Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

geperten1 Lehm dazu, der mit Porre2, mit 
viel Salz und mit Pappelsaft gut gepert ist. Und 
stoße dann viel Steine, die in der Größe sind 
wie Eier oder größer, in die Büchse hinein und 
verschließe sie dann abermals mit dem vorge¬ 
schriebenen Lehm, bis die Büchse voll wird, 
und schlag sie mit einem Tribel3 sehr gut auf¬ 
einander. Und schau, daß du die Büchse sehr 
gut versorgst, daß nichts vor ihr sei, und zünde 
sie an. 
Wie man einen Igel schießen soll unter ein 
Volk. 
Willst du unter ein Volk einen Igel schießen 
von vierhundert Stücken, je nachdem die 
Büchse ist, so lade die Büchse sehr fest mit 
einem Buchenklotz und heiß dir machen ein 
Eisenblech vor den Klotz so breit, wie der 
Klotz ist; und lade soviel eiserne Stücke, wie 
du dann verschießen willst, allesamt vor das 
Blechlein, das vor dem Klotz ist. 
(88) Wie man aus einer Büchse schießen kann mit 
Wasser ohne Pulver, so daß das Wasser das 
Pulver ersetzt4 und du so weit und stark da¬ 
mit schießest wie mit dem Pulver. 
Willst du ein Wasser schießen, daß du dann 
kein Pulver brauchst und stärker und weiter 
damit schießest, als wenn du das allerbeste Pul¬ 
ver hättest, so nimm Salpeter und destillier 
das zu Wasser und den Schwefel zu öl und 
Salarmoniak auch zu Wasser, und nimm Oleum 
benedictum auch dazu nach dem Gewicht, wie 
du wohl hören wirst. Und wenn du das Wasser, 
zusammenbringen willst, so nimm sechs Teile 
Salpeterwasser, zwei Teile Schwefelwasser, drei 
Teile Salarmoniak, zwei Teile Oleum benedic¬ 
tum. Lade dann die Büchse fest mit Klötzen 
und Steinen, gieße dann das Wasser hinein den 
zehnten Teil, zünde sie behend an, daß du da¬ 
vonkommen mögest. Sieh, daß die Büchse sehr 
stark sei. Mit einer gemeinen Büchse schießt 
du mit diesem Wasser dreitausend Schritt. Es 
ist aber gar köstlich. 
Wie man aus einer Büchse etwa viele Klötze5 (89) 
mit einem Anzünden schießen soll, und daß 
jeglicher Klotz seinen besonderen Klopf6 tut 
und doch nicht mehr, als einmal angezündet 
wird. 
Willst du eine Klotzbüchse beschießen7 mit 
etwa vielen Klötzen, sie seien aus Eisen oder 
Blei, und daß je ein Stück nach dem anderen 
geht und auch jegliches Stück seinen besonde¬ 
ren Klopf tut, so tu zuerst so viel Pulver in 
die Büchse, wie ein Klotz lang ist und schlag 
den Klotz auf das Pulver und abermals so viel 
Pulver und abermals ein Klotz darauf, und lade 
die Büchse mit Klötzen und mit Pulver, bis sie 
voll ist. Es soll ein jeglicher Klotz ein durch¬ 
gehendes Blechlein8 haben, daß das Feuer von 
einem durch das andere gehn kann. Die Löch- 
lein sollen dermaßen groß sein wie einer Spin¬ 
del Spitze. Und laß Pulver durch die Löcher, 
und stoß eine Schwefelkerze da hinein, und 
zünde sie an, so klebt9 einer nach dem andern, 
bis die Büchse aller Dinge leer wird. 
Wie man einen Pfahl in einem Wag10 verbren- (90) 
nen kann, wie tief er (auch darin) steht. 
Willst du einen Pfahl verbrennen in einem 
W asser, wie tief er (auch darin) steht, so nimm 
Ludern oder Hadern11, und netze die in Oleo 
benedicto cum aqua salniter12, wie vor davon 
steht, und bewinde den Pfahl mit diesen Lu¬ 
dern, und schieß einen brennenden Feuerpfeil 
an den Pfahl, so entfachen (sich) die Ludern 
und brennen, alldieweil sie keine Feuchte ha¬ 
ben von dem Wasser. Und die Ludern sollen 
um den Pfahl zuerst sehr gut gebunden sein, 
1 Ge-bern — schlagen, ziehen, bilden, also gut gebildeter, gut gemengter Lehm. 2 Lauch (lat. porrum). 3 Schlägel. 4 ,,Ver- 
wißt“ — verwest, verwesen = vertreten, ersetzen. 5 Hier wird der Ausdruck ,,Klotz“ wieder nicht im Sinne des hölzernen 
,,Vorschlags“, des Pfropfens, gebraucht, sondern bezeichnet das Geschoß, den zylinderförmigen ,,Klotz“. Von hier leitet sich 
die Bezeichnung ,,Klotzbüchse“ ab für eine solche, die mit mehreren, selbsttätig hintereinander zum Abschuß gelangenden 
Kugