassichere Abdichten zwischen Kugel und Rohnvand, z. B.
durch seilartig zvsammengedrehtes Tuch, das in Wachs getränkt ist, vgl. die 8. Frage. 9 D. h. Keile, mit denen die Kugel im
Bohr „verpißt“, verpaßt, zentriert wurde; die „Pissen“, vielfach mundartlich „Bissen“, sind dann die keilförmigen „Paßstücke“.
43
mah an hnXiuj g<6m
nppTetwfMnfi, ~£t£ct«jt &ttrcfytftitT« art
t Ölfttur \nnjf, £s* mal g^orrn warWi
Bild 6. Berthold Schwarz, „Erfinder der freien Kunst des Büchsenschießens44
Aus Furttenbach, Architectura Recreationis, 1640
44
oder von hartem Holz sein sollen. Sprech ich:
welcher Stein richtig in die Büchse gehört, also
daß er nicht mehr Weite hat, als er bedarf, um
eng anzuliegen, so sollst du ihn verpissen mit
dünnen, harten Pissen von Eichenholz. Ist aber
der Stein etwas zu klein, daß er nicht eng an-
liegen kann, so sollst du ihn verpissen mit
Tannenpissen.
Die siebente Frage, ob diese Pissen dick oder
dünn sein sollen. Sprech ich: daß diese Pissen
von Tannenholz etliche dick und etliche dünn
sein sollen, je nachdem ob der Stein Spiel hat
oder eng in der Büchse anliegt. Aber wenn du
den Stein damit verpissest, so sollst du die Pis-
sen mit einem Schroteisen an dem Stein ab-
hauen, damit die Pissen nicht vor dem Stein
überstehen *.
Die achte Frage, womit man den Stein ver-
schoppen soll, damit der Dunst nicht entwei-
chen kann. Sprech ich: nimm Wachs und wachse
das Tuch damit und dreh es einfach zu einem
Seil und schopp es mit einem guten Schopp-
eisen zwischen den Stein und die Büchse auf die
Pissen. So fliegt er weit. Und wisse: je besser
der Stein verschoppt wird, um so weiter fliegt er.
Die neunte Frage, ob eine Büchse weiter schießt
von einerlei Pulver oder von zweierlei. Sprech
ich: sie schießt sehr viel weiter von zweierlei
Pulver als von einerlei. Und wenn du die
Büchse ladest und weit schießen willst, so sieh,
daß du habest zweierlei Pulver, und tu das
gute Pulver an den Boden und das schlechtere
darauf, so schießest du weiter als mit einerlei,
denn das tut die Gegensätzlichkeit beider Pul-
ver2.
Die zehnte Frage, ob der Stein den Klotz be-
rühren soll, oder nicht. Sprech ich: Der Stein
soll hart an dem Klotz liegen. Du sollst den
Klotz nehmen und ihn mit einem Tuch bewin-
den und sollst ihn unter (deinen) Augen bren 1
nen (und zwar) das Teil, das nach dem Stein
hin liegt, damit es hart wird, und lade den
Stein hart daran und verpiß und verschopp
ihn gut, daß ihn der Dunst manlich3 hinaus
treiben muß.
Die elfte Frage, ob Knollen-Pulver4 besser sei
zu tun in die Büchse oder gerädenes Pulver5.
Sprech ich: daß zwei Pfund Knollen-Pulver
mehr tun als drei Pfund gerädenes Pulver.
Aber du sollst das Knollen-Pulver bereiten und
machen, wie hernach geschrieben steht.
Die zwölfte Frage, einen wie schweren Stein
ein Pfund Pulver mit seiner Kraft werfen
kann und welches seine richtige Treibkraft6
ist. Sprech ich: eine Büchse sei groß oder klein,
so soll allweg ein Pfund Pulver einen neun-
pfündigen Stein treiben. Ist aber der Stein
leichter, dementsprechend viel geht auch dem
Pulver ab.
Nun hast du hier zuerst am Anfang wohl ge-
hört, was dem, der Belagerungen und Besitz-
ergreifungen zu erwarten hat, bis auf einen
Büchsenmeister nützlich und gut ist, und auch
wie der Büchsenmeister mit guter Unterschei-
dung und Belehrung durch die vorbeschrie-
benen zwölf Fragen willens sein wird, sich gut
danach zu richten, wie er damit umgehn soll.
Nun steht hernach, wer die Kunst, aus Büchsen (3)
zu schießen, zuerst und durch welche Sache
er das erfunden hat.
Die Kunst hat erfunden ein Meister, hieß Niger
Berchtoldus, ist gewesen ein Nigromantikus,
geboren von Griechenland. Dieser ist auch mit
großer Alchemie umgegangen, wie solche Mei-
ster auch mit großen, köstlichen, klugen Sachen
umgehen, mit Silber, mit Gold und mit den
sieben Metallen, so daß diese Meister Silber
und Gold von dem anderen Geschmeide7 schei-
den können, und von köstlichen Farben, die
sie machen. Also wollte dieser Meister Berch-
1 Bei den 1445 und später erscheinenden Handschriften wird die 6. u. 7. Frage meist dahin beantwortet, daß das ,,Verpissen“
ivegen der inzwischen länger gewordenen Rohre, in denen man an den Stein nicht mehr herankam, fortfällt und nur noch das
,,V erschoppen“ notwendig ist. 2 Vgl. die 2. Frage. 3 Mutig, tapfer, kräftig. 4 D. h. gekörntes Pulver. 5 Entweder von raedel-
Sieb (vgl. S. 49, Fußnote 4), also ,,gesiebtes“ oder von ,,raden“ — sich als Rad drehen, d. h. gemahlenes Pulver im Gegensatz
zu dem im Stampfwerk gestoßenen Pulver. Sowohl das gemahlene als auch das gestoßene und fein gesiebte Pulver war staub-
förmig, Mehlpulver. 6 In der Berliner Handschrift 1018 steht statt ,,tragnus“ ,,trag“; vgl. S. 66, Fußnote 14. 7 Metall.
45
Der innige Zusammenhang zwischen Teufel, Mönch und Büchsenmeister
Nach einem Holzschnitt aus dem Jahre 1554
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
Bild 8. Stangen-Handbüchse auf Gabel
Nach einer Zeichnung von Kyeser von Eichstätt, um 1405
Aus cod. ms. phil. 63, Göttingen
toldus eine Goldfarbe brennen, und zu dieser
Farbe gehört Salpeter, Schwefel, Blei und öl;
und wenn er die Stücke in ein kupfernes Ding
brachte und den Hafen1 gut verschloß, wie
man auch tun muß, und ihn über das Feuer tat
und wenn er warm wurde, so sprang der Hafen
in sehr viele Stücke. Er ließ sich auch machen
ganz gegossene kupferne Häfen und verschlug
sie mit einem eisernen Nagel. Und wenn der
Dunst nicht davon kommen konnte, so sprang
der Hafen, und taten die Stücke großen Scha-
den. Also ließ der vorgenannte Meister Berch-
toldus das Blei und öl davon und legte Kohlen
dazu und ließ sich eine Büchse2 gießen und
versuchte, oh man Steine damit werfen3 könnte,
da es ihm vormals Türen4 zerworfen hatte.
Also fand er die Kunst und verbesserte sie
etwas. Er nahm dazu Salpeter und Schwefel
zu gleichen Teilen und Kohlen etwas weniger.
Also ist diese Kunst seitdem so sehr genau
untersucht und gefunden worden, daß sie an
Büchsen und an Pulver sehr verbessert wor-
den ist, wie man hiernach wohl verstehen wird.
Also hast du (die Lehre), wie die Kunst aus
Büchsen (zu) schießen, erfunden worden ist.
(4) Nun steht hernach, welches Wesen und gute
Gewohnheit ein jeglicher an sich haben soll,
der ein guter Büchsenmeister sein will, und
auch dabei, was von der Kunst er können soll.
Diese Stücke gehören einem jeglichen Büchsen-
meister zu, daß er sie an sich haben soll. Des
ersten soll er Gott ehren und vor allen Dingen
vor Augen haben, mehr denn andere reisige
Leute0. Denn wenn er mit dem Pulver oder mit
der Büchse umgeht, so hat er seinen großen und
allergrößten Feind unter den Händen6. Und
so muß er allweg dreifältige Sorge haben.
Er soll sich auch bescheiden mit der Welt hal-
ten, mir der er dann wandelt. Er soll auch ein
endlicher7 unverzagter Mann sein. Und in
Kriegen soll er sich tröstlich halten, da man
großen Trost von solchen Leuten nimmt8.
Der Meister soll auch schreiben und lesen kön-
nen, da er anders die Stücke nicht alle beden-
ken noch im Sinn behalten kann, die zu dieser
Kunst gehören und die in diesem Buch hernach
stehen: sei es das Separieren, das ist Scheiden,
das Sublimieren, das ist Läutern, sei es das
Konfortieren, das ist Stärken, und viele andere
Dinge, die dazu gehören, sei es von wilden oder
zahmen Feuerwerken und Sachen. Darum muß
ein Meister die Schrift können, will er anders
ein guter Meister sein. Er soll auch alles das
ordnen können zu festen Ackern und Mauern
für Katzen, für Schirme, für Mangane9, wie du
vorn in diesem Buch verzeichnet findest10, und
was dazu gehört von Anfang bis an das Ende.
Er soll auch drei Dinge vorher wissen: von dem
Gewicht, Dragma11 und Mensuren12-Maß. Er
soll sich auch erberklich13 und freundlich zeigen
mit Worten und Werken und soll zu (und) in
allem wohl besonnen sein und besonders sich
hüten zu allen Zeiten vor Trunkenheit.
Also hast du (die Lehre), welches Wesen und
gute Gewohnheit ein jeglicher guter Büchsen-
meister an sich haben soll.
Nun steht hernach, wie er sich verhalten soll, (5)
wenn er mit dem Pulver umgeht, damit es ihm
keinen Schaden bringen kann.
Will der Meister sich bewahren, wenn er mit
dem Pulver umgeht, daß es ihm keinen Scha-
den bringen kann, der folge dieser nachbe-
schriebenen Lehre. Der Dunst und Dampf ist
ein rechtes Gift dem Menschen, und ist doch
unter den drei Stücken, Salpeter, Schwefel und
Kohle, keins für sich gesondert dem Menschen
schädlich zu genießen. Und wenn sie unter-
einander kommen, gemischt und gemengt wer-
1 Geschirr Topf. 2 [). h. hier einen „BehälterAber offenbar ist dieses Wort gewählt, um den Übergang zum „Geschützrohr“.
nachzuweisen. 3 S. Seite 41, Fußnote 4. 4 J\ach der Dresdner Handschrift 463 (f 2) „Türm“. 5 D. h. Kriegsleute. 6 D. h. den
Teufel. Man nahm damals allgemein an, daß der Erfinder und Benutzer des Pulvers es mit dem Teufel zu tun habe. Daher auch
hier die ernst zu nehmende Forderung der Gottesfurcht an den Büchsenmeister. 7 Tüchtiger, zuverlässiger. 8 D. h. er soll zum
Trost für andere ein Vorbild sein. 9 Wurfmaschinen. Das deutsche Wort „Mangel“ (Hausgerät) ist davon abgeleitet. 10 Vgl.
Seite 41, Fußnote 8, H Griechisch Drachma, Drachme = Griff, Prise, d. h. so viel, wie man mit 3 Fingern fassen kann. Ehemaliges
Apothekergewicht 3,73 g, also „von dem groben und feinen Gewicht“. 12 Mensur = Maß, also Doppelausdruck. 13 Ehrbar, mhd.
erbaere.
47
Item wenn Du die Büchse ladest mit dem Klotz, so leg den Stein fast (sehr) hart an den Klotz und verkeil ihn mit weichem Holz.
Die Keile sollen nicht hart sein, oder eine Büchse möchte davon brechen. Die Keile sollen nicht zu dick sein, sie sollen auch gleich
lang, dick und groß sein. Sie sollen auch getrieben werden. Item und über die Keile soll man einen Stein verschoppen mit Hede
(Werg) und mit Lehm oder mit Heu oder was solchs Dings ist
Bild 9. Verkeilen und Verschoppen des Steins im Rohr, Ende des 14. Jahrh.
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A IV
48
den, so schaden sie dem Haupt und dem Her-
zen, und besonders so füllen sie die Leber,
denn der allergrößte Schade, der daran ist, ist
der Dunst und der Dampf, der von dem ver-
brannten Pulver ausgeht. Willst du dich davor
hüten, so sieh, daß du nicht mit nüchternem
Magen damit umgehst, und hüte dich vor Wein,
daß du ihn nicht zu viel trinkest. Du sollst
linde1 Kost genießen, denn wenn du zu viel
mit dem Zeug umgehst, so gewinnst du leicht
das Gezwang1 2. Du sollst indessen ziemlich3
essen abends und morgens. Vor Essig und Eiern
hüte dich. Was aber feucht und kalt ist, das
magst du wohl genießen, und was hart und
trocken ist, vor dem hüte dich.
Also hast du (die Lehre), wie sich ein Meister
halten soll, wenn er mit dem Pulver umgeht,
daß es ihm keinen Schaden bringen kann.
(6) Und wenn man den Salpeter zu dem Büchsen-
pulver brauchen muß, so steht hernach, wie
man guten Salpeter an den Mauern ziehen und
abnehmen soll.
Willst du guten Salpeter ziehen an den Mau-
ern, so schütte Salpeterwasser, darin Salpeter
gesotten ist, an eine feuchte Mauer in einem
Keller oder wo Salpeter gern wächst. Die
Mauer gewinnt Salpeter genug. Und danach,
wenn du ihn abnimmst, so spreng allweg von
dem Wasser an die Mauer, daß sie davon naß
werde. So wächst der Salpeter gern.
(7) Wie man Salpeter ziehen soll, daß er sehr viel
besser wächst, als er an den Mauern tut.
Willst du machen, daß der Salpeter besser
wächst, als er an den Mauern tut, so laß dir
machen ein Rädel4, so groß wie du willst, das
voll kleiner Löcher ist, und nimm ein Pfund
Weinstein und ein halb Pfund Salz oder gleich
viel Salz wie Weinstein, und Kalk dreimal so
viel und eines Mannes Harn, der vom Wein
kommt, und mache aus der Materie einen dicken
Mus und streiche ihn inwendig an das Rädel.
Laß es danach drei Tage an der Sonne stehen,
und am vierten Tag gieße die Materie wieder
heraus und hänge das Rädel in einen Keller.
So wächst guter Salpeter daraus.
Also hast du (die Lehre), wie man Salpeter
ziehen soll.
So steht nun hernach, wie man den neuen Sal- (8)
peter läutern soll, wenn er (eben) erst ab ge-
nommen ist.
Willst du neuen Salpeter läutern, wenn er
(eben) erst abgenommen ist, so nimm von die-
sem Salpeter so viel, wie du gebrauchen kannst
und lege ihn in ein heiß siedendes Wasser oder
Wein oder in starken Essig. (Der) ist besser als
der Wein, und rühr es durcheinander mit einem
Stückchen, laß es dann kalt werden. Danach
gieß das Wasser durch ein dickes Tuch, so daß
es geläutert ist, und setz dann dasselbe Wasser
abermals über ein Feuer, laß es sieden in dem
Maße, wie man Fische siedet, und siebe es da-
nach durch ein dünnes Tuch, und wenn du es so
gesiebt hast, so laß es kalt werden. So gestaltet
sich der Salpeter zu Zapfen5 und schütte dann
das Wasser oder Wein oder den Essig davon ah,
und laß den Salpeter ganz trocken werden, so
wird er gut.
Wenn der Salpeter sich nach dem Sieden nicht (9)
gestalten will, womit man ihn dazu zu bringen
vermag, daß er sich gestaltet.
Es kommt viel und oft dazu, daß der Salpeter
sich nach dem Sieden nicht gestalten will, und
das geschieht nun, wenn man zu viel Wasser
oder Wein oder Essig daran tut. Willst du dann
machen, daß er sich gestaltet, so nimm Harn
von einem Mann, der Wein getrunken hat; und
je älter der Harn ist, desto besser ist er. Lege
Salz hinein und siede den Salpeter wie vorher.
So gestaltet er sich wohl und wird lauter und
schön.
Wie man den wilden Salpeter, der hartzapfig (10)
ist, reinigen und läutern soll.
Willst du Salpeter, der wild ist, aus den Ber-
gen, und der groß- und hartzapfig ist, so lau-
1 Weiche. 2 Zivane, twane = Bewegung, Gewalt, Not, Bedrängnis; hier also Not, die einen in Beivegung setzt. Die Vor-
silbe ge — diente vielfach zur Verstärkung, z. B. auch Gezeug — Zeug. Erhalten geblieben ist sic z. B. bei Gewehr, Geschütz.
3 Geziemend, mäßig. 4 Sieb. 5 D. h. er kristallisiert.
49
Also sollst Du eine Büchse laden mit dem Klotz. Item Du sollst nehmen dürr Birkenholz oder Albrein (Pappel), ist das beste, und
mache daraus Klötze und nimm ein Maß von dem Rohr an der Büchsen, und als weit das Rohr sey, als weit und als lang soll auch
der Klotz sein, daß er nicht länger noch kürzer sey, so ist er gerecht. Auch nimm ein Glüheisen und brenne den Klotzen vorn, so
wird er desto härter (Steins halber). Doch je weicher der Klotz ist, je besser er ist
Bild 10. Anfertigung des Klotzes, des Holzpfropfs zwischen Pulver und Steinkugel, Ende des 14. Jahrh,
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A II
ter, fein und gut machen, als ob er nicht hart-
zapfig wäre, so nimm davon so viel wie du ge-
brauchen magst, und gib ihn zum Mahlen in
eine Mühle, und wenn er klein gemahlen ist, so
tu ihn in einen Kessel und gieß, wie dich das
Buch hernach lehret, und rühr es um, und laß
es drei Tage stehn, und nach den drei Tagen so
tu es über ein Feuer und siede es bis zur Hälfte
ein, gieß das übrige durch ein Tuch, und was
dann in dem Tuch bleibt, das siede dann in
einem starken Essig, bis das halbe Teil einge-
siedet ist. Gieß es dann aber ab. Laß es stehn,
daß es kalt werde, und gieß dann das Wasser
oben ab, so hast du schöne Salpeterzapfen. Die
laß dann gut trocknen. Je trockner sie werden,
desto besser ist er.
(11) Abermals Salpeter zu läutern, in einer ande-
ren Form.
Willst du Salpeter läutern, wie du wohl weißt,
so nimm ihn und schlag ihn durch einReutter1,
und was im Reutter bleibt, das siede, wenn
nicht anders, in Harn, der von Männern ge-
kommen ist, die Wein getrunken haben und
siede ihn so lange, wie man Fische siedet. Gieß
ihn dann ab, und laß ihn stehn, bis er kalt wird;
zum zweiten Mal siede ihn in Wein, wie vor-
her; zum dritten Mal siede ihn in aceto distil-
lato, das ist Tropfessig, wie vorher; zum vier-
ten Mal siede ihn in vino distilato, das ist
Tropfwein, wie vorher; und so hast du Sal-
peter im vierten Grade bereitet. Doch schütte
nach jeglichem Sieden das Salpeterwasser
gar2 ab.
(12) Wie man Salpeter läutern soll, der vorher
schon geläutert ist, doch nicht auf seine rechte
Weise.
Willst du Salpeter läutern, der dir nicht ge-
läutert zu sein scheint und doch vorher geläu-
tert ist, so nimm einen Kessel und mache ihn
gar schön, daß nichts Feistes3 noch Schmalz
daran ist, und tue hinein reines Brunnen-Was-
ser. Laß es warm werden, bis du glaubst, es
wolle beinahe sieden; Schütte dann den Salpe-
ter hinein, laß ihn wie üblich sieden, daß er
nicht überläuft. Hat er Schaum, dann schöpfe
ihn sauber ab mit einem Schaum-Löffel. Wenn
er zwei oder drei Wallungen getan hat, so nimm
ein sauberes Hölzchen, stoße es hinein und
tröpfle die Tropfen auf glühende Kohlen oder
auf einen brennenden (Feuer)brand. Brennen
dann die Tropfen, die von dem Hölzchen fal-
len, so hat er genug gesiedet. Auch kannst du
es sonst wohl versuchen, wenn du nimmst vier
oder fünf Hälmchen4 und sie stößt in den Kes-
sel und läßt die Tropfen auf die Hosen fallen
oder auf ein wollenes Tuch. Werden dann die
Tropfen an dem Tuch wie Eiströpfchen, so hat
er abermals genug gesiedet. Danach laß den
Kessel überschlagen, daß er kühl wird, und
gieß ihn in ein schönes Schaff5 oder in ein Bek-
ken. Ist er aber sehr groß, so gieß ihn in ein
Prennten6. Hinein kannst du wohl legen vier
Hölzchen. Stelle ihn dahin, wo niemand vor-
beizugehen hat, und laß ihn stehen zwei Tage
oder zwei Nächte, so siehst du wohl, ob sich
etwas angehängt hat oder nicht. Hat sich etwas
angehängt, so gieß das Wasser in ein sauberes
Geschirr. Und nimm den Salpeter, und trockne
ihn in einem Becken, oder wenn es sehr viel
ist, auf einem Lederlaken in einer warmen
Stube oder an einer heißen Sonne, so wird er
gut und richtig. Hüte dich allzeit vor Schmalz.
Dann nimm das andere Wasser, das du abge-
gossen hast, und siede es nochmals in einem
Kessel und tue das Gleiche, wie vorbeschrieben
steht. Was dann darin geblieben ist, das sam-
melt sich, daß du es auch findest.
Nun folgt hernach, wie man rohen ungeläuter- (13)
ten Salpeter läutern soll.
Willst du Salpeter läutern, der noch roh und
ungeläutert ist, so nimm eine scharfe Lauge
oder tue Kalk in ein Schaff7 und gieße Wasser
darüber. Rühre es um mit einem Stecken zu
einem Kalkwasser, und laß es stehn über Nacht,
so wird es desto reiner. Tue das danach in
einen schönen Kessel und hänge ihn über ein
1 Sieb. 2 Vollständig. 3 Der Ausdruck „fett“ ist erst durch Luther eingeführt. 4 Strohhalme. 5 Gefäß, Faß zum Aufbewahren von
Flüssigkeiten. 6 Brente — hölzernes Gefäß mit niedrigem Rand, Wanne. V Schüssel, Gefäß, Faß.
51
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Willst Du eine Büchse meisterlich und recht laden, so sieh an der ersten (zuerst), daß das Pulver gut sei. Item nimm ein Maß und
stoß es in die Büchse und teile das Maß in fünf gleiche Teile als Du in der Figur wohl siehst, und lad die drei Teile mit Pulver
als das Maß sagt, so ist sie mit Pulver recht geladen. Denn der Klotz bedarf seine Weite, so soll zwischen dem Klotz und dem
Pulver auch eine Weite sein, daß das Feuer zu rechter Brunst und auch zu rechter Kraft mag kommen. Item danach magst Du
dann einen Klotz und einen Stein desto besser schießen
Bild ll. Teilung der Büchsenlänge innen in fünf Teile
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A III
52
Feuer, und wenn es warm wird, so schütte den
Salpeter hinein und laß ihn gut sieden. Greif
mit einem Löffel an den Boden, denn so weit
Steine darin sind, die sammeln sich an dem
Boden. Die tue heraus, und schäume ihn gut
ab, und sieh zu, daß es nicht überkocht und
daß nichts Schmalziges dazukommt. Und wenn
du versuchen willst, ob er genug gekocht hat,
so stoße ein sauberes Hölzchen hinein, und
tröpfle es auf eine glühende Kohle. Brennt es
dann, so hat es genug gekocht. Oder versuch
ihn mit Hälmchen an einem wollenen Tuch1.
Werden dann die Tropfen wie Eis, so hat es
abermals genug gekocht. Danach nimm es von
dem Feuer ab und laß es abkühlen, und gieß
es durch ein dickes Leinen-Tuch oder durch
einen Filzhut in ein sauberes Becken. Ist es
aber sehr viel, so gieß ihn in ein schönes Schaff
oder in einen weiten Prennten2 und laß es
stehn einen Tag und eine Nacht an einer Stelle,
wo niemand es anrührt, und leg oben ein paar
Hölzchen hinein. Und wenn es so gestanden
hat einen Tag und eine Nacht, so sieh dann zu,
ob es sich gesammelt hat, und laß es noch einen
Tag und eine Nacht stehn, und gieß das Wasser
in ein sauberes Geschirr, und trockne den Sal-
peter in einem schönen Becken auf einem Ofen
oder auf einem Lederlaken, und nimm das
Wasser, das du abgesiebt hast, siebe es aber-
mals, und laß es länger sieden als vorher und
tue desgleichen, wie du vorhin getan hast. Was
dann darin ist, das sammelt sich, daß du es
auch findest.
Also hast du gar eigentlich in dem vorigen Ka-
pitel (die Lehre), wie du rohen Salpeter läu-
tern sollst, der vorher nicht geläutert ist.
(14) Nun findest du hernach, was für eine Natur
der Salpeter hat und welches der beste ist.
Salpeter ist von Natur kalt im vierten Grade,
das heißt in viererlei Weise. Der Salpeter
wächst auf dem Feld an harten Steinen, wie
Alant3, hart und weiß; es schadet ihm kein
Regen. Der dritte Salpeter wächst gern an den
Mauern und in den Kellern, wo sie feucht sind.
Dieses ist der beste. Du sollst wissen, daß der
Salpeter ein Salz ist und auf Latein Steinsalz
heißt und sehr beißt. Und wenn er geläutert
ist, so heißt er nicht mehr Salpeter. Er heißt
dann Salniter. Denn er wird kalt und trocken
nach dem Sieden, wobei ihn die Hitze ergreift,
in der er nicht bleiben will wegen der großen
Kälte, die er an sich hat.
Der Schwefel ist von Natur heiß und trocken
und entfacht gern das Feuer. Er behält aber
das Feuer, während Salpeter bei der Hitze
nicht bleiben will. Ebenso ist es auch mit dem
Quecksilber und mit etlichen Stücken mehr,
die Feuer nicht leiden mögen. Daher sollst du
dich allweg hüten vor dem frischen weißen Sal-
peter.
Abermals eine gute Lehre, wie man Salz von (15)
dem Salpeter scheiden soll.
Willst du Salpeter stark und gut machen, so
nimm Salpeter, so viel du davon gebrauchst,
und tu ihn in einen sauberen Kessel, und tu
soviel Wein und Essig dazu, daß es bloß über
den Salpeter geht. Rühr ihn und mische ihn
sehr gut untereinander. Und stoß eine Rute
hinein, miß den Wein oder den Essig und mache
auf der halben Höhe ein Zeichen. Und siede
das auch zur Hälfte ein bis an das Zeichen der
Rute. Und wenn du es also gesotten hast, so
gieße den Wein oder Essig ab, und siebe das
sauber ab, wie vorher geschrieben steht, so
findest du das Salz an dem Boden in dem Kes-
sel. Der Salpeter steht in dem Wasser. Den
sollst du nehmen und sollst ihn gut trocknen
an der Sonne; so hast du guten Salpeter.
Abermals eine andere gute Lehre, wie manSal- (16)
peter läutern soll und Salz und Alant davon
scheiden soll. Es ist die beste Lehre von denen,
die vorher und nachher stehen.
Willst du Salpeter läutern, daß er gut wird,
und Salz und Alant davon abscheiden, so nimm
zwei Pfund ungelöschten Kalk, ein Centner
Yspanicum3, ein Centner Galitzenstein3, zwei
Centner Salz, und mache daraus eine Lauge
von Wein oder Essig. Und laß die Lauge drei
1 Vgl. Seite 51 (12). 2 Vgl. Seite 51, Fußnote 6. 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke, Seite 39.
53
Bild 12, Festungsgeschütze als „Legstücke44
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein
Bild 13. Altes Geschütz auf Rollgerüst mit Höheneinstellung
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein
Tage stehn, daß sie geläutert wird. Und danach
tu den Salpeter in einen Kessel, so viel du
willst. Und tu diese Lauge dazu, so daß die
Lauge bloß über den Salpeter geht, und mische
das alles, wie vorher geschrieben steht, und
siede das auf die Hälfte ein, und gieß es dann
ab, so findest du den Alant und Salz und alle
Unreinigkeiten an dem Boden in dem Kessel,
und laß das Salpeterwasser, aus dem die Lauge
bestand, kalt werden, so steht der Salpeter wie
gefrorenes Eis. Und wenn er so steht, so
schütte die Lauge ab, und trockne den Salpeter
gut an der Sonne, so hast du sehr guten geläu-
terten Salpeter.
Er geht gut ab1. Man gibt für solchen Salniter
ein Centner pro Florin2. Aber ein Pfund sol-
chen Salpeters hat mehr Kraft und Stärke und
tut auch mehr, wozu man ihn braucht, als sonst
fünf Pfund tun möchten.
(17) Abermals eine gute Lehre, wenn Salz unter ge-
läuterten Salpeter kommt, wie man das davon
scheidet.
Willst du Salz von dem geläuterten Salpeter
scheiden, so nimm den Salpeter, leg ihn in ein
kaltes Wasser, so daß das Wasser eben bloß
über den Salpeter geht. Aber du sollst den Sal-
peter vorher messen3 mit einem Holz, ehe du
das Wasser daran tust, so zergeht das Salz und
bleibt der Salpeter im kalten Wasser, denn
Salpeter kann in kaltem Wasser nicht zergehn.
Er gestaltet sich gut in der Kälte. Und gieß
das Wasser ab, und laß den Salpeter gut ab-
gesiebt, und tu ihn an die Sonne, daß er gut
trocken werde, so vergat4 er sich dann wohl gut.
(18) Wie man rohen Salpeter richtig läutern und
sieden soll.
Willst du rohen Salpeter sieden und richtig
läutern, so nimm lebendigen Kalk und tu ihn
in Regenwasser oder in schönes Wasser, und
laß (ihn) darin stehen drei Tage und drei
Nächte, so wird eine Lauge davon. Die Lauge
nimm lauter und schön, und tu den rohen Sal-
peter hinein, der vorher nicht geläutert und
nicht gesotten ist, und siede ihn, bis das Vier-
teil des Wassers einsiedet. Dann spreng ein
wenig Wasser auf die glühenden Kohlen. Geht
dann blaues Feuer davon, so ist es gut. Dann
gieß das Wasser ab in ein schönes Geschirr, und
laß es kalt werden, so findest du geläuterten
Salpeter in dem Kessel.
Abermals eine Lehre, wie man Salpeter richtig (19)
läutert und gut machen soll.
Willst du Salpeter läutern, so nimm die vor-
beschriebene Lauge und tu den Salpeter hin-
ein, und laß ihn so lange sieden, wie man
Fische siedet, und gieß ihn dann ab in ein
schönes Becken, und laß ihn kalt werden, und
schütte dann die Lauge auch ohne den Salpeter
wieder in den Kessel, und laß das sieden, bis
das Vierteil oder der halbe Teil einsiedet, und
das nimm dann abermals vom Feuer ab, laß es
kalt werden, und gieß es dann abermals ab,
und nimm den Salpeter heraus, trockne ihn
sehr gut. Und ebenso sollst du den guten Sal-
peter läutern, der vorher schon geläutert ist.
Abermals eine gute Lehre, wie man etwa viel (20)
Salpeter läutern soll.
Willst du Salpeter einen Centner, mehr oder
weniger, läutern, so nimm reines Wasser oder
Wein, und tu den Salpeter hinein, nur daß der
Salpeter nicht feist5 wird und das Wasser bloß
einen Finger über den Salpeter geht, und tu
ihn über ein Feuer; und wenn er anfängt zu
sieden, so nimm und tu zu einem Centner ein
Pfund Salarmoniak und 5 Lot Spangrün oder
gleich viel guten Galitzenstein und siede ihn
in der Lauge, wie dich dieses Buch vorher ge-
lehrt hat, und gieß das dann ab, und laß den
Salpeter zum Gestalten kommen, und tu dann
das Wasser über ein Feuer und siede das aber-
mals so viel wie vorher und tu abermals ein
Pfund Salarmoniak hinein. Und wenn es ge-
sotten ist, wie vorher, so gieß es ab und laß es
stehn. Nimm den Salpeter heraus, und laß ihn
1 D. h. ist leicht verkäuflich. - Gulden. 3 In der Münchener Handschrift 4902 (hl) steht: ,,vor ermessen“, in der Berliner Hand-
schrift 1018 (a2): „messen mit einem Maß“. 4 Vergaten mhd. besorgen, in Ordnung bringen; also „so ivird er dann ivohl gut“.
5 Fett, vgl. S. 51, Fußnote 3.
55
Wenn Du eine Büchse willst beschießen, so stehe über Ort, das ist 10 oder 20 Schritt hinter der Büchse und also viel daneben.
Denn wenn eine Büchse bricht, so springt sie nur hinter sich oder neben sich aus, daß sie selten über Ort bricht. Oder entzünd sie
mit einem Luder, daß Du desto sicherer seyst davor. Gedenk an diese Lehre
Bild 14. Abschießen der Büchse und Stellung des Büchsenmeisters
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A V
gut trocknen, so hast du guten, wohlgeläuter-
ten Salpeter.
(21) Wie man Salpeter läutern und sieden soll, der
vorher schon geläutert ist, aber nicht genug.
Willst du Salpeter sieden und denjenigen rich-
tig läutern, der vorher schon geläutert ist, so
nimm Salpeter, so viel du davon gebrauchen
mögest, und tu ihn in einen guten Kessel, und
stelle ihn gerade, und nimm dann ein Hölz-
chen, miß den Salpeter, wie viel es sei, und wo
er an dem Hölzchen sich abzeichnet, da kerbe
eine Marke ein, und vermehre das Zeichen drei
Finger breit darüber, und da kerbe abermals
eine Marke ein. Und nimm sehr guten Essig
und tu davon so viel hinein, bis der Essig geht
an die obere Marke, und tu dann den Kessel
über ein kleines Feuer, und wenn es anfängt
zu kochen1, so schäume2 die Unsauberkeit oben
sehr gut ab. Und wenn es aufwallen will, so
nimm Galitzenstein3 und lege davon ein Stück
hinein, und laß es dann gut aufwallen, und
rühre es von Anfang an sittlich4. Und wenn
der Salpeter überall zergangen ist, so nimm
den Kessel ab vom Feuer, setze ihn an eine
heimliche Stelle, wo es kalt ist und niemand
Zutritt dazu hat, darum daß dir nichts darein
komme. Was vorsteht und ein wenig darüber
reicht, gieß sodann ab in ein sauberes Geschirr,
und laß ihn kalt werden. Und wenn der Essig
erkaltet und der Salpeter darin steht, so nimm
den Kessel, und gieß den Essig lauter und schön
ab, so hast du einen guten, geschiedenen und
wohlgeläuterten Salpeter. Und laß den Sal-
peter in dem Kessel, und tu ihn an einen Ofen,
der warm ist, und kehre ihn um, damit er gut
erseige5 und trockne. Nimm dann den getrock-
neten Salpeter und lege ihn an einen Ofen auf
ein Lederlaken, und laß ihn gut dürr6 werden.
Je dürrer er wird, desto besser wird er.
(22) Eine Bewährung(sprobe) des Salpeters, ob er
genügend geläutert sei.
Nimm den Rührstab aus dem Kessel mit dem
zergangenen Salpeter und sprenge etwas auf
die glühenden Kohlen. Gibt es guten frischen
Zwürtz7 und einigermaßen blaues Feuer, so ist
der Salpeter fein und gut. Aber den schönen,
reinen, abgegossenen Essig sollst du tun in
einen schönen Kessel über ein gefüges8 Feuer;
und laß ihn sieden, bis er halb eingesotten ist
und nimm ihn dann ab vom Feuer. Tue damit,
gleichwie du mit dem vorigen getan hast. So-
bald er9 sich dann gestaltet hat, kannst du den
reinen Essig abgießen und behalten10.
Wie man Salpeter, der vorher (schon) einmal (23)
geläutert ist, in dem zweiten Siedevorgang läu-
tern soll, daß er sich schön reinige und ab-
scheide von alle dem, das nicht zu ihm gehört
und das nicht fehlen kann noch wird, damit es
guter, richtiger und reiner Salpeter wird; und
(das) ist auch die beste Kunst.
NimmComula oder alumen yspanicum3, vitrio-
lum romanum3 und sal commune3 und lege
es bei dem zweiten Sieden des Salpeters hinein.
Und das ist sehr nützlich, ist auch das aller-
beste zum Scheiden des Salpeters, das jemand
haben kann, und das bewähre ich also: Alumen,
das zieht zu ihm und teilet ihn ebenso wie
Alant3, den man in den Salpeter legt, wenn
man ihn mehrt11. Sal commune, das zieht zu
ihm und teilet ihn ebenso, wie salem silvestrem,
yspanicum und vitriolum romanum eine jede
Species oder Materie aufheben; und von den
vorgenannten Species muß es sein Wirken,
Laufen und Teilen haben, und wisse die rechte
Wahrheit, daß dies nicht fehl schlägt.
Eine Lehre sollst du (noch) wissen: je öfter (24)
und je mehr du den Salpeter läuterst und schei-
dest, desto weniger Salpeter erhältst du, und
er schwindet sehr. Aber wenn man mit ihm so
verfährt, so wird er der allerkräftigste und
beste Salpeter, den jemand haben kann, und
du wirkst damit sehr gut.
1 Laiven — lä machen, lä —■ lau, milde. 2 Fairn, faimen — abschäumen. 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 4 Wie es Sitte,
Brauch ist. 5 Erseigen — ausschöpfen, erschöpfen; hier also soll alles Flüssige gut ablaufen. 6 Trocken. 7 Wahrscheinlich von
Zivirren mild, schwirren, zwitzern. 8 Gefiig — schicklich, passend. 9 Der Salpeter. 10 In der Münchener Handschrift 4902 (b 1) steht
im Gegensatz dazu: „in ußschutten“, „ihn ausschütten“, also Doppelausdruck. H Wenn man ihn verfälscht.
57
Eine neue Büchse soll man also beschießen. Item lade die Büchse fast wohl (sehr gut) mit Pulver ohne Klotz (Kugel) und ver-
schlage den Pumhart (Lauf, Flug) davor mit einem harten Klotz und säg den Klotz vor der Büchse ab und stell den Boden über
sich und den Pumhart unter sich auf einen Herd, und laß die Büchse sich selber beschießen, und welche Büchse also besteht, die ist
sicher gut und bleibt wohl fgut), man wolle denn Mutwillen treiben
Bild 15. Beschuß der Büchse nach Umkehrung der hier nach oben stehenden Mündung nach unten
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400, (b 2)
Entn. Essenwein A I
58
Und also hast du vorstehend in diesem Buch
gar mancherlei Weise und gute, richtige Form,
wie du rohen, ungeschiedenen und ungeläuter-
ten Salpeter und auch den Salpeter, der (schon)
geläutert und geschieden ist, noch besser läu-
tern, scheiden und reinigen sollst.
(25) Nun steht hernach, wodurch du erkennen sollst,
ob der Salpeter genug geläutert ist oder nicht.
Wenn du versuchen sollst, ob Salpeter genug
geläutert ist oder nicht, so nimm ein wenig von
ihm und lege ihn auf eine glühende Kohle.
Brennt er dann schön, ohne zu springen und
ohne über sich zu platzen, so ist er gut und
richtig. Brennt er aber nicht schön und platzt
.über sich, das ist ein Zeichen, daß er nicht ge-
nug geläutert ist. Den läutere mehr.
(26) Wie man den Salpeter versuchen soll, ob er mit
Salz gemischt ist oder nicht.
Willst du Salpeter versuchen, ob er mit Salz
gemischt oder gefälscht ist, so nimm davon so
viel wie eine halbe welsche Nuß, und leg das
auch auf eine glühende Kohle oder auf einen
Brand, der gut glüht. Brennt er dann schön
auf der Kohle oder auf dem Brand, als ob er
unter sich wollte, so ist er ohne Salz und ist
gut und richtig. Platzt er aber über sich, das ist
ein Zeichen, daß Salz dabei ist. Vor dem
hüte dich.
(27) Wie man den Salpeter ohne Feuer erproben
soll, ob er mit Salz vermischt ist.
Auch möchte man Salpeter wohl versuchen
ohne Feuer. Nimm Salpeter so viel, wie eine
welsche Nuß groß ist, und tue das in ein sau-
beres Schüsselchen, das nicht schmalzig ist, und
gieß hinein ein wenig Wasser, das rein und kalt
ist, und laß den Salpeter eine Weile darin lie-
gen. Und wenn das geschehen ist, so gieß das
Wasser ab und versuche es in dem Mund. Ist
das Wasser gesalzen und hat der Salpeter sehr
abgenommen, so daß er viel weniger (gewor-
den) ist als vorher, das kommt vom Salz her.
Ist er aber nicht weniger (geworden) als vor-
her und ist das Wasser nicht versalzen, so ist er
gut und bewährt. Ohne Zweifel kannst du ihn
dann kaufen.
Wenn du geläuterten Salpeter kaufen willst, (28)
so steht hernach eine gute Lehre, Salpeter zu
kaufen, der (eben) erst von Venedig kommt,
daß man damit nicht betrogen wird.
Es ist eine besondere Kunst, Salpeter zu kau-
fen, wenn er (eben) erst von Venedig kommt.
Wenn du kommst an ein Geschirr mit Salpeter,
so stoße die Hand hinein. Wird sie dann feucht
und naß, so ist er nicht gut. Bleibt sie aber
trocken, so ist er gut.
Abermals, wie du guten Salpeter erkennen sollst. (29)
Versuch ihn mit dem Mund. Ist er dann räß1,
bitter und gesalzen, so ist er nicht gut. Ist er
aber sehr pitzenlich2 und scharf, so ist er gut.
Abermals eine Lehre, wie man den Salpeter (30)
kaufen soll.
Welcher Salpeter glattzapfig ist, der ist gut.
Davon kannst du wohl kaufen. Aber welcher
Salpeter rauhzapfig ist, der ist nicht gut, und
roher milder Salpeter ist auch nicht gut.
Es ist (so), daß etliche Kaufleute gewöhnlich
in allen Sachen, womit sie umgehen, Vorteil
suchen, wo sie können oder mögen. Dadurch
wird ihr Kaufmannsschatz oft verringert und
erschwert, da die Leute, die von ihnen kaufen,
wähnend, sie hätten einen guten Kauf getan,
oft von ihnen betrogen werden. Und besonders
an dem Salpeter, dabei ist große Täuscherei.
Darum steht davor und hiernach, wodurch man
erkennen soll richtigen und guten Salpeter,
oder wodurch man wissen kann, welcher Sal-
peter vermischt ist mit Salz oder mit Alant3.
So findet man auch in diesem Buch davon ge-
schrieben, wie man Salpeter von aller Unsau-
berkeit scheiden soll: von Salz und Alant3.
Nun findest du aber hernach, wie man Salpeter (31)
kaufen soll, der nicht genug geläutert ist.
Eine besondere Kunst ist es, Salpeter zu kau-
fen, der noch nicht richtig auf seine Weise ge-
läutert und geschieden ist, wenn er von Vene-
dig gekommen ist. Merke gut: man findet Sal-
1 Herb, scharf. - Stechend scharf, von pfetzen mhd. zwicken, kneifen, stechen, ritzen, in der Münchener Handschrift 4902 (bl) steht:
„bitzenlich vnd süßlecht“ (süßlich). 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke.
59
peter, guten, besseren und den allerbesten Sal-
peter; man findet (auch solchen), der gemengt
ist mit Alant1. Der ist in dem Munde weder
zu bitter noch zu süß. Kannst du dann den
Alant gut von dem Salpeter scheiden, so magst
du ihn wohl kaufen, aber er wird weniger, und
du mußt ihn doch teuer kaufen, und nützt dir
der Alant und das Salz gleich nichts. Es ist wohl
den Kranken gut, die den Salpeter kaufen,
wenn er viel an Gewicht hat, aber beim Schei-
den und Läutern daran verliert.
Man findet auch Salpeter, der nicht allgemein
gut ist, sondern ein wenig gröblich gesäubert
und geläutert ist, so wie er von dem Berg und
Stein gekommen ist. Dieser ist zu erkennen in
dem Mund: er ist gar sehr bitter. Wenn du
weder Salz noch Alant darin findest, ist er rein.
Den sollst du kaufen, je reiner desto besser.
Denn der läutert und scheidet sich gern sehr
gut und wird besser davon als der vorige.
Man findet Salpeter und soll ihn suchen bei Brü-
chen der Trugsteine2 oder sonst in Steinhöhlen
und Berglöchern wie an feuchten Mauern, die
bisweilen trocknen und nach einer gewissen
Zeit wieder naß werden.
(32) Eine Unterweisung, welcher Salpeter der aller-
kräftigste ist.
Du sollst wissen mit rechter Wahrheit, daß der
wilde Salpeter nicht ebenso viel Kraft hat, wie
der Salpeter, der wächst in den Häusern und
in den Kellern an den feuchten Mauern, die
bisweilen abtrocknen und nach einer gewissen
Zeit wieder naß werden. Und wenn du heimi-
schen Salpeter gut und richtig läuterst, so tut ein
Pfund davon so viel mit seiner Kraft und Stärke,
wie drei Pfund des wilden Salpeters tun möchten.
Nun hast du vorstehend alle die Unterweisun-
gen und Lehren, die für den Salpeter nützlich
und gut sind.
(33) Nun steht hernach, welcher Schwefel der beste
ist und wie man ihn danach noch stärker machen
soll, als er vorher ist.
Lebendiger Schwefel, der ist der allerbeste
Schwefel, denn er ist stark und gut und ist
auch schnell zum Feuer3, und braucht man da-
von nicht so viel, wie von dem anderen Schwe-
fel, wie in diesem Buch hernach steht.
Wie man Schwefel bereiten soll, so daß er zu (34)
dem Büchsenpulver und zu allem Feuerwerk
nützlicher, kräftiger und hitziger wird als vor-
her.
Willst du guten Schwefel machen, so nimm
weißen Schwefel aus dem Kramladen4 und zer-
laß ihn in einem irdenen Geschirr, daß er gut
zergeht. Und nimm zu einem Pfund Schwefel
ein Lot Quecksilber, das mit Schwefel getötet
ist, und rühre das untereinander. Und danach
gieße den Schwefel in guten Branntwein, so
wird er desto trockner, hitziger und besser.
Also hast du (die Lehre), welcher Schwefel der
beste ist, auch wie man ihn besser und kräftiger
machen soll, als er an sich selbst ist.
Nun folget hernach, wie man die allerbeste (35)
Kohle machen soll, die man haben kann.
Willst du die allerbesten Kohlen machen, die
jemand haben kann, so nimm weißes Tannen-
holz, Pappel- oder Lindenholz, das frisch ist.
Und mache daraus Scheite, und dörre sie in
einem Backofen, und verbrenne sie zu eitel
Kohlen, und beachte, daß die Scheite keinen
Ast haben, und nimm die Kohlen also frisch,
und tue sie in ein Becken, und lösche die Koh-
len mit Branntwein. Und wenn du die Kohlen
ablöschen willst, stürze allweg ein Becken über
das andere, daß dich die Flammen nicht ver-
brennen.
Folgt hernach, wie und womit man die Kohle (36)
kräftigen und stärken soll, daß sie in dem
Pulver nicht verderben5 kann.
Du sollst wissen, daß Atriment1 die Kohlen
stärkt, daß sie nicht verderben. Denn das ge-
schieht sehr viel, daß die Kohle in einem Büch-
senpulver verdirbt, so daß Pulver alt wird,
(wenn) dabei Atriment nicht ist. Hätte man
Atriment dazu getan, wäre es nicht verdorben.
Darum stärkt es die Kohle.
1 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdriicke. 2 Troc — Futter-, Teig-, Brunnentrog. 3 Entzündet sich leicht, schon bei 260°. 4 Kraum von
kram — ausgespanntes Tuch, Zeltdecke eines Kramstandes, Handelsgeschäft. 5 Eriverden — verderben.
60
(37) Wie man zu Zündpulver die beste Kohle
machen soll, die man haben kann, wie hernach
folgt.
Die allerbeste Kohle, die jemand haben kann
zu Zündpulver. Wer die machen will, der soll
nehmen ein verschlissenes Tischlaken, das sehr
gut und schön gewaschen ist, an allen Stellen
gestärkt und sauber getrocknet. Verbrenne das
zu Pulver in einem irdenen Hafen. Und lösche
es keinesfalls1. Du sollst den Hafen setzen in
einen heißen Ofen, darin ein Feuer ist, daß das
Tischlaken darin verbrennen kann. Du sollst
auch den Hafen gut bedecken, daß der Dunst
nicht davon kann. Die Kohle geht über alle
Kohlen.
(38) Nun steht hernach in mancherlei Weise, wie
man gutes Büchsenpulver machen soll.
Wenn du willst ein gemeines Pulver machen, so
nimm vier Pfund oder vier Gewichtsteile Sal-
peter und zwei Pfund Schwefel und ein Pfund
Kohlen, und mische es gut untereinander: das
heißt ein gemeines Pulver. Und das Pulver ist
gut für den Kauf, und man mag es wohl (aus)-
geben für ein gemeines gutes Pulver.
(39) Wie man ein besseres Pulver machen soll, einem
Biedermann2 für sein Schloß oder in eine ehr-
same Stadt.
Willst du machen ein besseres Pulver und ein
stärkeres, als das vorige ist, so nimm fünf
Pfund Salpeter und zwei Pfund Schwefel, ein
Pfund Kohlen, und mische es durcheinander
sehr gut.
(40) Wie man noch ein besseres Pulver macht.
Willst du machen ein besseres Pulver, als das
davor, damit man weiter schießt und stärker
schießen kann, als mit einem der vorigen, so
nimm sechs Pfund Salpeter und zwei Pfund
Schwefel und ein Pfund Kohlen. Das wird ein
gutes, starkes Pulver und schießt weit.
(41) Wie man ein Büchsenpulver härten und zu rö-
schem3 Knollen-4Pulver machen soll.
Willst du ein Büchsenpulver härten, wenn du es
gut und schön durcheinander mischest in einer
Mischung, die du gern hast, so tu davon in einen
großen Mörser oder in eine Stampfe5, wie viel
du hineinbringen kannst, und begieß das mit
gutem Weinessig, und stoß es gut durcheinan-
der mit einem hölzernen Stößel, und mach es
also feucht mit dem Essig, daß es sich läßt zu-
sammen drücken und ballen, wie groß du dann
die Pulver-Knollen haben willst. Danach nimm
ein verglastes6, sinwäl7, tiefes Tiegelein oder
ein Näpflein oder eine kupferne Schale, drücke
es so naß hinein, wie man einen Käse in einen
Napf taucht, und stürze es dann um auf ein
Brett, so geht es leicht heraus. Von den Pulver-
Knollen kannst du machen, so viel du Pulver
hast. Und ist es im heißen Sommer, so kann
man die Knollen wohl dörren an der Sonne. Ist
das nicht (der Fall), so muß man sie dörren in
einer Stube. Die muß man sanft wärmen, und
du mußt das tun zehn Tage lang. Die Knollen
soll man dann nehmen und soll sie legen in
ein dürres Faß oder in ein dürres Legelein8,
und setz es an eine trockene Stelle, wo es keine
Feuchtigkeit hat. Das Pulver nimmt nicht ab
und ist gut, wie lange es (auch) währt. Vor
allen Dingen, wenn man das Pulver trocknet
in der Stube oder sonst, so soll man es behüten
vor Feuer und vor Licht, denn es könnte (sonst)
niemand errettet werden, und geschähe großer
Schaden davon.
Wie man Pulver machen soll zu Büchsen und (42)
zu Feuerpfeilen, das sehr gut wird.
Willst du Pulver machen zu Büchsen oder zu
Feuerpfeilen, so stoß den Salpeter (für sich)
besonders und mache ihn so klein, daß er sich
sieben läßt durch ein enges Sieb wie ein Pfef-
fer-Sieb. Solltest du es nicht haben, so nimm
einen weiten Rock-Peitel9 und peitele ihn da-
durch in ein Schaff; und was in dem Peitel
oder Sieb bleibt, das stoß mehr, bis daß du
1 Mit Wasser. 2 Biderbi mhd. brauchbar, brav, wacker. 3 Hart, scharf. 4 Gekörntes Pulver als Fortschritt gegenüber dem alten,
staubförmigen Mehlpulver. 5 Stampfgefäß. 6 Emailiertes. 7 Sinbel — rund. 8 Legel = Faß, Flasche, auch ausgepichter Korb bei
der Weinlese. 0 Ein Rock-Hemd. Pfeid oder Pfeit ist ein altes bayerisch-österreichisches Wort für Hemd; gotisch paida rock,
griechisch baite (Hirtenrock), finnisch paita (Hemd) von einem slav ölet tischen Volk entlehnt, vielleicht vom altpreußischen
pid = tragen, die Tracht. Demnach peiteln = durch das Hemd durchsieben.
61
alles hindurch bringen kannst, und lege den
gepeitelten Salpeter besonders. Danach ver-
fahre mit dem Schwefel wie mit dem Salpeter,
und lege ihn auch besonders, und mit den Koh-
len in gleicher Weise auch, und laß jegliches
getrennt, und mische es nach dem Gewicht
durcheinander auf die Weise, wie du vorher
in diesem Buch gelehret bist, oder nach dem
Gewicht, wie du hernach in diesem Buch mit
guter Unterscheidung gelehrt wirst.
(43) Wie man Knollen-Pulver machen soll, auch
gute Schwefel-Kerzen.
Du sollst nehmen zwei Pfund Salpeter, ein
Pfund Schwefel-Kerzen1, ein Vierdung2 Koh-
len; und zerlaß den Schwefel in einem Tiegel,
und schütte den Salpeter und die Kohlen
wohlgestoßen hinein, und zieh einen großen
Faden dadurch, das werden die allerbesten
Schwefel-Kerzen, die jemand haben kann. Auch
laß es kalt werden in dem Tiegel, so hast du
das allerbeste Knollen-Pulver, das jemand ha-
ben kann.
(44) Weiter: in diesem nachgeschriebenen Kapitel
steht, wie man das allerbeste Büchsenpulver
machen soll, das jemand machen kann oder
mag, und daß es nimmer verdirbt.
Willst du das allerbeste Büchsenpulver machen,
das jemand machen kann oder mag, so nimm
dritthalbe Centner Salpeter, ein Centner
Schwefel, und stoße das untereinander, und
wiege es dann aus mit einer richtigen Waage,
und nimm allweg den achten Teil Kohlen und
dreißigsten Teil Salarmoniak3 und den halben
Teil Salarmoniak silitarginis3 und stoß und
mische das untereinander. Und nimm je zu
dreißig Pfund des Zeugs4 drei Lot Mercurius
sublimatus3 und ein Lot Kampfer3 und fünf
Lot Arsenicum3, und tu ein wenig Salpeter-
wasser3 dazu und nicht zuviel, und stoß das da-
mit ab. Du sollst von den Stücken keins räden5
und sollst das Pulver in Knollen lassen und das
sehr gut dörren. Ist dann der Salpeter gut ge-
läutert und sind die anderen Stücke auch gut,
so verdirbt das Pulver nimmermehr und bleibt
allweg gut.
Wer recht und gut Büchsenpulver machen will, (45)
der folge diesem nachfolgenden Kapitel, denn
das weist und lehrt gar bescheidentlich6, gewiß
und wahr, wie man die Spezies, daraus man
das Pulver machen soll, jegliches nach seinem
Gewicht nehmen und mischen soll, daß davon
weder zu wenig noch zu viel ist und daß ein
gutes, nützliches Pulver daraus werden muß.
Denn es geschieht oft und viel, daß Pulver
unnütz wird, wenn man von einem Stück, das
dazu gehört, zu wenig oder zu viel nimmt. Da-
rum merke eben und irre nicht, denn es ist
eine gewisse Lehre.
Eine gewisse, rechte Lehre, Büchsenpulver rieh- (46)
tig und gut zu machen.
Du sollst nehmen eine gute Waage und lege
auf jedwede der Waagschalen guten geläuterten
Salpeter gegeneinander, gleich wäge (es ab);
und nimm dann einen Teil Salpeter von der
Waage und lege denselben Teil hin, und gegen
den verbliebenen Salpeter lege auf ein gleiches
Gewicht ebensoviel guten frischen Schwefel.
Und wenn das geschehen ist, so lege den Sal-
peter hin, und nimm dann den verbliebenen
Teil des Schwefels und teile ihn in jegliches
Gewicht7. Und wenn das geschehen ist, so lege
ein Teil Schwefel hin und laß den anderen
bleiben. Und wenn das geschehen ist, so lege
dem verbliebenen Teil des Schwefels zu an glei-
chem Gewicht ebensoviel Tannen-oder Linden-
kohlen, die nicht oft gehebt8 sind und nicht mit
Wasser abgelöscht sind. Und wenn das also ge-
schehen ist, so lege den Teil der Kohlen und
den verbliebenen Schwefelteil gegeneinander
hin, jegliches Gewicht so viel (wie das) der
oben genannten Kohlen. Wenn das geschehen
ist, dann nimm danach alle oben genannten
Teile: den Salpeter, den Schwefel und die Koh-
len, und mische alles untereinander, so gut du
immer kannst und magst. Und wenn es also ge-
mischt ist, so stoß es sehr gut. Je mehr du es
1 Soll heißen: Schwefel. 2 % eines Maßes, besonders eines Pfundes, wie hier. 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 4 Des Pulvers.
5 ,,Raren“ ist wohl ein Druckfehler. Räden = mahlen, vgl. S. 45, Fußnote 5. 6 So daß man Bescheid weiß. 7 Halbiere ihn. 8 Ge-
hebe mhd. fest, haltbar, also nicht sehr hart sind.
62
stoßest und je kleiner das Pulver wird, desto
kräftigeres und desto schnelleres Pulver wird
(daraus) und löst1 auch desto schneller, wenn
es angezündet wird.
Und dörre das Pulver gut in einem guten Bek-
ken in einer warmen Stube; und besonders
hüte dich vor Feuer und tu es dem Ofen nicht
zu nah, denn es entfacht (sich) von Hitze eben-
so wie von Feuer. Also hast du ein gewisses
Gewicht und wie du das Zeug sollst auswägen,
und fange abermals an zu wiegen anderes Zeug
und tue ebenso wie vorher. Merke diese Lehre
gut, denn sie ist die beste und gewisseste Lehre,
die es in dieser Kunst überhaupt gibt. Denn
wenn von einem Zeug mehr ist, als es sein soll
nach dieser Lehre, so hast du ein Werk gänz-
lich umsonst getan und zu dem Zeug verdor-
ben. Und wer diese vorbeschriebene Lehre ver-
steht, dem ist’s genug.
0>7) Wie das Zeug schicklich wird von dem Stoßen.
Wenn du das Zeug stoßest, so wird es unterein-
ander verwandelt2 und wird ein wenig feucht.
Dessen sollst du nicht achten. Wenn es genug
gestoßen ist, so nimm es heraus und dörre es
gut, so werden große Knollen davon und setzt
sich das Zeug aneinander. Die Knollen laß (be-
stehen) bleiben. Denn das Zeug verdirbt viel
weniger durch die Knollen, als wenn es gerä-
ren3 wird.
(48) Folgt hernach von verdorbenem Pulver, wie man
das auch in mancherlei Weise wieder (hoch)-
bringt und gutes Pulver wieder daraus macht.
Ist ein Pulver verdorben durch Alter, und ist
dennoch der Salpeter darin und ist gut, so
nimm das Pulver und siede das mit gutem Wein
und rühre das gut, bis es sich vor Dicke nicht
will rühren lassen, und tu dann dazu frische
Kohle, so viel als du davon bedarfst, und tu
das dann in einen guten härenen Sack, und
hänge den Sack in eine heiße Stube, bis das
Pulver gut getrocknet ist.
(49) Wie man schlechtes Pulver voneinander schei-
det und wieder (hoch)bringt.
Willst du schlechtes Pulver voneinander schei-
den und wieder (hoch)bringen, so nimm das
Pulver und tu es in einen Zwillig-Sack, und tu
Wein in einen Kessel und siede ihn, (bis) der
Wal4 übergeht. Und hänge den Sack mit dem
Pulver hinein, so geht der Salpeter in den Wein
und bleibt der Schwefel in dem Sack. Und
schütte den Wein ab, daß er kalt werde und
nimm den Salpeter heraus, und siede den
Wein zum anderen Mal, und tu Salarmoniak5
dazu, so scheidet es sich.
Wie man verdorbenes Pulver wieder (hoch)- (50)
bringen soll.
Es geschieht viel und oft, daß das Pulver durch
Alter schlecht wird und die Kohle zu feucht
wird, oder daß der Salpeter nicht gut geläu-
tert ist und daß das Pulver verdirbt. Dem sollst
du also wieder (ab)helfen: du sollst nehmen
guten gebrannten Wein und sollst darin sieden
Salbertica6 und Salpeter zu gleichen Teilen,
und sollst das Pulver also mit heiß siedendem
Wein beschütten, und das danach sehr gut sto-
ßen, und sollst nehmen irdene Häfen und die
damit füllen, gut gestoßen, und sollst die Häfen
gut verschließen und die Häfen setzen in einen
Backofen, der nicht zu heiß ist. Und (wenn)
das Pulver in den Häfen gut trocken geworden
ist, so nimm es dann heraus und überstoße das
ein wenig und nicht zu viel. So kommt das
Pulver allerdinge7 wieder zu sich selber und
wird besser, als es vorher je gewesen ist.
In diesem nachbeschriebenen Kapitel findest du (51)
eine sehr gewisse und gute Lehre, wie du die
drei Stücke, Salpeter, Schwefel und Kohle,
wenn sie gestoßen und zu einem Büchsen-Pul-
ver untereinander gemischt sind, wieder von-
einander scheidest, und daß du jegliches Stück
gesondert von dem anderen nimmst, wie (vor-
her), ehe sie untereinandergemischt wurden.
Willst du Büchsen-Pulver voneinander schei-
den, so daß du den Salpeter als weißen hast
wie vorher, und der Schwefel den anderen
Weg (geht) und die Kohle den dritten Weg,
1 Desto schneller tvird das Geschütz gelöst, d. h. verbrennt das Pulver. 2 Gemischt. 3 Gesiebt, vgl. S. 62, Fußnote 5. 4 Bis er
überkocht; von iveilen, ivogen, kochen, sprudeln. 5 Salmiak, vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 6 Vgl. Vorbem., techn. Fachaus-
drücke, Salpratica. 7 Allerdings.
und daß jegliches wie frisch ist, wie es vorher
gewesen ist, so nimm das Pulver, so viel du
willst, und tu es in einen heißen Essig, der ein
Dritteil über das Pulver geht und laß es eine
Weile stehen, schäume dann die Kohle ab mit
einem Tüchlein, das zwischen einem Gäbelein
gespannt ist, und schütte danach den Essig in
einen Zwillig-Sack, so geht der Essig, darin der
Salpeter zergangen ist, durch den Sack und
bleibt der Schwefel in dem Sack, denn der
Schwefel kann in Wasser nicht zergehen noch
in einer Feuchte1, wie (es) der Salpeter tut.
Der Schwefel kann auch nicht verderben2. Und
danach, wenn der Sack abgesiebt ist, so koche3
den Essig und siede ihn in dem Maße, wie man
Fische siedet, und lasse den Essig danach kalt
werden und stehn und seihe dann den kalten
Essig ab, so findest du den Salpeter in Zapfen.
Den Schwefel sollst du gut auswaschen aus dem
Wasser, so wird er so lauter wie vorher. Aber
das beste Scheidewasser (besteht) in dem Es-
sig. Wenn du ihn zum ersten Aufwallen3 ge-
bracht hast, so tu hinein Ispanikum und Galit-
zenstein4.
Es geschieht oft und viel, daß Pulver unnütz
wird und doch durch Alter nicht verdorben ist.
Nur das Gebrechen ist, daß von den drei Stük-
ken, Salpeter oder Schwefel oder Kohle, eins
zu viel ist bei den anderen zwei Stücken, wie
und wobei man wissen soll, welches Stück zu
viel bei den anderen ist. Dessen wirst du gar
eigentlich in diesem nachfolgenden Kapitel
unterwiesen. So findest (du) auch sonst darin,
wie man solch Pulver bessern und wieder
(hoch)bringen und gutmachen soll.
(52) Wenn dir ein Pulver unter die Hand kommt,
das zu viel Salpeter oder Schwefel oder Kohle
zu viel hat, und welches Stück unter den drei
Stücken zu viel da wäre.
Willst du wissen, von welchem Stück zu viel
da ist, so verbrenne das Pulver so groß wie
eine welsche Baumnuß auf einem glatten Stein.
Ist dann vom Salpeter zu viel, so bleiben weiß-
rote Kügelchen da auf der Steinfläche. Wäre
vom Schwefel zu viel, so brennt der Schwefel
allweg langsam (ab), danach verbrennt (auch)
so das Pulver, es sei denn, daß der Schwefel
nicht gut gestoßen sei. Wäre dann von der
Kohle zu viel, so bleiben die Kohlen also roh
und wie ein Ruß mit großer Unsauberkeit. Bei
den Unterschieden verstehst du gut, von wel-
chem Stück zu viel da ist.
Wie man verdorbenes Pulver wieder (hoch)- (53)
bringen soll.
Wenn du ein Pulver scheidest5 und es wieder
untereinander temperieren6 willst, so nimm
zwei Pfund Salpeter und ein Pfund Schwefel,
wie er dir in dem Sack geblieben ist, und von
der Kohle nach seinem Gewicht. Das nimm
richtig und tu sonst nichts dazu, als daß du das
abstößest in aceto distillato4. Und lasse dann
das Pulver danach gut trocknen an der Sonne
und tu Confortatium4 dazu, wie dich das Buch
hernach auch lehren wird, so hast du aus
schlechtem Pulver sehr gutes Pulver gemacht
und erneuert.
Wie man das weitschießendste Pulver machen (54)
soll.
Willst du das allerbeste Pulver machen zu wei-
ten Schüssen, so nimm drei Pfund Salpeter, ein
Pfund grauen Schwefel, zwei Vierdung 4 Kohle,
ein halbes Satit4 arsenicum album4, das ist ein
Zweitel eines Quinten4 des weißen Operment4.
Und stoße das klein zusammen, und nimm ein
Quärtlein4 einer Maß guten Branntweins und
ein Satit Kampfer, das ist ein halb Quinte, und
laß es untereinander sieden. Und wenn es kalt
geworden ist, so schütte es unter das Pulver
und stoß das ab. Laß es gut trocknen. So hast
du das weitschießendste Pulver, das jemand
haben kann.
Wie man abermals ein starkes Pulver machen (55)
soll.
Willst du abermals ein starkes Pulver machen,
so nimm drei Pfund Salpeter, ein Pfund grauen
Schwefel und zwei Vierdung4 Pulver wie vor,
1 Flüssigkeit. 2 Vgl. S. 60, Fußnote 5. 3 Wollen — wellen, wogen, kochen, sprudeln, vgl. S. 63, Fußnote 4. 4 Vgl. Vorhem., techn.
Fachausdrücke. 5 Geschieden hast. 6 Mischen.
64
und mische das untereinander, und tu das in
ein Gläschen. Laß das dann stehen und nimm
roten Salarmoniak album1 und pulver das
untereinander und tu das in dem Gläschen
über ein gefüges2 Feuer und rühre das unter-
einander eine halbe Stunde, und sollst nehmen
starken gebrannten Wein und schütte davon
eine Eierschale voll unter das Pulver in das
Gläschen, und rühre das untereinander,bis das
Pulver wieder trocken wird und mische das dann
wieder untereinander, und stoß das sehr gut.
Und lade den dritten Teil des Büchschens3 damit.
(56) Wie man ein gar meisterliches, nützliches und
gutes, schnelles Biichsen-Pulver machen soll.
Willst du ein gutes Büchsen-Pulver machen,
das da nützlich, gut, schnell und stark wird, so
nimm dazu ein Pfund gute Linden- oder Tan-
nen-Kohle, das ohne Äste gewesen ist, und
willst du vom Pulver mehr machen, so wiege
diese vorgenannten Spezies nach Gewicht dazu.
Irre nicht darin, oder du tust ein Werk gänz-
lich umsonst, das nicht verfacht4. Und merke
gut: ein halber Centner Salpeter braucht drei-
ßig Pfund Schwefel und dreizehnthalbe5Pfund
Kohle und drei Pfund Spangrün1 und eine
Vierdung1 eines Pfundes Salarmoniak1. Und so
viel man dann einmal vom Pulver mehr machen
will, als vor steht, so viel muß man auch von
den vorgenannten Spezies jegliches nach sei-
nem rechten Gewicht mehr nehmen.
(57) Wie man noch ein besseres und stärkeres Pul-
ver machen soll.
Willst du ein gutes Büchsen-Pulver machen,
das noch stärker und besser wird, als (das) von
dem nächst davor steht, so sollst du dazu neh-
men, wie vor steht, und gehört dazu und dar-
unter zu nehmen ein gutes weißes Pulver. Das
sollst du so machen, wie hiernach steht. Nimm
von gebranntem Kampfer, der da ist weiß, ein
Teil, und von gebranntem Salarmoniak1, der
auch weiß ist und leuchtet, wie die Brunnen-
steine, die die Schwertfeger haben, ein Achtel,
und tu von den zwei Spezies vom Sublimato1
und Mercurio1 dazu. Und tu das zusammen in
einen Mörser, stoß das (so) oft und gut, (wie)
du kannst, bis ein Pulver daraus wird, und bis
es weiß wird. Und das ist die allerbeste Lehre,
die man in der ganzen Alchimie finden kann.
Tu auch ein wenig von dem Pulver in das, das
gemacht ist vom Salpeter, Schwefel und Kohle,
ein Achtel eines Lots1 ist genug, in ein Pfund
des vorgenannten Pulvers von Salpeter, Schwe-
fel und Kohle.
Gaucy1 ist sehr köstlich6 in der Apotheke. Sa-
larmoniak1 ist weiß und licht, und findet man
den Salarmoniak, der nicht gebrannt ist, in der
Apotheke. Der ist anders gestaltet als reiner
Zucker, den man findet in der Apotheke. Atri-
ment1 ist schwärzlich, das findet man in der
Apotheke. Vitriolum romanum1 ist kostbar6,
das findet man im Kramladen7. Sublimatus
mercurius1 ist, in Deutsch geredet, das destil-
lierte Quecksilber. Weißer Schwefel ist unter-
schiedliches ist unter dem weißen einer schlech-
ter als der andere, merke (dir das) eben gut.
Arsenicum1, sprich zu Deutsch Opperiment, ist
nicht kostbar6 in der Apotheke. Yspanicum1,
sprich zu deutsch Spangrün, das findet man
überall. Wo man in diesem Buch und in dieser
Schrift findet das Wort Setit1, das bedeutet
nichts anderes als ein Viertel, das ist ein Quin-
tat1. Ferner: ein halb Vierdung eines Lotes
macht ein Zweitel eines Quinteis eines Lotes
eines jeglichen Gewichtes.
Also hast da davor in diesem Buch genug von
Büchsen-Pulver.
Nun steht hernach geschrieben von einem An- (58)
zünd-Pulver, wie man das gut und richtig
machen soll.
Du sollst nehmen Schwefel, der mit Quecksil-
ber und mit dem gebrannten Wein gestärkt ist,
wie in diesem Buch davor steht, wie man den
Schwefel bereiten soll, daß er hitziger und
stärker wird. Und nimm Salpeter, der sehr gut
gereinigt und geläutert ist, reibe jegliches der
beiden Stücke gesondert sehr gut klein auf
1 Vgl.Vorbem., techn. Fachausdriicke. 2 Schickliches, passendes. 3 Des Pulversackes. 4Verfängt, einen Zweck hat. 5J2%, also
Salpeter, Kohle, Schwefel = 50 :12,5 :30 = 1,7 :0,42 :1. 6 Teuer. 7 Vgl. S. 60, Fußnote 4.
65
einem Reibstein, und je kleiner es wird, um so
besser ist es. Und nimm Kohle, die da aus einem
schlissigen1 Tischlaken in einem heißen Ofen
oder Feuer in einem verdeckten Hafen gebrannt
ist. Und diese Spezies mische nach Gewicht
untereinander, wie in diesem Buch davor steht,
und tu darunter ein wenig Kampfer und nicht
zuviel, und rühre das gut untereinander. Nimm
dann von bestem gebrannten Wein ein wenig,
wenn du ihn haben kannst, und beschütte das
Pulver damit, daß es feucht und ein wenig naß
wird und nicht zu naß, und rühre es eine Weile
untereinander. Und laß es danach gut trock-
nen, so hast du ein sehr feines, gutes Anzünd-
Pulver und das beste, das jemand haben kann.
(59) Nun steht hernach, wie man gute Büchsen-
Klötze machen soll.
Willst du Büchsen-Klötze machen, so nimm
gutes Pappelholz und mache sie daraus. Und
mache sie vorn kleiner als hinten2, damit, wenn
du einen Klotz willst in die Büchse schlagen,
er um so getrünniger3 hineingeht. Und schlage
den Klotz vollkommen ein und laß davon nichts
auswendig dem Rohr, so legt sich der Stein
richtig in die Büchse vor den Klotz4.
(60) Wie man in eine jegliche Büchse, groß oder
klein, die Steine hauen soll, daß sie richtig
darin liegen.
Man soll allweg die Weite der Büchse inwendig
messen bei dem Klotzloch und dann die Form
des Steins danach messen und zeichnen mit
einem gewissen Zirkel. Und wenn man den
Stein (be)haut, so soll man ihn (be)hauen, daß
er zu Ring5 (rings)um überall der Form gleich
zusteht.
(61) Und nun steht hernach geschrieben, wie man
eine jegliche Büchse, sie sei groß oder klein,
laden soll mit dem Pulver, Klotz und Stein
nach rechter Mensur6, daß es für die Büchse
nicht zu leicht noch zu schwer ist.
Nach dieser Lehre sollst du eine jegliche Büchse,
sie sei groß oder klein, das Vorderteil der)
Büchse messen, wie lang es inwendig ist bis an
den Boden. Und teile dann dasselbe Maß in
fünf gleiche Teile. Ein Teil soll der Klotz sein,
wenn er in die Büchse geschlagen ist. Der an-
dere Teil soll wan7 stehn, und die drei Teile
sollen hinter sich hinein8 geladen sein mit gutem
Pulver. Und diese Lehre treibt gute, gewisse
Schüsse aus der Büchse.
Wie man eine Büchse ladet und anzündet, daß (62)
man davon kommen möge ohne Schaden.
Wenn du eine Büchse ladest und sie beschießen
willst, so nimm einen Pfriemen und stoß ihn
durch das Weidloch9 ein bis auf den Boden10
durch das Pulver (hin) ab, und habe das Zünd-
pulver bei dir, und säe es dem Pfriemen nach,
und tue davon so viel hinein, daß du das Weid-
loch füllest. Denn die Lospulver11 sind sehr
heiß und scharf und entzünden das andere Pul-
ver sehr behend in der Büchse. Und wenn das
Pulver in der Büchse verdorben ist, so hilft ihm
das Zündpulver, daß es lösen12 muß. Du sollst
aber träges Pulver auf die Büchse und auf das
Zündloch legen, auf das Zündpulver, damit du
davonkommen kannst. Du sollst dich hüten,
daß du nimmer dasselbe gute Pulver auf dem
Weidloch anzündest; das vorige Pulver sollst
du allweg vorher anzünden, so kannst du ohne
Schaden von der Büchse kommen.
Wie man aus einer Büchse sichere Schüsse schie- (63)
ßen kann und vor der Büchse (am) aller sicher-
sten stehen kann.
Willst du aus einer Büchse schießen sichere
Schüsse, so sieh, daß du den ersten Schuß nicht
zu hoch schießest, oder du kannst nicht bald
hinein13 kommen. Auch sollst du wissen das
Gewicht des Steins und des Klotzes und des
Pulvers und seine Kraft, was es tragen14 kann,
wie du wohl (erfahren) hast in diesem Buch.
Willst du sicher vor der Büchse sein, daß sie
dir keinen Schaden tue, so stehe über Ort10 zwi-
schen dem Boden und der Seite und auf zehn
Schritt weit hinten.
1 Verschlissenen. 2 D. h. keilförmig. 3 Fester. 4 Hier handelt es sich also noch um ein kurzes Rohr, bei dem der Stein gerade eben
in der Mündung liegt. 5 Die Anlage des Steins an der Rohrwand ist theoretisch ein Ring, ein Kreis. 6 Maß. 7 Leer. 8 Voll.
9 Zündloch. 40 D. h. bis auf die gegenüberliegende Rohrwand. 44 Die Löse-, die Zündpulver. 42 Losgehen, in der Berliner Hand-
schrift 1187 (a 3) stchi. ,,pissen“. 43 Ins Ziel. 44 Treiben; vgl. S. 45, Fußnote 6. 15 Schräg seitwärts.
66
(64) Wie man für eine jegliche Büchse sehr gute
Feuerkugeln richtig und gut machen soll, daß
man die aus der Büchse schießen kann.
Willst du Feuerkugeln machen, die man aus
der Büchse schießet, so nimm Büchsenpulver,
so viel wie du willst, und knete es mit gebrann-
tem Wein und mache einen Teig daraus, der
sinwal1 sei wie eine Kugel, und nimm drei Ha-
sel 2-Stöcklein, und die stoße durch die Kugel.
Und die Stäblein sollen so groß sein wie ein
Federkengel3. Und (du) sollst die Kugel über-
ziehen mit Barchent, und den in Schwefel
schwemmen, und aber(mals) überziehen mit
Teig, der aus halb Salpeter und halb Schwefel
gemischt ist, und überziehe das abermals mit
Barchent, und überziehe dann das aber(mals)
mit dem vorigen Teil4 und zu dem jüngsten5
überzieh’s mit Zwillich-Ludern6 und mit
Eisendrähten kreuzweise darüber. Und danach
schwemme die Kugel in halb Schwefel und halb
Harz. Und wenn sie so bereitet sind, so bohr
mit einem Neberlein7 kreuzweise dadurch. Und
wenn du schießen willst, so bohr ein Löchlein
durch den Klotz, daß die Löchlein gleich gegen
einander sehen. Und nimm dann ein kleines
Rütlein und stoße es durch die Kugeln und
durch den Klotz in das Pulver, das du verschie-
ßen willst, daß es aneinander gleich Zusage,
und zünde dann die Büchse an, so fährt es hin.
(65) Wie man einen schreckenden Schuß machen
soll, ivenn der Schuß von der Büchse fährt, daß
er über hundert Sprünge tut.
Willst du einen schreckenden Schuß machen,
so nimm Schrentz-Papier8, und leime das auf-
einander so groß, wie der Klotz sein soll, und
schlage den Klotz nicht auf das Pulver und
auch nicht sehr (weit) in das Rohr der Büchse.
Und lade den Stein vor den Klotz und ver-
speidel9 denselben Stein. Dieselben Pissen10
schlag ab auf dem Stein11 und verstopfe12 den
Stein mit einem harten Tuch, und richte die
Büchse in Gleichgewicht, und zünde sie an, so
fährt der Stein von der Büchse und tut über
hundert Sprünge. Und die Büchse soll vorn
dick sein13 und gut eingeschlagen14 und soll
nicht vor dem Stein auf gehen15.
Wie man machen soll ein gutes Salpraticalö, (6()
das man (aus)spricht Salportica, mit dem man
alle Pulver schneller und stärker macht, es sei
Schießpulver zu Feuerpfeilen, zu Feuerkugeln
oder zu anderen Feuerwerken.
Willst du machen ein gutes Salpratica, das man
(aus)spricht Salpertica, so nimm Salpeter und
läutere ihn, daß Salniter16 daraus wird. Und
wenn du das Salniter dreimal geläutert hast,
so tu es in einen Kessel und schütte gebrann-
ten Wein dazu, so daß der Wein drei Finger
über das Salniter geht. Und tu zu einem Pfund
Salniter 4 Lot Salarmoniak16, 1 Lot Kampfer,
und siede das. Und wenn das ein Vierteil ein-
gesotten ist, so setze es dann ein wenig vom
Feuer und schütte den Wein in einen irdenen
Hafen, so ist es ein Salpertica geworden. Und
hänge denselben Salpertica in einem Hafen an
einem Seil in einen kalten Keller, und laß
ihn drei oder sechs Wochen darin hängen, so
wird er grau und laugen-naß und wächst das
beste und das zarteste da hindurch. Und da-
nach, seitdem du ihn hinein gehangen hast,
gehe am neunten Tag dazu und wische den
Hafen auswendig mit einem Hasenfuß in ein
schönes Becken. Und behalte das gut, denn das
ist das beste und stärkste Stück, das jemand
haben kann. Und tut man davon ein Lot unter
dreißig Pfund Zeug, so ist davon genug. Doch
je mehr man davon hinein tut, desto besser es
allweg wird, und ist so gut, daß man für ein
Pfund davon 30 Pfund Heller gibt.
Wie man Salarmoniacum16 läutern soll. (67)
Salarmoniacum soll man also läutern: Nimm
l Rund, vgl. S. 61, Fußnote 7. 2 Haselnuß. 3 Federkiel. 4 Druckfehler, soll heißen ,,Teig“. 5 Zuletzt. 6 Lappen. 7 Bohrer. 8 Sehren-
zen = spalten, reißen, zerreißen. 9 Verkeile. 10 Keilförmige Paßstücke, vgl. S. 43, Fußnote 9. 11 Die über den Stein nach vorn
überragenden Enden wurden abgeschlagen, damit sie beim Vorschnellen des Steines das Rohr nicht sprengen. 12 Verstoppen, ver-
schoppen, vgl. S. 43, Fußnote 8. 13 Wegen des Gasdrucks. Daher der Mündungswulst, der sich dann bei den langen Rohren noch
jahrhundertelang zwecklos erhalten hat. 14 Um geschlagen, also einen Wulst haben. 15 Nicht den Stein überragen. 16 Vgl. V orbem.,
lechn. Fachausdrücke.
67
Bild 16. Beschießung einer befestigten Stadt
Aus Dürers Ehrenpforte
Entn. Essenwein A CVI
Bild 17. Sturm gegen eine Festung, 15. Jahrh., Geschütz auf einer Achse
Aus ,,Chroniques de St.-Denis“ im Britischen Museum zu London
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
68
vom Salarmoniak so viel du willst, und leg es
in einen sauberen Kessel, und tu guten Wein
dazu, je zu einem Pfund Salarmoniak ein Maß
guten Weins, und siede dann das Dritteil ein.
Gieß dann den Wein aus dem Kessel in ein
sauberes Geschirr und laß ihn kalt werden,
und schütte danach den Wein ah. Den Salarmo-
niak laß trocken werden, so ist er bereitet.
Man gibt für ein Pfund unbereiteten Salarmo-
niak 16 Pfund Heller, und der gut bereitete,
ein Pfund, ist um einen Gulden (zu haben).
(68) Hernach steht geschrieben eine höflich1 gute
Kunst, wie ein Meister des Nachts schießen soll
und wissen kann, wohin er schießt.
Eine höflich gute Kunst, die hernach folgt,
wenn du gern willst wissen, wohin du nachts
schießest. So nimm zehn Pfund Harz, ein Pfund
Inßlat2, und zerlaß das in einem Kessel und
tunke den Stein hinein, und nimm ihn bald
heraus und wirf ihn in Büchsenpulver. Das
hängt und weicht sich in das Harz. Und danach
sollst du die Büchse damit laden und den Stein
mit guten Ludern3 wohl verschoppen4, und
schieße, wann du willst, so siehst du den Stein
brennend von der Büchse fahren. Du brauchst
den Stein nicht anzuzünden, denn er wird sel-
ber brennen von der Büchse, wenn du die
Büchse anzündest.
(69) Es ist zu wissen: das ist (so), daß manch from-
mer Fürst, Herr, Ritter, Knecht oder Städte
viel und oft und manchesmal, um sie zu stür-
zen, bezogen5 und belagert worden sind, auch
daß sie vorher nicht gewußt haben sich Sorgen
darüber zu machen, und auch solche Leute
nicht bei sich hatten, die ihnen durch der Kunst
Weisheit zubringen möchten Rat und Hilfe,
ihren Feinden zu widerstehen und sie aufzu-
halten. Und es ist auch oft scheinbarlich6 ge-
wesen, daß manche frommen Fürsten, Grafen,
Herren, Ritter und Knechte (das) schwer ent-
golten haben und zu verderblichem Schaden
gekommen sind, und der würdige Adel, der
dem heiligen Römischen Reich zu Stärke und
Dienst (zu)geordnet und von Gott selber (da-
zu) gewürdigt ist, dadurch etwan7 geschmäht
und (nieder) gedrückt worden ist.
Darum rät der getreue Ratgeber allen Fürsten,
Grafen, Rittern und Knechten und Städten
und menniglich (allen), die da Schlösser, Feste
und Städte haben, daß sie sich bewahren und
versehen mit solchen Leuten, wie zuerst in
diesem Buch steht, und mit Kost und mit Zeug,
daß sie davon dann (die) Fülle haben, beson-
ders von solchen Sachen, wie sie zu den vor-
und nachgemeldeten Stücken gehören: von
Salpeter, Schwefel und gutem Holz zu Kohlen
und zu Bollwerk und Tarrassen8, von Queck-
silber, von gebranntem Wein, von Kampfer,
von Arsenik, von Salarmoniak und von ölen
und Confortäten9, was alles zu dem Pulver
und wilden Feuerwerk nützlich und gut ist.
Und daß sie gedenken an das Wort:
Wer sich läßt finden ohne Wehr,
Den überwindet ein krankes Heer
und auch daran, wo die Feinde, die einen be-
sessen und belagert haben, (sich) getrauen,
das Feld zu behaupten, daß sie mancherlei an-
fangen, womit sie dann ihnen obsiegen. Hat
sich dann ein Mann vorgesehen mit den vorbe-
schriebenen Sachen, was auch immer dann sein
Feind mit ihm anfängt, so kann er sich seiner
dennoch erwehren, so lange als er gute Kön-
ner11 hat, bis er entradt11 wird oder sein
Feind deshalb mit guten Tachteln12 von dem
Besessenen13 (ab) gewiesen wird.
Ferner: in diesem nachbeschriebenen Kapitel (70)
steht, wenn einem (die Feinde) so nahe an die
Mauer seiner Feste oder Stadt gekommen sind,
mit guten Katzen oder Schirmen und Leitern
anstoßen14 und stürmen wollen, wie er sich
des Sturmes erwehren und sein Schloß oder
Stadt Sturms halber10 * halten und seinen Fein-
den widerstehen kann.
Wenn man vor dir liegt, du seiest in einer Feste
1 Höfisch, für Höfe, Fürsten, Ritter usw. brauchbar. 2 JJnschlitt, Talg. 3 Lappen. 4 Verstopfen, vgl. S. 67, Fußnote 12. 5 Daß gegen
sie zu Felde gezogen ivorden ist. 6 Augenscheinlich, offenbar. 7 Erheblich. 8 Vgl. S. 41, Fußnote 7. 9 Verstärkungsmittel für
Pulver. 10 ,,Günner“ könnte auch ,,Gönner“ heißen, die ihn entsetzen. Könner dagegen ivären die Büchsenmeister. 11 Ent-
setzt, befreit. 12 Prügeln. ,,Tachteln“ ist m. E. von ,,tädingen“ abzuleiten nach dem Vorbild von Magd und Mädel, Mäding.
13 Belagerten. 14 Angreifen. 15 Trotz des Sturms.
69
oder Stadt, und man an die Mauern kommt mit
guten Schirmen oder mit Katzen, wie du im
Gemälde dieses Buches findest1, und man an
die Mauern mit Leitern stößt oder (sie) bricht
und du inwendig nicht wissend bist, wo man
auswendig anstößt oder bricht* 2, so nimm einen
Würfel und gehe inwendig zu der Mauer von
einem Stein zu dem nächsten, und wo der Wür-
fel aufspringt3, da brich gegen die Feinde
durch die Mauer; und sieh, daß du eine gute
Büchse hast, die wohl geladen ist und schieß
durch den Bruch der Mauer hinaus. Nimm aber
vorher dreißig Pfund Harz, zehn Pfund Schwe-
fel, sechs Pfund Kohle, verflüssige das Harz
und schütte den Salpeter, den Schwefel und
die Kohlen, alles gut gestoßen in das Harz, das
zerlassen (ist), und mache Ballen daraus so
groß wie die Äpfel, und zünde sie an. Wirf
sie dem Schuß nach, hinaus zu den Feinden,
die auswendig an der Mauer sind, so brennen
die Ballen und gewinnen4 so großen Dunst und
Rauch und brennen auch so sehr, daß dir der
Feind keinen Schaden tun kann, bis du die
Büchse (wieder) gut geladen hast5.
Und so kann sich ein jeglicher gut wehren vor
Katzen und Schirmen und sein Schloß oder
Stadt aller Stürme halber6 gut halten. Merk
(das) gut und bewehre dich mit solchen Sachen,
wie (sie) dich dieses Buch vorher gelehret hat,
willst du deine Feinde aufhalten. Denn manche
Feste sind verloren und die Leute darin gefan-
gen worden, weil sie sich nicht versehen hatten
mit Kost und Zeug und auch deshalb (davon)
nicht haben konnten, bis man sie errettete oder
(sie) ihren Feind mit guten Tachteln7 davon-
gewiesen hätten. Dafür hat man vorher Sorge
zu tragen.
(71) Folgt hernach, wo ein Mann in einer Feste oder
Stadt ist, die dieselbe Feinschaft hat oder Sorge
(tragen) muß, daß man ihnen ihre Stadt oder
Feste unbewahrt abgewinnt, daß man folgen-
des tut. Und wenn man solche Sachen gern bei
der Nacht unternimmt zu tun, die Feindschaft
sei offen oder nicht, und jemand bedeucht, daß
man ihm zugeschlichen wäre, wie man ein
Feuerwerk machen und auswerfen soll, damit
man sich gut vorsehen kann.
Wenn man vor dir liegt, du seiest in einer
Feste oder Stadt, und du siehst, daß sie dir zu
nahe an die Mauer rüsten oder gehen, oder
wenn man nicht vor dir liegt und dich sonst be-
dünkt, sie seien zu deiner Feste oder Stadt ge-
schlichen, so nimm ein wenig Spießglas8, ein
Pfund Harz, 3 Pfund Schwefel, ein Pfund Sal-
peter und ein Pfund Kohle und mache daraus
siebenzig Kugeln. Und mit Werg sollst du es
zusammenkneten. Und wenn du sie benötigst,
so zünde eine Kugel an und wirf sie hinaus.
Das brennt sehr lange und auch sehr heiter und
schön, daß du gut siehst, ob jemand herzuge-
gangen oder (fort)gegangen ist oder nicht9.
Wie man ein gutes weißes Büchsenpulver (72)
machen soll. Es wird aber nicht sehr stark.
Willst du ein weißes Büchsenpulver machen, so
nimm ein Pfund Salpeter, ein Pfund Schwefel
und ein Pfund Felberbaumholz10, und dörre
es gut in einem Ofen. Stoß das untereinander
zu Pulver. Willst du dann, daß es ganz weiß
und stark wird, so tu Salarmoniak8 und Kamp-
fer nach Gewicht darunter, wie vorher davon
steht, so hast du ein gutes weißes Pulver.
Wie man rotes Büchsenpulver machen soll. (73)
Willst du ein rotes Büchsenpulver machen, so
nimm abermals gleiches Gewicht von Salpeter
und Schwefel, wie vor, und nimm anderthalb
Vierdung11 Sandali12 und mahle das, so klein
du kannst oder magst, und stoße die Stücke
sehr gut zusammen in einem Mörser, und willst
du es sehr stark haben, so tu darunter, wie vor-
her beschrieben steht.
1 Vgl. S. 41, Fußnote 8. 2 Eine Breche, Bresche macht. 3 Der etwa an einem Faden hängende und den Mauerstein berührende
Würfel wird den von außen kommenden Stoß infolge seiner Elastizität (Elfenbein!) leichter anzeigen als nur das Handgefühl.
Die Münchener Handschrift 4902 (bl) sagt etwas deutlicher: „vnd leg in jn die muren ye vff den nächsten stain“, ,,und halte ihn
an die Mauer je von einem Stein zum nächsten”. 4 Verursachen. 5 Also etwa moderne Vernebelung. 6 Trotz aller Stürme. 7 Vgl.
S. 69, Fußnote 12. 8 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 9 Also moderne Leuchtkugeln. 10 In der Münchener Handschrift 4902 (b 1)
steht hier ,,albrin”, also Pappelholz; Biringuccir berichtet: Binsen- oder Hollundermark. H Viertelpfund. 12 Arabisches Sandel-
holz; wurde auch zum Rotfärben von Tuch benutzt.
70
(74) Wie man ein blaues Büchsenpulver machen soll.
Willst du ein blaues Büchsenpulver machen, so
nimm Salpeter, wie vorher geschrieben steht
und tu Kornblumen dazu vierthalb Lot, ein halb
Pfund Säuebaumholz, und stoß die Stücke sehr
gut untereinander, so wird es blauknollig. Und
laß dann die Knollen sehr gut trocknen, so
hast du blaues Pulver, Säuebaumholz für die
Kohlen, und stärke das Pulver wie vor.
(75) Wie man ein gelbes Büchsenpulver machen soll.
Willst du ein gelbes Büchsenpulver machen, so
nimm abermals Salpeter und Schwefel in glei-
chem Gewicht, wie vor, und nimm ein halb
Pfund Spicanardi1, und stoß das gut unterein-
ander. Und willst du es sehr stark haben, so
nimm die Stücke darunter, die du vorher dazu
genommen hast.
Du sollst wissen, daß diese vier Pulver nicht
ganz so schnell sein können wie Pulver mit
den Kohlen. Auch ist zu wissen, daß manches
Pulver sehr stark und stärker (als notwendig)
ist. Nimm von den drei Stücken dann (etwas
fort), wenn es sonst sehr räst2 ist.
(76) Wie man richtig Feuerpfeile machen soll.
Willst du gute Feuerpfeile machen, so nimm
fünf Pfund Salniter1 und ein Pfund Schwefel
und ein halb Pfund Kohle, und stoß das in
einem Mörser sehr gut untereinander und tu
Oleum benedictum1 und gebrannten Wein dar-
unter, so viel wie genug ist, und mache einen
Teig daraus, und knete von dem Teig so viel
an die Pfeile, wie du davon haben willst und
tu die an einem Stecken in einen warmen Ofen,
daß er gut trockne und dörre. Danach nimm
ihn heraus und schabe und forme ihn mit einem
Messer, wie er sein soll, und überzieh ihn mit
einem kleinen sauberen Tuch und binde ihn
gut mit Faden3, und schwemme ihn danach mit
Schwefel und in Harz. Merk’s (dir) gut.
(77) Wie man einen überlauten Schuß tun kann. * 10 II
Willst du einen überlauten Schuß tun, so lege
Wachs zwischen den Klotz und das Pulver, und
tu ein Tröpflein Quecksilber innen zu dem
Weidloch4 hinein, so klopft er laut, überstark.
Willst du gewisse5 Schüsse tun, die gewähr6 (78)
sind, so lug, daß dir zuerst wissend sei, wie stark
das Pulver ist, wie weit es tragen kann, wieviel
Pulver (geladen) ist, wie schwer der Stein ist
gegen(über) dem Pulver, und daß die Klötze
gleich und von demselben Holz sind, und (in)
die Büchse gleich (mäßig) getrieben werden und
auch gleich dick sind; daß die Büchse sicher
steht und daß sie sich nicht entrüste7; und daß
die Klötze (so ein) getrieben werden, daß sie
nicht vor dem Rohr auf gehen8 und nicht vor
das Rohr eingetrieben werden8. Insonderheit
sieh, daß die Büchse aufrecht steht und auf-
recht liegt9, daß ein Rad nicht eines (Stroh)-
halmes (Dicke) höher steht als das andere. Und
wenn du die Büchse mit dieser Lehre ladest, so
kannst du keinen Schuß fehlen.
Eine Frage, von welchem Maß eine Büchse sein (79)
soll, die am allerweitesten schießt, und die
Antwort darüber, wie hernach folgt.
Abermals tut der Meister eine Frage, von wel-
chem Maß eine Büchse sein soll oder muß, die
am allerweitesten schießt. Das ist die Antwort:
Welche Büchse einen Venediger Zentner10
schießt, die schießt am allerweitesten.
Eine andere Frage. (80)
Aber eine andere Frage, ob die Büchse weiter
schießt, die ein kleines Rohr hat oder ein gro-
ßes Rohr. Sprech ich: Welche Büchse ein Rohr
hat, daß das Rohr fünf Klotz11 lang ist, die
Büchsen sind die besten. Denn die kurzen
Rohre mögen weniger in die Weite schießen.
Eine Frage, wie die Büchse am allerbesten (81)
liegt.
Eine Frage, ob die Büchse besser hart oder
I Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 2 Scharf, vgl. S. 59, Fußnote 1. 3 ,,Binden“' nannte man auch das Umhüllen der Feuer-
kugeln mit einem in Pech, Kolophonium, Leinöl, Mehlpulver getränkten, ,,getauften“ Leinensack o. dgl. und dessen Umwinden
mit Schnüren. Die zu dem späteren Artillerie-Personal gehörigen, damit beauftragten Leute hießen die ,,Binder“. 4 Zündloch.
5 Sichere. 6 Zuverlässig. 7 Sich im Gerüst nicht verschiebt. 8 Vor dem Rohr vorstehen. 9 Lotrecht und waagrecht ausgerichtet ist.
10 Nach einer Geivichtstafel von 1663 (Furttenbach), nach der 1 Venediger Zentner 56,6 Nürnberger Pfund (0,51 kg) hatte, 29 kg.
II Hier ist mit ,,Klotz“ das Geschoß gemeint; das Rohr soll also 5 Kaliber lang sein.
71
So du stangenn oder pjeil aus der biichsen schiesen ivilt lade die Büchse drey theil mit pulfer mach ein linden klotz aus leim als
der Klotz zu der Büchsen sein soll und spitz die stangenn als sie uor denn Klotz gehoerenn jn das ror vnd schlag obenn ein hulzen
Ztveck in die biichse vnd die Stangen vnd mach ein stul der sich laeß hoch oder nieder ziehenn vnd lege die Stange darauf das sie
der biichsenn gleich say so mögen dan die Stange gleich, vonn der Büchsenn gehen vnd wan sie allso geladen, so zünde sie an vnd
laß sie laufenn mit der eilen, thu so
Bild 18. Büchsen, auch zum Schießen von Stangen und Pfeilen
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. fol. 94, 16. Jahrh., (a 10) farbig
72
weich liegt. Sprech ich: Wenn sie hart liegt, so
hricht Hartes wider Hartes und kann nicht be-
stehen. Und darum soll man die Büchse in wei-
ches Holz legen. Man soll auch hinter die
Büchse Blei gießen, zwei Finger dick, damit sie
einen weichen Stoß habe. Man soll sie nicht
tiefer legen, als eine halbe Breite über das
Halbteil innen1. So liegt sie meisterlich gut.
(82) Wie man guten Zunder sieden soll.
Willst du guten Zunder sieden, so nimm von
der Lauge, die man braucht zu dem Salpeter,
und schneide den Zunder hinein, und laß ihn
sieden auf sechs Stunden, und danach laß ihn
trocken werden und pulvere ihn und stoß ihn,
so hast du guten Zunder gesotten.
(83) Wie man guten Zunder sieden soll und wel-
cher Zunder der beste ist.
Item Nußbaumzunder ist der beste und inbrün-
stigste Zunder, den jemand haben kann.
(84) Wie man ein Feuer machen soll, das einer er-
regt oder (mit sich) führt ohne große Beküm-
mernis einen halben oder ganzen Tag oder
Nacht, und daß er an demselben Feuer eine
Schwefelkerze anzünden kann, wenn er kommt
an die Stelle, wo er Feuer braucht.
So nimm große Moos 2-Binsen, wie sie an den
Weihern und in den Moosen2 stehen, und siede
die Binsen in gutem Wein, in dem Salpeter
gesotten ist. Und wenn sie so gesotten sind, so
nimm sie heraus und trockne die Binsen an
der Sonne, und zieh ihnen die grüne äußerste
Haut ab, und hebe sie an eine brennende Kohle,
daß diese das Feuer entfache. Du trägst (sie)
einen Spann lang einen Weg von einer Meile
weit3. Und wenn du willst ein Feuer haben, so
hebe eine Schwefelkerze daran, so hast du
Feuer.
(85) In diesem nachfolgenden Kapitel steht, wie
man gutes Schwefelöl4 machen soll, das nütz-
lich und gut wird für alles Feuerwerk und be-
sonders für alle Büchsenpulver, diese hitziger
und stärker macht und vor Verderben bewahrt.
Also sollst du Schwefelöl machen: Nimm Schwe-
fel, wieviel du willst, und stoß ihn sehr gut,
und tu dazu Salpraticum5, auch gut gestoßen
und gut gemischt unter einander, und schütte
dazu Acetum bene destillatum5, und laß es
gut sieden in einem verdeckten Hafen, bis es
gut trocken wird; und tu es in ein Kukurbit6,
und (gib) Alant0 darauf, und läuter das sehr
gut; und setze das auf ein öfelein und auf
Asche, und mache ein gutes Feuer dazu, bis es
anfängt zu tropfen. Und mache danach ein gro-
ßes Feuer, bis du keinen Dunst mehr siehst
davon gehen'.
Item: Das öl ist auch gut zu Medizin: Nimm
Kampfer 1, Petroleum 13, Arsenicum de car-
bonibus Vitriolum sulphur0 2 Unzen, tu das in
einen Hafen und verschließe ihn. Das lasse
stehen. Tu Essig dazu, bene destillatum, und
brenne aquam fortem8 heraus.
Wie man Stangen oder Pfeile aus Büchsen (86)
schießen soll.
Willst du Stangen oder Pfeile aus Büchsen
schießen, so lade die Büchse zum dritten Teil
mit Pulver, und mache einen weichen Klotz
aus Lehm, wie ein Klotz zu der Büchse sein
soll, und spitze die Stange, wie sie vor den
Klotz in das Rohr gehört, und schlage oben
einen hölzernen Zwecken zwischen die Büchse
und die Stange, und mache einen Stuhl, der
sich läßt hoch oder niedrig stellen, und lege
die Stange darauf, daß sie der Büchse gleich
gehe9. So kann dann die Stange gleich von der
Büchse gehn. Und wenn du sie also geladen
hast, so zünde sie an und laß sie laufen.
Wie man einen Hagel schießen soll. (87)
Willst du einen Hagel schießen, so nimm einen
harten Klotz, der um das Halbteil kürzer ist,
als er breit ist, und lade ihn gleichmäßig in die
Büchse. Und lade vier Steine an den Klotz, daß
sie den Klotz nicht anrühren. Und schlag wohl
1 Also nicht über den halben Innendurchmesser einbetten. 2 Moor. 3 Sie glimmt also auf diesem Weg (etwa 11/2 Stunden) einen
Spann lang (etwa 20 cm) ab. 4 Schwefelsäure. 5 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 6 Kürbisähnliche Flasche. 7 Die Schwefel-
säure, die seit Mitte des 18. Jahrh. nach einem ähnlichen Verfahren unmittelbar aus Schwefel von Dr. Ward in England gewon-
nen wurde, nannte man bei uns in Unkenntnis der deutschen, 300 Jahre alten Erfindung die .,englische“. 8 Gleichfalls eine Säure
für medizinische Zwecke. 9 Zentrisch mit der Seelenachse liege.
73
geperten1 Lehm dazu, der mit Porre2, mit
viel Salz und mit Pappelsaft gut gepert ist. Und
stoße dann viel Steine, die in der Größe sind
wie Eier oder größer, in die Büchse hinein und
verschließe sie dann abermals mit dem vorge-
schriebenen Lehm, bis die Büchse voll wird,
und schlag sie mit einem Tribel3 sehr gut auf-
einander. Und schau, daß du die Büchse sehr
gut versorgst, daß nichts vor ihr sei, und zünde
sie an.
Wie man einen Igel schießen soll unter ein
Volk.
Willst du unter ein Volk einen Igel schießen
von vierhundert Stücken, je nachdem die
Büchse ist, so lade die Büchse sehr fest mit
einem Buchenklotz und heiß dir machen ein
Eisenblech vor den Klotz so breit, wie der
Klotz ist; und lade soviel eiserne Stücke, wie
du dann verschießen willst, allesamt vor das
Blechlein, das vor dem Klotz ist.
(88) Wie man aus einer Büchse schießen kann mit
Wasser ohne Pulver, so daß das Wasser das
Pulver ersetzt4 und du so weit und stark da-
mit schießest wie mit dem Pulver.
Willst du ein Wasser schießen, daß du dann
kein Pulver brauchst und stärker und weiter
damit schießest, als wenn du das allerbeste Pul-
ver hättest, so nimm Salpeter und destillier
das zu Wasser und den Schwefel zu öl und
Salarmoniak auch zu Wasser, und nimm Oleum
benedictum auch dazu nach dem Gewicht, wie
du wohl hören wirst. Und wenn du das Wasser,
zusammenbringen willst, so nimm sechs Teile
Salpeterwasser, zwei Teile Schwefelwasser, drei
Teile Salarmoniak, zwei Teile Oleum benedic-
tum. Lade dann die Büchse fest mit Klötzen
und Steinen, gieße dann das Wasser hinein den
zehnten Teil, zünde sie behend an, daß du da-
vonkommen mögest. Sieh, daß die Büchse sehr
stark sei. Mit einer gemeinen Büchse schießt
du mit diesem Wasser dreitausend Schritt. Es
ist aber gar köstlich.
Wie man aus einer Büchse etwa viele Klötze5 (89)
mit einem Anzünden schießen soll, und daß
jeglicher Klotz seinen besonderen Klopf6 tut
und doch nicht mehr, als einmal angezündet
wird.
Willst du eine Klotzbüchse beschießen7 mit
etwa vielen Klötzen, sie seien aus Eisen oder
Blei, und daß je ein Stück nach dem anderen
geht und auch jegliches Stück seinen besonde-
ren Klopf tut, so tu zuerst so viel Pulver in
die Büchse, wie ein Klotz lang ist und schlag
den Klotz auf das Pulver und abermals so viel
Pulver und abermals ein Klotz darauf, und lade
die Büchse mit Klötzen und mit Pulver, bis sie
voll ist. Es soll ein jeglicher Klotz ein durch-
gehendes Blechlein8 haben, daß das Feuer von
einem durch das andere gehn kann. Die Löch-
lein sollen dermaßen groß sein wie einer Spin-
del Spitze. Und laß Pulver durch die Löcher,
und stoß eine Schwefelkerze da hinein, und
zünde sie an, so klebt9 einer nach dem andern,
bis die Büchse aller Dinge leer wird.
Wie man einen Pfahl in einem Wag10 verbren- (90)
nen kann, wie tief er (auch darin) steht.
Willst du einen Pfahl verbrennen in einem
W asser, wie tief er (auch darin) steht, so nimm
Ludern oder Hadern11, und netze die in Oleo
benedicto cum aqua salniter12, wie vor davon
steht, und bewinde den Pfahl mit diesen Lu-
dern, und schieß einen brennenden Feuerpfeil
an den Pfahl, so entfachen (sich) die Ludern
und brennen, alldieweil sie keine Feuchte ha-
ben von dem Wasser. Und die Ludern sollen
um den Pfahl zuerst sehr gut gebunden sein,
1 Ge-bern — schlagen, ziehen, bilden, also gut gebildeter, gut gemengter Lehm. 2 Lauch (lat. porrum). 3 Schlägel. 4 ,,Ver-
wißt“ — verwest, verwesen = vertreten, ersetzen. 5 Hier wird der Ausdruck ,,Klotz“ wieder nicht im Sinne des hölzernen
,,Vorschlags“, des Pfropfens, gebraucht, sondern bezeichnet das Geschoß, den zylinderförmigen ,,Klotz“. Von hier leitet sich
die Bezeichnung ,,Klotzbüchse“ ab für eine solche, die mit mehreren, selbsttätig hintereinander zum Abschuß gelangenden
Kugeln geladen wird. Die erste und einmalige Zündung der vordersten Pulverladung erfolgt nicht durch das Zündloch, sondern,
wie sonst auch bei den ersten Pulverwaffen, durch die von vorn eingelegte Lunte o. dgl. 6 Schuß. 7 Abschießen, der Ausdrude
,,beschießen“ wird sonst im Sinne von Probeschießen auf Haltbarkeit des Rohres gebraucht. 8 Ein kleines, enges Loch, also
Drudcfehler: ,,löchlin“ statt ,,plächlin“. 9 Wahrscheinlich von dem altnordischen klifa — klimmen, steigen. 10 Wäc, ivage mdh.
bewegtes, wogendes Wasser, Strömung, Flut. H Alte Lappen. 12 Benzol mit Salpetersäure, vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke.
74
dann brennen sie in dem Wasser vierundzwanzig
Stunden lang, ehe sie ganz verbrennen. Die
Feuchte schlägt allweg von dem Wasser das
Feuer an den Pfahl, bis der Pfahl verbrennt.
(91) Wie man sehr gute Feuerpfeile machen soll.
Willst du gute Feuerpfeile machen, so nimm
drei Pfund Salpeter, ein Pfund Schwefel, ein
halb Pfund Kohle, und stoße das zu Pulver,
(mache es) zu Teig mit gebranntem Wein, und
mache dann ein kleines Säcklein aus Barchent-
tuch so lang, wie der Pfeil ist, und tu den Teig
in den Sack. Stoß den Pfeil da hindurch, und
verbinde ihn mit gutem, starkem Faden hinten
und vorn. Und schwemme ihn danach im Schwe-
fel oder im Harz, so hast du gute Feuerpfeile.
(92) Wie man macht, daß sich Wasser anzündet.
Willst du eine Materie machen, daß sich Was-
ser anzündet, so nimm ungelöschten Kalk und
ebensoviel Schwefel nach der Waage. Und aus
der Materie mache einen Docht, und sprenge
darauf Wasser, so entzündet es sich. Und gießt
du öl darauf, so erlischt es.
(93) Abermals, in einem andern Sinn, als vorher
davon steht, wie man gutes Schwefelöl1 ma-
chen soll, das zu starkem Feuerwerk sehr nütz-
lich und gut ist.
Willst du machen Schwefelöl, das dir zu star-
kem Werk nützlich und gut ist, so nimm Ei-
dotter, die hart gesotten sind, und stoß die in
einem Mörser sehr gut, bis sie werden wie
Schmalz und nimm dann lebendigen Schwefel,
gut gestoßen, auch durch ein Tuch gut gebeu-
telt2, und mische es untereinander, rühre es
sehr gut, daß eine Materie daraus wird, und tu
es dann in ein Kukurbit3. Brenne es aus, so
hast du gutes Schwefelöl.
(94) Wie man ein fliegendes Feuer machen soll, das
da fährt in die Höhe.
Willst du machen ein fliegendes Feuer, so nimm
einen Teil Colofania, das ist Griechisch-Harz4,
und zwei Teile lebendigen Schwefel und drei
Teile Salniter. Das reibe alles ganz klein. Und
reibe es dann mit einem kleinen (Teil) Lein-
saatöl oder Loröl, daß es darin zergeht und
wird wie ein Confect5. Und tu das in eine
eichene Röhre, die lang ist, und zünde es an,
und blase in das Rohr, so fährt es, wohin du
das Rohr kehrst6. v
Wie man ein starkes Feuer machen soll, das (95)
auch sehr gut wird.
Willst du machen ein starkes Feuer, so nimm
Alkuriam, das ist Gloriet7, und Schwefel und
öl und Eidotter, ausgebrannt. Das nimm zu
gleichen Teilen, und röste das langsam in einer
Pfanne bei einem Feuer über den Kohlen, daß
es wie ein Confect8 werde. Nimm dazu ein
Vierteil Wachs, mische das alles untereinander,
und tu es dann in einen rindledernen Sack9, der
gut bestrichen ist mit öl. Und mache das zu
mit einem Wachs. Und wenn du es mögen
willst, so lege die Materie an eine Stelle, wo es
luftig ist. Und wenn der Wind dazu geht, so
wird es brennen, und wenn man Wasser darauf
gießt, so gewinnt es (an) Flammen.
Nun folgt abermals, hernach, wie man gute (96)
Feuerpfeile machen soll.
Willst du machen gute Feuerpfeile, so nimm
Säcklaken10, auch Barchent, und nimm Pulver,
das da gemacht ist, und schiebe es in die Säck-
lein, die du hart machen kannst; und nimm
einen sinbel11 oder vierkantigen Eisenpfeil,
und stoß "ihn da mitten durch das Säcklein der
Länge nach. Und das Pulver soll mit dem ge-
brannten Wein und mit öl zusammengeknetet
sein, wie davor in diesem (Buch) davon steht.
So hast du gute Feuerpfeile.
Wie man gute Feuerpfeile machen soll, die
nicht rostig werden, wie lange sie (auch) liegen.
Item: Willst du Feuerpfeile machen, die da
liegen, wie lange du willst, daß sie nicht rostig
werden, so pich die Eisen. So liegen sie, wie
lange du willst, daß sie nimmer rostig werden.
Item: Wie wenig der Wind (auch) weht, wenn
man einen Feuerpfeil auf einer Armbrust ent-
zündet und ihn schießt, wenn er entbrannt ist,
so weist ihn der Wind doch ab, zumal es dann
1 Schwefelsäure. 2 Gesiebt. 3 Kürbisähnliche Flasche. 4 Kolophonium. 5 Einheitliche Masse. 6 Also ein Flammenwerfer. 7 Vgl.
Vorbem., techn. Fachausdrücke. 8 Einheitliche Masse. 9 Blatere mhd. Blase, Sack, blatere-pfife — Dudelsack; rindry — rinderin =
von Rindleder. 40 Sackleinwand. 14 Runden.
75
Eine andere gewissere meinung Büchsen zu laden, ivie der zunder im gebrauch
Bild 19. Ritter, Büchse ladend
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. qu. 1188 (a 8)
(koloriert, Originalbild 18X18,3 cm)
76
ein ungewisses Schießen ist. Deshalb und auch
weil die Feinde besser darauf warten und sie
löschen können, wenn man sie brennend zu
ihnen schießt, als sonst, und damit man desto
gewisser schießen kann und damit die Feinde
desto weniger gewahr werden, so steht her-
nach, tvie man Feuerpfeile machen soll, die
sich selber anzünden, wenn sie kommen an die
Stelle, wohin sie dann geschossen werden.
Nimm guten Zunder und schneide ihn so breit,
wie zwei (Stroh) hälmlein sind, und zwei
Zwerg-Finger1 lang. Den schiebe vorn in das
Säcklein, wo das Eisen herausgeht, der Länge
nach, daß er das Pulver erlangt. Und wenn du
schießen willst so zünde den Zunder an und
schieße dann. So brennt der Zunder hinter sich
bis an das Pulver, und brennt dann der Pfeil,
wenn er kommt an die Stelle, dahin er geschos-
sen wird.
(97) Wie man eine Büchse auslösen soll, die lange
(geladen) gelegen hat und (sich) nicht gern
(lösen) lassen will.
Hast du eine Büchse, die geladen ist und lange
gelegen hat und nicht aus2 gehen will, so nimm
ein Ladeeisen und treibe die Kugel oder den
Klotz etwas hinein um einen kleinen (Stroh)-
halm oder mehr, und räume das Zündloch mit
einem Griffel, und säe ein gutes Pulver da
hinein, und zünde es an, so löst (sich) die
Büchse und fährt der Klotz davon.
(98) Willst du guten Zunder machen.
Willst du guten Zunder machen, so nimm Bu-
chen-Schwamm, und hau die äußere Rinde ab,
und nimm Glut und Asche in einen Eimer3, die
da gut untereinander glüht, und nimm einen
Hafen, und schneide den Schwamm stückweise
so breit wie eine Hand und fingerdick, und
schütte ihn in den Hafen auf die Eimerglut
und lege den Schwamm ein, lege die Eimer-
glut darauf, und dann lege abermals den
Schwamm darauf, und tu das so oft, bis der
Hafen voll ist, und gieße darüber Wasser, das
oben darüber geht, und decke ihn zu, und setze
ihn hin, und laß ihn stehen zehn Tage. Und
wenn er nicht Wasser hat, so fülle ihn wieder
zu. Und nach den zehn Tagen, so nimm den
Schwamm, wasche ihn auch rein und sauber,
daß keine Asche oder nichts Unsauberes darin
sei; und reihe ihn danach an einen Faden und
hänge ihn auf an dem Ofen oder an der Sonne,
und laß ihn sehr gut trocknen und dürr wer-
den, so hast du guten Zunder.
Wie man Zunder machen soll, daß er nicht (99)
riecht.
Willst du ihn aber gern (so) haben, daß er
nicht riecht oder schmeckt4, so nimm davon, so
viel du willst, und lege ihn in Essig und laß
ihn darin liegen einen Tag und eine Nacht,
und hänge ihn auf, und laß ihn trocknen, so
wird er gut.
Wie man einen Eisenteil, der zu einem Haus- (100)
pfeil5 geschmiedet ist, härten soll, daß er so
hart wird, als ob er stählern wäre, und auch
nützlich wird für Plattenharnische und Ring-
harnische, als ob er aus Stahl wäre.
Willst du härten einen Eisenteil, der zu einem
Hauspfeil5 geschmiedet ist und der so hart und
so nützlich ist für Plattenharnische oder Ring-
harnische, als ob er stählern wäre, so nimm
ein Kraut, das heißt Yerbena, etliche heißen
es Eisenkraut, und das hat blaue Blümelein.
Dasselbe ist das rechte, und das soll man neh-
men mit dem Stengel und Kraut, wie es da
steht, und soll es stoßen in einem Mörser. Da-
nach soll man es auch drücken durch ein Tuch,
so viel du kannst. Und tu das Wasser in ein
Glas. Danach nimm von demselben Wasser, so
viel du meinest seiner zu bedürfen zu der
Härte, und so viel Mannes-Harn, der nicht
warm ist, zu gleichen Teilen so viel wie von
jenem Wasser; und rühre und mische es durch-
einander. Und nach Ostern, so man die Äcker
brächet6, so findet man Würmer, die heißen
Engerlinge. Die sind klein und haben rote
1 Kleine Finger. 2 Los. 3 Das ahd. eim ist im, Text in ein verwandelt (einmeerung); Eimer: Gefäß mit nur einem Träger. 4 In
oberdeutschen Quellen bedeutet ,,schmecken“ so viel wie ,,stark oder übel riechen“. hier also Doppelausdruck. 5 Gegen ein
Haus zu schießender Pfeil. 6 Bricht, aufbricht, pflügt.
77
Köpfe; die nimm und drücke sie aus und tu
dasselbe Wasser in das vorige Wasser. Und
wenn du damit härten willst, so sollst du das
Teil in dem Feuer nicht zu rot werden lassen,
daß es nicht zu heiß werde; und stoß es dann
darein, sofern du es härten willst, und laß die
Hitze von ihm selber (allmählich) vergehen,
bis daß es goldfarbene Flecken gewinnt. Und
dann kühl es wieder in demselben vorbeschrie-
benen Härtewasser; und laß es darin bleiben,
denn ließest du es gar blau werden, so würde
es zu weich.
Gedruckt zu Augsburg durch Heinrich Stainer
lm 1529. Jahr.
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. qu. 1188 (a 8)
(koloriert, Originalbild 31X20 cm)
78
DER UNBEKANNTE VERFASSER
Über den Verfasser des Feuerwerkbuches schwebt bis heute völliges Dunkel. Die Vermu-
tung, daß es Abraham von Memmingen, der bekannte Büchsenmeister des Herzogs Fried-
rich von Tirol, gewesen sei, der für diesen 1410 ein Feuerwerkbuch geschrieben haben
soll, ist durch nichts erwiesen. Wahrscheinlich geht eine solche, bisweilen auch jetzt noch
in Form einer einwandfreien Tatsache verbreitete Annahme auf den bayerischen Haupt-
mann J. Würdinger zurück. Dieser hat nicht nur durch eine eigenhändige Notiz in einer
Münchener Handschrift das Feuerwerkhuch mit dem Namen des Abraham in Verbindung
gebracht1, sondern auch in seiner Kriegsgeschichte an zwei Stellen seine Auffassung mit
absoluter Gewißheit ausgesprochen1 2. Nach der einen ist ein Münchener Feuerwerkbuch
vom Jahre 1432 „nach vielen Anzeichen eine Abschrift von dem Buche des Abraham von
Memmingen (1417)“, nach der anderen „war Abraham von Memmingen (1414),... dessen
Feuer werksbuch das Vorbild für die vielen Kopien des 15. Jahrhunderts wurde“, weit
berühmt. Wie diese Mitteilungen, die weitreichende und schwer wieder auszurottende
Folgen gehabt haben3, einzuschätzen sind, geht wohl am besten aus einer — sich aller-
dings nicht auf diesen Punkt beziehenden — Beurteilung durch Rathgen hervor4: „Wür-
dinger ist hier, wie oft, unzuverlässig46, und Rathgen setzt — offenbar mit einem Aus-
druck des Bedauerns hinsichtlich der Geschichte der Waffentechnik — hinzu: „Würdinger
ist mit Köhler die Fachautorität der Geschichtsschreiber.44
Schon Romocki prüft nun die Frage5, wie Würdinger zu seiner in keiner Hinsicht er-
kennbar begründeten Ansicht gekommen sein mag. Er vermutet, daß ihm vielleicht eine
Verwechslung der beiden alttestamentlichen Namen Jakob und Abraham unterlaufen sei.
Hierzu könnte ihm etwa eine Abschrift des Feuerwerkbuches Veranlassung gegeben
haben, in der hinten mit der Handschrift des Textes eine Notiz über eine Haus-Erbange-
legenheit eingetragen ist6: „Ich jakob pinchwanger vnd ich lucia Langin bürger zu memin-
gen tund kund aller menklichen7 mit disem bryef . . .44
Diese Vermutung steht jedoch nur auf schwachen Füßen, da dann Würdinger dieses
Exemplar für dieUrschrift des Feuerwerkbuches gehalten haben müßte.Tatsächlich ist es
nur eine — vielfach nach anderen Handschriften verbesserte — Abschrift, und offenbar
1 Cod. 719 (b 3), vgl. S. J. von Romocki, Geschichte der Explosivstoffe, Bd. 1, Geschichte der Sprengstoffchemie, Berlin 1885, S. 179.
Aber weder in dieser noch in einer anderen Handschrift soll diese Notiz jetzt zu ermitteln sein. 2 J. Würdinger, Kriegsgeschichte
von Bayern, Franken, Pfalz und Schwaben von 1347 bis 1506, 2 Bcle., München 1868, Bd. II, S. 341 u. 397. 3 Die Pr. Staatsbiblio-
thek Berlin verzeichnet — allerdings mit einem Fragezeichen versehen — in ihrem Handschriften-Katalog als Verfasser des Buches
Abraham von Memmingen. Derselbe Verfasser wird auch auf dem Einband der Handschrift 11700 (all) der Heeresbücherei in Ber-
lin und vom Zeughaus für ml und m2 (al3 und al4) genannt. 4 B. Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, Berlin 1928, S. 370-
5 Romocki a. a. 0., S. 178. 6 Pr. Staatsbibliothek, Berlin, ms. germ. qu. 1018 (a 2). V Menkeler, mangaere mhd. Händler, also hier
Grundstücksmakler.
79
stammt jene Eintragung nur von dem Abschreiber, dessen Name, Jakob Pinchwanger,
uns dadurch erhalten geblieben ist.
Für Abraham von Memmingen sprechen nur die Umstände, daß er wie viele andere Büch-
senmeister um die fragliche Zeit gelebt hat und — gleichfalls wie viele andere Büchsen-
meister — für einen Fürsten ein Waffenbuch geschrieben haben soll. Solche Beweis-
mittel können jedoch nur für das Yorliegen einer Möglichkeit, nicht aber für den Nach-
weis einer Tatsache bewertet werden.
Über den Verfasser kann daher nur soviel als feststehend angenommen werden, daß, so-
lange nicht ein Beweis für die Auffassung Würdingers erbracht wird, Abraham von Mem-
mingen nicht als Verfasser bezeichnet werden kann.
Im übrigen geht aus dem Inhalt des Buches und aus dem, was darin nicht enthalten ist,
hervor, daß als Verfasser nicht ein zwar des Schreibens kundiger, aber sonst gewöhn-
licher Büchsenmeister in Frage kommt, der seine Kenntnisse aus anderen schriftlichen
Aufzeichnungen zusammengestellt hat, sondern ein praktisch erfahrener, über den Durch-
schnitt chemisch bewanderter und experimentierender Techniker, der alle bisherigen Er-
fahrungen zu sammeln, zu sichten und in lehrhafter Form weiterzugeben wußte. Nicht
eine einzige, waffentechnische, vorher erschienene Schrift in Deutschland und erst recht
nicht im europäischen Ausland, das in jeder Beziehung hinsichtlich der Pulverwaffen auf
die Belehrung durch deutsche Büchsenmeister angewiesen war, zeugt so wie diese von
dem selbständigen und neue Bahnen einschlagenden Denken ihres Verfassers. Es braucht
nur auf das Verfahren der Gewinnung von Schwefelsäure und auf das „Schießwasseri,\
den modernen Nitro-Explosivstoff, hingewiesen zu werden. Der klar urteilende Tech-
niker erweist sich auch darin, daß er im Gegensatz zu vielen seiner weniger bedeutenden
Nachfolger nichts von den längst bekannten Hinterladern, mehrläufigen und Revolver-
waffen bringt, die alle mit der damaligen Technik noch nicht zu einer kriegsbrauchbaren
Pulverwaffe ausgestaltet werden konnten.
Würde der Name dieses Technikers bekannt sein, wäre ihm ein ehrenvoller Platz unter
den deutschen Größen in der Geschichte der Technik sicher.
Es darf aber hier nicht die Möglichkeit übergangen werden, daß nicht nur einer, sondern
mehrere Verfasser in Frage kommen. Unterstützt kann eine solche Auffassung durch die
Überlegung werden, daß der endgültige Umfang augenscheinlich nicht zu einem bestimm-
ten Zeitpunkt festgelegt ist, sondern die Sammlung des ganzen Stoffes sich über eine
Reihe von Jahren erstreckt haben wird. Das ist ohne weiteres an den zahlreichen Rezep-
ten für die Zubereitung, Reinigung und Prüfung des Salpeters erkennbar, die zum Teil
denselben Inhalt, nur mit anderen Worten, behandeln, zum Teil nur wenig voneinander
abweichen. Selbst nach fast vollendeter Fertigstellung der Arbeit hat offenbar der Ver-
fasser oder der neue Verfasser von Dingen Kenntnis erhalten, die er zwar vorher schon
behandelt hat, die ihm aber zur Vervollständigung seines Lehrbuches doch wertvoll er-
schienen und die er deshalb unter Anpassung an die bisher gewählte Form hinten außer-
halb des Zusammenhanges nachgetragen hat (vgl. z. B. die allgemeinen Betrachtungen
80
[69], das Salpeterrezept [66], die Pulverarten [72 bis 75], die Zunderbereitung [98, 99].
Für die Annahme mehrerer Verfasser könnte auch geltend gemacht werden, daß bei nur
einem so mit den praktisch brauchbaren Kriegsmitteln bewanderten Bücbsenmeister nicht
alle die auffallenden Kenntnisse und schwerwiegenden Erfahrungen auf chemischem Ge-
biet, insbesondere z. B. über die Herstellung der Schwefelsäure und des „Schießwassers44,
vorausgesetzt werden dürfen. Denn dem praktisch tätigen Handwerker -— und die Büch-
senmacherei war damals ein ausgesprochenes Handwerk — sowie dem tapferen und
todesmutigen Kriegsmann — und der Büchsenmeister war damals selbst in Friedenszei-
ten auch Soldat und Krieger — liegen naturgemäß, ebenso wie heute noch, umfangreiche
chemische Laboratoriumsversuche und schwierige wissenschaftlich-technische Überlegun-
gen an sich fern. Die Verteilung des Ergebnisses der hier niedergelegten Arbeiten auf
einen mehr chemisch begabten und einen hauptsächlich praktisch arbeitenden Verfasser
ist demnach durchaus in den Bereich ernsthafter Erörterung zu ziehen.
Andererseits führt dieser Gedanke vom Standpunkt der Praktiker wieder zu der fast
sicheren Überzeugung, daß hier nur ein, allerdings sehr kluger, erfahrener und gewissen-
hafter Mann ans Werk gegangen sein kann, wenn man nicht nur das kritisch beurteilt, was
in dem Buch behandelt wird, sondern auch das, was darin nicht enthalten ist.
Vielen Waffentechnikern damals und heute noch wichtig erscheinende Kriegsmittel sind
im Feuerwerkbuch der letzten Fassung nämlich mit keinem Wort erwähnt, obwohl sie so-
gar längst allgemein bekannt waren. Nichts finden wir darin, wie vorher schon gesagt, von
Flinterladern, von „Totenorgeln4' oder Mehrlaufgeschützen, nichts von Schnellfeuerge-
schützen, Revolverkanonen und Mehrladewaffen. Auch das ist offenbar kein Zufall, keine
Nachlässigkeit und kein Versehen, sondern planvolle Absicht. Der mit der Praxis vertraute
und sachverständige Verfasser hat eben, im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen, viel-
fach mit alchemistischen Geheimniskrämereien und phantastischen Wunschträumen ge-
spickten Werken, nichts seinen Berufskollegen vermitteln wollen, was er nicht selbst als
bewährt im praktischen Betrieb, als brauchbar im Angriff und bei der Verteidigung aus-
probiert hat. Dieser geniale, dabei nüchtern denkende und wirklichkeitsnahe Techniker
hatte eben klar erkannt: die Hinterlader mit ihrem nicht gasdichten Kammerverschluß
schadeten mehr, als daß sie nützten (tatsächlich ist bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
von ihrer kriegsbewährten Verwendung außer bei Schiffen so gut wie nichts bekannt!);
mit dieser einsichtsvollen Erkenntnis scheint der Verfasser auch bei seinen Berufskollegen
maßgebend durchgedrungen zu sein, denn der bekannte Büchsenmeister Hanns Henntz
fügt seiner Handschrift (Q 342, e)1 sogar bis 1450 reichende Zeichnungen von Büchsen
bei, von denen nicht eine einzige einen Hinterlader darstellt; bei den Mehrlaufgeschützen
lagen ferner die Rohre entweder in ihren Lagern fest, dann schossen sie wegen mangeln-
der Richtmöglichkeit vorbei, oder sie wurden mit einem Dreh- oder Schiebemechanismus
1 Die Kriegsversuche Friedrichs des Großen mit Holtzmannschen Hinterladern (1740—1755) endeten mit restloser Verwerfung.
König Friedlich Wilhelm I. hatte sich sogar über die Hinterlader des Kapitäns Holtzmann geradezu lustig gemacht.
81
in die Richtlage gebracht, dann leierte sich dieser infolge der hohen Beanspruchung nach
wenigen Schüssen aus; daß die Revolverwaffen schließlich nicht mit der notwendigen
feinmechanischen Bewegung und der erforderlichen Genauigkeit herzustellen waren,
leuchtete auch dem nur halbwegs technisch gebildeten Praktiker ohne weiteres ein.
Die Technik war damals für alle diese — fast könnte man sagen — spielerischen Ver-
suche und für diese doch immer wieder von neuem mit zäher Hartnäckigkeit verfolgten
Bestrebungen, richtige Gedanken in die harte Wirklichkeit umzusetzen, noch nicht reif.
Das haben die weniger klar sehenden Techniker und vor allem die mit der Technik sich
beschäftigenden, so viele dieser unzeitgemäßen Waffen darstellenden Künstler nicht
erkannt.
Aber der Verfasser — so darf man wohl annehmen — hatte einen klaren Blick für die
sich hart im Raume stoßenden Sachen. Was sich nicht praktisch mit Vorteil verwerten
ließ, schied für ihn aus der Betrachtung und der weiterzugebenden technischen Lehre aus.
Wenn man von dieser Voraussetzung für die Waffen ausgeht, sollte sie dann aber nicht
auch für das ebenso „unzeitgemäß44 erscheinende „Schießwasser44 gelten? Den nur kur-
zen, aber inhaltsreichen Andeutungen darüber darf entnommen werden, daß bei den
Versuchen mit solchem gefährlichen Sprengstoff manches Rohr zu Bruch gegangen, man-
cher brave Mann nicht schnell genug „davongekommen44 ist und sein Leben hat lassen
müssen. Der Pulver-Chemiker war mit seiner wissenschaftlichen Erkenntnis seiner Zeit
weit vorausgeeilt, der Waffen-Techniker konnte so schnell noch nicht folgen, genau so,
wie es im 19. Jahrhundert mit der Erfindung des Nitrozellulose-Pulvers ging1. Wenn aber
die praktische Ausnutzung des „Schießwassers44 auf Schwierigkeiten stieß, hätte der Ver-
fasser dann nicht lieber ebenso wie in jenen anderen Fällen der Hinterlader u. dgl. auf
die weitere Erörterung und gefährliche Verbreitung seiner weittragenden Erfindung ver-
zichten sollen? Es darf wohl als nicht zu kühn erscheinen, wenn man annimmt, daß er der
damaligen Mechanik und ihren Hilfsmitteln nicht zutraute, sie werde in absehbarer Zeit
aller Schwierigkeiten in jenen Fällen Herr werden, daß er aber von der Schmiede- und
Gießtechnik hinsichtlich der Rohre ein solches Herrwerden über die vom „Schießwasser44
gestellten Festigkeitsanforderungen sehr wohl erhoffte.
Nach solchen Gedanken die Redaktion der vorliegenden Fassung vorzunehmen, war aber
nur möglich, wenn sie straff in nur einer Hand lag. Berücksichtigt man noch die einheitliche
Form der 100 einzelnen Kapitel und die bis auf einzelne Ausnahmen folgerichtige Ein-
teilung des ganzen Stoffes2, dann spricht die größere Wahrscheinlichkeit doch für nur
einen einzigen Verfasser. Wenn auch der Nachwelt sein Name nicht erhalten geblieben ist,
erhalten geblieben ist sein Werk als grundlegende Zusammenstellung aller für die Pulver-
waffen-Technik des 15. Jahrhunderts wichtigsten Regeln und als frühzeitiges Zeugnis für
die hohe meisterliche Beherrschung auch der chemischen Kräfteerkenntnis durch einen
deutschen Techniker.
1 Vgl. Quellen-Verz. (i), S. 12. 2 Vgl. ..Inhalt des Feuerwerkbuches“, S. 94.
82
ENTSTEHUNGSZEIT DES FEUERWERKBUCHES
Über die Entstellungszeit des Feuerwerkbuches sind von den verschiedenen Forschern
sehr voneinander abweichende Angaben gemacht worden. Toll z. B. hält als solche die
Jahre von 1370 bis 1390 wenn auch nicht für gewiß, so doch für sehr wahrscheinlich, ver-
legt sie dann jedoch vorsichtig in die Nähe des Jahres 1400, aber jedenfalls vor 1430; Jähns
gibt ebenso wie Ratligen etwa 1425, Würdinger 1417 an. Dabei kommt es entscheidend
darauf an, welche von den vorhandenen zahlreichen Handschriften als sein Urbild ange-
sehen werden können, also welche vor seiner endgültigen Fertigstellung in ihm als Mate-
rial verarbeitet worden sind und welche nach seinem, sicherlich geheim gehaltenen Er-
scheinen nur als Abschriften — mit mehr oder weniger wesentlichen Abänderungen,
Streichungen und Zusätzen, entsprechend dem Fortschritt der Waffentechnik —bewertet
werden müssen. Auch diese Feststellung ist schwierig, da neben einigen datierten Hand-
schriften solche vorhanden sind, deren Abfassungszeit mit einiger Sicherheit aus ihrem
Inhalt geschätzt werden kann, und solche, für die eine Schätzung nur in weiten Grenzen
angängig erscheint. Dabei muß vor allem beachtet werden, daß die Abbildungen, die vie-
len Exemplaren beigegeben oder später angehängt sind, oft keinen Anhaltspunkt dafür
darstellen und zu Trugschlüssen Veranlassung geben können; denn sie werden häufig
ebenso wie die Zusätze im Text von dem jeweiligen Besitzer dieses wertvollen Lehrbuches
zu seinem eigenen Gebrauch an Hand seiner Erfahrungen und Beobachtungen im Laufe
der Benutzungsjahre hinzugefügt oder gar von einem Maler oder Zeichner, weniger nach
tatsächlich maßgebenden, technischen Vorbildern als nach phantasievollen, künstlerischen
Vorstellungen, vielleicht erst nach vielen Jahren zur Ausschmückung dieses Kleinods ent-
worfen worden sein.
Das bekannteste Beispiel für eine solche irreführende Geschichtsdarstellung auf Grund
von Abbildungen sind die phantastischen Malereien, die nachträglich in die in Oxford
und in Holkhamhall in Norfolk liegenden Handschriften des englischen Hofklerikers
Walter de Milemete aus den Jahren 1326 und 1327 hineingemalt worden sind, unhaltbare
Darstellungen von „Vasengeschützen44 wiedergeben und bisweilen die unmögliche Vor-
stellung erweckt haben, daß nicht die Deutschen, sondern die schon damals im Waffen-
wesen rückständigen Engländer die Erfinder der Pulvergeschütze sind (Bild 21).
Wenn demnach hauptsächlich die Textangaben der Handschriften und nur ausnahmsweise
und vorsichtig deren Bilder für die Ermittlung der Entstehungszeit des Feuerwerkbuches
herangezogen werden dürfen, so ist zunächst für diesen Zweck eine Übersicht über die
wesentlichen, noch vorhandenen Handschriften erforderlich.
83
Bild 21.
Angeblich erste Formen der
„von den Engländern erfundenen
Pulvergeschütze44
Aus dem Manuskript des Walter de Milemete
in Oxford, von 1326, mit nachträglich
zugefügter Malerei
Entn. Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter
Übersicht über die wesentlichen Handschriften zum F euer werkbuch1
Die wesentlichen Handschriften zum Feuerwerkbuch sind mit Hinweis auf den Standort
und die Jahreszahl in den Zahlentafeln .Seite 85—88 zusammengestellt.
Hiernach stimmen mit dem Druck folgende Handschriften mehr oder weniger gut über-
ein: die Berliner 621 (al), 1018 (a 2), 11700 (a 11), die Münchener 4902 (b 1), die Wei-
marer 342 (e), die Heidelberger 787 (g), die Göttinger 64 (h). Von diesen dürfen a 11,
b 1, e und g als Abschriften bzw. Nachbearbeitungen angesehen werden. Die andern stam-
men der Schätzung nach aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Da b 1 und g datiert
sind, nämlich aus 1429 und 1430, und e nach übereinstimmenden Schätzungen vor 1428
anzusetzen ist, liegt die eine Grenze für die Entstehungszeit fest: vor 1428.
Für die andere Grenze müssen die älteren Handschriften zu Hilfe genommen werden, die
zwar manche Ähnlichkeit, in Einzelheiten sogar völlige Übereinstimmung mit der end-
gültigen Fassung aufweisen, in wesentlichen Punkten aber so erhebliche Abweichungen
zeigen, daß sie als „das Feuerwerkbuch44 noch nicht angesprochen werden können. Hier-
her gehört wohl als älteste in Frage kommende Quelle die sehr wertvolle Münchener
Handschrift 600 (h2). Sie ist bezeichnet als „vielleicht aus dem 14. Jahrhundert44 stam-
mend, und Rathgen schätzt ihren Ursprung auf die Zeit von 1370 bis 1390, Essenwein auf
die Zeit von 1390 bis 1400. Näher heran rückt aber die Wiener Handschrift 67 (c 2). In
ihr ist das charakteristische Merkmal des Feuerwerkbuches, die 12 Büchsenmeisterfra-
gen, noch nicht vollständig enthalten, da nur 10 Fragen vorhanden sind, und der Appen-
zeller Bauernkrieg, der 1408 2 beendet war, wird darin als ein „neuerliches44 Ereignis be-
zeichnet. Da Rathgen aus seinem Inhalt überzeugend nachweist, daß es nicht unmittelbar
darauf, sondern später entstanden sein muß, kommt wohl als früheste Zeit 1415 in Be-
tracht, so daß damit auch die untere Grenze für die Zusammenstellung des Feuerwerk-
huches festgelegt sein dürfte. Wenn sich also für die Entstehungszeit die Spanne von
1415 bis 1428 ergeben hat, darf mit Recht von dem „F euer werkbuch von 1420“ gespro-
chen werden. 1
1 Die Zusammenstellung kann weder erschöpfend noch frei von Ungenauigkeiten sein, da nicht alle Exemplare infolge der Kriegs-
verhältnisse und aus sonst naheliegenden Gründen haben eingesehen werden können und die Literaturangaben darüber vielfach
überholt und mangelhaft sind. 2 Jähns, Kriegswissenschaft, Bd. 1, S. 387.
84
ÜBERSICHT ÜBER DIE WESENTLICHEN HANDSCHRIFTEN ZUM FEUERWERKBUCH
Lfd. Nr. Ort Bibliothek Bezeich- nung da- 1 tiert Zeit geschätzt Verfertiger Bemerkungen
al Berlin Pr. Staats- bibliothek ms. germ. qu. 621 nach 1408 Stimmt gut mit vorstehendem Druck überein
a 2 ” ” ms. germ. qu. 1018 1. Hälfte des 15.Jahrh. Jakob Pinch- wanger Zusammen mit Roßarzneibuch; viel verbessert; stimmt gut mit vorstehendem Druck überein
a 3 ms. germ. qu.1187 vor 1420 Zusammen mit der „Onomatomantia“ des Hart- lieb, einem Kochbuch, einem Astrologiebuch und dem Feuerbuch des Marcus Graecus (Feuer des Meisters Achilles Thabor); nur 11 Büchsenmeister- fragen
a4 ” ” ms, germ. qu. 867 Hans Schulten „Kunst pussenpulver to maken, bussen to sche- ten, hlyden vnd ander schleudigkeit“; in nieder- deutscher Sprache; 139 Kapitel
a 5 ms. germ. F. 487 1546 Andres Pregnitzer „Stuck- gießer zu Culmbach Anno Chri- sti 1546“ „Buch von vielen probierten Künsten und Er- fahrungen“; der Feuerwerksteil (nicht der ge- schütztechnische!) ist eine den älteren Handschrif- ten weit nachstehende Umschreibung des Feuer- werkbuches
a6 ” ” Inc. 2650a, früher Inc.10117a „Schwäbische Chronik“ von Th. Lirer, gedruckt 1486 (Neudruck 1761). Die Handschrift, die früher hier eingebunden war, ist herausgelöst. Verbleib ungewiß
a7 ” * ms. germ. qu.128 Verarbeitung des Feuerwerkhuches mit sauberen Bleistift- und Federzeichnungen
a 8 " „ ms. germ. qu. 1188 Mit sehr schönen farbigen Tuschzeichnungen
a 9 ” ” ms. germ. qu. 1117 1463 Das „Feuerwerkbuch“ von S. 294—322 (194); vor- her Bürger- und Steuerrecht zu Wien u. a ; rote und blaue Initialen
alO ms. germ. fol. 94 1510 Graf Jo- hann d.A. von Nassau Zusammengebunden mit Flavii Vegetii Renati Vier Bücher . . . (Feuerwerkbuch als Anhang). Druck v. 1529. Sehr schöne farbige Abbildungen aus der ältesten Zeit der Pulverwaffen; Trachten aus der Zeit 1510—1530
all Heeres- bücherei, früher Ar- tillerie- u. Ing.-Schule Nr. 11700, früher C 1671 1450 Dasselbe wie c5; stimmt im allgemeinen mit vorstehendem Druck überein, aber Kapitelfolge durcheinander
a!2 Zeughaus, früher Ar- chiv des Gr. Gene- ralstabes m. 4, früher cod. 117 1454 „Feuerwerksbuch. Onomatomantia. Von den Ico- nismis bellicis. Albrecht Launenbergks Kriegs- künste 1453.“ Stimmt mit c3 und c4 fast wört- lich überein
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Lfd. Nr. Ort Bibliothek Bezeich- nung da- tiert Zeit j geschätzt Verfertiger Bemerkungen
a 13 Berlin Zeughaus m. 1 1454 Behandelt als einzige Handschrift auch den Büch- senguß aus Eisen; vielfach von Johannsen zum Vergleich mit Biringuccio herangezogen
a 14 ” ” m. 2 1410 70 Blatt, am Schluß verstümmelt
a 15 - - m. 3 1527 bis 1535 Frz. Helm aus Köln a. Rh. Vgl. a 5
a 16 ” ” m. 18 1578 Georg Lentzius (Franz Helm) Weicht vielfach vom gewöhnlichen Text ab
bl München Staats- bibliothek cod. germ. 4902 1429 Konrad Schongau Anfang fehlt. Eine der ältesten Abschriften, je- doch mit Abweichungen und Zusätzen. Stimmt vielfach überein mit b 4
b2 ” ” cod. germ 600 Vielleicht aus dem 14. Jahrh. Nach Toll aus 1370—1390, nach Essenwein aus 1390 bis 1400. Mit zahlreichen, interessanten Abbildun- gen aus der ältesten Zeit
b 3 ” ” cod. germ. 719 Abbildungen stimmen vielfach mit c 7 überein, Zeichnungen sind älter und plumper als dort
b 4 cod. germ. 599 1472 Martin Merz, Büchsen- meister Friedrichs d. Siegreh. Stimmt vielfach überein mit b 1, Zeichnungen auch mit e
b5 cod. germ. 734 1460 bis 1470 Form- schneider, Bürger in Nürnberg 1440 Die lehrreichen Abbildungen stehen mit dem Text in unmittelbarer Verbindung. Text bis S. 59, Zeich- nungen bis S. 151. Abbildungen z. T. dieselben wie in c 8 und e. Zusammenhänge auch sonst mit e
b 6 ” ” cod. germ. 356 Abbildungen z. T- dieslben wie in e
b7 ” ” cod. germ. 973
b 8 cod. germ. 222 1500 Freißleben, Hauszeug- meister bei Kaiser Maximilian Mit prachtvollen Abbildungen
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Lfd. Nr. 1 Ort Bibliothek Bezeich- nung da- tiert Zeit geschätzt Verfertiger Bemerkungen
c 1 Wien Kunst- historisch. Museum, früher Ambraser Sammlung ms. 51 Anfang des 15.Jahrh. „Streytpuech, Pixen, Kriegsrüstung, Sturmzeug und Fewerwerckh.“ Gibt das Beschießen derBüchse ebenso wieder wie b 2: Büchse senkrecht mit dem Boden nach oben gestellt, fliegt dann in die Luft; in Versen; mit Abbildungen, die ähnlich in der textlosen Handschrift ms. 52
c 2 ” früher Ambraser Sammlung ms. 67 Nach 1408, nach Rathgen später als 1410 „B uchsenwerckh“ mit Abbildungen; nur 10 Büch- senmeisterfragen ; in Versen ; gedruckt 1486 in a 6, Handschrift aber herausgelöst; auch der Verbleib von ms. 67 z. Z. nicht zu ermitteln
c 3 ” National- bibliothek, früher Hof- bibliothek ms. 3062 1437 Joh. Hart- lieb Mit farbigen Abbildungen; stimmt mit a 12 fast wörtlich überein
c4 ” National- bibliothek, früher in Ambras ms. 3068 Joh. Hart- lieb Mit farbigen Abbildungen; stimmt mit a 12 fast wörtlich überein
c 5 » National- bibliothek ms. 2952 1450 Bestandteil eines anonymen Kriegsbuches ; mit far- bigen Abbildungen
c6 ” ” ms. 2987 15.Jahrh. „Die kunst der puchsen, wie man die bereyten sol, handeln und ordinieren mit jrer zugehörun- gen als dan die meister mit besonderen fragen vnderstehend geben“; Text unvollständig
c 7 ” ms. 10895 Franz Helm Gereimte Einleitung; viele farbige Darstellungen von Geschützen, Feuerwerken, Werkzeugen
c8 ” Feldzeug- meister Ritter v. Hauslab- Liechten- stein Mit vorzüglichem Bilderatlas; Abbildungen z. T. dieselben wie in b 5
dl Nürnberg German. National- Museum ms. 1481a Feuerwerkskünste und Büchsenmeisterei“; ent- hält ms. über ignium v. Marcus Graecus und zwei Fassungen des Feuerwerkbuches und zwar von etwa 1400 und in der endgültigen Form von etwa 1425; zuerst lateinisch, dann von Bl. 12a ab deutsch
d2 ” ” ms. 719 1450 Ähnlichkeit mit e; 15 Blätter mit farbigen Feder- zeichnungen
d3 ms. 24347 1428 Medizinische Abhandlung mit Lehren über Sal- peter
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Lfd. Nr. Ort Bibliothek Bezeich- nung da- tiert Zeit geschätzt Verfertiger Bemerkungen
e Weimar Landes- bibliothek Q 342 Vor 1428 Hanns Henntz von Nürn- berg, ,.je- tziger Zeit Organist bei St. Martin“ Bilder reichen bis 1450; stimmt im allgemeinen mit vorstehendem Buch üherein
fl Dresden Sächsische Landes- bibliothek C 113 16. Jahrh. Mit farbigen Abbildungen, aber ohne Geschütze
f 2 » ” App. 463 1458 Ohne Abbildungen; erste und letzte Seite später ergänzt
g Heidel- berg Univers.- bibliothek cod. pal. germ. 787 1430 (1489)1 Von Rom zurückgekehrt; enthält zwei Abschriften des Feuerwerkbuches; 46 Zeichnungen aus dem „Bellifortis“ mit Erklärungen in lat. Hexametern
h Göt- tingen Univers- bibliothek ms. philos. 64 Enthalten im 2. Bellifortiskodex v.Kyeser, stimmt gut mit vorstehendem Druck überein
» Kassel Landes- bibliothek ms. math. qu. 14 1500 Titel mit Anfang fehlt; 56 Blätter; ohne Abbil- dungen
k Leipzig Univers.- bibliothek ms. 1597 1. Hälfte 15. Jahrh. Einleitung und 12 Fragen rot geschrieben. Dann folgen 78 Kapitel. Ohne Abbildungen
1 Rottweil 1907, Direktor v. Burgs- dorff 1445 Mit denselben Abbildungen wie in c 3; Auszug ge- druckt inHoyer; stammt aus Westfalen ; steht e nahe, enthält aber auch Teile aus a 12, a 13, d 1, die bei e noch fehlen
m Freiburg Univers.- bibliothek ms. 362 1432 ,,Feuerwerksbuch“; der Abschnitt über Berthold Schwarz stimmt fast wörtlich übereiq
n ? 1822, Prinz August von Preußen 1597 Mit Zusätzen; mit Bild von Berthold Schwarz; behandelt von C. v. Decker, der einen branden- burgischen Ursprung vermutet
o Stuttgart Württ. Landes- bibliothek Mil. Fol. 23 16. Jahrh. Mit Abbildungen
P Frank- furt a. M. Stadt- bibliothek ms. germ. qu. 14 Ende 15. Jahrh.
1 In der Einleitung steht, daß „im Jahr 1430 angehoben ward, dieß buch zu schreiben“. Das vorliegende Buch ist eine Abschrift von
dem älteren (1430), von dem es S. 27 heißt: ,,Henchin stembbel bussen meister zu wormß hat myrs geben.“ Zeichnungen S. 46 106
enthalten aber nur einfache Werkzeuge, Hebeiverke usw., keine Pulverwaffen.
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EIN BEMERKENSWERTES BUCHGESCHICK
Es ist auffallend, daß das Feuerwerkbuch erst nach mehr als 100 Jahren gedruckt ist, nach
mehr als 80 Jahren seit Erfindung der Buchdruckerei, die vor ihm manches Minderwer-
tige unter die Presse genommen hatte. Die einzige Erklärung liegt darin, daß jeder Büch-
senmeister, jeder Fürst und etwa auch jede Stadt, überhaupt jedermann, der sich im
glücklichen Besitz dieser wertvollen Geheimnisse befand, diese nicht der Öffentlichkeit
zugänglich machen wollte, auch wenn vieles bereits durch die Weiterentwicklung der
Waffen überholt war. Für die trotzdem große Verbreitung unter den Büchsenmeistern
und in sachkundigen Kreisen legen die zahlreichen, heute noch erhaltenen Handschriften
beredtes Zeugnis ab. Dabei ist die im vorhergehenden Abschnitt gegebene Übersicht über
diese bei weitem nicht vollständig, läßt aber auch so schon schließen, daß damals noch
sehr viel mehr dieser Lehrbücher unter der Hand weitergegeben waren. Von kaum einer
anderen weltlichen und vor allem technischen Handschrift ist eine derartige Verbreitung
feststellbar.
Teile daraus gingen in unzählige andere naheliegende Handschriften über. So sind bei-
spielsweise in einer solchen aus dem Jahr 1450 über Fortifikation und Taktik ganze Ab-
schnitte, allerdings mit eigenen Zusätzen, daraus entnommen, was schon aus der Über-
schrift des einen Abschnittes ohne weiteres erkennbar ist: „Womit und wie sich ein Mann,
eh’ er belagert wird und auch in einer Belagerung vorsehen soll, daß er sich seiner Feinde
desto länger erwehren mög.44 Die Bearbeiter dieser Handschrift haben sich dann den
Kopf darüber zerbrochen, wie die Hinweise auf die Rezepte und sonstigen Angaben „in
dem Buch44 zu deuten seien, da in dieser Handschrift nichts darüber gefunden werden
könne1. Daß solche Stellen mit den in diesem Zusammenhang sinnlosen Hinweisen ohne
Quellenangabe, wie das so üblich war, eben aus dem Feuerwerkbuch auch von anderen als
Büchsenmeistern abgeschrieben waren, liegt für Kenner des Buches auf der Hand. Aber
solche Kenner gab es und gibt es bis heute noch unter den Geschichtsschreibern leider zu
wenig. Genug, auch dieses Beispiel beweist, in wie hohem Ansehen „das Buch44 bei allen
deutschen Schriftstellern stand, die es kannten, und wie weite heimliche Verbreitung es
bereits 1450 gefunden hatte.
Als es dann 1529 zum erstenmal in Augsburg durch Heinrich Stainer als Anhang zu „Vier
Bücher der Ritterschaft44 des Flavius Vegetius Renatus in der vorstehenden Fassung im
Druck vervielfältigt wurde, konnte offenbar der Nachfrage kaum entsprochen werden. 1
1 Vgl. Generalmajor a. D. G. Schröder, Eine deutsche Schrift über Befestigungswesen, älter als Dürers. Archiv für die Art.- u.
Ing.-Offixiere, Berlin 1890, Bd.97, S. 26 bziv. 54—56, Note 22, 24, 27, 29.
v ön 6fc^^|5/^ii<|)feM/pti!uer/ SÄtymrVttfc
Tcurocrctac« TXhcjnaft fohcfra «ycfcnrlt'cti unvidtten
jol. Ä)<i6bijbci einem Bii^fennteyfter vn0d?»(jfnjtiitrtfjcn rv&njJ,
3n jjaUt emo bcigdegteii Hegiftcre bimibcr,
Bild 22. Titelblatt des 1529 bei Christian Egenolph zu Straßburg gedruckten Feuerwerkbuches von 1420
Kleine Ausgabe des 1529 von Heinrich Stainer, Augsburg, gedruckten Erstdruckes
90
Noch in demselben Jahr erschien es in kleiner Ausgabe (vgl. Bild 22) in Straßburg unter
der Bezeichnung „Büchsenmeysterei44 bei Egenolph, mußte mehrfach in beiden Ausgaben
neu aufgelegt werden, wurde wiederum 1569 und 1582 in Frankfurt a. M. gleichfalls als
„Büchsenmeisterei44 bei Egenolphs Erben gedruckt und 1614 und 1619 als „Kunstbüchlein
vom Geschütz und Feuerwerk44 durch Theodor de Bry in Frankfurt a. M. herausgegeben;
ein buchhändlerischer Erfolg, wie er für derartige Schriften in jener Zeit wohl schwer-
lich seinesgleichen hatte.
Es gab wohl noch früher gedruckte technische Bücher, doch waren sie in lateinischer oder
anderer Sprache verfaßt, es gab sogar zwei in deutscher Sprache früher gedruckte Bücher
bergtechnischen Inhalts, doch konnten sie bei weitem nicht ihren Ursprung auf 1420 zu-
rückführen1. So kann „das Buch44 schon rein äußerlich als recht beachtenswert und wich-
tig angesprochen werden: es ist das älteste rein technische deutschgedruckte Buch.
Doch wichtiger als diese Äußerlichkeit war sein für Jahrhunderte grundlegender, bedeut-
samer Inhalt. Kaum waren die Aufsehen erregenden Mitteilungen über die deutschen
Waffen durch den Druck zur Kenntnis der breiten Öffentlichkeit gekommen, da bemäch-
tigte sich erklärlicherweise auch das Ausland ihrer inhaltsreichen Lehren.
Zwar von England ist darüber nichts bekannt. Es war sowieso in seiner waffentechnischen
Rückständigkeit mehr noch als alle anderen europäischen Länder von der deutschen Füh-
rung und von der Belehrung durch deutsche Techniker abhängig. So berichtet eine
neuere englische Quelle, daß eine deutsche Büchsenmachertruppe von 14 Personen im
Oktober 1438 unter Anwesenheit sogar des Königs die dortigen Waffen-Sachkundigen im
Pulverschießen von Feuerpfeilen und steinernen Feuertöpfen, die mit deutschem Brand-
feuer gefüllt waren, unterwies (man beachte: vom Schießen mit Eisen-, Blei- oder Stein-
kugeln ist dabei nicht die Rede!). Die dabei genannten Büchsenmeister Walter Lokyer,
Walter Hermanson, Gerhard vonEwe blieben für lange Zeit im Dienste des letzten Königs.
„Die Verwendung von deutschen Artilleristen war zu jener Zeit hierzulande etwas Ge-
wöhnliches2.44 Eigene, selbständige Fortbildung an Hand eines deutschen Lehrbuches
durfte hier deshalb als überflüssig erscheinen.
Anders war’s schon in Italien. Wenn auch hier die wesentliche Fortentwicklung der Pulver-
Waffentechnik dem deutschen Einfluß zuzuschreiben war, so verarbeitete doch Biringuc-
cio in seiner ganz auf deutscher Grundlage aufgebauten „Pirotechnia44 von 1540 das
Feuerwerkbuch in weitem Umfang, wobei er freilich nicht unterließ, auf die deutschen
Verdienste gebührend hinzuweisen3.
Die Franzosen dagegen übersetzten nicht nur die „Pirotechnia44 und ließen dabei — offen-
bar absichtlich — den Hinweis auf Deutschland fort, sondern schrieben auch das Feuer-
werkbuch ohne jede Quellenangabe ab. Das in der Pariser Bibliothek enthaltene Manu-
skript trägt den Titel „Le livre du seeret de l’art de l’artillerie et cannonerie44 und ist in
1 ,,Ein nützlich bergbuchley“ 1505 und ,,Probierbüchlein uff Golt, Kupfer, Blei“ 1518, vgl. ,,Deutsche Technik“, November 1940,
S. 481, Wißner ,,Die ersten gedruckten technischen Bücher“. 2 Vgl. Quellen-Verz. (d), S. 9. 3 Johannsen, Biringuccio, z. B. S. 261.
91
einer Note auf etwa 1430 geschätzt. Für seine Übereinstimmung sei beispielsweise auf die
]. Büchsenmeisterfrage hingewiesen, die hier folgendermaßen lautet:
„La premiere question est assavoir si le feu qu’on mect dedans une bombarde canon on
aultre baston de canonnerye, boute et faict saillir la pierre du dict baston, ou si la vapeur
yssue du feu a cette vertu et puissance. Mais l’auteur dict que c’est la vapeur qui sault du
feu et donne cet exemple. Prenez une livre de bonne pouldre, laquelle mectez dans une
vaisseau devant une tonne de vin qui soit tellement et si bien estouppe que nulle vapeur
n’en ysse sinon par ung petit pertuis qui y sera faict, par lequel vous boutterez le feu au
dict vaisseau, mectez-y le feu, incontinant et soudainement il s’alumera en ladicte pouldre
et la vappeur qui yssera du dict feu rompera le dict vaisseau et non pas le feu.66
So ist es in Frankreich mit dem Verschweigen der deutschen Quellen etwa bis zur Mitte
des 16. Jahrhunderts geblieben. Bis dahin wird auch sonst nicht mit einer Silbe die weit
an der Spitze aller Länder stehende deutsche Waffentechnik erwähnt. Jenes französische
Manuskript wurde sogar noch 1561 als Anhang zum „Livre de canonnerie et artifice de
feu66 gedruckt unter dem Titel „Petit traicte contenant plusieurs artifices de feu, tres-
utile pour l’estat de canonnerie, recueilly d’un vieil livre escrit ä la main et nouvelle-
ment mis en lumiere66. Der französische Oberst Fave bezeichnete es als „le plus ancien
traite d’artillerie66 in seiner Arbeit über „Die Geschichte des Geschützwesens bis zur Mitte
des 17. Jahrhunderts66, die im 3. Teil der Etudes sur le passe et l’avenir de l’artillerie ver-
öffentlicht wurde und dazu bestimmt war, zur Unterrichtung des Kaisers zu dienen. So-
wohl Fave als auch der waffentechnisch sehr interessierte Kaiser Napoleon III. sahen
demgemäß die Übersetzung als alte französische Originalarbeit an.
Das Feuerwerkbuch ist noch mehrfach ins Französische übertragen. Eine von diesen Über-
tragungen findet sich auch als Anhang im „Art de la guerre66, einem Kriegsbuch, das der
Herzog Philipp von Cleve im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts als „Livre de l’opera-
tion du feu66 verfaßt und Ludwig XII. als Geschenk überwiesen hat. Der Franzose Fave
hat dieses Werk für eine jüngere Bearbeitung des Livre du secret gehalten. Das ist natür-
lich ein Irrtum, da schon sein Titel „Buch vom Feuerwerk66 mit der deutschen Quelle über-
einstimmt und da der Herzog es in Deutschland oder Flandern geschrieben hat.
Aber nicht nur der Text fand auf solche Weise umfangreiche Verbreitung. In der Pariser
ehemals Kaiserlichen Bibliothek befindet sich ein altes Bildermanuskript, das im 17. Jahr-
hundert kopiert ist, mit Zeichnungen, deren Originale in den deutschen Handschriften
zum Feuerwerkbuch ohne Mühe wiederzuerkennen sind1.
Die wenigen Beispiele genügen, um die außergewöhnliche Würdigung des Feuerwerk-
buches nachzuweisen, die es mit den bis ins 18. Jahrhundert fortgesetzten, mehr oder
weniger vollständigen Inhaltsauszügen sowohl in Deutschland als auch in allen anderen
waffentechnisch bedeutsamen Ländern gefunden hat. Es war „das Buch“; es war die lange
1 Insbesondere kommen dafür die Frankfurter Handschrift 14 (p), die Wiener 3062 (c3) und 3068 (c4) sowie die Münchener
599 (b 4), 734 (b 5) und 356 (b 6) in Betracht.
92
Zeit maßgebende Grundlage, auf der Praktiker und Theoretiker weitergebaut haben. Es
ist das mittelalterliche Hohe Lied der deutschen Waffentechnik. Sein Klang tönt hell und
klar von der Führung Deutschlands in Herstellung und Gebrauch der Pulverwaffe seit
allem Anfang bis zu unserer Zeit der siegreichen Schlachten im Felde, zu Wasser und in
der Luft. Es klingt vom Ruhme deutscher Büchsenmeister und Handwerker vom Mittel-
alter bis zu den Ohren der heutigen wissenschaftlich gebildeten Techniker und Waffen-
schmiede.
Bild 23. Aus Dürers Ehrenpforte, etwa 1520
Beachtlich rechts oben das aus Zirkeln gebildete Hakenkreuz
Entn. Essenwein A CV
93
DER TECHNISCHE INHALT DES FEUERWERKBUCHES
INHALTS-ÜBERSICHT
Gegenstand
Ratschläge für alle in Waffenfragen
Verantwortlichen
Verhaltungsregeln für Büchsenmeister
Geschichtliches über die Erfindung von Pulver
und Geschützen
Die 12 Büchsenmeisterfragen
Materialien für Pulver
Salpeter
Schwefel
Kohle
Salmiak
Das Pulver und seine Arten
Klötze, Steine, Zunder
Das Schießen
Der Regel nach
Weit schießen
Stangen und Pfeile schießen
Hagel und Igel schießen
„Klötze44 schießen
Feuer schießen mit Kugeln
Feuer schießen mit Pfeilen
Flammenwerfer
Leuchtspurkugeln
Leuchtkugeln und Vernebeln
Sprungkugeln
Laute Schüsse
Sichere Schüsse
Sonstige Verfahren
Büchsen lagern
Im Rohr angerostete Kugeln lockern
Feuer mit sich tragen und entflammen
Schießwasser hersteilen
Pfähle im Wasser verbrennen
Schwefelöl hersteilen
Eisen härten
Abschnitt Seite
1, 69, 70 95
4, 5 95
3 97
2 98
6—37, 66, 67 102
6—32, 66 113
33, 34 114
35—37 114
67 114
38—58, 72—75 114
59—61, 82, 83, 98, 99 117
62—65, 68, 71, 76—80, 86,
87, 89—92, 94—96 118
61—63 118
79, 80 119
86 120
87 120
89 120
64 121
76, 91, 96 121
94 121
68 124
70, 71 124
65 124
77 124
78 124
81, 84. 85, 88, 90, 92, 93,
95, 97, 100 125
81 125
97 126
84, 92, 95 126
88 127
90 127
85, 93 127
100 128
94
DER TECHNISCHE INHALT DES FEUERWERKBUCHES
Ratschläge für alle in Waffenfragen Verantwortlichen und
Verhaltungsregeln für Büchsenmeister
(zu 1, 4, 5, 69, 70)
An der Spitze steht nicht, wie so oft in modernen technischen Werken, das technische Er-
zeugnis, nicht die tote Materie in ihren mannigfachen Formen, sondern bezeichnender-
weise der Mensch, Er, der dem Stoff und den Kräften der Natur Leben und Wirkung gibt,
sie der oft widerwilligen Natur abgewinnt und in den Dienst der Allgemeinheit stellt.
Zwar ist dazu eine hohe und alles beherrschende Sachkunde, der dieses Buch dienen soll,
wünschenswert und notwendig, aber der Charakter des Menschen muß doch an erster
Stelle gewürdigt werden. Von den Befehlshabern und Waffenherren ist vor allem Verant-
wortungsgefühl zu verlangen, Voraussicht und Vorsorge für die Zeiten der Not und des
Kriegszustandes, Menschenkenntnis für die Auswahl der ihnen Untergebenen und ganz
besonders der Büchsenmeister.
Von diesen aber ist — ebenso wie von den anderen Untergebenen — zunächst zur Wah-
rung des inneren Friedens kameradschaftlich-freundlicher Verkehr miteinander zu for-
dern, sodann Uneigennützigkeit, Treue, Tapferkeit, Opferbereitschaft von Gut und Blut,
Leib und Leben. In allem sollen sie ein Vorbild im Kampf sein, da die anderen Kämpfen-
den gerade nach ihnen ihr Verhalten einstellen und sich von ihnen „großen Trost44 neh-
men. Ein hochausgebildetes Pflichtbewußtsein wird also von den Büchsenmeistern er-
wartet, wie heute von jedem Offizier und Unteroffizier zur Hebung des Kampfgeistes bei
der Mannschaft.
Daraus folgen ohne weiteres die strengen Lebensregeln, denen sich jeder Büchsenmeister
unterwerfen soll: gute Schulbildung, zum mindesten Lesen und Schreiben, muß er von
Hause aus mitbringen, Bescheidenheit und Zuverlässigkeit hat er anzustreben; Mäßigkeit
im Essen und Enthaltsamkeit von allen der Gesundheit schädlichen Lebensmitteln, be-
sonders aber Vermeidung der Trunksucht sind Forderungen, wie sie heute von der zum
Kriegsdienst zu erziehenden Jugend mit der Sportbetätigung verlangt werden. Immer
wieder wird aber als Krone aller Tugenden die Frömmigkeit hingestellt. Das war damals
nicht nur eine theoretische Forderung der Religiosität, sondern eine dem Glauben an den
leibhaftigen Satan entsprechende, von handgreiflichen, verhängnisvollen, praktischen
Folgen begleitete Einstellung: „wer mit dem Pulver umgeht, hat den allergrößten Feind
unter den Händen44 (vgl. Abb. 7). Der Büchsenmeister machte daher auch mit der Kugel
das Zeichen des Kreuzes beim Laden und rief die Hilfe der Heiligen an. Jahrhunderte-
lang haben sich diese Anforderungen an den Büchsenmeister erhalten. Nach einer Vor-
95
Exostra (Rollturm) hat inn der mitte ein brück, dient zum sturm
Bild 24. Sturm auf eine Festung und ihre Verteidigung mit Handbüchsen (farbiges Bild)
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. fol. 94, 16. Jahrh. (alO)
dix vmMt fwt
96
Schrift noch aus dem Jahre 1682 soll er gottesfürchtig, frei von Fluchen und Schwören,
ernsthaft, vorsichtig, bescheiden, nicht dem Trünke ergeben, von ehrlichen Eltern ge-
boren, zu denen z. B. Henker und Musiker nicht rechneten, und Inhaber eines Lehrbrie-
fes sein, „da er mit seinem Feind, dem Pulver, umgehen muß441. Hier hätte es richtiger
heißen müssen: „Feind im Pulver.44 Aber die Furcht vor dem leibhaftigen Teufel war
nicht mehr so lebendig, so daß nun das Pulver selbst zum Feind wurde.
Alles das und sogar noch mehr, z. B. Verschwiegenheit, wird anschaulich den Büchsenmei-
stern in gereimter Form am Anfang der Wiener Handschrift 52 (c1) vor Augen gehalten,
in der aber das Größte und Geheimste der Kunst noch verschwiegen wird.
Geschichtliches über die Erfindung von Pulver und
Geschützen
(zu 3)
Sinngemäß schließt sich hier, bevor auf die eigentliche Technik eingegangen wird, ein ge-
schichtlicher Rückblick auf die Erfindung von Pulver und Geschütz durch den Nigroman-
tikus, den Schwarzkünstler, Niger Berchtoldus aus Griechenland, den schwarzen Ber-
thold, an.
Der Verfasser des Feuerwerkbuches, der wie die Menschheit noch jahrhundertelang hier
keinen Unterschied zwischen der Erfindung des Pulvers und derjenigen der Schußwaffe
macht, gibt vorsichtigerweise keine Jahreszahl an, wann der deutsche Mönch, der in Frei-
burg gelebt haben soll und auch Berthold Schwarz genannt wurde, seine alchemistischen
Arbeiten als „Schwarzkünstler44 zum Erfolg gebracht hat. Den bis in neuere Zeit hinein
tobenden Kampf um seine Person hat die Forschung dadurch zur Ruhe gebracht, daß sie
weder einen Mönch noch einen Bürger dieses Namens oder, wie man später annahm, mit
Namen Anklitz oder Anklitzen in Freiburg hat feststellen können. Die Angabe, daß er
ein geborener Grieche gewesen sei, erklärt sich wohl zwanglos aus der Identifizierung mit
dem ebenso geheimnisvollen Marcus Graecus, der um 1260 als erster im Abendland Kunde
von dem aus Salpeter, Kohle und Schwefel zusammengesetzten Pulver gibt. Auch dieser
ist, ebensowenig wie sein hierfür in Frage kommendes Original-,,Feuerbuch44, über ignium
ad comburendos hostes, feststellbar, und die Vermutung ist nicht ohne weiteres von der
Hand zu weisen, daß die Erfindung des Pulvers und die Abfassung des „Feuerbuches44
(mit einem Pseudonym versehen, um im ungefährdeten Dunkel zu bleiben) auf deutsche
Mönche zurückzuführen und hinter festen, das Geheimnis gut sichernden Klostermauern
zu suchen ist. Die Aussprengung der Nachricht von den — dann natürlich unauffind-
baren — „Griechen44 Marcus oder Marchus und Bertholdus Niger läge dann in wohlbe-
gründeter Absicht und wäre nicht, wie mehrfach für den schwarzen Berthold „aus Grie-
chenland44 angenommen worden ist, eine Verwechslung oder ein Irrtum. Jedenfalls hat i
i Braun, N ovissimum fundamentum et praxis artilleriae, 1682. 2 Vgl. Jahns Kriegswissenschaft, Bd. 1, S. 382.
97
der solche Sagen gestaltende Volksglaube wie die von der Pulvererfindung durch einen
deutschen Mönch von dem Ergebnis der wissenschaftlichen Arbeiten kaum Kenntnis ge-
nommen, und Freiburg hat 1854 sogar seinem Berthold ein Denkmal gesetzt1.
Die 12 Büchsenmeisterfragen
(zu 2)
Die 12 Büchsenmeisterfragen bilden das besonders charakteristische Merkmal des Feuer-
werkbuches, stellen den Grundstock des ältesten waffentechnischen Wissens dar und haben
sich — mindestens zum Teil —- 200 Jahre lang als bewährt erhalten. Noch 1614 und 1619
brachte sie de Bry in seinem vorher erwähnten „Kunstbüchlein64 in sachlich unveränder-
ter Form.
Die beiden ersten Fragen behandeln die Theorie. Worauf ist die Treibkraft zurückzufüh-
ren? Auf das Feuer, die Gase, den Salpeter oder den Schwefel? Daß die Münchener Hand-
schrift 600 (b2) sie noch dem alles beherrschenden Feuer zuschreibt, ist bei dem damali-
gen Stand der Naturerkenntnis, die noch ganz in der Vorstellungswelt der Alten, vor-
nehmlich der Griechen, befangen war, nicht zu verwundern. In weiten Schichten der Waf-
fentechniker muß diese Vorstellung trotz der Lehre des Feuerwerkbuches — vielleicht
auch, weil sie nicht zur Kenntnis gekommen oder wieder vergessen war — noch lange ge-
spukt haben. Denn selbst noch 1676 mußten sich waffentechnische Schriftsteller mit den
Anhängern solcher Anschauungen auseinandersetzen2: „Diejenigen irren sehr von der
Wahrheit ab, welche meinen, daß die aus dem Pulver kommende bewegende Kraft die
in der Luft fliegende Kugel eine Zeitlang verfolge und, an derselben hangend, sie ent-
weder treibe und gleichsam immer neue Geschwindigkeit verursache oder doch etlicher-
maßen helfe, daß sie nicht wegen ihrer natürlichen Schwere so geschwinde niederfalle.
Denn wem ist des Feuers Natur wohl nicht bekannt? Wer hat jemals ein so subtil flüchtig
und leicht und zu begreifen sehr schweres Element an eine Kugel gebunden und also fest
geheftet, daß es daran hangen bleiben müsse? Was hat die eiserne Kugel für eine magne-
tische Kraft in sich, daß sie das Feuer auch nach und zu sich ziehet und locket? Und
gesetzt, es bliebe bei der Kugel, was ist’s nunmehr? Wie wird es der Kugel neue Ge-
1 Aus der ,,Chemischen Technologie der Neuzeit“, begr. v. Dr. Otto Dämmer, bearb. v. Prof. Dr. Franz Peters, Verlag Enke in
Stuttgart 1925, und seinem Abschnitt „Sprengstoffe“ v. Prof. Dr. H. Käst, Berlin, S. 763, erfahren wir, wie groß selbst in der
chemisch-wissenschaftlichen Welt die Unkenntnis über diese Dinge bis heute noch ist; es heißt dort: ,,Der Freiburger Mönch
Bertholdus (der ursprünglich Constantin Anklilzen hieß) soll 1354 die erste Feuerwaffe (!) erfunden haben. Da aber in Eng-
land (!), Frankreich und Italien nachweislich schon einige Jahrzehnte vorher Pulver (!) und Kanonen erzeugt wurden, so müßte
,,der schwarze Berthold“ (ivoraus man später Berthold Schwarz machte) lange vor 1354 gelebt haben, wenn er der Erfinder des
Pulvers oder der Feuerwaffen sein soll.“ Hiernach ist dem Verfasser völlig entgangen, daß die Kenntnis vom Pulver in Deutsch-
land schon 1260 verbreitet war und die ersten Pulverwaffen, und zwar deutsche Gewehre und deutsche Kanonen 1331 urkundlich
nachgewiesen sind. Er weiß auch offenbar nichts davon, welche und wie viele Kanonen sonst noch in Deutschland früher als in
England, Frankreich und Italien, vor 1354, im Gebrauch waren. Dafür steht aber wieder England an der Spitze der ersten, Pulver
und Kanonen herstellenden Länder!! 2 Casimir Simienöwicz, Kgl. Major u. der Krone Polens General-Feldzeugmeister-Leutnant,
und Daniel Elrich, Stückhauptmann zu Frankfurt a. M., Geschütz-, Feuerwerk- und Büchsenmeisterei-Kunst, Frankfurt a. M. 1676,
Teil I (Simienöwicz), S. 153.
98
schwindigkeit imprimiren können, oder auf was Weise wird es ihre Bewegung vermehren
oder helfen, daß der einmal imprimirte Motus die Kugel nicht verlasse?'4
Und sogar der Direktor der sardinischen Artillerieschule d’Antoni brachte seinen Schü-
lern um eine noch spätere Zeit nicht viel höher stehende Vorstellungen über die Natur
des Feuers bei1: „Das Feuer ist ein flüssiges Wesen, das aus verschiedenen kleinen Teilen
zusammengesetzt ist. Diese sind in jedem Körper vorhanden und bewegen sich beständig,
wenn auch nicht immer mit derselben Geschwindigkeit.64
Hiernach ist es durchaus anerkennenswert, daß der Verfasser des Feuerwerkbuches, der
bei seinem Faßexperiment die gemeinsame Ursache von Treib- und Sprengwirkung er-
kannte, aber die erste mit unseren Kenntnissen grundlegend übereinstimmende Theorie
über die Pulverexplosion und ihre Ursachen von Biringuccio noch nicht kennen konnte,
die Treibwirkung dem „Dunst44 zuschreibt, dem Gas, von dem damals weder der Name
noch die daraus erwachsenden, ungeheueren Kräfte bekannt waren.
Biringuccio (1480—-1539) sprach es als erster aus2: Die Treibwirkung beruhe auf der
plötzlichen Entwicklung einer Dampfmenge, die einen über tausendfach größeren Raum-
inhalt hat als das Pulver; und der Berliner Professor Halle faßte 1772 seine Kenntnisse
so zusammen3: Die Luft im Pulver sei 800mal dichter als in der Atmosphäre. Nach Euler
sei dann ihre Ausdehnungskraft 1200 mal größer und werde durch Wärme noch um das
3- oder 4fache erhöht, so daß sie etwa 5000 mal größer sei als in der Atmosphäre. „Man
weiß aber noch nicht, warum im Salze des Salpeters so eine große Menge Luft eingemischt
ist und warum sich diese Luft nur von einer Schwefelflamme entzündet. Der Mensch kann
höchstens die Luft nur um 16 mal verdichten, die Natur verdichtet sie dagegen im Salpe-
ter 800 mal.44
Jedenfalls brachte erst das 17. Jahrhundert mit maßgebender Hilfe auch der deutschen
Gelehrten Kepler und Leibniz die Neugeburt der Naturwissenschaften und die Abkehr
von der Vorstellungswelt des Aristoteles.
Diese tritt noch klar in Erscheinung bei der Antwort auf die zweite Frage: Die polare
Gegensätzlichkeit von Salpeter und Schwefel (ebenso wie von gutem und schlechterem
Pulver, neunte Frage!) löse beim Zutritt von Feuer (Kohle) die nutzbringende Kraft aus.
Mit der dritten Frage kommt sodann der reine Praktiker zum Wort: Nur 3A des leeren
Raumes des Pulversackes (d. i. 3/s seiner Gesamtlänge) soll geladen werden. V4 bleibt leer
(vgl. hierzu auch Abschn. 61 und das Bild 25). Hier liegt offenbar dieselbe richtige Er-
kenntnis zugrunde, wie sie zu dem später behandelten und bis heute gebräuchlichen ge-
körnten Pulver geführt hat, bei dem in weiterer Entwicklung jedes Korn vom andern
durch einen Luftraum getrennt ist. Das fest zusammengepreßte, den ganzen Laderaum
füllende Mehlpulver hätte sich zu langsam entzündet und die Kugel schon aus dem Rohr
1 Papacino d’Antoni, Sr, Kgl. Majestät in Sardinien Direkteur der theoretischen Schulen der Artillerie u. Fortification, Physika-
lisch-mathematische Grundsätze der Artillerie, übersetzt von G. F. Tempelhoff, K. Pr. Lieutenant b. d. Feld-Artillerie-Corps, Ber-
lin 1768. 2 Johannsen, Beitr. z. Gesch. d. Technik u. Ind., 1926, S. 160; Biringuccio, Pirotechnia, S. 485. 3 Halle, Werkstätte der
heutigen Künste, 1772, S. 331.
99
getrieben, bevor die Gasentwicklung vollendet gewesen wäre. Andererseits wäre die Ent-
zündungsgeschwindigkeit doch groß genug gewesen, um die Gefahr der Rohrsprengung
zu erhöhen.
Bis zur zehnten Frage wird sodann das sorgfältige Laden der Büchse behandelt (vgl.
hierzu auch Abschnitt 61), das zentrische Festlegen der Kugel im Rohr, das „Verpissen6"
oder Verpassen mit Keilen, das „harte64 Lagern der Kugel unmittelbar am weichen, je-
doch an der Lagerseite durch Brennen gehärteten Klotz, dem Verschlußpfropfen des Pul-
versackes, und schließlich das Abdichten der Kugel gegen ungenutzt vorbeistreichende
Pulvergase, ihr „Verschoppen44 oder Verstopfen. Alles das bezieht sich nur auf die
ersten kurzen Geschützformen, bei denen man noch nicht den langen „Flug44 kannte und
Geschützrohrform Abweichung. Falsch,,verpißt“. Sprengung. Falsch „verpißt“.
hei denen die auf dem Pulversack aufsitzende Kugel in der Mündung lag und von vorn
unmittelbar zu erreichen war. Die gegebenen verständigen Vorschriften sind an Hand der
vorstehenden Skizzen (Bild 25) ohne weiteres verständlich.
Die Notwendigkeit dieser Maßnahmen liegt bei der damaligen in Ländern und Städten
verschiedenen Maßhaltigkeit von Elle, Fuß, Spanne, beim Fehlen eines einheitlichen Kali-
bers und jeglicher Normalisierung sowie bei den ungleichmäßig bearbeiteten Steinkugeln
selbst bei gleichartigem Kaliber ohne weiteres auf der Hand.
Bei wachsender Länge des Flugs, der nach einer Nürnberger Handschrift 24347 (dB)1
noch vor 1430 sich auf 3 Kaliber verlängert hatte (Bild26), verbot sich das Zentrieren mit
Keilen von selbst, und nur das „Verschoppen44 blieb bestehen (vgl. S. 48), das zwar mit
der langen Ladeschaufel, dem Setzeisen oder einer Brechstange vorgenommen werden
konnte, aber um so sorgfältiger erfolgen mußte. Denn das Spiel zwischen Kugel und
1 Nach Auskunft des Germanischen Museums gibt es die bei Essenwein hier zitierte und auch von Rathgen behandelte Hand-
schrift 29347 nicht.
100
Rohrinnenwand war auch später noch da, und ob die Kugel vorn in der Mündung oder
tief unten am Rohrende lag, die Kugel durfte beim Stellungswechsel oder Richten ihre
zentrale Lage nicht verändern, wenn sie nach dem Abschuß nicht schon im Rohr schlottern
und draußen abirren sollte.
Die elfte Frage erörtert sodann die bessere Treibkraft des „Knollenpulvers46 gegenüber
dem Mehlpulver. Dieses, mit dem Setzeisen fest zusammengepreßt, verbrannte zu lang-
sam, so daß, insbesondere bei den damals noch sehr kurzen Rohren, die vollständige Ent-
wicklung der Gase, wie bereits erwähnt, erst eintrat, wenn die Kugel das Rohr schon ver-
lassen hatte. Das gekörnte Pulver vergast schneller, so daß es nach den angestellten Ver-
suchen im Verhältnis von 3:2 auf die Tragweite günstiger wirkt, freilich auch das Rohr
höher beansprucht. Hier liegt, geschichtlich bemerkenswert, die erste Erwähnung des für
Bild 26. Drei Kaliber langer Flug
Aus einer Nürnberger Handschrift, etwa 1422
Entn. Essenwein A XXVI
alle Zukunft beibehaltenen gekörnten Pulvers vor. Zwar ist es noch nicht das Kornpul-
ver, dessen Bearbeitung nach Sieben für gleiche Korngröße sowie nach Graphitieren und
Polieren zu den späteren Erfolgen führte, dessen gesteigerte Wirkung gegenüber dem
Mehlpulver aber klar erkannt ist, sei es, daß dieses durch Stoßen und Stampfen von Hand
oder durch die später verwendeten Triebwerke zu Staub zerkleinert wurde, sei es, daß es
durch die damals schon bekannten und später beibehaltenen Mahlmühlen, die sich aus
den alten Ölmühlen entwickelten und in Spandau bereits 1344, vom Deutschen Orden
schon 1409 in Elbing und Neuteich betrieben wurden, zermahlen wurde1. Michel Behaim
soll 1405 zu Röthenbach bei Lauf in Bayern eine Pulvermühle errichtet haben, in der das
Pulver ebenso zwischen Mühlsteinen gemahlen wurde. Der Nürnberger Bürger Harscher
hat angeblich 1431 die erste Pulverstampfmühle in der Nähe von Nürnberg erbaut zu
gleicher Zeit, als eine solche auch bei München entstand2.
Die Kenntnis des Verfassers, daß das Mehlpulver auch weniger dauerhaft war, besonders
bei Transporten stark stäubte und sich entmischte, also an Güte und Menge schnell verlor,
darf wohl als sicher angenommen werden, auch wenn darüber nichts erwähnt wird.
Die Antwort auf die zwölfte Frage stellt schließlich die für lange Zeit maßgebende Lehre
1 Vgl Quellen-Verzeichnis (c). 2 Würdinger, Kriegsgeschichte von Bayern, München 1868.
101
auf, daß das Ladungsverhältnis (Pulver: Geschoß) 1:9 betragen soll. Mit dieser Forde-
rung wurde der Rechenkunst der Büchsenmeister eine für jene Zeit nicht ganz einfache
Aufgabe gestellt, da aus demselben Rohr nicht selten Kugeln aus Stein, Eisen und Eisen
mit Bleimantel verschossen wurden, deren Gewicht aus dem Durchmesser (Kaliber1)
dann jeweils ermittelt werden mußte, um das richtige Pulvergewicht mit der Waage oder
der mit Maßstrichen versehenen Ladeschaufel festzustellen.
Bild 27. Handpulverstampfe
Aus der Münchener Handschrift 600, 1390—1400 (b 2)
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
Materialien fürPulver
(zu 6—37, 66, 67)
Wer sich mit den unseren heutigen Vorstellungen primitiv, bisweilen lächerlich erschei-
nenden chemischen Kenntnissen jener Zeit beschäftigen will, muß sich in die noch mit
alchemistischen Gedanken erfüllte, aber auch bereits ernstes Streben nach Erkenntnis
gesetzlicher Naturvorgänge zeigende Welt zurückversetzen. Hierzu diene folgende Über-
sicht, die zwar schon einer sonst ernst zu nehmenden artilleristischen Handschrift aus dem
Jahr 1700 entnommen ist, aber ihrem Inhalt nach gut ein abgeschriebenes Chemie-Lehr-
buch aus dem 15. Jahrhundert darstellen kann2:
„Gold, aurum
Wird in Brunnen, Bächen und Bergen gefunden. Kommt aus Vermischung eines säubern
Schwefels und Quecksilbers, ist köstlicher denn alle andere Metalle und währet länger
1 Im Arabischen bedeutet calib Form, Modell, im mittelalterlichen Latein calibrum Halseisen der Gefangenen, Kummet der Zug-
tiere im 15. Jahrh. ist das italienische calibro ein Meßgerät, bis schließlich 1478 das französische calibre für den Durchmesser
der Geschützrohre gebraucht wird. In dieser Bedeutung tritt es in Deutschland erst 1616 auf. 2 Risner, Handschrift, 1700, S. 164.
102
und läßt sich mehr arbeiten. Scheinet allzeit, wann es schon rostet, wird auch nicht ver-
zehrt. Ist zweimal so schwer als Silber, Kupfer oder Zinn. Im Feuer verzehrt es sich nicht,
sondern wird nur schöner. Gefeilt Gold in Speis oder Wein genossen, ist gut wider fal-
lende Sucht.
Bild 28. Handpulverstampfe
Eine bequeme Einrichtung, Pulver zu machen, und (es) geht (dabei) schlicht zu
Aus der Weimarer Handschrift ms. Q ,342 (e)
Silber, argentum
Das Silber kommt aus Vermischung des Schwefels und Quecksilbers.
Silberglätte, lithargyrium
Ist nichts anders denn schwarz Blei, welches man zur Säuberung des Silbers gebraucht,
mit welches Unreinigkeit es vermengt und verunreinigt wird.
Wismut, electrum
Ist ein Metall, welches besser denn Zinn und schlechter denn Silber, ist zweierlei: eins
so durch die Kunst bereitet wird und das ander, so von Natur gefunden wird, das ge-
macht wird aus Silber und Salpeter. Das natürliche kommt aus Vermischung des Golds
und Silber. Wenn ein Geschirr aus Wismut gemacht, tun kein Gift darin bleiben. Es hebt
der Wein an zu sieden und zu rauschen.
Kupfer, cuprum
Kommt von Vermischung des Schwefels und Quecksilbers, welches nicht gar unrein ist.
Sein Färb ist rot. Wenn es geläutert und gesäubert wird, so hat es ein gelb Färb und
heißt Messing.
Bild 29. Pulverstampfe mit Wasserrad-Antrieb, 17. Jahrh.
Aus Simienowicz und Elrich, 1676
Zinn, stannum, Blei, plumbum
Zinn kommt vom säubern Quecksilber und vom unsaubern Schwefel. Wird von etlichen
plumbum candidum das ist Bleiweiß genannt. Blei kommt aus Vermischung des unreinen
Quecksilbers und wenig unsaubern Schwefels. Von solcher Unsauberkeit wegen ist es
auch schwerer denn ander Metall. Bleiweiß wird von Blei gemacht, mit Essig geätzt.
Eisen, ferrum, Stahl, chalybs
Kommt von Vermischung ein wenig unreinen Quecksilbers und unsaubern brennenden
Schwefels. Darum ist es auch härter und läßt sich nicht schmelzen wie ander Metall. Der
Stahl ist auch Eisen, allein zarter und härter denn Eisen.
Galmey, lapis calaminari, cadmia thutia
Ist zweierlei geschlecht; das bereitet wird, heißt thutia, das gegraben wird, heißt lapis
calaminari.
104
Nichts oder Galmeyflug, nihil
Ist die ausgelöschte Asche von Metallen, wenn sie weiß ist, nihil album und pompholix,
die graue aber grau nihil grisium und spodium genannt wird. Aus dem Mark der Elefan-
tenbein wird auch ein spodium genannt, welches auch gebrannt wird und antispodium ge-
nannt wird.
Quecksilber, argentum vivum, mercurius
Es wird in Metallen, im alten Kot der wüsten Lachen gefunden. Man macht es auch von
Bild 30. Pulvermiihle und Stampfwerk mit Pferdebetrieb im 17. Jahrhundert
Aus Braun, Novissimum Fundamentum, 1687
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
minen. So man’s in eiserne Pfannen tut und ein irden Platten oder Geschirr darunter
setzt, dann verklebt man die Pfann, so tropft das Quecksilber aus der minen heraus. Ohne
das Quecksilber mag weder Silber noch Kupfer vergoldet werden. Es hat aber ein solches
Vermögen: Wenn du auf ein Sesterz Quecksilber ein Zentner Stein legst, so widersteht’s
demselbigen und trägt ihn empor.
Und so du ein Skrupel Gold darauf legst, so nimmt’s alsbald dasselbige an sich. Es
schwimmen auch alle Metalle empor, so man sie in Quecksilber wirft, allein das Gold fällt
zu Grund. Man behält es zum besten in Gläsern. Wenn Quecksilber in Feuer kommt, so
gibt’s viel Rauch, der ist gar schädlich, bringt das Gicht in die Glieder und benimmt bei-
des: das Gesicht und Gehör, macht auch böse Vernunft.
105
Schwefel, sulphur
Ist Erde durch Wirkung der Hitz’ gekocht und in das schweflig Wesen verkehrt. Schwefel
ist zweierlei: der lebendige und natürliche. Grau von Farben, sulphur vivum und fossile
genannt, welches aller Metall-Materie Mutter ist wie auch das Quecksilber. Der ander ist
der gemeine gemachte Schwefel, gelb von Farben, abgelöscht und gebrannt, sulphur extinc-
tum sive mortuum genannt. Der schwarze grobe Schwefel wird Roßschwefel und sulphur
gabalium genannt.
Salz, sal, salarmoniac, salammoniacum, salmiac, salmiax
Sein Geschlecht sind zweierlei: das gewachsene und gemachte. Das gewachsene wird ge-
grabenes oder sal fossilis genannt, auch sal gemma, ist durchsichtig wie Kristall, das in
Sand wird gegraben, ist gestaltet wie das alumen scisile oder schlüpfrig Alaun und salam-
moniacus genannt. Das ander Salz wird aus den Salzwassern gesotten, wird genannt das
gemachte Salz. Sal indus ist ein harter Zucker. Weiter ist das sal alcali oder alumen
calium, das ist das Salz, das von dem Salzkraut gemacht. Salarmoniacum, salmiac, sal-
miax ist das obige Sudsalz. Das beste ist klar und weiß.
Salpeter, salniter nitrium
Ist eine Art des weißen Salzsteins, den gerechten haben wir nicht, sondern nur den ge-
meinen, der aus der Erden gegraben wird.
Alaun, alumen
Ist eine Bitterkeit der Erden, sind dreierlei Geschlecht: der lange oder schiefrige alumen
longum und alumen scisile, der ander der runde oder dicke alumen roduntum, alumen
glebosum und alumen zuccarinum. Der dritte der gelbliche und steinige alumen petrosum
und alumen citrinum. Überdas wird der Name Alaun auch anderen Dingen zugeschrie-
ben, als das man nennt alumen plumbosum, das ist Federweiß, welches ist amiantis lapis.
Item das alumen catinum, welches ist das Salz oder Asche, so von dem Kraut Kali ge-
macht wird. Der letzte Alaun ist, der weiß verzehrt, gibt allen Farben Licht und Glanz.
Victril, victriol
Ist ein Erdgewächs, eines blau, das ander gelb, das dritte weiß. Findet man bei den Alaun-
bergen. Der beste, wenn man ihn bricht, hat inwendig Flecken wie Sterne. Der weiße
wird in der Apotheken victriolium album, Galizenstein genannt. Der babylonische victriol ist
der härteste und beste. Wenn man ihn bricht, so hat er inwendig weiße Masern und Makeln.
Gelber Bergschwefel, atramentum citrinum
Wächst in den Erzgruben wie ein gelb Salz, ist in seiner Natur hitzig und trocken, in den
atrament ist er giftiger Kraft, so die Lung’ trocknet, also daß sie einen auch etwa tötet.
Spangrün, viride aeris, Kupferrost, aerugo
Das beste unter allen ist, das man gräbt, das ander das abgeschabte, das dritte das durch
die Kunst bereitete. Das beste ist, das am allermeisten grün ist. Und brennt einem im
Mund, ist starker Wirkung. Alle Grünspan haben eine Rasse, Schärfe und Hitze.
Schöpf grün, chrisocola porres
Ist zweierlei: das natürliche, so chrisocola (factitia) nativa und Berggrün genannt, so die
106
Maler zu den Farben und die Goldschmiede zu dem Goldlöten ist vor Zeiten gebraucht
worden. Das ander ist das gemachte, welches die Goldschmiede noch gebrauchen, und
chrisocola factitia und von den Goldschmieden porres vulgo, porras und porrax genannt
wird, von dem Kupferrost und Harn der jungen Kinder gemacht.
Das Zwitter-Bleischiveif, molybdaena plumpago
Ist einerlei Art, allein das eine, nämlich das durch Kunst wird bereitet, so man das Silber
mit dem Blei reiniget. Das ander, der Zwitter oder Bleischweif, wird natürlich also gefun-
den. Sie sind beide einerlei Gestalt. Das beste ist gelb, wie der Silberschaum ein wenig
glänzend. Wenn man es reibt, rotfarbig. Und wenn es mit Öl gesotten wird, leberfarb.
Indig, indicum oder Waidtsblau und Waidblum
Ist den Malern wohl bekannt, welche schön blau damit malen. Es wird von dem Schaum
des Waidts gemacht, wenn die Tuch mit Waidt gefärbet werden. Der gerechte Indig, wel-
cher in indianischer Röhre wächst, ist uns unbekannt.
Zinnober, cinabaris, menig minium
Zinnober ist eine metallische Materie, so in den Erzgruben gefunden wird und ist ein
Quecksilber-Erz, wird von den Malern sehr gebraucht, gibt schön rot. Menig ist auch ein
rote Malfarb, graecis, auch sandix genannt. Es wird vom Blei im Schmelzofen gemacht.
Der Rauch von beiden ist der Lungen schädlich.
Operment, arsenic oder Hüttenrauch, auch aurpigmentum genannt
Ist zweierlei Geschlecht: das erste ist gelb operment* welches schlecht arsenicum und aur-
pigmentum, auch Hüttenrauch genannt wird. Fast gleicher Art mit dem Schwefel. Das
ander ist rot operment, auripigmentum rubeum genannt. Der Unterschied dieser beiden ist
nur an der Bereitung durch das Feuer, welches ihm eine Röte gibt. Solang es darin berei-
tet wird, ist ein Geruch dem Schwefel gleich, rot von Färb und marb (?) wie der Zinnober.
Es ist noch ein Art, welches weiß und klar arsenicum christallum genannt. Wird von ge-
stoßenem operment und gleich so viel Salz in den Hütten durchs Feuer bereitet. Der ist
klar wie Kristall.
Spießglas, antimonium
Ist eine Ader der Erden gleich dem Blei, das vom Metall geschieden ist. Je klarer je bes-
ser es ist.
Glas, vitrum
Man macht Glas von Blei und subtiler Erden.
Ocker, Berggelb, ochra
Ist ein gelb Erdreich. Das beste ist leicht und marb (?).
Gips, gipsum
Ist der Schaum des Kalkstein, ist vielerlei. Der beste unter allen ist der Spirgelstein, des-
sen Subtiligkeit sich mehret, so man ihn brennt.
Polus armenus
Ist eine Ader der Erden, die im Land Armenia wird gefunden, und ist der beste polus
armenus der von Farben rot und nicht mancherlei Farben an ihm hat, ist beinahe als Saffran.
108
Lebendiger Kalk, calx viva
Gelöschter Kalk, extincta; Let, Laim (Lehm) argilla; Creuden Cnit (?), terra cimolia
Creta: weißer polus, versiegelte weiße Erde; terra hispania, terra lemnia, terra sigilata;
roter polus, polus armenus, lertum armenium; Rötelstein, rubrica fabrilis; Ziegelstein,
tegula later; Asche, cinis; Ofenerde, terra fornacum.
Gummiarten
Tagstein, Bernstein, succinum carabe
Sind dreierlei Geschlecht: der erste ist weißer Tagstein, electrum album genannt, der
ander gelb Tagstein, succinum insonderheit genannt, ist ein natürlicher Lehm (laim), so
aus den Bergen ins Meer fließt und daselbst von dem Wasser hart wird wie ein Gummi.
So man ihn anzündet, brennt er wie ein Licht.
Teufelsdreck, asa foedida
Ist ein Säftlein in der Apotheken, aufgedörrt, kommt von dem Kraut laserpitis.
Benzoi-Gummi, asa dulcis
Ist ein köstlich wohlriechend Gummi aus Judäa, wird asa dulcis genannt. Das beste, wel-
ches lieblich riecht, auswendig zur Röte geneigt und inwendig weiß und, wenn es zerbro-
chen wird, durchsichtig, zergeht im Wasser mit Salvey.
Armoniacum, ein Gummi oder amoniacum
Ist von einem Baum; dem beschneidet man die Äst’, daraus tropft das Gummi, hat einen
harten Geruch, riecht wie Bibergeil, ist bitter am Geschmack, an der Färb gleich einem
gesottnen Eiweiß.
Bedelium, ein Gummi von einem Baum
Ist mit der Mvrrha beinahe gleicher Gestalt und Wirkung, wird aber mit dem Gummi
arabico verfälscht. Bedelium indicum ist das beste und wohlriechend, inwendig weiß-
farb.
Griechisch colophonia
Wird darum also genannt, dieweil es in graecia in großer Menge zu finden und auch da-
selbst herkommt.
Gaffer, camphor, camphura
Ist ein Saft eines Krauts. Man sammelt sie am End des Mai, stößt sie und preßt den Saft
daraus. Danach läßt man ihn an der Sonne trocken werden und nennt ihn camphor.
Welche lauter rein weiß ist, wird für die beste gehalten. Die rote aber gleich dem Saffran
ist nicht also gut. Camphor läßt sich zwischen den Fingern bald zerreiben, ist nicht hart,
soll in einem marmorsteinen Gefäß gar wohl verwahrt werden, und in Leinsamen oder
Hirschen gelegt, läßt sich 40 Jahr an seiner Kraft und Tugend erhalten unversehrt. Cam-
phor allein oder mit Sandl gerochen, mindert den Lust zur Unkeuschheit. Genossen,
macht wohlschlafen.
Euforbium, ein Gummi
Ist ein fließend Gummi, fließend aus einem Kraut, genannt euforbium. Wenn man es
ritzet, ist scharf im Mund und das hitzigste Gummi unter allen.
109
Arabisch Gummi, gummi arabicum
Das ist gemeiner Malergummi, wird mit dem, so von Kirsch-oder Mandeln-und Pflaumen-
baum kommt, vermischt. Sind dreierlei Geschlecht: das erste weiß, das ist das beste, das
ander rötlich und klar, das dritte ist gestaltet von Farben gleich einem Apfel, der nicht
gar rot ist oder weiß und ist wohl so gut als die andern zwei.
Galbanum, ein Gummi
So aus dem Berg Amano in Syria wie ein Harz herausfließt. Das beste ist klar gleich dem
Weihrauch und armoniaco. Hänget sich an die Hand. Wird mit Harz, zerknirschten Boh-
nen und armoniaco verfälscht. Solches zu läutern, gießt man’s ins heiße Wasser, so zergeht’s
und schwimmt das unreine oben, daß man’s abnehmen kann, und das gute fällt zu Grund.
Laudanum
Ist schwarz Wachs-Gummi eines starken Geruchs. Wird von einem Gewächs gesammelt, so
auch laudanum genannt wird. Der beste ist schwer und schwarz, auch sauber weich, feist,
ein wenig grün, nicht sandig, auch nicht schiefrig, daß man es zwischen Fingern zerreiben
kann. Hat von Natur einen guten Geruch. Laudano resolviert und zu Öl destilliert, ist
eines sehr lieblichen Geruchs.
Weihrauch, incensum
Weiß Weihrauch, thus album, incensum album olibanum, libanus; Weihrauchs Rinde,
thuris cortex; Weihrauchs Krümel, thuris manna; Weihrauchs Ruß, thuris fuligo. Ist ein
arabisch weiß, rund, feist Gummi, vom Baum libano fließend. Wenn man’s auf glühende
Kohlen legt, riecht es fast wohl. Weihrauch-Ruß brennt man in einem irden gelöcherten
Hafen.
Myrrha oder myrren
Ist ein Gummi eines Baumes in iirabien, daraus es fließt. Die beste ist die frische und
leichte, hat einerlei Färb rötlich und weiße, glatte Adern. Wenn sie zerbrochen wird, bit-
ter, scharf und stark riechend. Wenn die Myrrha ausgedrückt wird, wenn sie noch frisch
ist, so fließt ein Saft daraus, welcher stacte genannt wird.
Lyciurn
Ist ein Gummi eines dornigen Baums, welcher auch lyciurn pix acantha und puscea spina
genannt wird. Kommt aus Lycia und Capadocia. Das Lyciurn, so bei unsern officinis ge-
halten wird, ist der ausgedrückte Saft des Waldmeisterkrauts oder anderer Kräuter, dem
rechten licia aber in der Kraft ungleich.
Lacca cauchamum, ein bitterer Gummi
Mit diesem Gummi färbt man rot, ist gleich an Gestalt und Geruch wie Myrren.
Oppopanacum, oppopanax
Ist ein Saft von einer Wurzel, so ein angelica-Geschlecht ist, wird aber sehr gefälscht zu
uns gebracht, welches am Geschmack wohl zu merken, denn der gerechte oppopanax ist
fast bitter.
Sagapenum serapinum
Ein stinkend Gummi. Ist ein zäher Gummi gleich dem galbano. Das beste ist klar, inwen-
110
dig weiß, auswendig rot. Sein Geruch ist fast stark beinahe als Teufelsdreck, schmeckt
schier wie Knoblauch einen ganzen Tag aus dem Mund.
Stirax sicca, calamita liquida, thimia
Ein weiß wohlriechend Gummi. Stirax ist ein großer Baum, hat Blätter gleich dem Quit-
tenbaum, große Frucht als die Pflaumen. Die Frucht hat zwo Rinden, die äußerste ißt
man, ist eines bittern Geschmacks, die ander Rinde am Kern ist hitzig, und wird ein öl
daraus gepreßt. Stirax sicca ist die Rinde des Baums. Stirax calamita ist das Gummi, so
daraus fließt. Stirax liquida ist die Fettigkeit von den Kernen, heißt auch stade, soll aus-
gedrückt werden, wenn sie noch frisch und unvertrocknet sein. Stirax ist auch aus den
Stücken, die da töten gleich dem Bilsenkraut. Der Rauch calamita vergleicht sich dem
Rauch des weißen Weihrauchs.
Elemi, ein Gummi
Elemi und Elenium ist ein Gummi gleich dem Gummi des Olivenbaumes in Etiopia oder
Morgenland, ist gelb, von vielen Tröpflein zusammengewachsen. Eines scharfen Ge-
schmacks. Das schwarze, so da siehet wie armoniacum, ist untüchtig.
Fleischleim oder Fischleim ist ein Gummi varacola, Gluten carnis
Ist ein Gummi eines dornigen Baums, vergleicht sich dem weißen Weihrauch, ist rötlich
und fast bitter. Das beste ist, daß sich bald läßt brechen.
Drachenblut, sanguis draconis
Ist ein Saft eines Baumes, rot wie Menschenblut. Das beste ist inwendig klar, ist kalt und
trocken.
Bisam, moschus, muscus
Der edle, wohlriechende Bisam wird moschus und muscus genannt. Er wird von einem
Tierlein gesammelt, welches einem Rehgeislein gleich ist. Pater Didaci de pantoya der S. I.
schreibt aus China 1602, das sie ein mohrische und türkische caravana, welche aus China
zu Pachin aus dem Land mogor, welches nächst an China liegt, angelangt, gefragt, woher
der Bisam kommt, weil sie ein mitgebracht. Die gaben zur Antwort, er sei nämlich wie der
Magen eines Tierleins, welches ein wenig größer ist denn eine Katz, und solches sie um-
bringen, auf daß sie diesen Magen herausschneiden mögen. Diese Tierlein werden ge-
boren und erzogen in den wilden Feldern in einem diesem Königreich China nahe gelege-
nen aber nit dazu gehörigen Land.
Ambra grisca
Die wohlriechende ambra wird im hohen Wert und köstlich gehalten seines edlen, kräfti-
gen Geruchs und gebrauchs halben, und sind dessen zweierlei: die natürliche und rechte
ambra und die gemachte ambra, und hat die edle, kräftige compositio diambra ihren
Namen hiervon. Die rechten und natürlichen ambra sind drei Geschlecht: das erste und
beste goldgelb und feist, das ander bleichfarb, welches geringer ist, das dritte und das
schlechteste ist schwarzfarbig. Vulgo nennt man es ambra und ambar, in den officinis
ambra chrysea, das ist goldfarb. Die gemachte ambra aber, welche nichts anderes ist denn
ein muschus factitius oder ambra factitia, das ist ein gemachter Bisam oder gemachte
111
ambra, so anstatt der natürlichen ambra bei vielen (doch viel geringer an Kraft) wird ge-
braucht. Sie wird von Muskatnuß, Muskatblumen, Zimtrinden, Nägelein, spicanardi,
Bisam und Rosenwasser gemacht und zu einem massa wie der Bisam und ambra be-
reitet. Etliche bereiten ihn auf andere Weis, doch muß allwegen Bisam oder Zibeth
dabei sein.
Zibethen, zibethum
Ist ein edler wohlriechender Saft in großem Wert und teurer, denn der Bisam gehalten
wird, doch dem Bisam der Tugend halben nicht zu vergleichen. Dieser Saft sammelt sich
und wächst in dem Gemächt eines Tierleins, so man ein Zibethen-Katz nennt, und wird in
dem Männlein gefunden zwischen der Rute und dem Geilen, in dem Weiblein aber inwen-
dig zwischen der Geburt und dem Bauch. Solcher Saft fließt täglich von dem Tierlein, so
viel als eines Quintl schwer. Es ist ganz starken Geruchs, ist bleifarb, riecht viel stärker
denn der Bisam.
Walsat, Walrodo, sperma ceti
Wird auf dem Meer gefunden, hat erstlich eine Ziegelfarb, wird aber darnach gereinigt
und ganz weiß, ist feist und eines unlieblichen Geruchs, zergeht nicht mit Wasser, sondern
mit Öl. Die Meerfischer sagen, es sei der Same des Walfischs.
Aloe
Wächst in India in großer Menge. Das Kraut hat feiste, dicke Blätter wie Meerzwiebel
oder Hauswurz, veyla genannt. Hat ein Stengel mit weißen Blumen. Das Kraut riecht
stark, schmeckt bitter, daraus wird der Saft gemacht. Der ist dreierlei: das oberste in dem
Saft, an der Sonne gedörrt, nennt man succutrinam: das in der Mitte liegt, nennt man
oleum epaticam, ist nicht so klar als das erste; und das am Grund liegt, cabalina ist wie
dicke Hefen in einem Faß. Der leberfarb und durchleuchtige Aloe ist der beste, so sich
bald brechen läßt, ist bitter und riecht wohl. Aloe succotrina ist gleich dem Saffran an der
Färb. Eratica soll leberfarb sein, hat Löcher gleich den geöffneten Adern. Cabalina ist
schwarz, dunkelfarb, fast bitter und stinkt übel.
Steinöl, petroleum, naphta
Das Steinöl, petroleum, oleum petra, oleum saxeum wird so genannt, dieweil es aus dem
Felsen fließt. Es ist das petroleum die subtilste Substanz des Erdpechs oder aspalti und
bituminis, so sich davon absaugt und reiniget und durch den Felsen herausfließt. Und ist
seiner Art zweierlei: das eine weiß und schön lauter, welches das beste ist. Das ander
schwarz und grober Substanz nach Art des Erdreichs, aus welchem solches Öl sich abson-
dert und absaugt. Und gleichwie das Erdreich an einem Ort subtiler ist als am andern, also
ist auch das petroleum nach Art desselbigen geschaffen und eines schöner lauterer denn das
ander. Es ist das petroleum des Feuers also begierig, das es auch von weitem von den
Flammen des Feuers sich anzündet, das es nicht wiederum zu löschen ist. Es ist schnell,
und mit einem Knall fängt es Feuer.
Judenleim, bithumen judaicum, Erdpech aspaltus
Wird also genannt, dieweil es an den Ufern des Meeres wie ein Pech gefunden wird.
112
Kommt aus dem jüdischen See bei Jericho, und ist das beste ganz hart, purpurfarb, schwer
und eines starken Geruchs. Das schwarze und unsaubere ist untauglich.6'
Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet, gehe man an die Prüfung der sehr viel höher stehen-
den und ernster zu nehmenden Mitteilungen des Feuerwerkbuches über die Eigenschaf-
ten und das Wesen der Rohstoffe heran!
Rein äußerlich muß zunächst auffallen, daß dem Salpeter 28 Abschnitte (6—32, 66) ge-
widmet sind, dem Schwefel und der Kohle aber nur zwei (33,34) bzw. drei (35—37), dem
Salmiak sogar nur einer (67). Da vom Verfasser offenbar alle ihm bekannten Salpeter-
rezepte gesammelt und trotz ihres vielfach gleichen Inhalts weitergegeben sind, muß
er wohl dem Salpeter eine besondere Bedeutung beigemessen haben. Wenn das verwun-
derlich erscheint, so sei daran erinnert, daß der Salpeter das kennzeichnende Merkmal
des Schwarzpulvers ist, daß von dem bisher nicht gelungenen Nachweis von Salpeter in
den Brandsätzen der Chinesen die Entscheidung der Frage abhängt, ob unser Schwarz-
pulver in China früher bekannt gewesen ist als in Europa und Deutschland und daß der
bedeutendste deutsche Sprengstoff-Geschichtsforscher, von Romocki, mit seiner Feststel-
lung noch nicht widerlegt ist: Eine bewußte Anwendung von Salpeter in irgendwelchen
Feuerwerkskörpern ist im ganzen Morgenland vor der Mitte des 13. Jalirhunderts nicht
nachgewiesen. Der auf diesem Gebiete besonders angesehene englische Gelehrte Hine
geht sogar noch weiter und stellt die energische Behauptung auf: „Keine Spur von Sal-
peter ist bis jetzt irgendwo vor dem 13. Jahrhundert gefunden worden1.66 Denn nicht
alles, was in China oder sonstwo im Orient vorher und selbst lange Zeit nachher noch
knallte und explodierte, war unser Schwarzpulver. Ob ein gegenteiliger Nachweis noch
gelingt — falls er überhaupt im Bereich der Wirklichkeit liegt —, hängt von einer sehr
wünschenswerten Gemeinschaftsarbeit der orientalischen Sprachwissenschaftler, der Che-
miker (wegen der altchemischen Fachausdrücke) und der Waffentechniker ab.
Daß das Feuerwerkbuch den Salpeter mit einer so bemerkenswerten Ausführlichkeit be-
handelt, scheint jedenfalls ein Beweis dafür zu sein, daß auch sein Verfasser ihm eine aus-
schlaggebende Sonderstellung zuschrieb. Er unterscheidet den natürlich vorkommenden,
hauptsächlich aus Venedig, also dem Orient, eingeführten, oft verfälschten oder minde-
stens verunreinigten und den künstlich gezogenen Salpeter, der dreimal besser ist als der
„wilde66 (32). Bei dem verhältnismäßig geringen natürlichen Vorkommen des erstgenann-
ten in Europa, ist es kein Wunder, daß neben dem erwähnten kleinen Hausbetrieb (z. B.7)
seine Gewinnung sehr frühzeitig auch im großen einsetzte. Die Stadt Frankfurt a. M.
legte 1388 Salpeterplantagen an. Ein Salpeter-Regal, das Recht, die Häuser der Einwoh-
ner nach Salpeter zu durchsuchen, wurde zuerst von Günther, dem Erzbischof von Magde-
burg, schon 1419, in Brandenburg 1585 eingeführt. Es war nebenbei bemerkt dann das
verhaßteste, das in Württemberg und Preußen am stärksten betrieben wurde. Den Städ-
ten und Dörfern in der Gegend von Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld wurde später, 1748,
1 Vgl. Quellen-Verzeichnis (d).
113
die Verpflichtung auferlegt, besondere Salpeterwände zu errichten und zu unterhalten,
Das Regal fiel schließlich, da die Einfuhr aus Bengalen erheblich billiger war, obwohl die
Holländer den Handel damit monopolisiert hatten1. Um ein Bild von den damaligen
Preisen zu bekommen, vergegenwärtige man sich, daß 1381 in Nürnberg der Zentner
Salpeter 52 Gulden, nach heutigem Geldwert rund 500 Goldmark (1 Goldmark zu etwa
6—7 Reichsmark gerechnet), also ein Schuß aus einer mittelgroßen Steinbüchse rund
200 Goldmark kostete2.
Sehr klar kommt in den gesammelten Vorschriften die richtige Erkenntnis zum Aus-
druck, daß für ein zuverlässig wirksames Pulver jede Verunreinigung schädlich und nur
der bestgereinigte Salpeter brauchbar sei. Dieser erhält sogar einen eigenen Namen, Sal-
niter, dessen Wirkung fünfmal höher eingeschätzt wird, als verunreinigter Salpeter (16).
Chemisch sind alle die genannten Reinigungsverfahren nur als ein Waschen des Salpeters
aufzufassen, bei dem die mehr oder minder scharfen Laugen keine erhebliche Rolle ge-
spielt haben, der gewünschte Erfolg aber doch erzielt sein dürfte.
Die Reinigung der sonstigen Pulver-Rohstoffe, z. B. des Salmiaks (67), beruht auf der-
selben Erkenntnis, während durch das „mit Schwefel getötete46 Quecksilber, also Zin-
nober, als Zusatz zum „weißen44 Schwefel (33,34) wohl hauptsächlich diesem eine dunkele
Farbe gegeben und der allgemeinen Auffassung von der Nützlichkeit des Quecksilbers
bei den meisten chemischen Verbindungen Rechnung getragen werden sollte. Auch die
Kohle (35—37) soll durch einen Zusatz, Atriment, ein Eisen- oder Kupfer-Vitriol, „ge-
stärkt44 und vor vorzeitigem Verderben geschützt werden. Verständiger jedoch ist die
Vorschrift, sie keinesfalls mit Wasser abzulöschen und sie möglichst aus alten leinenen
Tischtüchern herzustellen.
DasPulverund seine Arten
(zu 38—58, 72-75)
In einer ganzen Reihe von Abschnitten wird die zahlenmäßige Zusammensetzung des
Pulvers aus seinen drei Bestandteilen Salpeter, Kohle und Schwefel sowie seine Zuberei-
tung erörtert3. Das schwächste, das „gemeine44 Pulver ist nach dem Verhältnis 2 : 0,5 : 1
gemischt (38,46), das bessere 2,5:0,5:1 (39) und das stärkste 3:0,5:1 (40). Noch grö-
ßere Wirkungen sollen durch Zusätze erzielt werden, deren Art im einzelnen angegeben
wird (54—57), und zwar zu zwei Pulversätzen, nämlich 1,7 : 0,42 : 1 und 3 : 0,5 : 1.
Das stöchiometrisch richtige Verhältnis, das die damaligen Chemiker mit ihren rein empi-
rischen Versuchen natürlich noch nicht ermitteln konnten, ist 74,8:13,3:11,8 oder
6,4:1,2:1, das normale 75:15:10 oder 7,5:1,5:13. Berücksichtigt man aber, daß die
1 Vgl. Beckmann, Bd. V, S. 588 u. 592. 2 Vgl. Kunze, S. 682. 3 Bei den nachfolgenden Verhältniszahlen ist, wie stets in diesem
Bach, die genannte Reihenfolge beibehalten, und die Zahlen sind auf 1 Teil Schwefel, der zuletzt steht, umgerechnet. 3 Das preu-
ßische Pulver im 19. Jahrh. zeigt die Zusammensetzung 7,4:1,6 :1.
114
ersten Nachrichten über Pulver im Abendland und in Deutschland eine erheblich stär-
kere Mischung angeben als das Feuerwerkbuch, nämlich Marcus Graecus und Albertus
Magnus (1250—1260) 6:2:1 und Roger Bacon (1265/66) 5:2,5:1, sowie daß in den
18 Frankfurter Büchsenmeisterblättern von 1400 die Angaben 4:1:1 und 5:1:1 zu fin-
den sind, so erscheint es doch verwunderlich, daß die hier festgelegten Zahlen mit der so
wesentlich herabgesetzten Treibkraft und der Überladung des Pulvers mit Schwefel von
der normalen Zusammensetzung bedeutend abweichen. Wahrscheinlich ist die Erklärung
Bild 32. Salpetersiederei und Holzkohlenbereitung für Pulver
Aus Simienoivicz und Elrich, 1676
auch hier wieder darin zu suchen, daß der Geschütz-Techniker mit dem Pulver-Chemiker
nicht Schritt zu halten vermochte, daß zu viele Rohre bei stärkerem Pulver sprangen und
daß man nur mit solchen schwachen Mischungen einigermaßen den Gefahren für die Be-
dienungsmannschaft an Leib und Leben zu begegnen suchte. Bei den Handfeuerwaffen
zeigt man sich nicht so ängstlich, was aus folgenden Angaben bei Biringuccio 1540 her-
vorgeht und die fortschrittlich gute Arbeit der Rohrschmiede für Flintenläufe beweist:
für große Geschütze 3:2:1, für mittlere Geschütze 5:1,5:1, aber für Arkebusen und
Flinten 10:1: 1, allerbestes Pulver 9: 1,3 : l1.
Erst im Laufe der Zeit scheint die Geschütztechnik in der Lage gewesen zu sein, die ganze
im Pulver liegende Treibkraft voll auszunutzen. Im einzelnen belehrt darüber eine unse-
1 Nach Johannsen, Biringuccio, S. 488.
115
rer Handschriften (n)1 aus dem Jahr 1597, nach der um diese Zeit das richtige Verhältnis
angestrebt, ja in einem Falle sogar erreicht worden ist. Auch die jedesmal beigefügten zu-
sätzlichen Angaben entbehren nicht des Interesses:
Pulver Nr. 9. 7,5 : 1,5 : 1 (normal!), Zusatz: „gueth. C. Schill.44
Pulver Nr. 11. 7,5 : 0,5 : 1, Zusatz: „Ist des Zeugmeisters zu Ciistrin Caspar Schwaben Saz,
wird roter Sandei in essig gebeißet anstat der Kohle gebraucht44 (war also rotes Pulver).
Pulver Nr. 13. 10 : 1,3 : 1, Zusatz: „Der Spandauische Pulver Saz.44
Pulver Nr. 31. 6,6 : 1,3 : 1, Zusatz: „Hat der Churfürst zue Sachsen A. 76. c. gebrauchet."4
Noch bei anderen Sorten finden sich die Namen Casp. Schill, Andreas am Ende, so daß
aus alledem gefolgert wird, daß diese Handschrift aus der brandenburgischen Gegend
stammt. Sie ist insofern noch einzigartig, als sich in ihr ein Beispiel findet, das angibt, wie
im Ernstfall die Büchsen „besprochen44 wurden, während das Feuerwerkbuch und auch
die sonstigen, viel älteren Handschriften ganz oder fast frei sind von allem mystischen
Beiwerk. Die Besprechungsformel lautet:
„Ich gebeut Dier Büchse den Stein zue schießen, hatt P P r 9212 s s Das Due mir keinen
menschen scheust, Ich gebeut Dier Büchse, bey der aufferstehung Unsres Herren Jehsu,
P Pus da der himmlische Vater innen ist. Ich gebeut Dier Buchse, das Due mir keinen
Menschen scheust, ohne den Herren, bey dem heiligen Vater, bey dem Sohne, vnd bey
dem heiligen Geiste, das Gott ließe ueber ihn, an den heiligen Creuze, das due keinen
menschen nicht schadest. Ich gebeut dier bey den heiligen drey nägeln, vnd bey der er-
barmung vnsres Herren, Ich gebeut dier Büchse bey den drei wortten, die vnser Herr zue
Johanny vnd unser frauen sprach, an dem heiligen Creuze, bey den verständigen wort-
ten: die quinq Pater nostri et tuum aue Maria.
Also kannstue alle Büchsen die einenn Schloße sein vorsprechen, und bist denselbigen
tagk mit alle deinem Volgke, das due bey dier hast im Felde, gesichert vnd behüttet.
Probatum est.
Eier f Elphat, Sebastian f non sit emanuel benedicti f44
Einen breiten Raum nehmen weiterhin die verständigen Vorschriften ein, wie altes, ver-
dorbenes Pulver wieder instandzusetzen und in seine Bestandteile, die erneuert oder wie-
der aufgefrischt werden, zu zerlegen ist (48—53). Hieraus ist ohne weiteres zu entneh-
men, welche Anforderungen an die Aufmerksamkeit des Büchsenmeisters besonders das
Mehlpulver stellte, das wegen seiner starken hygroskopischen Eigenschaft leicht Feuch-
tigkeit anzog („sein Pulver trocken halten!44), beim Fahren infolge des verschiedenen spe-
zifischen Gewichtes seiner Bestandteile sich schnell entmischte und auch sonst an Lager-
beständigkeit viel zu wünschen übrig ließ. Dazu kam die Sorge um das Auseinanderhal-
ten und Kennzeichnen nicht nur der verschiedenen Sorten für Geschütze nach „gemei-
nem44, besserem und bestem Pulver, sondern auch nach seiner Verwendung für Geschütze
und Handbüchsen als Treibladung sowie als besonders feines und besonders sorgfältig
1 Behandelt in C. v. Decker, S. 83.
116
zubereitetes Zündpulver (58), Dieses wurde durch das Zündloch auf und in die Treib-
ladung geschüttet, mit einer anderen Art, einem „trägen44 Zündpulver bestreut und die-
ses mit glühender Kohle, später mit dem Glut- oder Zündeisen und schließlich mit der
brennenden Lunte in Brand gesetzt.
Da von dem gekörnten Pulver (41, 43, 44, 47) bereits die Rede war, ist nur noch hervor-
zuheben, daß über das Verfahren mit dem eingeschmolzenen Schwefel (43), das ein gegen
Feuchtigkeit sehr widerstandsfähiges Pulver ergab (2:0,25:1), Romocki berichtet
(S. 186), es sei Mitte des 19. Jahrhunderts als neue Erfindung wiederholt auf Veranlas-
sung des Grafen Paolo di San Roberto ausprobiert, aber wegen seiner großen Gefährlich-
keit verworfen worden, lrn nordamerikanischen Bürgerkrieg (1861—1865) hätte man
aber vereinzelt doch noch Patronen verwendet, deren ganze Pulverladung unter An-
schmelzen zu einem Körper zusammengepreßt gewesen sei.
Die für die Zubereitung von farbigem Pulver (72—75) erwähnten Farbzusätze für Weiß,
Rot, Blau und Gelb sind einfacher Art und für die Wirkung bedeutungslos. Geheimnis-
voll wählte ein geschäftstüchtiger Büchsenmeister eine von der Regel abweichende Farbe,
um „sein44 Pulver als etwas Besonderes hinzustellen. Es sei nur, um zu zeigen, wie sich
solche Maßnahmen, um die Konkurrenten auf falsche Fährte zu setzen, durch die Jahr-
hunderte erhalten haben, an den letzten Rettungsversuch des Schwarzpulvers gegenüber
dem neuen Nitrozellulosepulver erinnert, an das „braune44 prismatische Schwarzpulver
C 82 am Ende des 19. Jahrhunderts, und an den schmunzelnden Unternehmer, wenn er
sah, wie Besucher der Fabrik durch heimliches Mitnehmen einer Probe der braunen Roh-
stoffmasse hinter das Geheimnis des fertigen Fabrikates zu kommen hofften. Auch an
diesen Farblehren ist deutlich erkennbar, wie sehr den Büchsenmeistern an der Geheim-
haltung des Feuerwerkbuches gelegen sein mußte, wenn nicht die Harmlosigkeit ihrer
Farben-Schliche aller Welt offenbar werden sollte.
Klötze, Steine, Zunder
(zu 59—61, 82, 83, 98, 99)
Über die Form des Klotzes (59) geben schon die Büchsenmeisterfragen Auskunft. Wenn
dort gelehrt wird, er soll im Durchmesser etwas stärker sein als der Durchmesser des
Pulversackes, so steht hier die Ergänzung: Er sei vorn kleiner als hinten, also keilförmig
oder mindestens zugeschärft. Ihn dabei gänzlich einzutreiben, ohne daß er übersteht und
von dem kurzen Flug unnötigerweise noch Raum fortnimmt, ist natürlich nur möglich,
wenn er aus weichem Linden- oder Pappelholz gemacht ist, alles durchaus logische For-
derungen, die aber in einem Lehrbuch auch für angehende Büchsenmeister am Platze sind.
Ganz ebenso liegen die Dinge, wenn die Form des Steins (60) wirklich kugelrund ver-
langt wird, was in der Praxis nicht ganz einfach auszuführen ist, da eine geringe Abwei-
chung nur an einer Stelle die Verkleinerung der ganzen Kugel und Vergrößerung des
Spiels im Lauf mit sich bringt und das „Verschoppen44 um so notwendiger erscheinen läßt.
Das Messen der Kugel „mit einem gewissen Zirkel44 deutet auf die Benutzung einer Lehre
117
für die Kugel. Tatsächlich ist auch in der Münchener Handschrift 600 (b2) ein Mann dar-
gestellt, der offenbar mit einer Ringlehre Kugeln lehrt (Bl. 10a). Wenn — beim Fehlen
einer Erläuterung — diese naheliegende Deutung richtig ist, dann dürfte hier der erste
Nachweis des Arbeitens nach Lehren vorliegen, die später in den staatlichen Waffen-
fabriken (z. B. der 1722 gegründeten Gewehrfabrik Spandau-Potsdam) eine ganz neue
Art der Fabrikarbeit, die Massenfertigung, ermöglichten1 und von da aus später den
Weg in die Privatindustrie fanden, wo sie alsdann die Grundlage der heutigen Präzisions-
Massenfabrikation mit Austauschbarkeit der Einzelteile und mit Toleranzen von Tau-
sendstel-Millimetern geworden sind.
Auf die Zubereitung von Zunder (82, 83, 98, 99), der wohl hauptsächlich für Zwecke der
Feuerwerkerei in Frage kommt, braucht hier als unwesentlich für Pulver und Waffe nicht
näher eingegangen zu werden.
Das Schießen
(zu 62—65, 68, 71, 76—80, 86, 87, 89—92, 94 - 96)
An erster Stelle steht hier wieder die Fürsorge für den Menschen, für das Leben des
Büchsenmeisters. Bei dem häufigen Zerspringen der Rohre wurde erfahrungsgemäß der
abgerissene Boden nach hinten geschleudert, während die Wandteile seitlich fortflogen,
also war der sicherste Ort bei einem solchen Ereignis mindestens 10 Schritte schräg seit-
lich hinter dem Geschütz, vorausgesetzt, daß die Zeit zwischen dem Anzünden des Pul-
vers und dem Abschuß genügte, um dorthin zu kommen. Ein Hilfsmittel dazu war das
nicht nur auf das Zündpulver und Zündloch, sondern auch längs auf das Geschütz ge-
streute „träge Anzündpulver44 (62, 63), das dann natürlich so weit wie möglich vom Zünd-
loch entfernt angezündet wurde.
Außerdem werden hier Angaben gemacht, die es ermöglichen, sich die zeitraubenden
Arbeiten bis zum Schuß vorzustellen: Durch wischen und Säubern des Rohres; Abwiegen
der Kugel und, wenn nicht die Ladeschaufel mit Meßstrichen entsprechend dem Kugel-
gewicht eingerichtet war, auch des Pulvers im Verhältnis 9:1; Einführen des Pulvers in
den Pulversack mit der Ladeschaufel; Reinigen des Rohrs von verschüttetem Pulver; Ein-
schlagen des Klotzes zum Abschluß des Pulversackes; Einbringen der Kugel in den Lauf;
Zentrieren mit Holzkeilen, „verpissen44; Abstemmen der über den Kugeldurchmesser hin-
aus vorstehenden Enden der Keile; Verstopfen, „verschoppen44 der Kugel zwischen den
Keilen und über die Keile hinweg mit einem wachsgetränkten, zum Seil zusammenge-
drehten Tuch, auch in Ermangelung dessen mit Heu, Stroh oder Lehm; Richten des Ge-
schützes mit der Maßgabe, daß der erste Schuß (Einschießen, Gabeln!) nicht zu hoch geht,
und Verkeilen auf seiner Bettung; Räumen des Zündlochs mit einem Pfriem, der bis zur
gegenüberliegenden Wandung auch im Pulver ein Loch macht: Vollfüllen dieses Lochs
bis zum Zündloch oben mit Zündpulver; Bestreuen des Zündlochs und der Büchse oben
in der Längsrichtung mit „trägem Anzündpulver44; Anzünden; Fortlaufen 10 Schritt
1 Vgl. Quellen-Verzeichnis (b).
118
schräg nach hinten: und endlich — der Schuß, wenn’s gut ging! Wie aber, wenn die Büchse
nicht „löste44?
Wahrlich, es ist schon verständlich, wenn von jenem berühmten Metzer Büchsenmeister
die Sage aufkommen konnte, daß er „sogar44 dreimal am Tage zu schießen vermöchte,
freilich nur mit Hilfe des Bösen und deshalb nach Rom zur Buße pilgern mußte. Aber
immerhin werden, selbst in dieser Anfangszeit, ein paar Schüsse mehr am Tage doch haben
„gelöst44 werden können!
Die wichtige Frage nach der Tragweite der damaligen Geschütze wird im Druck sodann
leider nur mit der Faustformel beantwortet, daß ein Rohr mit 5 Kalibern Länge und
einer Kugel von einem Venediger Zentner Gewicht am weitesten schießt (79, 80), d.h. ein
Rohr, das einschließlich des Pulversackes 2,10 m lang ist und eine Steinkugel von 28 cm
Durchmesser verschießt1. Hier liegt also ein Geschütz vor, wie es um 1400 üblich war und
hei dem mit seiner Fluglänge von 1,40 m ein Verkeilen und Zentrieren der Kugel mit
Holzkeilen nicht mehr in Frage kam.
Doch die Frage: Wie weit schoß man damals? bleibt hier noch offen. Im allgemeinen ist
die Ansicht verbreitet, daß in der Anfangszeit die übliche Schußweite 300—400 m be-
tragen habe. Wenn das richtig ist, dann mag das mit der mangelhaften Treffsicherheit,
mit der Aufstellung der gegeneinander zum Kampf angetretenen Truppen und mit der
angewendeten Taktik begründet gewesen sein, hat aber mit der Tragweite nichts zu tun.
Hierüber geben einen zahlenmäßigen Aufschluß diejenigen Handschriften, die im An-
schluß an das eine Wegweite von 3000 Schritt (2250 m) erzielende „Schießwasser44 von
einer Schußweite von 1500 Schritt (1100 m) hei gewöhnlichem und 2500 Schritt (1900 m)
bei besserem Pulver berichten. Das erscheint der üblichen Vorstellung zunächst unglaub-
würdig, wird aber glaubhaft gemacht durch eine Mitteilung aus dem Jahr 16822: Ein
50—60pfündiger Bresche-Mörser schießt 3000—3500 Schritt, eine 48pfündige Kanone
im Bogenschuß 3000, eine 24pfündige 2700, eine 12pfündige 2150, eine 3—6pfündige
1400 Schritt. Sodann aber wird die hier berichtete Tragweite in vollem Umfang bestätigt
durch eine verbürgte Angabe aus dem Jahr 1423 3. Die Engländer beschossen damals die
französische Festung auf der Insel Mont St. Michel im Kanal und hatten ihre beiden Stein-
büchsen auf der Insel Tombelaine aufgestellt. Die Entfernung beider Inseln beträgt aber
rund 3000 m, so daß die obigen Angaben nur als vorsichtig, aber sicherlich praktisch er-
probt gelten dürfen.
So erstreckte sich die Wirkung der Artillerie, abgesehen vom ersten Jahrhundert, in den
500 Jahren von 1400 bis 1900 auf 2 bis 5 km, in den zwei Jahrzehnten vor dem Weltkrieg
stieg sie auf etwa 30 km, und 1918 sprang sie plötzlich bei dem Pariser Ferngeschütz
auf 130 km.
Alsdann werden die neben den Kugeln sonst noch in Frage kommenden Geschosse be-
1 Der Umrechnung ist zugrunde gelegt: V — 0,5 d%; 1 Venediger Zentner — 29 kg; spez. Geiv. des Steins — 2,6. - Braun, Novissi-
mum 1682, S. 52, 79, 111. 3 Nach Kunze, Die Entwicklung der Pulverwaffe, S. 683.
119
handelt, Pfeile, Stangen, „Klötze„Hagel“ (86, 87, 89). Das Schießen mit Pfeilen schloß
sich unmittelbar an den bis dahin und noch lange danach üblichen Gebrauch der Arm-
brust an, die als Kriegswaffe erst 1507 von Maximilian I. (1493—1519), in England sogar
erst 1627 abgeschafft wurde. Sie und der Bogen bewährten sich in der Anfangszeit der
Pulverwaffen als ernsthafte Konkurrenten, da ihre Schußgeschwindigkeit (12 Pfeile in
der Minute) sehr viel größer war als die der Handrohre (1 Schuß in 15 Minuten) und die
Treffsicherheit und Durchschlagskraft auf eine Entfernung von 200 Schritt (150 m) der
Kugel nicht nachstand. Das Pfeilschießen, das ebenso wie aus der Büchse auch aus dem
Handrohr stattfand (Bild 76), spielte daher noch recht lange eine Rolle, obwohl damit
der technische, wirtschaftliche und kriegerische Wirkungsgrad der Pulverwaffe vollkom-
men verkannt wurde. Noch 1449 sind aus Osterode i. Pr. in den Rechnungsbüchern des
Marienburger Deutschen Ritterordens Büchsenpfeile nachgewiesen, was um so auffallen-
der erscheint, als von ihm an der Entwicklung der Pulverwaffen mit regem Eifer und
gutem Erfolg gearbeitet wurde und seine Ritter schon 1338 Handbüchsen gehabt haben
sollen1.
Die pulvergetriebenen, mit einem eisernen Kopf versehenen Stangen dienten zum
Brescheschießen und stellen die Weiterentwicklung der bis dahin am Fuß der Mauern
handbetätigten Widder und Sturmböcke dar. Wesentliche Bedeutung haben sie gegen-
über den Kugeln aus den schweren Belagerungsgeschützen nicht erzielen können.
Etwas ganz Neues bedeutete dagegen das Schießen eines „Hagels44 oder „Igels44, dessen
etwa, was später Kartätsche hieß. Statt der einen und kalibermäßigen Kugel wurden mög-
lichst viel kleine Kugeln (hier werden 400 genannt) oder eiergroße Steine oder kleine
Eisenstücke, gehacktes Blei o. dgl., entweder in Lehm gebettet oder lose liegend, vor den
Pulverklotz geladen und gegen die anrückenden Feinde geschossen. Noch Jahrhunderte
später griff man bei den Infanteriepatronen auf solchen „Hagel44 zurück. In Kursachsen
wurde 1739 eine „Kartätsch44-Patrone vorgeschlagen, in der auf die Ladung von 3 Quent
Pulver ein Holzklotz (Spiegel) gesetzt und dann 8 Kugeln untergebracht waren. Jeder
Mann erhielt 1741 neben den sonstigen Patronen acht solcher „Kartätsch44-Patronen, die
in der Schlacht von Kesselsdorf eine verheerende Wirkung gehabt haben sollen.
Neu war sodann auch das Abschießen von mehreren „Klötzen44 (Kugeln) hintereinander,
wenn man von der alten „Römerkerze44 absieht, die noch keine festen Geschosse, sondern
Feuerballen verschoß, also noch kein Geschütz war. Die aufeinanderfolgenden Kugel-
Pulver-Ladungen standen miteinander in Feuerverbindung und entzündeten sich nach-
einander, nachdem die vorderste Pulverladung nach Art der allerersten Geschütze von
der Mündung aus in Brand gesetzt war. Da bei einem solchen Verfahren nur vor dem
ersten Abschuß das Geschütz gerichtet werden konnte, mußte die Treffwirkung gering
sein; auch die Dänen, die sich solcher „Klotzbüchsen44 unter dem Namen „Espignolen4"
sogar noch bei der Verteidigung der Düppeler Schanzen 1864 bedienten, konnten damit
deren Eroberung nicht verhindern.
1 C. v. Decker, S. 31.
120
Die Bezeichnung „Klotzbüchse64 hat sich nicht nur für solche mehrere Kugeln hinterein-
ander feuernde Geschütze, sondern auch für einfach schießende Handrohre irreführend
in die Literatur eingeschlichen. Besondere „Klotzbüchsen66, von denen dabei vielfach be-
richtet wird, gab es gar nicht. Die zu diesem Schießen verwendeten Büchsen unterschie-
den sich in nichts von allen anderen und verdienen daher keinerlei Artbezeichnung.
Andernfalls hätte das Feuerwerkbuch z. B. bezüglich etwaiger Wandverstärkungen sicher-
lich darüber Auskunft gegeben.
Nicht ein Loch in die Mauer schlagen und nicht den Feind töten sollen die Geschosse,
Kugeln und Pfeile, sondern an den Holzgebäuden, hölzernen Sturmgeräten, in Pulver-
Bild 33. Feuer verbreitende Wurfgeschosse, „Häfen
oder Sturmkrüge“: „vasa“, wie sie gut den engli-
schen Milemete-,,Vasengeschützen“ hätten als Vor-
bild dienen können.
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. qu. 1188 (a 8)
Bild 34. Wurfgeschosse mit Feuer und Gift gemischt
mit Schießpulver, als Säcke mit Handring, um diese
unter die Stürmer zu werfen.
Vorräten, Strohhaufen und ähnlichen leicht brennbaren Dingen Feuer verbreiten, wenn
sie als Feuerkugeln und Feuerpfeile (64, 76, 91, 96) Verwendung finden. Das Pulver tritt
hier an die Stelle des alten „griechischen Feuers66 und der noch älteren, geschleuderten
Brandfackeln. Da es dabei keine Sprengwirkung auf das Rohr ausüben kann, zeigt es
neben der üblichen Zusammensetzung von 3 : 0,5 : 1 die schärfer wirkende von 5 : 0,5 : 1.
Aber außer der weiterreichenden Pulver-Treibkraft wird damit noch ein anderer Fort-
schritt erzielt. Um zu verhindern, daß der Feind das Nahen des „fliegenden Feuers66 be-
obachten und seine Gefahr rechtzeitig abwenden kann, wird der Brandsatz mit einer zwei
kleine Finger langen, kurz vor dem Abschuß zum Glimmen gebrachten Zunderschnur ver-
sehen, so daß das Geschoß erst im Ziel oder unmittelbar vorher oder nachher Feuer fängt
und aufflammt.
121
Bild 35. Verschiedenartige Geschosse. 17. Jahrhundert
152 Handgranate
153 Mehrfach explodierende Feuerkugel aus Holz
154 Hölzerne Feuerkugel zum. Feuerregen
155 Leuchtkugel
156 Feuerkugel
157 ,,Diener“, ,,Knecht“ zum Steckenbleiben in Holz
158, 159 Granaten für ,,Heimlich-Feuer“, ,,Leg-Feuer“
160 Hagelbüchse
161—170 Ketten- und. Stangenkugeln
171—176 Schilder und Schwert für Lust-Feuerwerk
Aus Simienowicz und Elrich, 1676
122
Bild 36. Sturm- und Sturmabwehr-Gerät mit Feuer- und Sprengladung, 17. Jahrhundert
207—210 Sturm- oder Pech-Kriinze
212—216 Sturmreifen
217—218 Sturmsädce
219—221 Sturm-Fässer oder -Kufen
222—224 Feuerpfeile
225 Feuerspieß
226 Feuerrohre (wie bei Feuerwerken)
Aus Simienoivicz und. Elrich, 1676
123
Dem gleichen Zweck dient ein, jedoch nur auf kurze Entfernungen wirkender „Flammen-
werfer 6 (94), der aus einem Blasrohr besteht, nach Art der schon von Marcus Graecus
erwähnten „Römerkerze44 wirkt und von der Kraft der Lungen abhängig ist. Pumpen
dafür sind erst der heutigen Zeit Vorbehalten gewesen.
Daß auch die Leuchtspurgeschosse und die besonders bei Belagerungen gut zu verwen-
denden, mit der Hand zur Erhellung des Vorgeländes hinauszuwerfenden Leuchtkugeln
keine Erfindung der Neuzeit sind, darüber belehrt das Feuerwerkbuch in gleicher Weise
(68, 71).
Auch das Vernebeln (70) war damals bereits bekannt, wenn auch nur in sehr einfacher
und unzureichender Form. Man warf Feuer und Rauch entwickelnde Ballen in der Größe
eines Apfels von der belagerten Stadt aus gegen die Stürmenden an derjenigen Stelle der
Mauer, wo man ein Verteidigungsgeschütz in Stellung gebracht und abgefeuert hatte. Im
Schutze des Rauches konnte dieses alsdann wieder in Ruhe geladen werden.
Eine besondere Schießart, die hauptsächlich gegen anrückende Heerhaufen und auf har-
tem Boden ihre Schuldigkeit tat, bediente sich der mehrfach aufspringenden Kugel (65).
Man nannte das, als man das Feuerwerkbuch längst vergessen hatte und dieses neue Schie-
ßen im 18. Jahrhundert von Frankreich und seinem „Erfinder44 Vauban (1688) übernahm,
Ricochetieren.
Eine Anlehnung an die alten „Donnerbüchsen44, die Vorläufer der Geschütze, die nicht
den Zweck hatten, mit einer wohlgezielten Kugel Tod und Verderben zu verbreiten, son-
dern, genau wie in China und im Morgenland, die Reihen der Pferde und Elefanten mit
ihrem donnerähnlichen Krachen in Verwirrung zu bringen, auf die damals noch sehr
empfindlichen Nerven von Tier und Mensch zu wirken und panikartigen Schrecken zu
erregen, bedeutet die hier gegebene Lehre über die „überlauten66 Schüsse (77). Dieselbe
Wirkung erzielten hinsichtlich des Angst einjagenden Geräusches schon Marcus Graecus
und Albertus Magnus mit ihrem scharfen Knallpulver (6:2:1), jetzt tritt als Fortschritt
noch die dem Feind nach dem Leben trachtende Kugel hinzu. Was heute Stukas mit ihrem
nervenzermürbenden Absturzgeräusch, ohrenbetäubenden Sirenengeheul und donnern-
dem Bombeneinschlag bewirken, das war damals der überlaute Kanonenschuß. Die Kampf-
mittel sind in ihrem Wesen seit 500 Jahren dieselben geblieben, allein ihre Formen haben
sich geändert, entsprechend den andersartig gewordenen, nur noch auf stärkere Reize
reagierenden Menschen.
Ein ähnliches Bild zeigen auch die Vorschriften über „sichere Schüsse66 (78): Gleichmäßige
Stärke und Treibkraft des Pulvers, richtiges Ladungsverhältnis, sorgfältiges Laden und
Zielen, sachgemäß festes Lagern des Geschützes in der Waagerechten und Lotrechten —
alles Forderungen, ohne deren Erfüllung auch heute gleichbleibend sichere Schüsse nicht
abgegeben werden können, allerdings mit dem Unterschied, daß dem modernen Krieger
im Felde viele der dazu notwendigen Arbeiten vorher durch den im Konstruktionssaal
und in der Werkstatt arbeitenden Techniker abgenommen oder doch erheblich erleichtert
worden sind.
124
Sonstige Verfahren
(zu 81, 84, 85, 88, 90, 92, 93, 95, 97, 100)
Die Lagerung der Büchse in ihrer auf der Erde liegenden Holzbettung hat eine wichtigere
Bedeutung, als sie auf den ersten Blick zu haben scheint. Schon die Aufnahme des Rück-
stoßes durch ein Lager von weichem Holz oder Blei, also einen in gewissem Umfang nach-
giebigen Puffer, der allerdings wohl nach jedem Schuß erneuerungsbedürftig war, läßt
viel technisches Verständnis erkennen. Wenn das Rohr durch eiserne Bänder oder, was im
Falle seines Zerspringens für wirksamer erachtet wurde, um die Sprengstücke besser am
Umherfliegen zu hindern, durch Hanfseile mit dem Holzbett fest verbunden war, führte
Bild 37. Büchse mit Holzbett auf Rollen, farbig
Aus der Berliner Handschrift 94, 16. Jahrhundert (alO)
dieses zusammen mit dem Rohr den Rückstoß aus. Das Bild 37 scheint sogar ein auf Rol-
len mit dem Rohr zurücklaufendes Holzbett zu zeigen (Anfang des Rohrrücklaufge-
schützes). Welche umfangreichen Balkenkonstruktionen bei wachsendem Kaliber und
stark steigenden Kräften dabei notwendig waren, darüber belehrt ein Blick auf das
Bild 54. Was aber soll die Anweisung, das Rohr nur bis auf die Hälfte einzubetten? Hier-
bei scheint die technische Erkenntnis noch tiefer zu gehen. Bekanntlich besteht noch
heute eine ähnliche Vorschrift für die Schäftung des Gewehrlaufs, der im Schaftlager ein
gewisses Spiel haben soll, unter keinen Umständen aber eine seitliche Druckstelle erhal-
ten darf, da diese beim Schuß sich stets als Ursache der seitlichen Kugelabweichung, der
Seitenstreuung auswirkt. Je größer also der Umfang der Holzeinlagerung ist, um so mehr
nimmt die Gefahr zahlreicher Druckstellen und damit auch noch der Höhenstreuung zu.
Wenn auch an die Treffgenauigkeit in jener Zeit noch keine erheblichen Anforderungen
gestellt wurden und bei dem verhältnismäßig kurzen, dickwandigen Geschützrohr andere
125
Verhältnisse vorliegen als bei clem langen Gewehrlauf, so erscheint es doch nicht ausge-
schlossen, daß eine hierin liegende Ursache von Fehlschüssen schon erkannt war. Auch
die nicht vollkommen starre Verbindung zwischen Rohr und Bett durch Hanfseile an
Stelle von Eisenbändern (vgl, Oberring und Unterring am Gewehr!) gewinnt dann dop-
pelt an Bedeutung. Wahrscheinlicher freilich klingt die Erklärung, daß man die Abküh-
lung des Rohrs durch zu tiefe Einbettung nicht verhindern und auch das Abheben nicht
erschweren wollte.
Eine klare und einfache Maßnahme dagegen ist das gewaltsame Lockern einer im Rohr
eingerosteten Kugel (97) durch ihr Eintreiben nach dem Geschützboden hin (etwa 1 mm
genügt schon). Bekanntlich lud man in Muße die Geschütze wegen des erheblichen Zeit-
aufwandes und wartete dann den Augenblick des Eingreifens, den Sturm der Belagerer,
Bild 38. Büchse, mit Holzbett durch Hanfseile verbunden
Aus „Flavii Vegetii Renati vier bücher der Ritterschaft“, 1475/76 deutscher Erstdruck zu Augsburg
den eigenen oder feindlichen x4ngriff in der Feldschlacht u. dgl., oft tagelang ab, begab
sich also auch auf den Marsch mit den geladenen Geschützen. Daß dann die dabei nicht
selten eingerostete — natürlich eiserne! — Kugel nicht nur im entscheidenden Augen-
blick einen „Versager44 gab, sondern auch die gefährliche Quelle von Rohr-Aufbauchun-
gen oder gar Rohr-Sprengungen bildete, war selbstverständlich längst Gegenstand unlieb-
samer Erfahrungen.
Nur mittelbar mit Pulver und Geschütz in Zusammenhang zu stehen scheint die Lehre,
wie man auf dem Marsch glimmendes Feuer tagelang mit sich führen, dann aber beliebig
auf flammen lassen kann (84). Doch auch der Büchsenmeister brauchte beruflich ein offe-
nes Feuer, z. B. zum Glühendmachen seines Zündeisens sowie seiner eisernen Kugeln,
um irgendein Ziel in Brand zu schießen, und zu sonstigen Zwecken. Die beschriebenen
Schwefelkerzen, die Vorläufer der späteren, nur durch Streichen an einer Reibfläche ent-
flammbaren Schwefelhölzer, waren ein bequemes Mittel dazu. Noch einfacher waren die
chemischen Präparate mit ungelöschtem Kalk (92) oder wahrscheinlich mit Phosphor (95),
126
die nicht einmal ein Glimmfeuer und keine Schwefelkerzen benötigten, sondern sich schon
durch Wasser oder gar nur einen Luftzug entflammen ließen.
Weitere chemische Kenntnisse verrät auch die Vorschrift, wie man Pfähle im Wasser
verbrennt (90), indem man dazu eine Benzolmischung, z. B. zum Verbrennen einer
Brücke, verwendet.
In einem auffallenden Licht erscheint aber der Verfasser des Feuerwerkbuches als Che-
miker bei der Herstellung des Schwefelöles (85, 93), der Schwefelsäure. Was für den
Maschinen- und Bautechniker das Eisen bedeutet, das ist für den Chemiker die Schwefel-
säure. Sie wird hier bei einer Entzündungstemperatur der Mischung von 400° durch
Destillation unmittelbar aus dem Schwefel gewonnen; die Anweisung blieb aber unbe-
achtet, da die späteren Chemiker wohl in diesem Buch nichts für sie Wertvolles vermute-
ten. Erst als dieses Verfahren von Dr. Ward in England Mitte des 18. Jahrhunderts wie-
der „erfunden44 war, gewann es große Bedeutung und hieß auch in Deutschland, das er-
hebliche Mengen einführte, das „englische44 Verfahren, im Gegensatz zu dem heimischen,
das mit Destillation aus Vitriol arbeitete.
Noch erstaunlicher ist sodann die chemische Leistung bei der Gewinnung des schon mehr-
fach erwähnten Schießwassers (88). Wie im vorliegenden Druck, ist es auch in einer gan-
zen Reihe der Handschriften und in dem „im weinmonat44 1529 in Straßburg als „Büch-
senmeisterei44 herausgegebenen Druck des Feuerwerkbuches zu finden. Die Anweisung
über seine Zubereitung lautet in der Berliner Handschrift 1018 (a2) fast übereinstim-
mend mit dem vorliegenden Druck1:
„Wie man vss ainer büchsen schiessen sol mit wasser on Pulver also daz das wasser das
pulver verwest vnd daz wit vnd starcker mit schlisset als mit dem puluer. Wilt du mit
wasser schiessen das du kain bulffer brauchest vnd sterker vnd witter mit schüssest denn
ob er das best bulffer hett das je gemachet ward, So nim Salpeter vnd distilier daz zu was-
ser vnd den schwebel zu öl vnd salarmoniacum auch zu wasser vnd nimm oleum bene-
dictum auch dazu nach gewicht als du wol hören wirst vnd wenn du das wasser zesamen
bringest so nim vj tail salpeterwasser ij tail schwebel öl salarmoniacumwasser zwai tail,
zway tail de oleo benedicto vnd lad die buchs vast wol mit klotzen vnd mit stain vnd
giiss das wasser in die büchsen den zehenden tail des rohrs hinder dem klotz vnd ziind
sy an mit zundel das du davon kommen mügest vnd lug daz die buchs vast starck sy, Vnd
mit diesem wasser schüssest du vss ain gemainen buchs ob dry tusent schrytt wit es ist
aber gar köstlich. Wie vern ain gemain schuss schlisset. Ain gemainer schuss von büchsen
vnd von bulffer ist gemainlich funffzehnhundert schrit oder in demselben mass aber von
gelaittern gestercktein pulver ist fünff vnnd zwaintzig hundert schritt oder in demselben
masse.44
Dieses zwar schnell entzündliche, aber sonst harmlos erscheinende „Wasser44, das man
nur in der kleinen Menge von einem Zehntel des Pulversackraumes durch das Zündloch
1 Ähnlich auch in der Berliner Handschrift 621 (al) und ebenso im Straßburger Druck von 1529.
127
einzugießen und statt der Pulverladung anzuzünden brauchte, war also ein Gemisch von
Teeröl (Benzol), Salpetersäure, Salpetersalzsäure (Königswasser) und Schwefelsäure und
ein gefährlicher Nitro-Explosivstoff ganz moderner Natur.
Die zeitgenössischen Waffentechniker, die davon Kenntnis erhielten, schreckten, wenn
sie für chemische Arbeiten Verständnis hatten und es etwa ausprobierten, vor seiner ge-
waltigen Explosionskraft zurück, genau so wie die modernen Waffentechniker, nachdem
1846 der Baseler deutsche Professor Schönbein die Schießbaumwolle erfunden und
Sobrero 1847 das Nitroglycerin entdeckt hatte1. Die anderen aber schrieben es entweder
verständnislos mit dem sonstigen Inhalt des Feuerwerkbuches ab, dann geriet es als
nebensächlich bald in Vergessenheit, oder suchten selbständig hinter den Sinn der ihnen
unklaren Lehre zu kommen, dann gerieten sie auf Abwege und erkannten nicht das
Wesentliche. Manche, darunter die Franzosen, verwechselten den hier destillierten Sal-
peter, die „Salpetersäure44, mit dem sonst oft genannten „Salpeterwasser44, der einfachen
Salpeterlösung; manche klammerten sich an das „Wasser44 und bildeten ein „Schießwas-
ser44 nach eigener Art, wie aus folgendem Beispiel erkenntlich ist2:
„Nimm den Salzstein, der vom Läutern des Salliters geblieben ist, oder sonstigen Salz-
stein, laß Kalk daraus brennen, schlag einen Filz darum, lade ihn in der Büchse unter das
Zündloch, lade alsdann Pulver und Kugel darauf, alsdann gieß Wasser zum Zündloch hin-
ein, so drückt das Wasser durch den Filz auf den Kalk, alsdann fängt der Kalk zu bren-
nen an, zündet das Pulver auch an, und geht die Büchse ab. Schau aber, daß du dich bei
der Büchsen nicht säumst, damit dir nichts widerfahre, denn es schnell angehet.44
So kam es, daß der Verfasser des Feuerwerkbuches als Chemiker etwas offenbarte, was
dem chemischen Verständnis seiner Zeit weit vorauseilte und recht bald in das Dunkel
gänzlicher Vergessenheit versank. Und wenn es auch völlig abwegig ist, Nobel das Ver-
dienst an der Erfindung des Dynamits abzusprechen, weil dieses schon im Feuerwerkbuch
enthalten sei3, so kann man doch mit Romocki die hier mitgeteilte Erfindung des „Schieß-
wassers“ wohl unstreitig als eine der merkwürdigsten aller Zeiten bezeichnen.
Den Schluß des Feuerwerkbuches bildet auffallenderweise eine wohl selbst jedem dama-
ligen Techniker bekannte und geläufige Anweisung zum Härten von Eisen (100) mittels
irgendwelcher Härtemittel. Wenn darin, daß sie an dieser Stelle steht, nicht ein reiner
Zufall zu erblicken sein sollte, so kann die Frage aufkommen, ob auch darin ein Mittel
zur Geheimhaltung liegen könnte. Ein unbefugter Leser, der nur schnell den Anfang und
den Schluß überfliegt, wäre dann weit von der Annahme entfernt gewesen, daß wichtige
Waffenlehren im Inhalt verborgen seien; und damit hätte dann auch der nichtssagende
Schluß seinen Zweck erfüllt.
1 VgJ. Quellen-Verzeichnis (1). 2 Berliner ms. germ. qu. 1188 (a 8), S. 89. 3 Wirtschaft und Arbeit, Mai 1941, S. 101, „Aus der Ge-
schichte des Sprengstoffes“.
128
ENTWICKLUNGSSTUFEN DER PULVERWAFFE BIS ZUM DRUCK
DES FEUERWERKBUCHES
Über die rein deutschen Erfindungen der Geschütze und der Buchdruckerkunst
und eine Mahnung, den Erfindern Dankbarkeit zu erweisen
Von Dr. Bohuslav Hassenstein (um 1485)1
Ruhm erwächst aus dem Krieg, den Wissenschaften wird Ehre,
Ansehen auch noch zu Teil, — sie stehen im Schutze Minervas.
So haben Weltruf erlangt die Punier, die alten Rebellen2,
Ebenso wie die Führer die hochgemuten von Sparta
Und die Ritter auch in Ausonien3, dem mächtig starken,
Weil sie mit kraftvollen Waffen sich ewigen Lobspruch verdienten.
So auch lebt noch Homer und wundert sich, daß auf der Spur ihm
Folgt durchaus nicht ganz fern der lässig schreitende Maro4.
Noch hallen tönend wieder die Stätten der Cekropiden5,
Redegewaltiger Stimme beredte Zeugen, auch wenn sie
Fielen von feindlicher Hand in Trümmer, sie tönen noch immer
Laut von Demosthenes’ Reden, der nächtlich wälzt seine Bücher,
Lieber den Plato6 mit ihm bis hin zum Morgen läßt wachen,
Als daß er vorzieht, zu trinken den Wein ungemischt und zu schnarchen.
Wer aber wirft in die Waage jetzt endlich den Preis den verdienet
Dort an dem grünen Rhein das Volk, das dem Kriege hinzubracht7,
Das, was nicht kannte Epaeus, Erbauer des Rosses vor Troja,
1 Anhang der von Thomas Mitis aus Nimburg her aus gegebenen lateinischen ,, Gedichte des edlen Freiherrn, Dichters und aus-
gezeichneten Redners Dr. Bohuslav Hassenstein von Lobkowitz, von Georg Fabricius aus Chemnitz veröffentlicht, Prag 1570“.
Der damals weit berühmte Humanist, Gelehrte und auch zeitweilige böhmische Minister lebte (1460—1510) größtenteils auf
seiner Väterburg Hassenstein (bei Komotau) und verfaßte das Gedicht als eifriger Vertreter des Deutschtums um 1485. Erste
deutsche Übertragung. Die Deutung und Übersetzung der schwierigen Stellen verdanke ich der sachkundigen Arbeit des Ober-
Studiendirektors a. D. Dr. Alfred Kräh, KönigsberglPr. Das Gedicht bietet hier ein klassisches Beispiel dafür, wie weit die
Gedankenwelt der damaligen Gelehrten und der damaligen Techniker auseinander lag. Dort dachte und schrieb man im Geist des
Altertums noch lateinisch. Hier entstand für die Neuzeit das älteste deutschgedruckte technische Buch. Und doch begegnen sich
beide im Dienst am deutschen Volk! 2 In drei Kriegen, 261—241, 218—201 (Hannibal), 149—146. 3 Italien. 4 Vergil. 5 Athener.
6 Lehrer des Demosthenes. 7 Das Pulvergeschütz.
129
Nicht auch die alterprobten Lapithen1, der weise Trinakrer2
Nicht, der geschützt hat so oft die teuern Penaten der Heimat,
Der auch dem stürmenden Feldherrn von Latium immer getrotzt hat.
Ja, was die Jungmannen nicht mit tausend Schildkröten3 können,
Was nicht der starke Widder4, auch die Bailiste5 nicht leistet,
Das legt in Trümmer jetzt Städte, dem Donner der Lüfte vergleichbar,
Selbst eine eherne Waffe, und bricht die Mauern und Türme,
Das läßt das Heiligtum stürzen der Könige, Burgen auch fallen;
Mit erschrecklichem Tosen Entsetzen bringt’s in die Völker.
Wahrlich, so hat nicht gebrüllt der stürmende Kriegsgott, nicht Stentor
Bei dem erhab’nen Homer, selbst Donnerschläge kaum ähneln
Diesem Bombengekrach, und kaum sind Gewitterwolken
Ähnlich den langsamen Schwaden des schwarzen, sich schlängelnden Rauches!
Jetzt züngelt Tod bringend auf das Feuer, schon zittern und beben
Felder und Berge, in Spalten reißt auf die Erde, sogleich auch
Dröhnt das Himmelsgewölbe, und angstvoll jagt durch das Land hin
Zahmes und wildes Getier, als wenn der Äther herabstürzt,
So als wenn furchtbar schleudern vom Ätna noch die Cyklopen
Ihre Steingeschosse. In Schwärmen durcheilen die Felder
Herden und Haufen des Viehs, und Unterstand suchen die Menschen,
Schützende Felsenhöhlen. — Die Grabhügel nimm des Symandus6
Nimm die Tempel sowohl der nächtlich schweifenden Göttin7
Als auch des libyschen Donnrers8 und die Pyramiden auf Pharus9:
Das gegossene Stück wird kaum verschießen zehn Steine,
Alles wankt dann sofort, in Staub sinkt hin dann die Arbeit
So vieler Jahre! Ja, faß’ die Erfindungen früherer Zeiten
Für die Kämpfe des Mars in Eins ruhig alle zusammen:
Schwerter und eherne Schilde und federumflatterte Helme,
Auch die geschmeidigen Bogen der Parther, die langen Spieße
Der Macedonier dann, die Wurfspeere der Latiner,
Sinnreiche Waffen auch der griechischen Ringkampf schule;
Ferner sichelbewehrt den Wagen, bespannt mit vier Rossen,
Krieg führt mit ihm der Perser; die Schleuder, mit der drehend setzen
1 Die Lapithen haben die Zentauren zuerst aus dem Gebirge Pelion in Thessalien vertrieben und dann auf der Hochzeit des
Lapithen, Peirithoos vernichtet. 2 Sizilier, Archimedes, der 214—212 im zweiten punischen Kriege seine Heimat Syrakus gegen die
Römer mit 300-kg-Kugeln verschießenden Steinschleudern verteidigte. 3 Eine durch hochgehobene Schilde gebildete, einen Schutz
gegen Steine u. dgl. nach oben hin gewährende Sturmformation gegen Burgen u. dgl. 4 Sturmbock. 5 Schleudermaschine. 6 Wahr-
scheinlich gemeint Summanus, der Gott des nächtlichen Himmels, der ein Denkmal auf dem Kapitol hatte, später auch mit Pluto
identisch, dem Gott der Unterwelt; daher ,,Grabhügel“. 7 Luna, die Mondgöltin. 8 Jupiter, der einen berühmten Tempel in einer
Oase der Libyschen Wüste hatte. 9 Pharus, eine Insel vor Alexandria, hier für ganz Ägypten gesetzt.
130
39. Beschießung einer Burg mit Geschützen und Handrohren. 15. Jahrhundert
Aus Thomas Lirer, Schwäbische Chronik, gedruckt 1486
131
Strömende Luft in Bewegung die Balearen1 und endlich
Tierungetüme vom Ganges2, die in die Kampf schar der Feinde
Tragen Verwirrung hinein: vergleicht mit dem neuen Geschütze,
Das erfunden fetzt ist von jenem geistvollen Volke
Unter dem Großen Bär! Wie stets über Tuff siegt der Marmor,
Wie über Lämmer die Rinder, und wie die cynthische Göttin3
Weit die strahlenden Sterne in Schatten stellt, so überragt jetzt
Dieses furchtbare Stück die alten Mittel der Feldherrn,
Wenn sie zogen zum Krieg. Gäb’s keine Feinde des Glaubens,
Würd’ nicht barbarische Lanze verwüsten christliche Länder,
Würden ihr elendes Volk bedrücken nicht stolzmütig Kön’ge:
Dann hätte mit einem Blitzstrahl versenkt der Herr des Olympos,
Jupiter, hin zum Hades den Urheber menschlichen Mordens
Und zu den stygischen Schatten geschickt ihn sicher mit mehr Recht
Als aus nichtigem Grund Salmoneus4, diesen Prahlhans.
Nicht aber ist es genug, daß der Rhein zum Gebrauch in den Kriegen
Solch ein Wunderding einführt, er hat auch kunstvoll mit Pallas5
Bücher zu drucken gelehrt, was nicht des Euander6 Mutter,
Nicht der Verbannte aus Tyrus7, die Tochter8 des griechischen Wassers
Nicht, auch der Urenkel9 nicht des altehrwürdigen Atlas
Aus Tegea10 * verstand; auch der die beschnittnen Hebräer
Führte durchs Meer, das sich teilte, verstand das ebensowenig.
Jetzt liegen offen zu Tage des Plato tiefe Gedanken;
Über die weite Welt verbreitet in tausend Bänden,
Blüht Aristoteles auf; es disputiert auch die Frau jetzt
„Über den Zweck alles Guten44 n, berauschte Zecher jetzt reden
Über den Lauf der Gestirne, vom tiefen unendlichen Meere,
Auch von den feinen im Sandkorn gezeichneten Formengebilden,
Von den Zahlen des weisen Pythagoras und von des Thaies12
Sonnenfinsternis-Schatten. Schon ganz vertraut ist der Jüngling
Mit Lukanus13 und fordert heraus ihn zum Wettstreit, zum scharfen,
1 Waren als Schleuderer sehr berühmt. 2 Elefanten, die im Altertum und Mittelalter beim Angriff vielfach verwendet wurden.
3 Diana. 4 Salmoneus ahmte den Donner des Jupiter mit Fellen und Kesseln oder mit seinem Wagen, die Blitze mit Fackeln nach,
also ein ziemlich harmloses Vergnügen. Daher Strafe „aus nichtigem Grund“. 5 Athene, die Göttin der wissenschaftlichen Be-
gabung. 6 Sohn des Hermes und der Carmentis, die als Seherin verehrt wurde. 7 Ungewiß, welcher Schreibkundige gemeint ist.
Tyrus war die Hauptstadt der Phönizier, die den Griechen die Lehrmeister in der Schreibkunst waren. 8 Dirke, Tochter des größ-
ten griechischen Flusses Acheloos, eine böotische Quelle, in deren Nähe das Dodonaische Orakel weissagte, aber nicht von der
Buchdruckerkunst wußte. 9 Euander, der den rohen Bewohnern Latiums den Gebrauch der Schrift brachte und deshalb hier im Zu-
sammenhang mit der Buchdruckerkunst erwähnt wird. Sein Vater Hermes (Merkur) brachte der Menschheit die Sprache. 10 Uralte
Stadt in Arkadien, südlich von Tripolis. U So lautet der Titel des scharfsinnigsten Werkes von Cicero. 12 Thaies berechnete die
bevorstehende Sonnenfinsternis vom 28. Mai 585. 13 Römischer, anticaesarisch eingestellter Dichter, geb. 39 in Cordoba (Spanien).
132
Der beißt vor Ärger die Nägel und kratzt mit den Fingern den Kopf sich.
Wetteifert dann doch der Jünglich auch mit dem hochkultivierten
Dichter Tibull1 und — schwankend auf rechtlich schaukelnder Schale —
Auch mit Catull2. Kaum für wahr hält er des verwickelten Rechtes
Knoten und Fragen, die Baldus3 erklärt mit der Freude am dicken
Kodex des Corpus iuris. Sie reden — was ist noch verborgen?
Ich übergehe die Redner und die verschlungenen Pfade
Bild 40. Beschießung einer Stadt. Holzschnitt von H. Burgkmair. Aus dem Weiskunig, um 1520
Der mäandrischen Logik4, die frei macht von allem Dunkel,
Was doch offen am Tag liegt; auch über das Wissen der Ahnen
Geh’ ich hinweg, das sie vierfach gruppierten, während Erklärer
Auslegten die Gesetze, und die geheimen Gedanken
Gottes breit offenbarten. Wenn nun die gelb-blonde Ceres5,
TJnd der Schöpfer der Rebe, der Gott auch der heilenden Künste,
Und wenn Pallas verehrt wird, die pflanzte den ersten Ölbaum6,
Und mit ihnen all das, was nährt den Körper, ihn kräftigt,
Hilft, wenn der Tod schon ist nah: wirst du, wißbegierige Jugend,
Bau’n um so würd’ger Altäre dem Künstler7, der hell an das Licht zog
Alles vom Urbeginn des Weltalls, die Taten der Feldherrn
Brachte unter das Volk, der Könige mutige Taten,
Der verbreitet auch hat das Kriegsrecht, das Bürgerrecht gleichfalls,
1 Römischer Elegiker, geb. etwa 54 v. Chr. mit reichem Innenleben. 2 Roms größter Lyriker, geb. 77 v.'Chr. 3 Baldus, geb. 1347 zu
Peruggia, war in Bologna Rechtslehrer und Kommentator des Corpus iuris. 4 Mäander, Fluß in Ionien und Phrygien, berühmt
wegen seiner vielen Krümmungen. 5 Göttin des Ackerbaues. 6 Nämlich: auf der Akropolis. 7 Gutenberg.
133
Ferner die Säfte der Blumen, die Kräfte der heilenden Pflanzen,
Die uns schicket der Nil, der weichliche Araber, ihr auch,
Inder, uns schickt und die die neidische Schar unsrer Ärzte
In ihren Schriften geheimhielt; dem Künstler errichte Altäre,
Der die entlegenen Pfade am Ende der Welt Euch erschlossen,
Der auch die Laufbahn der Sonne, den ewigen Wechsel des Mondes
Führte vor Augen und wieder erstehn ließ viele der Männer,
Die schon wollte vielleicht die Zeit in Vergessenheit tauchen.
Denn: nimm dem Volke am Rhein, der zwiefach mündet ins Meer ja,
Seinen Erfindergeist, und Naso1, der jetzt ist verbreitet
Uber die ganze Welt, in schmutzigem Staube vergessen
Ruht und fällt dann zum Opfer dem Fraß der gierigen Motten,
Füttern wird er die Würmer, die scheußliche Pest aller Schriften.
Auch von Fabius2 wird nur soviel übrig dann bleiben,
Wie es erlaubt die Decke des kostbaren Einband’s der Schriften
Und wie nicht vernichten die weihrauchnebelnden Mönche3,
Nur soviel, als die Feder des tötenden Pfeiles4 es duldet,
Tullius5 auch den Gebrauch des äußeren Scheines gewährt noch.
Nicht wird dem Feuer entgehen der Ansiedler fern dort am Betis6,
Wenn dafür ist die Schar, die an dem geschorenen Scheitel
Freude hat, weil ja doch jener besingt im klingenden Liede
Viel, was den Frommen nicht tragbar. Doch was erwähn’ ich die Leute
Alle, die die uns geschenkte Religion, unsre teure,
Meidet und überläßt dem wohlverdienten Geschicke!
Auf der Hut woll’n wir sein vor ihnen so wie vor Leuten,
Die da mischen das Gift in Honig! Im Grab würde ruhen
Jener Kirchenvater7, schon längst von allen vergessen,
Einst Dalmatiens Ruhm, weil ihm gebühret der Lorbeer
Fast allein, drei Sprachen beherrscht zu haben, und jener,
Den da Afrika nennt mit Stolz seinen Sohn8, dessen Munde
Goldne Worte entströmen, nicht honigsüße; und jener9,
1 Ovid, eines der glänzendsten Erzählertalente der Weltliteratur. 2 Der Lehrer der Beredsamkeit M. Fabius Quintilianus (35—95).
3 Hierin liegt die Bestätigung eines Zeitgenossen für die Auffassung: ebenso wie auf dem Gebiet der Naturwissenschaft haben
damals die Mönche und Orden auch auf dem Gebiete der Kultur unter Vernebelung des Tatbestandes entschieden, was als schäd-
lich unterdrüdct und der Nachivelt vorenthalten und ivas vom Volk als wahr und groß geglaubt werden sollte. 4 In übertragenem
Sinne: die Schreibfeder. 5 Tullius Cicero; gemeint ist: von Quintilian würde sich nur einiges auf die spätere Zeit retten, iveil man
es für ciceronianisch gehalten habe. 6 Baetis ist der Guadalquivir; der Ansiedler ist wohl Martial. 7 Hieronymus, 335—420, be-
herrschte die griechische, hebräische und kirchliche (lateinische) Gelehrsamkeit. Also nicht nur die von der Kirche als Schädlinge
angesehenen, sondern auch die von ihr hochgeachteten Männer wären der Vergessenheit anheimgefallen. 8 Cyprianus, geb. 200
n. Chr. in Karthago. 248 Bischof. 9 Origines dictus Adamantinus, 185—254; geb. in Alexandria, seit 211 öfter auf wissenschaft-
lichen Reisen (Arabien, Syrien, Griechenland), Schüler eines Neuplatonikers (Platonismus in mystischer Form), 231 Haupt einer
blühenden theologischen Schule in Cäsarea in Palästina, Mann von eisernem Fleiß und großer Willenskraft-
134
Der es als erster gewagt, mit eiserner Willensstärke
Unerforschtes Gebiet des Meeres weit zu durchsegeln
Und zu ergründen das dunkle Geheimnis des höchsten Gesetzes.
Jetzt ist das alles erschlossen infolge der glückhaften Leistung
Und der vollendeten Tat des deutschen Volkes am Rheine.
Nun kann man laben die Seele mit seeligem Tau und nun stillen
Auch mit göttlicher Speise und himmlischem Nektar den langen
Hunger des wankenden Geistes und löschen den Durst unsres Herzens
Und wie die kleinen Yöglein viel heilsame Blüten pflücken.
Ja, unvergessen noch ist der Mann, der bei den Insubrern1
Schritt als erster voran bei ihren Prozessionen2.
Herrlicher noch ist das Lob des großen Thomas Aquino,
Der die Dunkelheiten, wie sie die Natur birgt, zertrümmert,
Der überschreitet die Pole der Erde. Und nicht ist vergessen
Der das noch leere England erfüllt mit erhabener Weisheit3,
Der das Geheimnisvolle, das Paulus vorher nicht erschaute,
Lehrt und das Menschengeschick zuerst erforscht und sich schwingt dann
In die Gefilde der Seel’gen, erhaben zum Himmel hindurchdringt,
Hin zum Throne des Donn’rers. Zu zählen sind nicht all’ die andern;
Faßte ich sie zusammen, möcht’ ich als Beispiel noch nennen
Wohl die Sauromaten4, die süchtig nach Bibelheil dürsten,
Und die blühenden Gärten der Bildung auf dem Lykeion5.
Doch hervorheben muß ich noch die Feinde der Heimat:
Ihrer sind wohl so viele wie Gargara-Saaten 6, so viele
Wie in Tempe7 sind Gräser und auf den Riphäischen Bergen8
Schneehaufen, ja so viele wie bei den Medern die Köcher.
Auf, ihr Völker von Calpe9, vom Sycoris10, ihr auch vom Tagus11,
Ferner ihr Arartrinker12, ihr Völker, die ihr bewohnet
Die Rutupinischen13 Felsen und Thule14 am äußersten Nordpol,
1 Mailändern, Oberitalienern. 2 Ambrosius, 340—397, ivird hier als praesul (Vortänzer) genannt, wohl weil er mit dem Gesänge
des Te Deum Laudamus (Ambrosianischen Lobgesanges) die Gläubigen anführte. 3 Beda, gest. 735, Mönch im Kloster Jaarmouth
(N orthumberland). Verfasser der den meisten Universalchroniken des Mittelalters zugrundeliegenden Schrift ,,De sex aetatibus
mundi“. Am Rande ist an dieser Stelle genannt außer Ambrosius und Thomas Aquas noch Beda, Anglus. 4 Sauromaten, Sarmaten,
iranisches Volk, deren Heimat die südrussische Steppe ist. Unter Augustus östlich der Weichsel und der Karpaten, als Bogen-
schützen berühmt. Einer ihrer Stämme, vermutlich Rest der alten Jazygen, im westlichen Ungarn noch im 11. Jahrhundert als
Bogenschützen berühmt. Hier deutet bibulus (immer durstig) auf folgendes: Die Sauromaten werden als Teil der Goten mit ihrer
Bibelübersetzung des Ulfilas genannt, so daß das älteste Schriftdenkmal der germanischen Zunge, also die germanische Bildungs-
stätte wirkungsvoll neben die griechische, das Lykeion, gestellt ivird. 5 Das Lykeion war in Athen eine aus Park und Garten be-
stehende Anlage mit einem Gymnasion beim Tempel des Appollon. Lykeios, wo Aristoteles lehrte, der Stifter der berühmten
peripatetischen Schule und der tiefste und umfassendste Geist des ganzen Altertums. 6 Stadt am Abhang des Berges Ida in Mysien
(Kleinasien, Troja). Ihre Einwohner waren bei den Griechen wegen ihrer geistigen Beschränktheit verachtet, doch tüchtige Bogen-
schützen. 7 Das durch seine reizende Lage berühmte Tal in Thessalien am Fuße des Olymp. 8 Gegend im äußersten Sarmatien, vgl.
Anmerkung 4. 9 Gibraltar. 10 Nebenfluß des Ebro in Spanien. 11 Tajo. 12 Arar — Saone in Frankreich. 13 In England, ivahrschein-
lieh Richborough. 14 Sechs Tagereisen nördlich von Britannien, wahrscheinlich Norwegen oder Island.
135
Die ihr baut Eure Hütten im Calydonischen1 Walde,
Die ihr trinket das Wasser der Trebia2 und an dem Tiber
Latiums wohnt, die ihr ackert auf den Calabrischen Fluren,
Die mit der Sichel ihr säubert die weinbestandenen Berge
Dort am Po, von Pappeln umrauscht, am italischen Rheine3,
Ihr Liguriens Völker, die ihr Euch schnittet die Haare4,
Und ihr Heneter-Siedler 5, erst recht ihr Griechengeborenen,
Die euch fast schon die Zeit ganz ausgelöscht hatte, und deren
Leistungen aus dem Dunkel befreit hat nur unser Deutschland,
Würdigen Dank erzeiget der Donau, wenn Euch liegt am Herzen
Wahres Heil, Ruhmlied und Treue, ein ehrendes Denkmal der Ahnen!
Auch ihr krieg’rischen Völker, die zeugte die eisige Elbe
Und die pannonische Save6; ihr trotzigen Cimbern und ihr auch,
Die ihr getrennt durch die Weichsel von Rinder nährenden Feldern,
Ihr, deren Land unterworfen dem Sternbild des kalten Nordens7
Und dem ewigen Winter: Wenn ihr euch sorgt noch um Ehre,
Die aus vergossenem Blute gewachsen ist, wenn ihr habt Freude
An unsterblichem Namen, dann singt ein Loblied den Deutschen!
Preist sie mit innigem Klang der Laute, preist sie in Liedern!
Herrlich ertöne ihr Ruhm, wenn dazu bei euch noch sind fähig
Muse Euterpe, Apoll! Das Elfenbein zeig’ ihre Züge!
Ihrer schöpfenden Kraft verleihe Gestalt jetzt Apelles8,
Ihnen lief’re den Marmor das steinbruchgesegnete Paros!
Ihnen spende sein Erz Ephyra9! Es müh’ des Lysippus10
Rechte für sie sich ab! Es sollen klatschen die Inder,
Die von tartessischen11 Schiffen besucht werden, rauschenden Beifall
Ihnen, die jetzt den Wäldern natürliches Absterben nehmen12,
Ihnen soll’n Beifall spenden die Araber, kurz alle Völker,
Da die Welt doch den Lohn, wie ihn verdienen die Deutschen,
Nicht vergelten je kann, zeig9 Dank sie mit Mund und mit Herzen!
Durchaus zeitgemäß erklingt heute, da Deutschland mit kriegerischer Waffengewalt für
die Freiheit nicht nur des eigenen Landes, sondern auch der fremden Völker kämpfen
muß, die beredte Mahnung aus dem 15. Jahrhundert, dem verdienstvollen deutschen
1 Calydon, uralte Hauptstadt Aetoliens (Apuliens). 2 Fluß in Oberitalien, berühmt durch Hannibals Sieg über die Römer 217
v. Chr. 3 Der ,,kleine Rhein“, Nebenfluß des Po. 4 Die Ligurer wurden von den alten Schriftstellern die „Langhaarigen“ genannt.
5 Venetert im Gebiet von Venedigy ursprünglich thracischer Stamm in Paphlagonienf der sich unter Antenor nach der Einnahme
von Troja hier angesiedelt haben soll. 6 Teil von Ungarn. 7 Bootes — Ochsentreiber, auch Arctophylax genannt. 8 Größter Maler
des Altertums (Venus Anadyomene), Freund Alexanders des Großen. 9 Alter Name für Korinth. 10 Berühmter Erzgießer aus
Sicyon (nördl. Peloponnes), Zeitgenosse Alexanders des Großen. H-Tartessus, uralte Küstenstadt am Guadalquivir. 12 Wegen des
hohen Verbrauchs an Holzkohlen für das Pulver.
136
Volke Dankbarkeit zu erweisen. Der Ruf ergeht an die ganze — damals bekannte —
Welt: an die Völker von Spanien, Frankreich, England, Norwegen, Island, Italien, Grie-
chenland, Ungarn, an die Völker östlich der Weichsel und im ewig winterlichen Norden,
in Indien und Arabien! Sie alle können den Deutschen den angemessenen Lohn für ihre
weltgestaltenden Erfindungen der Pulverwaffe und der Buchdruckerkunst niemals er-
statten, nur eins können sie: sich dankbar erweisen!
Es war die Stimme eines echt deutsch fühlenden Ritters und Sängers in einer das Deutsch-
tum verfolgenden, böhmisch-tschechischen Umgebung, in ihrer Art vielleicht einzigartig,
in der Sache aber übereinstimmend mit dem damaligen Urteil auch des sonstigen gesam-
ten Auslandes, daß der Ruhm der Erfindung der Pulverwaffe den Deutschen gebührt.
War’s eine Zufallserfindung, dort irgendwo am Ober- oder Mittelrhein, die sich dann
nach allen Richtungen hin über Europa fortpflanzte?
Nur wer an das blinde Walten eines Zufalls, an das willkürliche Eingreifen einer Vor-
sehung im Geschick der Völker und Staaten glaubt, kann daran zweifeln, daß jede große
Erfindung dem jahrzehntelangen Sehnen eines Volkes entspringt und die Auslösung lang-
sam gewachsener, dann aber ungeheurer Spannungen bedeutet. Das deutsche Volk hatte
zur Gestaltung seines Lebensweges wie Siegfried eine Waffe nötig, die derjenigen der
anderen überlegen war und bis heute überlegen geblieben ist. Es erhielt sie, wovon im
Feuerwerkbuch ein lebendiges Zeugnis vorliegt, weil es den Charakter dazu hatte und
intelligent dafür war. Das Urteil eines heutigen Gelehrten1 gilt nicht nur für den moder-
nen Krieg, sondern für alle Kriege, die nicht mit dem alten „ritterlichen46 Kampf von
Mann gegen Mann, sondern mit der in die Ferne wirkenden Pulverwaffe geführt sind:
„Der moderne Krieg zwischen den Völkern ist nicht nur eine Charakterprobe, sondern
zugleich auch eine kollektive Intelligenzprobe allergrößten Maßstabs . . . Was uns von
den fremden Völkern (d. h. den kultivierten Arabern, Indern, Chinesen, d. Verf.) unter-
scheidet, ist nicht die metaphysikalische, sondern die physikalische Begabung ... Es ist
kein Verlust, daß der Biceps als Gradmesser soldatischer Tüchtigkeit geschwunden ist,
denn dafür sind intellektuelle Qualitäten mehr in den Vordergrund getreten, und die
alten kämpferischen Tugenden, wie Mut, Selbstaufopferung, Treue haben ihren Wert
unverändert behalten oder sogar noch gesteigert. Zuzugeben ist lediglich, daß im betrach-
teten Einzelfall beim Kampf mit der Pulverwaffe oftmals der blinde, sinnlose, dem Men-
schenwillen entzogene Zufall über Leben und Tod entscheidet. Aber im statistischen
Durchschnitt wird auch heute noch der Tapfere über den Feigen siegen.44
Und was für Deutschland gilt, hat seine Bedeutung in erweitertem Sinne auch für Europa,
diese — geographisch betrachtet — kleine, an Asien angehängte Halbinsel. In dem Jahr,
in dem das Feuerwerkbuch gedruckt wurde, 1529, standen die Türken vor Wien. Europa
war vom Osten her bedroht. Es kämpfte um den Bestand des Abendlandes gegen Asien
und schlug den Angriff nicht nur zurück, sondern schwang sich auch in wenigen Jahrhun-
1 Kunze, S. 678 u. 685.
137
derten zur Herrschaft über die Welt auf. Am Anfang dieses Ringens aber stand das Pul-
ver und die Schußwaffe. Deutschland dagegen durchlebte das „Heilige Römische Reich
deutscher Nation“ nur als Gebilde des Sehnens, Höffens und Wünschens. Es rang um seine
Staatenbildung in einem fast dauernden Kriegszustand, es kämpfte gegen die deutschen
Kaiser, die noch über Frankreich, die Schweiz, Spanien, Teile von England und Italien
geboten, vielfach im Ausland ihren Sitz hatten, bisweilen Deutschland nur durch vorüber-
gehenden Besuch oder gar nicht kannten, der deutschen Sprache oft nur mangelhaft
mächtig waren (Karl V.); es kämpften Fürsten gegen Bischöfe, Städte gegen Ritter, und
Bürgerkriege waren nichts Seltenes. Aber etwas Gutes war die für alle Zukunft dauernde
Folge: Deutschland entwickelte seine Intelligenz, ohne die eine rasche Entwicklung der
Bild 41. Büchse auf Holzstangenlager aus ältester Zeit im Germanischen Museum. Geschütz oder Handrohr?
Entn. Essenwein A X
dazu notwendigen Rüstung, vor allem der Schußwaffe, nicht denkbar war, und Deutsch-
land erzog sein Volk zu dem stahlharten Willen, sich durchzusetzen, mit allen Mitteln,
auch, wenn es sein mußte, mit Waffengewalt. Schule und Kriegertum, Gelehrte und Für-
sten, Erfinder und Naturforscher endeten am Schluß ihres Zielstrebens — bisweilen klar
in die Zukunft schauend, wie der oben zitierte Humanist, bisweilen nur ihrem dunkelen
Drange folgend, wie Albertus Magnus und der Deutsche Ritterorden — in nur einem
begrifflichen Inhalt des weltlichen Sehnens: deutsch — das Reich!
So nimmt es nicht Wunder, daß die erste Urkunde über die Benutzung von Pulverwaffen
von den deutschen Rittern von Spilimberg und Franz von Krusberg oder Kreuzberg
Kunde gibt, die mit Handrohren (sclopi) und Geschützen (vasa) vor 600 Jahren, 1331, die
Stadt Cividale im Friaul angriffen1. Und bevor nicht der Beweis erbracht ist, daß die
Chinesen vor uns Salpeter und Schwarzpulver als Kriegsmittel verwendeten, darf dem
Volksglauben und dem früher allgemeinen Urteil des Auslandes recht gegeben werden,
1 VgJ. Quellen-Verzeichnis (e).
138
1 Vgl. Quellen-Verz. (d). 2 Richard Wagner, Gesammelte Schriften u. Dichtungen, Leipzig 1897, 2. Bd., S. 123.
Bild 42 u. 43. Geschütze auf Holzstangenlager mit Höheneinstellung, um 1400
Aus der Berliner Handschrift ms. germ. qu. 621, nach 1408 (a 1)
sonifizierung deutlich sich vorzustellen. Die Götter und Helden seiner Religion und Sage
sind die sinnlich erkennbaren Persönlichkeiten, in welchen der Volksgeist sich sein Wesen
darstellt: bei der treffenden Individualität dieser Persönlichkeiten ist ihr Inhalt dennoch
von allgemeinster, umfassendster Art, und verleiht eben deshalb diesen Gestalten eine
ungemein andauernde Lebensfähigkeit, weil jede neue Richtung des Volkswesens sich
unmerklich auch ihnen mitzutheilen vermag, sie daher diesem Wesen immer zu entspre-
chen im Stande sind. Das Volk ist daher in seinem Dichten und Schaffen durchaus genial
und wahrhaftig, wogegen der gelehrte Geschichtsschreiber, der sich nur an die pragma-
tische Oberfläche der Vorfallenheiten hält, . . . pedantisch unwahrhaftig ist, weil er den
Gegenstand seiner eigenen Arbeit selbst nicht mit Geist und Herz zu verstehen vermag
daß auch das Pulver als deutsche Erfindung aus der Zeit von etwa 1250—1260 von deut-
schen naturforschenden Mönchen in stillen, von verschwiegenen Mauern gut bewahrten
Klosterkammern hervorgebracht worden ist. Für die Berechtigung eines solchen mit der
Person des Mönches Berthold verbundenen Glaubens, der hier nicht weiter begründet
werden soll1, spricht sich schon Richard Wagner folgendermaßen aus2:
„Religion und Sage sind die ergebnisreichen Gestaltungen der Volksanschauung vom
Wesen der Dinge und Menschen. Das Volk hat von jeher die unnachahmliche Befähigung
gehabt, sein eigenes Wesen nach dem Gattungsbegriff zu erfassen und in plastischer Per-
139
und daher, ohne es zu wissen, zu willkürlicher, subjektiver Spekulation hingetrieben
wird. Nur das Volk versteht sich selbst, weil es selbst täglich und stündlich das in Wahr-
heit thut und vollbringt, was es seinem Wesen nach kann und soll, während der gelehrte
Schulmeister des Volkes sich vergeblich den Kopf zerbricht, um das, was das Volk eben
ganz von selbst thut, zu begreifen.64
Jene erste Urkunde, der bald weitere aus Rheinflandern (1338), Aachen (1346), Frank-
furt (1348), Braunschweig (1354), Nürnberg (1356) folgen, räumt nicht nur mit der älte-
ren Lehre auf, daß das Geschütz auf spanisch-maurischen Ursprung zurückgeführt werden
Bild 44.
Stockbüchse mit Glut- oder
Zündhaken, 15. Jahrhundert,
farbig, früher im
Kupferstichkabinett
zu Berlin
Entn. Essemvein A LXV1I
müsse, sondern berichtigt auch eine andere, bisher fast allgemeine Auffassung: Die erste
Pulverwaffe sei ein Geschütz gewesen, und aus ihm habe sich langsam und sehr viel später
erst das Handrohr, die Arkebuse entwickelt. Abgesehen von jener ersten Nachricht über
das gleichzeitige Auftreten beider Waffenarten, lassen die alten Abbildungen einen Unter-
schied kaum im Kaliber und in der auf der Erde liegenden Holz-Bettung („Legstücke44)
bzw. in dem mit der Hand gegen die Erde gestützten Stab („Stockbüchsen44), aber über-
haupt nicht in der Art des Geschosses (Pfeil und Kugel) und in der wesentlichen Form
des Rohres erkennen. Zu beachten ist ferner, was häufig übersehen wird, daß die ersten
Schußwaffen mit ihrem durchweg kleinen Kaliber nicht eine Fortsetzung oder Weiterbil-
dung der Bliden und Bailisten mit ihren sogar mehrere Zentner schweren Steingeschossen
bilden, sondern sich unmittelbar an die Pfeile, Bolzen und Kugeln verschießende Arm-
brust anschließen, die denn auch gleichfalls bisweilen Arkebuse genannt wurde.
Sodann beweist auch die Entwicklung der beiden Waffenarten, wie aus dem Folgenden
ersichtlich sein wird, daß sie schneller und umwälzender beim Handrohr, langsamer und
gleichbleibender beim Geschütz vor sich ging.
Aus alledem darf die Schlußfolgerung gezogen werden, daß zeitlich das Auftreten beider
Schußwaffen zusammenfällt, daß beide nebeneinander gleichmäßig gebraucht wurden,
daß aber technisch das Handrohr, dessen irreführende und deshalb falsche Bezeichnung
„Faustrohr44 hier durchweg vermieden ist, schwierigere und mehr Probleme zu lösen auf-
gab und deshalb mehr oder doch wenigstens ebensoviel Interesse beansprucht wie das Ge-
schütz. In den folgenden Abschnitten darf dabei das Pulver im Hintergrund bleiben, da
es außer seiner zahlenmäßigen Zusammensetzung nach bis zum Jahr 1890 im wesent-
lichen gleichartig blieb und erst dann, nach einem mehr als 600jährigen monopolhaften
Siegeszug durch die ganze Welt, der Schießbaumwolle, dem „rauchlosen44 Nitrozellulose-
Blättchenpulver aus der staatlichen Spandauer Pulverfabrik seinen Platz abtreten
mußte1.
Bau der Geschützrohre
Als Rohstoff für Geschütze und Handrohre kam, was zunächst besonders hervorgehoben
zu werden verdient, in der ältesten Zeit Gußeisen nicht in Frage. Dieses, eine Erfindung
der deutschen Büchsenmeister, tritt erst um 1400 in die Erscheinung, da als erster der
Büchsenmeister Merkein Gast der Stadt Frankfurt a. M. seine Dienste 1393 anbietet, um
große und kleine Büchsen aus Eisen zu gießen (Bild 45). Vorher wurden sie also nur aus
Bronze gegossen, was dank des hoch in Blüte stehenden deutschen Glockengusses keine
Schwierigkeit bot, oder aus Eisen voll geschmiedet und dann ausgebohrt. Vielleicht kommt
auch schon für die Anfangszeit ein Hohlschmieden und Strecken über einem Dorn in
Frage. Dann würden sich auch die anfänglichen, bisweilen vorkommenden konischen
Rohre leicht aus Gründen der Herstellung erklären lassen. Das spätere Schmiedeverfah-
l Vgl. Quellen-Verzeichnis (i).
l&üo, y*
rjtf
Bild 45. Erste Urkunde des Büchsenschützen Merkein Gast über den Eisenguß, um 1390
Stadtarchiv Frankfurt a. Main
Entn. Johannsen, Geschichte des Eisens
141
Bild 46 u. 47. Gußeiserne Steinbiichsen, um 1400
Aus Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter
a) Mundstück einer 15-cm-Bornbarde
von 1405
b) Gußeiserne 48,5-cm-Bombarde
c) Gußeiserne 14-cm-Steinbüchse
d) Schmiedeeiserne 35-cm-Bombarde
aus dem 14.115. Jahrhundert
e) Steinkugel von 50,9 cm Durch-
messer und. 185,2 kg Geivicht,
14.116. Jahrhundert
Bild 48. Bombarden aus dem 14. u. 15. Jahrhundert, Zeughaus Berlin
Entn. aus Kraemer, Mensch und Erde
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essenwein A LXIV
142
1 Näheres bei Karl Ritter, Aufbau und Herstellung der schmiedeeisernen Steinbüchsen des Mittelalters, Technische Mitteilungen.
Krupp, Essen 1938, Heft 5.
ren verdient besondere Anerkennung, wenn das im Lauf der Jahre drei und fünf Kaliber
lang gewordene Rohr aus zahlreichen Längsstäben zusammengeschmiedet und seine Quer-
beanspruchung durch warm aufgezogene Ringe aufgenommen wurde1. Deutlich ist in den
alten Abbildungen der kurze becherförmige Flug von dem schmäleren Teil für den Pul-
versack zu unterscheiden (Bild 46, S. 142).
Eins der ältesten Rohre aus Frankfurt ist an Hand der erhalten gebliebenen Rechnungen
in seinen Abmessungen annähernd feststellbar. Es war aus Bronze gegossen, wog 35 Pfund,
Bild 50. Die „Faule Grete44. Vom Deutschen Ritterorden um 1408 in Marienburg gegossen
Aus Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter
hatte eine Länge von 0,5 m, ein Kaliber von 4 cm, wurde auf einen meterlangen Holzstab
gesteckt, war also nicht eigentlich ein Geschütz, sondern ein Handrohr und konnte, wenn
seine Kugel aus Blei war, 0,36 kg, also noch nicht 1 Pfund, verschießen. Allmählich nahm,
natürlich nach mancherlei bösen Erfahrungen mit zersprungenen Rohren, Länge, Kaliber
und Geschoßgewicht zu, ohne daß die neue Waffe ihre Konkurrenten, die Steinschleuder,
den Bogen, die Armbrust, aus dem Felde zu schlagen vermochte. üDiese Zeit geben die
Abbildungen 46—49 wieder. So werden 40 Jahre lang Erfahrungen mit schmiedeeisernen
und bronzenen Rohren, mit Pfeilgeschossen, Blei und Eisenkugeln gesammelt, bis das
Geschütz den Anschluß an die Wurfkraftmaschinen gefunden hat und seine eigentliche
Geburtsstunde als Artilleriewaffe erlebt. Es tritt 1370/80 die Steinbüchse in Erscheinung,
143
Bild 51. Die Braunschweiger „Faule Mette44, gegossen 1411
Nach einem Stich von 1728
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
es hebt die Zeit an, von der das Feuerwerkbuch ausgeht. Große Ereignisse lassen die waf-
fentechnische Welt aufhorchen. Die Burg Tannenberg an der Bergstraße ist 1398 mit
Hilfe der Frankfurter Büchse in Trümmer geschossen. Bei Tannenberg i. Pr. hatte 1410
die für den Orden ungünstig verlaufene Schlacht mit dem Einsatz von Geschützen auf
beiden Seiten begonnen. Zum erstenmal auf deutschem Boden werden Pulverwaffen in
offener Feidschlacht verwendet. (Daß die Engländer 1346 in der Feldschlacht bei Crecy
Geschütze gehabt hätten, ist eine nachträglich zur Entschuldigung der französischen Nie-
derlage erdachte Mär!) Der Nürnberger Burggraf Friedrich V. von Hohenzollern hat mit
der vom Marienburger Orden gegossenen und ihm gelieferten „Faulen Grete44 1414 den
Widerstand des märkischen Adels gebrochen; Friesack und Plaue, die für uneinnehmbar
gehaltenen, mit 4,5 m dicken Mauern befestigten Burgen der Quitzows sind den Stein-
geschossen von drei Zentnern nicht gewachsen gewesen und sind gefallen. Die Pulver-
waffe hat „unritterlich44 ihre Unwiderstehlichkeit erwiesen, ihren Siegeszug angetreten.
Wie sahen solche Riesengeschütze nun aus? Einige sind erhalten geblieben, von anderen
lassen sich die Maße nach der nachfolgenden Zählentafel ungefähr feststellen:
Bild 52. Die Genter „Tolle Grete44, um 1430. Rohrlänge 5,05 m, Kaliber 64 cm, Gewicht 16 400 kg.
Größte Steinbüchse in Europa
Nach Pfister, Monstre-Geschütze der Vorzeit (1870)
Entn. Johannsen, Geschichte des Eisens
144
RIESENGESCHÜTZE
Lfd. Nr. Jahr Name Art Länge m Gewicht kg Kalib. cm Kugel- gew.1 kg Bemerkungen
1 1394 Große Frankfurter Büchse vor Tannen- berg Bronze — 3500 50 150 Von Meister Ulmann Stroh- meyer mit dem Gießer Heinrich Grünwaldt gegossen, beide aus Nürnberg
2 An- gebl. 14. Jh. Mörser im Wiener Arsenal, angehl, in Steyr hergestellt Eisen, ge- schmied. 2,50 — 88 855
3 1404 Katharina,für Öster- reich hergestellt Bronze 3,65 4597 39 71 Von Georg Endorffer gegossen
4 etwa 1408 Faule Grete von Marienburg Bronze 2,50 4600 50 150 Wahrscheinlich von Heinrich Dümechen gegossen
5 etwa 1411 Häre in Basel Bronze Wahrscheinlich als Schwester- geschütz zu Nr. 4 mit denselben Größenverhältnissen von Wer- ner von Preußen gegossen
6 etwa 1411 Faule Mette von Braunschweig Bronze 2,90 8228 76 550 Von Büchsenmeister Henning gegossen
7 Vor 1423 Englische Büchse von Mont St. Michel Eisen 3,64 — 48 135
8 9» 99 Eisen 4,97 5385 48 135
9 Nach 1430 Tolle Grete von Gent Eisen, Längs- stäbe m. Ringen 5,0 16400 64 325
10 Vor 1460 etwa 1455 Mons-Meg in Edin- burg 99 4,0 5791 50,42 156
11 etwa 1500 Faule Magd in Dres- den 99 2,35 1320 35 51
1 Errechnet mit rund 1 cm Spiel der Kugel im Rohr und einem spez. Geiv. von 2,6 für Stein. 2 Nach Rathgen.
145
Bild 53.
Riesenmörser in Wien,
angeblich im 14. Jahrhundert
in Steyr geschmiedet,
hat bei 2,50 m Länge ein
Kaliber von 88 cm
Aneinander geschmiedete
Längsstäbe mit eisernen
Rundbändern gesichert
Diese Riesengeschütze stellen beweiskräftig vor Augen, mit welchen hochgespannten Er-
wartungen an die Leistungsfähigkeit der Belagerungsgeschütze die Zeit erfüllt war, die
den ersten unerwarteten Erfolgen folgte. Doch die harte Wirklichkeit mit ihren sehr bald
empfundenen Schwierigkeiten führte die Arbeiten wieder in gesunde und geregelte Bah-
nen langsamer Entwicklung zurück. Insbesondere bereiteten solche Ungetüme manche
Sorge beim Auffangen des Rückstoßes, da die umfangreichen, als Widerstandslager oft
mit Steinen beschwerten, langen Balkenlagen nicht selten nach jedem Schuß erneuert wer-
den mußten und da zum Transport auf vierrädrigen Wagen ein sehr erhebliches Aufgebot
an Pferden und Troß notwendig war. Für die Beförderung der „Faulen Grete44 von Ma-
Bild 54. Schwere Geschütze mit langgestreckten und steinbeschwerten Balken-Rückstoß-Lagern,
Mitte des 15. Jahrhunderts
Aus der Münchener Handschrift 599, 1472 (b 4)
Entn. Essenwein A LIII
146
Bild 55. Schweres Geschütz mit festem Lager auf der Erde, noch zur Zeit Maximilians
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essenwein A LXX
rienburg über die sandigen Wege zur Mark Brandenburg wurden allein für das Rohr
24 Pferde benötigt, so daß auf ein Pferd etwa vier Zentner entfielen. Dazu kam der Be-
darf für die drei Zentner schweren Kugeln, das Pulver und Zubehör sowie die schweren
Holzlager und den aufklappbaren, großen Scbutzschirm (Bild 50).
Dementsprechend war es nur natürlich, daß mit Rücksicht auf die Fahrbarkeit für den
allgemeinen Gebrauch kleinere Kaliber mit Wagen entwickelt wurden, die sowohl beim
Schießen als auch beim Transport als Dauerlager dienen konnten. Die Lafette kam auf.
Um ihre seit etwa 1500 dauernd beibehaltene Form zu entwickeln, können folgende
Stufen unterschieden werden:
1. Festes Holzlager auf der Erde für die „Legstücke44, Bild 56.
2. Auf einem festen, hochgebauten Lager in der Höhenrichtung einstellbare Geschütze,
Bild 57.
3. Auf Rollen bewegliche hölzerne Bocklager für die „Bockstücke44, Bild 58.
4. Auf vier- oder zweirädrigen Karren dauernd gelagerte „Karrenbüchsen44, Bild 59.
5. Auf zweirädrigen Achsen gelagerte Geschütze, Bild 58.
6. Auf Lafetten ohne Schildzapfen gelagerte Geschütze, Bild 64.
7. Auf Lafetten mit Schildzapfen gelagerte Geschütze, Bild 63.
Alle Entwicklungsstufen der Pulverwaffen und somit auch diese setzen nicht zu einem
genau festlegbaren Zeitpunkt ein und hören nicht mit einem Schlag auf, sondern über-
schneiden sich, laufen lange parallel, wie auch die Abbildungen mit ihren Zeitangaben er-
147
Bild 56. „Legstück“ mit Höheneinstellung, Anfang 15. Jahrhundert
Aus der Wiener Handschrift 2952, 1450 (c 5)
Entn. Essenwein A XXVI
Bild 57. Hochgebautes Lager mit Seiten- und Höheneinstellung
Aus der Münchener Handschrift 734, 1460—1470 (b 5)
Entn. Essenwein A XXXX
148
19 Feuerwerkb.
19 Feuerwerkb.
kennen lassen, und verschwinden allmählich, wenn sie durch Besseres überholt sind.
Meist nur durch Zufall — entweder durch aufgefundene, zeitlich bestimmbare Stücke
oder durch erhalten gebliebene schriftliche Aufzeichnungen — kann das erstmalige Auf-
treten einer Neuerung nachträglich bestimmt werden. Privatsammler und Museen leisten
dabei wertvolle Hilfe. Auch von dem jeweiligen Verwendungszweck hängt das Absterben
der einen und das Einsetzen der anderen Bauart wesentlich ab. So machte sich die leichte
und schnelle Fahrbarkeit der Geschütze innerhalb der befestigten Plätze nicht in dem
Bild 58. Bockstücke und fahrbare Büchse
Aus der Münchener Handschrift 599, 1472 (b 4)
Entn. Essenwein A LVI
Maße als notwendig geltend wie für die Belagerer und beweglichen Heere. Hier hielten
sich infolgedessen die „Legstücke“ noch, wie die Abbildungen zeigen, bis zur Zeit Maxi-
milians und darüber hinaus. Die leichteren Geschütze waren aber immerhin zur Verschie-
bung auf Wällen und Mauern als „Bockstücke“ auf Rollen beschränkt beweglich (Bild 58).
Eine Sonderart hatte dabei der Deutsche Ritterorden in Marienburg ausgebildet, um den
Zugang zu den Toren, das Erstürmen der Wälle und Mauern zu „sperren“, die Terras-
oder Tarrasbüchse (Bild 62).
Sie erscheint dort 1412, hat also wahrscheinlich bei Tannenberg 1410 noch keine Verwen-
dung gefunden, ist nur 1 bis 3 Zentner schwer und auf zwei Rädern fahrbar, verschießt
Kugeln aus Blei, Stein, Kupfer und mit Blei umgossenem Eisen und wird auf den Platt-
formen von Türmen und Toren aufgestellt. Obwohl die leichte Art der Büchse keinen
Unterschied gegenüber anderen Büchsen aufweist, findet sie — eine auf der Lafettierung
149
150
mmrfcswrm^mt
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mifon&i
Bild 63. Kartaunen mit Schildzapfen
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essenwein A LXXV1
152
Bild 64. Haubitzen, aufgekommen 1419—1434, im Vergleich zur langen Büchse
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essemvein A XXVI
beruhende deutsche Schöpfung des Ordens und nicht eine Erfindung der Hussiten, die
Vorläuferin der späteren leichten Feldgeschütze! — wegen ihrer vielfachen Verwen-
dungsmöglichkeit schnelle Verbreitung: 1421 ist sie in Grottkau in Schlesien anzutreffen,
1419—1431 in den Hussitenkriegen, 1427 in Braunschweig und Frankfurt a. M., 1446 in
Naumburg a. d. S.
Von den Lagerungen und Lafettierungen bringt die Weimarer Handschrift Q 342 (e) eine
besonders große Zahl in ihren Abbildungen. Davon ist eine als wichtige deutsche Erfin-
dung hervorhebenswert. Während nach den bisher bekannten Vorkehrungen zur Einstel-
lung der Höhenrichtung mit einem oder mehreren Richthörnern o. dgl. die das Rohr auf-
nehmende Lade in ihrem Bett geschwenkt wird, ist hier eine Öse an der Unterseite des
Rohres angegossen. Ein durch die Öse und Lade gesteckter Bolzen gestattet, das Rohr,
unabhängig von der Lade, für die Höhenrichtung einzustellen. In der Handschrift wird
immer wieder auf die Wichtigkeit dieser Neuerung, die den Übergang zu den Schildzapfen
bildet, hingewiesen: „und geht die Büchsen allein in der laden auf und nieder44 (Bild
67, 68).
Damit war auch die sogenannte „Burgunder Lafette66 überholt, die aus einer auf zwei
Rädern ruhenden Unterlade bestand und deren Rohrlade mit dieser durch einen Bolzen
am Kopfende verbunden war, so daß die Rohrlade sich für die verschiedenen Höhenrich-
tungen senkrecht schwenkbar und einstellbar festlegen ließ (Abb. 66). Die „Burgunder
Lafette44 hat ihren Namen durch die Schweiz erhalten, nachdem Karl der Kühne von Bur-
gund (1467—1477) sie für seine zahlreiche Artillerie übernommen und diese zum großen
Teil in den Schlachten von Granson und von Murten 1476 verloren hatte. Die reiche Beute
veranlaßte die Schweizer, die für sie neuen Lafetten so zu nennen. Tatsächlich war auch
deren Bauart rein deutsch.
Wahrscheinlich dürfen auch die an einer Schweizer Büchse, der „Burgunderin44 — die
153
Bild 65
Schiffsgeschütz in Danzig,
14. Jahrhundert
Entn. Essenwein A X
von Johann von Mecheln 1474 gegossen ist—, zum erstenmal angebrachten Schildzapfen
als deutsche Erfindung des bei dem Herzog von Burgund 1467/1468 in Diensten stehen-
den Geschiitzmeisters Hans von Nürnberg angesprochen werden. Rathgen hält es für
„nicht ausgeschlossen, daß die Erfindung der Schildzapfen und die Aufstellung der Kon-
struktionsgrundsätze, wie sie uns in der Bombarde von 1474 erhalten sind, auf diesen
deutschen Geschützmeister zurückzuführen ist, daß das gewerbtätige Nürnberg, der größte
Handelsplatz für gegossene Geschütze in dieser Zeit, als die Geburtsstätte dieses neuen
Abschnitts der Entwicklungsgeschichte der Artillerie anzusehen ist461.
Mit der Einführung der Schildzapfen ist die Entwicklung der Geschütze im großen und
ganzen abgeschlossen. Eine grundsätzlich neue Stufe wurde erst im 19. Jahrhundert mit
den Hinterladern und dem durch die eingeschnittenen Züge bewirkten Drall erzielt. Mit
den der hier betrachteten Zeit entstammenden Vorderladern wurden der Dreißigjährige
Krieg, die Kriege Friedrichs des Großen und alle sonstigen Kämpfe bis auf die Neuzeit
geführt. 1
1 Rathgen, S. 527.
1 Quartana (ital. u. lat.), Viertelbüchse für Kugeln von 25 Pfund, wenn die ganze Büchse 100 Pfund verschoß, vgl. Geschütz-
Einteilung, Seite 156, A 4.
Es ist ein vergebliches Bemühen, aus den verschiedenen Namen einen Schluß auf die
Größe, den Verwendungszweck oder die Schußart ziehen zu wollen. Abgesehen von der
wohl in allen Zeitabschnitten gleichen Bezeichnung Kartaune1 für ein schweres und
Schlange für ein leichtes Geschütz, sagen die Namen Basilisk, Löwe, Katze, Affe, Drache,
Büffel, Amsel, Sperber, Falk, Columbrina, Bastard oder wie sie sonst geheißen haben
mögen, nichts Wesentliches aus. Immer wieder haben einzelne Fürsten — Gustav Adolf
für seinen Machtbereich sogar mit dem Erfolg, daß er durch die dadurch vereinfachte
Bild^öT. Öse unterhalb des Rohres und Zapfen, Vorläufer der Schildzapfen, farbig
Aus der Weimarer Handschrift ms. Q. 342 (e), vor 1428
Munitionsversorgung und das bessere Zusammenarbeiten seiner Artillerie mit den ande-
ren Truppengattungen seinen Gegnern überlegen war — versucht, die Vielzahl der
Schußwaffen auf wenige Normen zurückzuführen. Auch Kaiser Maximilian richtete in
verständiger Weise sein Bestreben auf eine notwendige Beschränkung der überflüssigen
und besonders in Allianz-Kriegen schädlichen Mannigfaltigkeit. Daß ihm aber eine „Nor-
malisierung“ der Typen infolge der Selbständigkeit der Fürsten, Länder und Städte so-
wie der ganz individuell arbeitenden Büchsenmeister — und war mit darauf nicht doch 1
155
wohl die unbestrittene Führung der damaligen deutschen Waffentechnik zurückzufüh-
ren? — nicht gelungen ist, zeigt folgende Übersicht aus dem Jahr 1591. Will man aus den
in einer bestimmten Zeit erwähnten Namen einer Pulverwaffe einen Schluß auf deren
Größe und Art ziehen, so bleibt nichts anderes übrig, als aus einem dieser Zeit nahe-
stehenden Waffenbuch eine ähnliche Übersicht aufzusuchen und daraus die Folgerung zu
kombinieren.
Geschütz-Einteilung aus dem Jahre 15911
Lfd. Nr. Name Eisenkugel Pfund Rohr- gewicht kg Kaliber 2 cm
A. Mauerbrecher
1 Scharfe Metz, ital. mezo Canone 100 5000 25
2 Canone, Basilisk Notbüchse 75 3750 22
3 Singerin, Nachtigall, 60 cm längeres Rohr als Nr. 2 50 3000 20
4 Quartana, Kartaune (Viertel-Büchse) 25 2250 16
B. Feldgeschütze
5 Feste oder Notschlange, Drachen 16—18 1500 14
6 Schlange 8 1000 10
7 Falkona, Halbschlange 4—5 600 8
8 Falkonett 2 400 6,5
C. Der Größe nach
1 Scharfe Metz 100 25
2 Halbe scharfe Metz 95
3 Trometer (Trompeter?) 90
4 Ganze Doppel-Kartaune 85
5 Halbe Doppel-Kartaune 80
6 Falk 75 22
7 Doppelte Viertel-Kartaune 70
8 Affe 65
9 Kartaune 60
10 Büffel 55
11 Halbe Kartaune 50 20
12 Nachtigall 45
13 Basilisk 40
14 Viertel-Kartaune 35
15 Ganze Notschlange 30
16 Halbe Notschlange 25 16
17 Ganze Feldschlange 20 15
18 Halbe Feldschlange 15 13
19 Viertel Feldschlange 10 11
20 Falkona 5 9
21 Falkonett P/2 6
1 Brechtei, S. Ciiii und Fv. 2 Umgerechnet mit 1/20 Durchmesser der Kugel als Spiel im Lauf und spez. Gew. von 7,8 für Eisen.
156
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Bild 70. Geschützbohrmaschine. Oben: bohrt von unten nach oben (um 90° gedreht gedacht)
Unten: bohrt von oben nach unten, farbig
Aus der Berliner Handschrift 94, 16. Jahrhundert (alO)
158
Bild 71. Geschützbohrmaschine, bohrt von oben nach unten
Aus der Weimarer Handschrift ms. Q 342, vor 1428 (e)
Für die Bespannung der Geschütze rechneten die Italiener auf IV2—2% Zentner Rohr-
gewicht 1 Pferd, so daß für ein 60 Zentner schweres Rohr 24—26 Pferde erforderlich
waren, während die deutschen Pferde je 3M>—4 Zentner ziehen mußten.
Unabhängig von der Einteilung nach dem Kaliber unterschied man damals wie zu allen
späteren Zeiten schwere Belagerungs- und Festungsgeschütze, leichte Feld- und Wallbüch-
sen, zu denen auch die Tarrasbüchsen gehören, Schiffsgeschütze und Mörser (Mortiere,
Böller). Außerdem kam seit den Hussitenkriegen (1419—1434) die Haubitze (tschechisch
Houfnice) auf, ein Mittelding zwischen langem Mörser und kurzer Kanone, aus dem
hauptsächlich Granaten, Kartätschen (Hagel-Geschosse), Brand- und Feuerkugeln ver-
schossen wurden. Wenn aus den weiter oben angegebenen Gründen von den Hinter-
ladern mit ihren auswechselbaren Kammern („Kammergeschütze46, im Gegensatz zu
denen sich der Name „Sackgeschütz44 für die Vorderlader mit dem Pulver-Sack, der Pul-
ver-„Kammer44, allgemein einbürgern sollte), von den Ellbogen-, Mehrlauf- und Schnell-
feuergeschützen, von den Rohren mit ovaler und konischer Seele, sowie von den vielen
sonstigen fruchtlos gebliebenen Probier- und Reklame-Stücken abgesehen wird, wiesen
alle die in der Praxis und im Kriegsdienst tauglichen Arten technisch bis zum Anfang des
19. Jahrhunderts keinen wesentlichen Fortschritt auf.
Wohl wurde ein solcher in der Bearbeitung und in der äußeren, künstlerischen Schmuck-
ausstattung erzielt. So wurden z. B. in Deutschland für die hohlgegossenen Geschütze
nur Senkrechtbohrmaschinen verwendet, bei denen ursprünglich der Bohrer von oben
arbeitete (Bild 71). Sehr bald aber erfolgte dann, wohl wegen der besseren Spänebeseiti-
gung, das Bohren von unten. Welche mühselige Arbeit dabei zu leisten war, erhellt aus
der Mitteilung, daß sie bei einem 24pfündigen Kohr drei volle Tage dauerte. Erst viel
später, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, konnte die waagerechte Bohrmaschine
entwickelt werden, die eine größere Leistung an Güte und Zeitgewinn mit sich brachte.
Schließlich sind die Entwicklungsstufen der Geschützzündung zum Vergleich mit der wei-
ter unten folgenden Zündvorrichtungen für die Handwaffe hervorhebenswert. Auch sie
blieb als Luntenzündung bis in die neuere Zeit gleich und denkbar einfach.
Von der sicherlich nur kurze Zeit gehandhabten Zündung von vorn, also ohne Zündloch,
nur durch Streupulver oder Zündschwamm, von der dann folgenden Entflammung des
Pulvers im Zündloch mit glühender Kohle berichtet das Feuerwerkbuch nichts mehr. Auf
den Bildern erscheint aber das Glut- oder Zündeisen (Bild 4, 8, 14, 44), dem dann die bis
zum Ende des Vorderladers beibehaltene Lunte folgte (Bild 98). Es war das ein finger-
dicker Strick aus Hanf, der in Asche, ungelöschtem Kalk, Salpeter und Pferdemist 2 bis
3 Tage lang gekocht, dann an der Sonne getrocknet und zum Gebrauch um einen manch-
mal 2—3 m langen Ladestock gewickelt war.
Bild 72. Handschützen auf Schirmwagen (Vorläufer der heutigen Panzerwagen). 15. Jahrhundert
Aus ,,Flavii Vegetii Renati vier biicher der Ritterschaft“, 1529
160
EntwicklungsstufenderHandbüchsen
Im Gegensatz zum Geschütz änderte sich die Handbüchse nach Name, Art und Zündvor-
richtung schneller und wesentlicher. Wenn die ersten Pulverwaffen noch keinen rech-
ten Unterschied zwischen Geschütz und Handrohr erkennen ließen, aber infolge ihres
kleinen Kalibers und geringen Gewichtes eher als Handwaffe angesprochen werden
können, da sie nicht auf einem schweren Bett fest auf der Erde gelagert waren, sondern,
an einem hölzernen Stab oder Stock befestigt, bequem von einem Mann getragen werden
konnten (Bild 73), so sind die schnell aufeinanderfolgenden Arten der Handwaffe durch
die Namen: Stockbüchse — Arkebuse — Muskete — Flinte grundsätzlich gekennzeichnet.
Auch die Schäftung und vor allem die Zündvorrichtung gibt ein anschauliches Bild
von der mannigfaltigen und raschen Entwicklung der Handbüchsen: Lunte — Lunten-
schloß — Batterie-Steinschloß — Radschloß.
Mußte sich das Geschütz schon gegenüber Armbrust und Bogen durchsetzen, so trat dem
Handrohr noch als weiterer Konkurrent die Pike entgegen. Als 1507 in Deutschland die
Armbrust als Kriegswaffe im allgemeinen abgeschafft war, konnte man das Verhältnis
der Pike zur Muskete zahlenmäßig (in Frankreich auf 9:1, in Spanien auf 2:1) in Deutsch-
land ungefähr noch auf 5:1 schätzen, und erst Mitte des 17. Jahrhunderts verminderte es
sich auf etwa 2:3 und Ende des 17. Jahrhunderts auf 1:3 bis 1:2, bis die Pike — z. B. beim
brandenburgischen Heer 1698 — gänzlich beseitigt wurde.
Auch das Gewicht, das beim Geschütz zunächst sprunghaft zunahm und dann je nach dem
Verwendungszweck in weiten Grenzen verschieden blieb, hatte bei der Handwaffe — ab-
gesehen von der allerersten Zeit — die gleichbleibende Tendenz leichter zu werden, was
freilich durchaus naheliegend war, um die Marschbelastung der Arkebusierer, die am
Ende des 15. Jahrhunderts im französischen Heer Vio, im spanischen V3, im deutschen Ve
des Fußvolks bildeten, der Musketierer und „Flintenierer“ — so hießen die mit der
Flinte bewaffneten Soldaten noch im Dreißigjährigen Krieg — herabzusetzen. Das Ge-
wicht sank ständig von 60 bis 20 kg beim Luntengewehr auf 8,5 und beim Steinschloß-
gewehr 1740 auf etwa 5,7 kg1. Damit hatte sich auch seine Schußgeschwindigkeit verbes-
sert, da man alle 3—4 Minuten einen Schuß abgeben konnte.
Wenn sich auch das gedruckte Feuerwerkbuch nicht ausgesprochenermaßen mit den
Handrohren oder ihren Entwicklungsstufen beschäftigt, so finden sich doch in den mit
ihm in Zusammenhang stehenden Handschriften, besonders in ihren bildlichen Darstel-
lungen, wertvolle Anhaltspunkte dafür. Aber in keiner anderen Handschrift sind der
Handbiichse, und zwar hauptsächlich ihrer alten Form um 1400, so eindrucksvolle, meist
farbige Abbildungen gewidmet wie in der Berliner 94 (alO)2. Deshalb und aus mancherlei
anderen Gründen verdient sie besondere Beachtung.
Schon rein äußerlich fällt es auf, daß sie in einem festen Einband mit dem Druck von
1529 der „Vier Bücher von der Ritterschaft46 des Flavius Vegetius Renatus, also mit dem
vorstehenden Erstdruck des Feuerwerkbuches, zusammengebunden ist. Auf dem Titel-
1 Gustav Adolf hatte schon 1626 das Geivicht auf 5 kg vermindert. 2 Z. B. Bl. 156, 183, 209.
161
blatt dieses Druckes steht handschriftlich „Mauritius Nassoviae Comes44 (Graf Moritz von
Nassau), und mit derselben Hand geschrieben steht auf der der Handschrift vorgehefte-
ten Seite (Bl. 103) die Aufschrift: „oua patet orbis. Maurice Comte de Nassau44: „Die
Weit enthüllt das ursprünglich Verborgene. Graf Moritz von Nassau.44 Dieser Graf Moritz,
Prinz von Oranien (1567—1625), ist der Sohn Wilhelms I., des großen Oraniers. Außer-
dem liest man, was in ähnlicher Form bei keiner der zugänglich gewesenen Handschriften
zu fmden ist, unter dieser Aufschrift eine gewissermaßen notarielle Beglaubigung, daß
der Text von der Hand des Grafen Johann des Älteren stammt: „Manuscriptum hoc esse
Bild 73. Stockbüchse. Zündung durch Zündeisen. Mitte des 14. Jahrhunderts
Rechts Haken zur Aufnahme des Rückstoßes, Anfang der „Hakenbüchse“
Nach Greener, The Gun
Johannis Senioris Comitis Nassaviae, attestor qui manum novi Samaerl Hevert, Principi
Nassaviae Mauritio ä Secretis44, „Daß dieses Manuskript des Grafen Johann des Älteren
von Nassau, dessen Handschrift mir bekannt ist, dem Fürsten Moritz von Nassau gehört,
aus seinen Geheimbeständen stammend, bescheinige ich. Samaerl Hevert44; vielleicht kann
man auch so übersetzen: „Daß dieses mit eigener Hand des Grafen Johann des Älteren
geschrieben ist, bescheinige ich, der ich seine Handschrift kenne. Samaerl Hevert, Ge-
heimsekretär des Fürsten Moritz von Nassau.44
Leider ist nicht ohne weiteres klar, welcher Johann als „der Ältere44 hier gemeint ist. Der
als „Johann VI., der Ältere44, 1536—1606, bekannte Oheim des Grafen Moritz kann als
Verfasser kaum in Betracht kommen, da dann für die Entstehungszeit der Handschrift
frühestens 1556 anzusetzen sein dürfte und dieser Zeit die auf 1510—1530 hinweisenden
charakteristischen Trachten der Abbildungen widersprechen. Demnach ist die Vermutung
nicht von der Hand zu weisen, daß die Handschrift um 1510 von dem Großvater Jo-
162
lianns VI. und Urgroßvater des Grafen Moritz Johann V. (1455 —1516) geschrieben ist.
Auf jeden Fall ist aus diesen Vermerken zu entnehmen, daß Graf Moritz, der in der
Kriegskunst bedeutende Feldherr, dem offenbar ererbten, wertvollen Dokument eine be-
sondere Wichtigkeit beigemessen, es streng geheim gehalten hatte und seine Veröffent-
lichung durch den Druck von 1529 schmerzlich bedauerte. Dann aber wollte er wohl fest-
legen, daß seine Vorfahren schon vor 1529 im Besitz dieses, nun Allgemeingut gewor-
denen Wissens gewesen sind, und vereinigte vermutlich deshalb das gedruckte und das
geschriebene Lehrbuch zu einem einzigen Band.
Bild 74. Ritter mit Stockbiichse, Gabel und Lunte. Erster Nachweis der Lunte statt des Zündeisens
Nach einer Zeichnung von 1449, Bibliothek des Grafen Wilczek in Wien
Entn. Kraemer, Mensch und Erde
Die Handschrift beginnt: „Hie folget ain gut vnnd sehr nützbarlich Buch, genent das rüst
vnnd fewerwerck Buch, zusamen gebracht von vilen bewerten Meistern vnnd der kunst
verstendigen.“
Auf Bl. 116 ist sodann auch hier die interessante Frage der Tragweite der Büchsen folgen-
dermaßen behandelt: „Hie thue ich ein frage wie weidt mann mit einem gemein oder zu-
gelegten pulfer geschießen mag das gesterkt ist. So sprech ich es ist ein gemein schuß von
Buxen vnnd vonn bulfer, der ist fünfzehnhonndert schried weit, oder in derselben nähe
aber vonn zugelegtem pulfer fünfundzwentzig lionndert schriedt.“
Die Abbildungen sind zwar vielfach aus älteren-Werken entnommen, erfreuen aber durch
ihre farbenprächtige Lebendigkeit in zeitgemäß gehaltener Umzeichnung und geben, ins-
besondere von Bl. 137 bis 251, neben zahlreichen Abbildungen von Geschützen, Richt-
163
Bild 75. Ritter mit Handrohr (Vorläufer der Pistole), Mitte des 15. Jahrhunderts
Nach der Münchener Handschrift 734, 1460—1470 (b 5)
Entn. Essenwein B 11
Bild 76. Handbüchse und Armbrust als Bewaffnung; Feuerpfeile bei je einer dieser Waffen, um 1430
Aus dem Besitz des früheren Feldzeugmeisters von Hauslab in Wien
Entn. Essenwein B I
164
geraten, kämpfenden Reitern, Sturmgeräten, Hebezeugen, Wasserleitungen, Werkzeugen
usw. charakteristische Darstellungen von Handbüchsen wieder.
Die Stockbüchse war, wie vorher schon ausgeführt, sowohl ein Geschütz — das kennzeich-
nende Merkmal des Geschützes ist in der gegenüber dem Kaliber kurzen Längenabmes-
sung zu suchen — als auch eine Handwaffe (Bild 41). Bei dieser macht sich aber sehr
bald das Bestreben geltend, das Rohr in die Länge zu ziehen (Bild 73). Als Werkstoff
kommt wohl hauptsächlich geschmiedetes Eisen und Bronzeguß in Frage, in Ausnahme-
fällen auch Kupfer, als Geschoß Kugeln aus Blei (daher der noch lange gebräuchliche
Bild 77. Arkebuse mit Gabel und federndem Luntenschloß. 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts
Nach einem Holzschnitt von Jacob de Gheyn aus dem 16. Jahrhundert
Entn. Greener, The Gun
Ausdruck „Lotbüchse64, die aber neben dem „Lot44, dem Blei, auch andere Kugeln ver-
schoß), aus Eisen und Stein; jedoch sind in der Anfangszeit auch Kupferkugeln nicht un-
gewöhnlich. Die ältesten Abbildungen zeigen daneben in großer Zahl auch Pfeile, die den
Schützen natürlich von der Armbrust her am geläufigsten waren, aber infolge der kleinen
Schußgeschwindigkeit, der geringen Treffsicherheit und mangelhaften Durchschlagskraft
die Einführung der Handbüchsen nur verzögern (Bild 76). Die Armbrust ist mit ihren
Pfeilen, Bolzen und Kugeln noch die beliebtere Waffe.
Die Arkebuse folgt; das Rohr wird auf einer brettförmigen Unterlage oder einem ausge-
höhlten Holzlager befestigt. Die alten Abbildungen, nach denen die langen, schweren,
unhandlichen Arkebusen an ihrer Unterseite mit einem den Rückstoß auffangenden
Haken ausgerüstet sind, lassen die Annahme gerechtfertigt erscheinen, daß der Name
(franz. arquebuse) deutschen Ursprungs ist und von der „Hakbüchse44, der Hakenbüchse,
stammt. Dagegen spricht auch nicht die Bezeichnung der Kugeln verschießenden Arm-
165
Bild 78. Arkebuse mit brettförmigem Schaft und hölzerner Gabel, farbig
Aus der Berliner Handschrift 94, 16. Jahrhundert (alO)
brust als Arkebuse, wenn diese Bezeichnung erst nach Aufkommen der neben der Arm-
brust benutzten Hakenbüchse entstanden ist. Eine andere Erklärung leitet das Wort von
arcus (Bogen) und von der zeitlich früher verwendeten Armbrust ab als einfache — dann
aber sinnlose — Übertragung auf die spätere Handbüchse. Man unterscheidet später ein-
fache oder „halbe Haken44 (leichte) und „Doppelhaken44 (schwere, nicht etwa mit zwei
Haken ausgerüstete Handwaffen). Der Haken faßt entweder hinter Mauerbrüstungen
oder im Felde hinter gabelartige Gestelle.
Die Muskete löst sodann die Arkebuse ab, obwohl sie technisch, wenn zunächst von der
Zündvorrichtung abgesehen wird, keinen wesentlichen Fortschritt erkennen läßt. Ihr
166
Bild 79. Arkebuse mit brettförmigem Schaft und verstellbarer hölzerner Gabel, farbig
Aus der Berliner Handschrift 94, 16. Jahrhundert (alO)
Name (lat. musca, ital. moschetta die Fliege) ist offenbar von dem vorn auf dem Lauf sit-
zenden Zielansatz (Korn, Fliege, Mücke) abgeleitet, obwohl die Arkebuse und die älteren
Geschütze das Korn zum Teil auch schon erkennen lassen1.
Die Flinte nimmt schließlich, ohne daß es ihr gelingt, die Muskete ganz zu verdrängen,
ihren Namen von dem für das Batterieschloß erforderlichen Feuerstein her, der als glas-
artig harter Hornstein, Flinsstein den vorher gebräuchlichen, zu weichen Schwefelkies er-
setzt. Flins (Flynz, Vlynz) ist ein alter Gott der Wenden, der auf einem Flinsstein stehend
dargestellt wurde. Die Flinte hat sich waffentechnisch bis zum Anfang des 19. Jahrhun-
1 Verl R7_ Ißn /J ar nh on or TTnrt rl crJi rT i f- /b 9 ) rFnll 77fl
Bild 80. Handbüchsen mit einfacher Luntenklemme, 15. Jahrhundert
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (b 8)
Entn. Essenwein B XIII
168
derts, bis zur Einführung des Perkussionsgewehres, bei Jägern zum Unterschied von der
Kugelbüchse bis heute gehalten und im Volksmund auch für das Militärgewehr.
Der Flintenstein veranlaßt nun unmittelbar zur Betrachtung der
Entwicklungsstufen nach der Zündvorrichtung
Wie Bild 82 zeigt, sind in der Anfangszeit zum Abschuß noch zwei Mann erforderlich;
einer, der das Rohr annähernd in die Richtung des Ziels bringt und mit beiden Händen
festhält, und einer, der das Pulver am Zündloch mit einer glühenden Kohle oder dem
Gluteisen entzündet. Mit Einführung der Lunte wird dann die Bedienung durch nur einen
Mann ermöglicht, wenn dadurch auch die Treffsicherheit fraglos nicht gefördert wird.
Bild 81. Handbüchse mit Auflage auf der Schulter. Zündloch oben, ein zweiter Mann zum Zünden mit
Zündeisen notwendig
Aus der Handschrift des Marianus Jacobus, 1449
Entn. Greener, The Gun
Erst dadurch, daß die Lunte dem Pulver durch einen zweiarmigen, an der Arkebuse ange-
brachten Hebel zugeführt wird, dessen kurzer, oberer Arm als Luntenklemme dient und
dessen langer, unten liegender Arm mit der rechten Hand angezogen wird, ist das Auge
zum Zielen und die Hand zum Anschlag — mindestens teilweise — frei. Das Luntenschloß
in seiner einfachsten Form ist da, 1378—1380 \ Seine weitere Ausbildung mit federnder
Rückführung des Luntenmauls und mit Druckabzug läßt nicht lange auf sich warten und
sichert seine konkurrenzlose Anwendung bis etwa 1500.
In der Zeit von 1500 bis 1520 tritt etwas grundlegend Neues auf: das Batterie schloß. War
bisher das ständige Bereithalten und Mitführen eines glimmenden Funkens mit mancher-
lei, auch vom Wetter und Regen abhängigen Nachteilen verknüpft, so wird jetzt dieser
Funke nach Bedarf zu jedesmaligem Gebrauch neu erzeugt. An einer stählernen, über
dem Zündloch und der Pulverpfanne zurückschwenkbaren, zuerst glatten, später geriffel-
1 Würdinger, Kriegsgeschichte, Bd. II, S. 350.
Bild 82. Hakenbüchsen, von zwei Mann bedient. Einer richtet und zielt, der andere zündet
Aus der Münchener Handschrift 222, 1500 (h 8)
Entn. Essenwein B XI
170
ten Platte, der Batterie (battre — schlagen), wird durch einen dagegen schlagenden, im
Hahnmaul eingespannten Kieselstein der in das Pulver fallende, zündende Funke her-
vorgerufen, ein genialer Gedanke, der diesem Batterie-Steinschloß zugrunde liegt, bis
zum Anfang des 19. Jahrhunderts, als das Perkussionsschloß an seine Stelle tritt, sich
bewährt und merkwürdigerweise beim Geschütz in keinerlei auch nur abgeänderter
Form zur Verwendung gelangt.
Der Ursprung dieses 400 Jahre sich haltenden Gewehrschlosses ist in Dunkel gehüllt.
Das älteste, aus der angegebenen Zeit stammende, in Deutschland vorhandene Exemplar
dieser Neuerung befindet sich in der Sammlung des Grafen Erbach zu Erbach im Oden-
wald1. Die völlig geringfügigen Abänderungen der einzelnen Schloßteile haben die Unter-
Bild 83. Stangenbüchse mit Luntenschloß, Malerei von 1411
Aus Feldhaus. Die Technik der Antike
Scheidung in deutsche, spanische, niederländische und französische Schlösser verursacht.
Fast in der gesamten Literatur der Waffentechnik wird dieses erste Batterie-Steinscliloß
auch nicht so, sondern ,,spanisches Schnappschloß“ genannt, und so ziemlich in jedem
waffentechnischen Lehrbuch findet sich die Angabe, daß das „französische Batterie-Stein-
schioß44 erst während des Dreißigjährigen Krieges erfunden und allgemein eingeführt
sei. Solche durch die Jahrhunderte fortgesetzten und nur dadurch „geheiligten44 Unter-
scheidungen tragen dem oben zum Ausdruck gebrachten technischen Erfindungsgedanken
in keiner Weise Rechnung. Ob jenes Schloß aus der Zeit von 1500 bis 1520 Schnappschloß
oder anders „genannt44 wird, tatsächlich ist es nach seinem Wesen und Bau, nach seinen
unterschiedlichen Merkmalen gegenüber den früheren und späteren Schlössern das Bat-
1 Thierbach, S. 52, 57, SO, 81.
171
Bild 84. Handbüchsen mit Zündung durch Kohle, eine mit einfacher Luntenklemme, 15. Jahrhundert
Aus Essenwein B VII
terie-Steinschloß, während der Name „Schnappschloß44 nichtssagend ist, da sowohl das
vorhergehende Luntenschloß als auch das nachfolgende „französische Batterie-Stein-
schloß44 des 17. und 18. Jahrhunderts ein Schnappschloß darstellt. Es erfordert schon ein
Vertiefen in sehr unwesentliche Einzelheiten, wie ein Blick auf die Bilder 89 bis 91 lehrt,
wenn man die nur einem Spezialisten erkennbaren Unterschiede auseinanderhalten
will. Ob bei dem „spanischen44 Schloß fast alle Teile außen am Schloßblech liegen, aber
Batterie und Pfannendeckel vereinigt sind, ob bei dem „niederländischen44 fast alle Teile
sich innen am Schloßblech befinden und infolgedessen eine besondere Nuß, aber noch
keine Ruhrast vorhanden ist, ob beim „französischen44 die Nuß zwei Rasten aufweist als
Sicherung gegen unbeabsichtigtes Losgehen, ob beim „deutschen44 die Schlagfeder als ein-
zige Feder außen am Schloßblech angebracht ist (seit 1580 innen), ob Batterie und Pf an-
3
Bild 85 und 86.
Handbüchse neben anderen Waffen
auf einem Streitwagen
und einer Galeere
Aus „Flavii Vegetii Renati
vier Bücher der Ritterschaft1529,
und aus der Münchener Handschrift
734, 1460—1470 (b5)
Bild 87. Handbüchsen mit Luntenschloß
Aus der Handschrift des Froissart (Breslau) 1468 und der Wolfeggschen Bilderhandschrift 1480—1490
Entn. Essenwein B IV
nendeckel getrennt gebaut sind (seit 1540 bis 1560 vereinigt): alles das mögen wohl Ent-
wicklungserscheinungen auf Grund der praktischen Erfahrungen sein, sie stellen aber
keine charakteristischen Merkmale und Besonderheiten in der Reihe der grund-
sätzlich voneinander verschiedenen Handwaffen-Schlösser dar. Sicherlich ist man daher
mehr berechtigt, von „spanischen44 oder „holländischen44 als, wie es meist geschieht1, von
„französischen44 Batterie-Steinschlössern an den Musketen Friedrichs des Großen zu spre-
chen. Aber auch hier dürfen die deutschen Arbeiten daran nicht vernachlässigt und unter-
schätzt werden. Schon Thierbach stellt fest, „daß für uns ebenso viel Ursache vorhanden
1 Vgl. z. B. auch Schön, Inhaltsverzeichnis: III. u. IV. Abschnitt.
Bild 88. Hakenbüchse und Handbüchse mit Luntenschloß
Aus der Münchener Handschrift 599, 1472 (b 4)
Entn. Essenwein B VI
ist, diese Schlösser ,deutsche4 als holländische4 zu nennen, besonders da die späteren
Anklänge an das Radschloß und die Übertragung von Einrichtungen desselben auf das
Schnappschloß den Beweis liefern, daß man in Deutschland selbständig an der Weiter-
entwicklung des letzteren gearbeitet hat.44
Fig. 20 u. 21. Drehbare Luntenklernme, etwa 1420—1460. Fig. 22. Gewöhnliches Luntenschloß, etwa 1460—1480. Fig. 23 u. 24.
Luntenschnappschloß oder Schivammschloß, etwa 1480—1500.
Aus K. Maleyka, Aus der Vorzeit unserer Jagdgewehre (1938)
Bild 90. Das Schloß, zeitliche Entwicklung
Fig. 25. Steinschloß, etwa 1500—1520. Fig. 25a. Anordnung der Stange und Stangenfeder. Fig. 26. Steinschloß mit Batterie und
zwei Rasten, etwa 1620—1640. Fig. 27. Radschloß, etwa 1520—1540. Fig. 30. Steinschloß, etwa 1640—1660.
Aus K. Maleyka, Aus der Vorzeit unserer Jagdgewehre (1938)
Bild 91. Das holländische Batteriesteinschloß (Schnapphahnschloß) mit 14 Teilen, um 1500
Beim spanischen Schnapphahnschloß sind alle Teile außen, heim holländischen innen, beim holländischen aber Nachteil:
keine Ruhrast
Aus Schön, Geschichte der Handfeuerwaffen (1858)
176
Bild 92. Radschlösser
Aus Thierbach, Die geschichtliche Entwicklung der Handfeuerwaffen (1886)
Die soeben erwähnten Anklänge an das Radschloß, das etwa um dieselbe Zeit wie das
Batterie-Steinschloß, 1515 — wahrscheinlich in Nürnberg — erfunden, 1517 verbessert
und allgemein als „deutsches Gewehrschloß46 anerkannt worden ist, beruhen im wesent-
lichen nur in dem den Funken in ähnlicher Weise erzeugenden Feuerstein. Der Funke
wird aber nicht durch einen einmaligen Schlag, sondern am Stein durch ein mittels Spiral-
feder vorher gespanntes, mittels des Abzugs zum Ablaufen gebrachtes, geriffeltes Rad
hervorgebracht. Die Wirkungsweise entspricht also etwa den heute im Gebrauch befind-
lichen Taschenfeuerzeugen.
Bild 93. Der Lauf, zeitliche Entwicklung
Fig. 6. Lauf mit Keilabschluß. Fig. 7. Lauf mit Schwanzschraube, etwa 1480. Fig. 8. Lauf mit Schwanzschraube und Röhrenvisier.
Fig. 9. Laufmündung mit zwei angeschmiedeten Backen zum Zielen. Fig. 10. Lauf mit Korn. Fig. 11. Züge im Lauf. Fig. 12. Acht-
kantiger Lauf einer Radschloßbüchse mit acht Rundzügen, Bohrung 15 mm, etwa 1670. Fig. 13. Lauf einer Steinschloßflinte, glatte
Bohrung, 15 mm.
Aus K. Maleyka, Aus der Vorzeit unserer Jagdgewehre (1938)
Flg-17
Bild 94. Der Schaft, zeitliche Entwicklung
Fig. 14. Lauf liegt in ganzer Länge im klotzigen Schaft, um 1400. Fig. 15. Dreiviertelschäftung, Lauf mit Schaft durch Ösen und.
Stifte verbunden, um 1500. Fig. 16. Ganze Schäftung einer Radschloßbüchse, etwa 1600. Fig. 17. Ganze Schäftung einer Radschloß-
biichse, mit Ladestock, Kugelkasten im Kolben, um 1600
Aus K. Maleyka, Aus der Vorzeit unserer Jagdgewehre (1938)
Erschwerend stand der Einführung bei der Truppe die umständliche Bauart und die nicht
einfache Spannvorrichtung im Wege, da zum Spannen, zum Aufziehen der Spiralfeder
eine lose Kurbel jedesmal aufgesetzt werden mußte. Außerdem war das Schloß auch fiir
den Massen-Truppengebrauch zu teuer. Noch Anfang des 19. Jahrhunderts stellte sich der
Preis auf 55 Taler, zu einer Zeit, als die vollständige Muskete mit Batterie-Steinschloß
dem preußischen Heer für 9 Taler geliefert wurde. Das Radschloß konnte sich daher bei
der Fußtruppe nicht recht einführen lassen. Seine Bedeutung hat es im wesentlichen nur
für Jagdwaffen und bei der Reiterei, besonders für Pistolen gehabt.
Noch recht lange Zeit wurde neben dem Batterie-Steinschloß und dem Radschloß das Lun-
tenschloß verwendet, dessen Verfechter sogar noch während des Dreißigjährigen Krieges
den Feuerstein scharf bekämpften. Zu diesen gehörte unter vielen anderen auch Johann
Jacobi von Wallhausen, der 1621 Oberstleutnant in Mainz und nachher Oberstwachtmei-
ster in Danzig war; und erst 1792 konnte berichtet werden1: „Jetzt aber besteht nur eine
Meinung, denn der Flintstein hält 50 Schüsse aus, und der Soldat wird bestraft, wenn
unter 16 Abfeuerungen ein Versager ist.44
Den Abschluß dieser Entwicklungszeit bilden die Stecher am Schloß und die gezogenen
Handbüchsen, über die die ersten Nachrichten von 1480 (Wien) und 1498 (Nürnberg)
nicht völlig verbürgt sind. Seit 1566 aber nimmt ihre Verbreitung ständig zu, bis sie in
den Heeren, und zwar bei den Jägern, 1631 (Hessen Kassel), 1645 (Bayern), 1674 (Bran-
denburg) eingeführt werden. Unter Friedrich dem Großen sind sie bereits in großem
Umfang bei Jägern, Unteroffizieren und Husaren im Gebrauch.
1 Bedtmann, Bd. III, S. 441.
ZUR KULTURGESCHICHTE DER PULVERWAFFEN
Die Freihe-y t der A r t e 1 a r e i1
Die freiheit vnd alt herkommen ist im Kriegsgebrauch der Artelarei / So sich begebe im
Veldtleger / vnder dem Kriegsvolck / sie seyen zu roß oder fuß / hoch oder nidern Stan-
des / so einer den andern entleibet / oder auff den todt verwundt / vnd das geschehe auß
hitzige gemüt / ob dem spiel / vmb gelt schulden / vmh Schmachred / oder wan einer den
andern zu streichen vervrsaclit (doch daß solchs nit vortrechtlich / mordmessig beschehe /
vnd wol bedacht) so der selb in die Artelarei flüchtig entrüne / vnd freiheit der Artelarei
sucht vnd begerte / so sol der selb weder von dem profosen oder andern auß der Artelarei
zu gefengnuß angenommen werden / sonder jn hey der selben bleibe lassen. Es wer dan
sach / daß der beschädigt deß thäters hauptman oder oberster were / so hett er kein frei-
heit hey der Artelarei / Auch kein mörder / kein Verräter / Allein was ausser der vervrsa-
chung vnd hitzigen gemüt geschehe. Welcher Herr oder profoß / auß freuel darwider
thut / der verschuld sich nicht weniger / dann der wider keyserliche freiheit thut.
Vnnd zu einer befestigung mehrer kr aff t solicher Freiheit / so stehet das darauff / So ein
eingrieff geschehe mit gewalt / von den oberkeiten / so seind alle Artelarei personen / von
1 Aus dem bei Christian Egenolffs Erben 1582 gedruckten Feuerwerkbuch, betitelt „Büchsenmeysterei“, S. 66—77.
Bild 95. Dürers Radierung von 1519
Entn. Essenwein A C1V
ihrer pflicht / durch solche that ledig / vnnd haben gut macht / ausser dem Yeld zu ziehen /
zu freunden / oder feinden vnerletzlich der ehrn. Thäte aber ein Vnderthan / hoch oder
niders namens mit freuenlicher hand / wider solche freyheit / so hat der selb (ohn gnad)
den kopff verwirckt / vnd bleiben all Regimet in jrer Ordnung / wie vor.
Es mag aber die that wol gerechtfertigt werden / vor de ordentliche Yeldrichtern / ob die
vermessenlich / verdächtlich / wol bedacht / mit alten träw /vn vber fridgebot / oder mord-
messig / als hinderwertz.
Auß denen oder dergleichen yrsachen / mag der richter lauter darthun / wie recht ist / mit
der vrtheil / dem thäter die freiheit wol aberkennen / als dann sol der Oberst mit wissen
deß Veldmarschalcks / vnd zuvor der Zeugkmeister / als ein Oberkeyt / durch den Pro-
fosen / den thäter anneme / vnd weiter ergehen lassen / was die Recht vermögen.
Item / So einer die freiheit hat mit aller billicheit / vnd die selb nicht abgesprochen wer-
den mag / vnd das Leger auffbreche / so soll der Thäter bey einer Büchsen bleiben / in halb
vier vnnd zwentzig schritt oder gar darauff sitzen / biß inn das nechst Leger / so bleibt er
abermals bey der Artelarey / Also ferr erstreckt sich dem Thäter die Freyheit. Gieng er
aber weiter darvon / besteht er sein abenthewer,
Also ist hinwider der gröst freuel / so in dem gantzen Leger beschehen mag / bey der Arte-
larey / vnd in der Schantz / Welcher vber den andern zuckt oder schiegt / der ist on gnad /
das haupt verfallen / Dan es ist kein Platz der dienstlicher ist / zu gemeinem aufflauff vnd
Lerman / dann an disen zweien orten / da man mehr schaden von zugewarten ist. Es were
dann ein besondere person / die ein Ampt bey der Artelarey hett.
Item es seind auch alle Artelarey personen aller tag / vnd nacht wacht gefreiet / dann sie
on das offt mehr dann andere wachen vnd in gefahr stehen müssen.
Volgen weiter noch andere mehr Kriegsrecht vnd
Kriegsgebreuch
Es soll vnd kan kein rechtmessig vnnd redliche vhede oder Krieg anders dan vff vorge-
hende öffentliche absagung vn Verwarnung der Ehrn ec. beschehen.
Wirt einer in eim öffentlichen redlichen Krige gefangen / vnd gibt sein hand von sich / so
soll er sein trew wie ein biderman / stedt vnd vest / als einem gefangnen gebürt / halten.
Thet er das nicht / vnd wolt bey Ritterlicher gefengnuß / da er sonst recht gehalten
würde / flüchtig werde / vnnd seiner treuw vergessen / so mag der vberwinder mit gestren-
ger gefengnuß audi der frag der Ehren vnverletzig / gegen jhme wol handeln lassen.
Hinwider da der gefangen sich recht hielt /vn wolt der vberwinder nichts desto weniger
seinen mutwillen ann jhme mit strenger gefengnuß oder frag / oder sonst treiben / als
dan ist der gefangen dem kriegesrechten nach / seiner pflicht vnd Eyd ledig. Möcht auch /
da er dem vberwinder / auß dem gefengnuß entrünne / mit guten Ehren dem Kriege vnnd
Vhede in aller massen / wie zu vor / anhangen / vnd außwarten.
So ein feind den andern inn der gefengnuß schetze wil / sol keiner den andern dem
Kriegsrecht vnd brauch nach / höher schetzen / dann vmb den dritten theil seines vermü-
180
gens. Als / so er drei tausent gulde vermocht / sol der vber ein tausent Guide nit geschätzt
werden. Doch was man bey jme gefunden / ist darzu auch verlorn.
So man ein Yeldtschlacht thut / Schloß oder Statt stürmet / so ist der brauch vnd Kriegs-
recht (so ferr es im Artiekels brieff nicht anders geordnet wirt) daß der Monat deß selben
tags auß vnnd angehet. Darzu ein Monat Sold durch das gantz Leger gegeben wirt / vnd
gehören alle eroberte farend hab (außgenommen wie nachuolgt) in die gemeyne beut.
Bild 96. Belagerung einer Stadt. Mörser mit Zapfen, Mitte 15. Jahrhundert, Geschütze mit Richtquadrant
Nach einer Malerei von 1484 in der Schweizer ehr onik der Luzerner Bibliothek
Aus Kraemer, Mensch und Erde
Dem Kriegsherrn gehört alle Prouiant so in der Besatzung gefunden wirt. Darzu alle
wehr / Außgescheyden der Artelarey.
Dem Zeugmeister gehören sonderlich / Büchsen / Puluer vnd Kugeln / ec. Doch hat der
Kriegsherr die von jme zulösen / wie er mit jhme vberkommen kan / doch höher nicht
dann vmb zwey drittheil deß zimlichen werts.
Was sonst andere Ampter für Priuilegien vnd Proueiten haben / ist hir oben angezeygt.
So ein Fenlin gewunnen wirt / so hat es der Oberste Hauptman / von dem jenigen / so es
erstlich zu seinen handen gebracht / vmb einen Monat Soldt / wie er den vnder seinem
Hauptman / duppel oder Trifach hat / zu lösen / Sonst soll der Oberst das Fenlin von dem
Kriegsman nicht nemen.
Es hat auch der selbig / so das Fenlin gewunnen / gut macht / neben andere Fendrich / so
man in der Ordnung zeucht / zugehn vn zu stehn / sein Fenlin in der hand / offen vnd
fliehend (doch daß er es bey dem Eisen in der faust / vnd die Stangen vber sich gegen
Himmel gekert / als zur anzeig eins vberwunden vn gewunnen Fenlins) zu tragen / das
dem Kriegsman sonderlich Ehr / dann es wirdt darbey erkant / daß er sich Ritterlich gegen
den Feinden gehalten.
So die Feind für einer besatzung die sie beschossen (ob schon nur drei oder vier schüß
hinein geschehen weren auß grobe Stücken) vngeschafft widerum abziehen müsten / da
es dann in Artickelsbrieff (wie jetzt gleichwol gewonlich geschieht) nicht anders versehen
vnd außgedingt / so gebüren dene in der Besatzung durchauß auch ein Monat Soldt.
Gemeyne Streits Regeln
Keinerley räth oder anschleg sein besser dann die / so da dem Feindt verborgen sein /
ehe dann du die thust.
In mangel vnd abgang der speiß ihn vberfallen oder erschrecken / ist der Feindt allweg
besser zu gewinnen als mit dem schwert / dan in der schiacht hat das glück mehr her-
schung als die mannheit.
Guter anschlag / list / vnnd klugheit / ist in streiten allwege besser als die mannheit.
Die mannheit ist besser als die mennig.
Die natur gebiert wenig freidig oder behertzte menner / aber durch gute vnderweisung /
vnd anfürung macht die geschicklichkeit vil behertzter mann.
Das Kriegsvolck nimpt zu durch arbeit / aber durch müssigkeit nimpts ab.
So ein kundschaffter der feinde im Leger zu sein vermeint wirt / so sollen auff einen tag alle
vnd jegliche in jr eigen zeit erfordert werden / so findet man den kundschaffter von stund an.
Würdst du innen daß die feind deines anschlags innen seind worden / ist noth daß du dein
fürnemen änderst.
Was man thun sol / handel mit vilen / was aber du thun wollest / das handel mit wenigen /
vnnd den aller getrewsten / oder aber mit dir selbs.
Es ist ein grosse geschicklichkeit den feind mehr mit hunger als mit de schwerd vber-
winden.
Item was weise vnd wehre du streiten wilt / sollen die feinde nicht wissen / damit sic
nicht etwas dargegen erdencken.
Sonst seind noch vilerley Kriegs gebrauch / werden aber in disen Zeiten vnnd leufften vbel
gehalten / vn kommen dagegen newe / vnerhörte / vngeschickte kriegs gebrauch vnd
Kriegsrecht auff / wie man täglich vor äuge sicht / der sich vnsere vor ältern der Löblichen
Teutschen ins Hertz geschämpt hetten. Davon dient nicht zuschreiben: Darum ichs dißmal
hiebey beruhen wil lassen.
182
Bild 97. Aus dem Theuerdank, 1519
Im Vordergrund links die allegorische Figur des ,,Neidhart“ zur Abwehr alles Bösen, der Dämonen und des Teuf eis (rechts)
Entn. Essenwein A CIV
Rund 600 Jahre sind vergangen, seitdem deutsche Pulverwaffen neu in die Welt traten
und die deutsche Pulverwaffentechnik und Biichsenmeisterei ihren Anfang nahm. Schon
hundert Jahre später werden die vorstehenden Kriegsregeln und Kriegsrechte von
unseren deutschen Vorfahren aufgestellt, die „sich ins Herz schämten44, wenn Krieg
geführt wurde ohne Innehaltung der ewigen Gesetze von Recht und Unrecht. Am Anfang
dieser Zeit steht ein Buch der Technik, das wir Deutschen und insbesondere wir deutschen
Techniker mit Bescheidenheit gegenüber dem eigenen Schaffen und mit Hochachtung vor
den mit einfachen Mitteln erreichten Erfolgen der alten Techniker, aber auch mit freu-
digem Stolz zur Hand nehmen dürfen. Technisches Wissen und Können hat in mühseli-
ger, fleißiger Arbeit, in oft vergeblichem und doch stets fortgesetztem Probieren, aber
auch in genialem Gedankenflug von Stufe zu Stufe, von Erfolg zu Erfolg geführt und die
deutsche Waffentechnik, bewundert als Vorbild von aller Welt, ständig auf höchster Höhe
gehalten. Doch solche technischen Leistungen wären nicht möglich gewesen, hätten auch
von anderen erlernt und vollbracht werden können, wenn nicht die Büchsenmeister, Gie-
ßer und Waffenschmiede, die Theoretiker und Praktiker, die Erfinder und Naturforscher
die deutsche Kultur im Leibe gehabt hätten. Neben und über den technischen Lehren des
183
Feuerwerkbuches steht in ihm als etwas Höheres der Mensch. Der Mensch, der als Vor-
gesetzter oder Höhergestellter sich verantwortlich fühlt für den letzten seiner ihm unter-
stellten und seiner Führung anvertrauten Mitmenschen, der als einfacher Handwerker,
als Waffenträger und Techniker niemals die hohen ethischen Werte der Ehre, Treue,
Tapferkeit, Aufopferung und Kameradschaft vergißt!
So bleibt das mit dem Feuerwerkbuch begonnene und nach 1500 in gewissem Sinne abge-
schlossene Werk in fast unveränderter Form 300 Jahre erhalten bis zum 19. Jahrhundert.
Und hier stehen wieder Techniker, die das angefangene Werk mit ihrem „GußstahT4 für
Gewehrläufe und Geschützrohre, dem Hinterlader, dem Rundkeilverschluß und vielen
anderen Dingen sprunghaft in die Höhe treiben: Friedrich und Alfred Krupp. Abermals
nicht nur Praktiker mit bewundernswerten technischen Gaben, stahlhartem Willen und
unermüdlichem Fleiß, sondern Männer, deren ganzes Wirken von sozialem Gefühl für
alle ihre Mitarbeiter erfüllt ist. Über ihrem Leben und über jedem alten und neuen tech-
nischen Schaffen leuchtet das für alle Zeit unvergeßliche, für die Dauer Wert behaltende
Wort:
„Der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann
bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet.66
Bild 98. Kanone im Abschuß
Verkleinerte Wiedergabe eines doppelseitigen farbigen Bildes aus der Handschrift ms. 10 895 (c 7), Seite 13 b,
in der Nationalbibliothek Wien
184
Alchemie 65, 81, 102
Apotheke 65
Arkebuse 140, 161, 165, 167, 169
Arkebusierer 161
Armbrust 161
Ausländische Verarbeitung des
Feuerwerkhuches 91
Batterie-Steinschloß 161, 169,
172, 176, 177, 178
Belagerungsgeschütze 159
Beschießen 56, 58
Bespannung der Geschütze 159
Besprechen der Büchse 116
Biceps im Krieg 137
Binden der Kugeln 71
Blasrohr 124
Bleivergiftung 40
Bockstücke 149
Böller, s. Mörser
Bohrmaschine 158, 159,
Bollwerk 41
Bombarde 142, 154
Boulevard, s. Bollwerk
Brandkugeln 159
Büchsenmeister 41, 47, 95, 155
Büchsenmeisterfragen, zwölf, 98
Burgunder Lafette 153, 154
Chemie-Lehrhuch 102
Donnerbüchse 124
Drall 154
Ellbogengeschütz 159
Erfindung der Büchsen 97
Erfindung der Geschütze und der
Buchdruckerkunst 129
Espignole 120
Fachausdrücke, technische 39
Farbiges Pulver 117
Faule Grete 145
Faule Magd 145
Faule Mette 145
Faustrohr 141
Feldgeschütze 153
Festungsgeschütze 159
Feuerbuch 7
Feuerkugel 41, 67, 159
Feuerpfeil 41, 61, 71, 75
Feuer, tragbar 126
Feuer, von Luft entzündlich 75
Feuer, von Wasser entzündlich
127
Feuerwerk 41
Flammenwerfer 75
Flinsstein, Flintenstein 167
SACHVERZEICHNIS
(Die Zahlen gehen die Seite an)
Flinte 161, 167
Flintenierer 161
Flug 100, 101
Fragen, 12 Büchsenmeister- 98
Freiheit der Artillerie 179
Gas 43
Gekörntes Pulver 45, 99,101,117
Gent 145
Geschütz-Einteilung 156
Geschütznamen 155
Geschützzündung 169
Gesnndheitsregel f. Büchsen-
meister 95
Gewehrfabrik Sp andau-Potsdam
118
Gezogene Handbüchsen 177, 178
Gezwang, Gezeug 49
Giftkugeln 121
Gluteisen 169
Granaten 159
Gußeisen 141, 142
Gußstahl 184
Hagel schießen, Hagel-Geschosse
120, 123, 159
Häre 145
Härten 77
Hakenbüchse 165, 166
Handfeuerwaffen 161
Handschriften-Verzeichnis 85
Haubitze 159
Hinterlader 81, 154, 159
Höhenrichtung 153
Hussitenkriege 153, 159
Igel schießen 74, 120
Intellekt im Krieg 137, 138
Kaliber 102, 159
Kammergeschütz 81, 159
Karrenbüchsen 159
Kartätsche 120, 159
Kartaune 155, 156
Katharina 145
Kettenkugeln 123
Kinderfresser 40
Klotz
a) Pfropfen 43, 50, 66, 117
b) Geschoß 74, 120
Klotzbüchse 74
Knollen-Pulver 45
Kohle 60, 114
Konische Seele 159
Kosten f. einen Schuß u. f. Sal-
peter 114
Kriegsbräuche 180
Riesengeschütze 145
Römerkerze 120
Ruhrast 172
Rundkeilverschluß 184
Sackgeschütz 159
Salniter 67, 128
Salpeter 43, 49, 113
Salpeter-Plantagen-Regal 113
Salpetersäure 128
Salpeterwasser 128
Schießen 118
Schießwasser 74, 81, 82, 127
Schiffsgeschütze 159
Schildzapfen 154
Schlange 155, 156
Schnappschloß 171, 172, 175
Schnellfeuergeschütz 81, 159
Schreckschuß 124
Schußgeschwindigkeit 161
Schußweite 46, 71, 119, 163
Schwefel 43, 53, 114
Schwefelkerzen 126
Schwefelöl 73, 75, 127
Schwefelsäure 73, 81, 127, 128
Sichere Schüsse 124
Sicheres Stehen beim Abschuß
56, 118
Stangen schießen 72, 73
Stein behauen 117
Steinbüchse 142, 143
Steingewicht 66
Stockbüchse 46, 161, 163
Tarrasse 41
Tarras-, Terrasbüchse 149, 159
Technische Fachausdrücke 39
Theorie der Pulverexplosion 99
Tolle Grete 145
Tragweite, s. Schußweite
Treibkraft d. Pulvers 99, 115
Trunkenheit 95
Vasengeschütze 83, 121
Verdorbenes Pulver 63, 64, 116
Verfasser desFeuerwerkbuches79
Verhaltungsregeln für Fürsten
usw. 95
Vernebeln 70
Verpissen 43, 48, 100, 118
Verschoppen 43, 48, 118
Vlynz 167
Vorschlag (Klotz) 117
Wallbüchsen 156
Weidloch 43
Wurfkraftmaschinen 47
Zinnober 114
Züge 178
Zündeisen, Gluteisen 169
Zündpulver 66, 117
Zündschwamm 160
Zündvorrichtungen 160, 161, 169
Zunder 73
186
NAMENVERZEICHNIS
Aachen 140
Abraham von Memmingen 79, 80
Achilles Thabor 85
Albertus Magnus 115, 138
Andreas am Ende 116
Anklitz, Anklitzen, Constantin
97, 98
Antoni, d’ 99
Appenzell, Bauernkrieg 84
Augsburg 89
Basel 145
Behaim, Michel 101
Benninck, Gerd 40
Berthold Schwarz 44, 45, 88, 97,
98, 139
Biringuccio 70, 86, 91, 99, 115
Brandenburg 113, 161, 178
Braunschweig 140, 145, 153
Bry, Theodor de 91, 98
Cividale 138
Crecy 144
Danzig 154
Decker, C. von 88
Deutscher Ritter-Orden, Marien-
burg 101, 120, 143, 144, 147,
149
Dresden 145
Dümechen Heinrich 145
Düppel 120
Edinburg 145
Egenolph 91
Elbing, Pulvermühle 101
Endorfer, Georg von 145
England 91, 98, 119
Erbach zu Erbach, Graf 171
Essenwein 86
Euler 99
Europa 137
Ewe, Gerhard von 91
Fave, franz. Oberst 92
Flavius Vegetius Renatus 85, 89,
161
Formschneider 86
Frankfurt a. M. 91, 140, 141, 143,
144, 153
Freiburg, Denkmal 98
Freißleben 86
Friedrich d. Große 81, 154, 174,
178
Friedrich d. Siegreiche 86
Friedrich V. von Hohenzollern
144
Friedrich von Tirol, Herzog 79
(Die Zahlen geben die Seite an)
Friedrich Wilhelm I. 81
Friesack 144
Gent 145
Granson 153
Grottkau i. Schlesien 153
Grünwaldt, Heinrich 145
Gustav Adolf 155, 161
Halberstadt, Salpeterwände 113
Halle, Prof. 99
Hans von Nürnberg 154
Harscher 101
Hartlieb, Joh. 87
Hassenstein, Dr. Bohuslav Lob-
kowitz von 129
Heiliges Römisches Reich 138
Helm, Franz 86, 87
Helmont, van 43
Henning 145
Henntz, Hanns 81, 88
Hermanson, Walter 91
Hevert, Samaerl 162
Holkhamhall 83
Jähns 83
Johann d. Ä. von Nassau, Graf
85, 162
Johann v. Nassau 162, 163
Johannsen 86
Johann von Mecheln 154
Karl V. 138
Karl der Kühne 153
Käst, Prof. Dr. 98
Kepler 99
Kesselsdorf 120
Köhler 79
Kräh, Dr. Alfred 129
Krupp 184
Krusberg, Kreuzberg
Franz von 138
Kyeser 7, 88
Langin, Lucia 79
Launenbergk, Albrecht 85
Leibniz 99
Lentzius, Georg 86
Lirer, Th. 85
Lokyer, Walter 91
Ludwig XII. 92
Magdeburg, Mansfeld, Salpeter-
wände 113
Marcus Graecus 7, 85, 87, 97, 115
Marienburg 120, 143, 144, 146,
149
Maximilian I., Kaiser 86, 120, 155
Merkein Gast 141
Merz, Martin 86
Metz 119
Milemete, Walter de 83, 84, 121
Mont St. Michel 119, 145
Moritz v. Nassau 162
Münchener Handschrift 98
Murten 153
Napoleon III. 92
Naumburg a. d. Saale 153
Neuteich, Pulvermühle 101
Nürnberg 140, 144, 154, 178
Orden, s. Deutscher Ritter-Orden
Osterode i. Pr. 120
Oxford 83
Paolo di San Roberto, Graf 117
Philipp, Herzog von Cleve 92
Pinchwanger, Jakob 79, 80, 85
Pregnitzer, Andres 85
Plaue 144
Rathgen 83, 86, 154
Rheinflandern 140
Röthenbach bei Lauf i. Bayern,
Pulvermühle 101
Roger Bacon 115
Romocki, von 113, 128
Schill, C. 116
Schongau, Konrad 86
Schulten, Hans 85
Schwaben, Caspar 116
Spandau-Potsdam 118
Spandau, Pulvermühle 101, 116
Spilimberg, von 138
Stainer, Heinrich 78, 89
Straßburg 91
Strohmeyer, Ulmann 145
Tannenberg a. d. Bergstraße 144,
145
Tannenberg i. Pr. 144, 149
Thierbach 174
Toll 86
Tombelaine 119
Türken vor Wien 137
Vegetius, s. Flavius Vegetius
Venedig 59
Wagner, Richard 139
Wallhausen, Johann Jacobi von
178
Ward, Dr. 73, 127
Werner von Preußen 145
Wien 137, 178
Wiener Handschrift, Verse 97
Wilhelm I. von Nassau 162
Würdinger, J. 79, 83
187
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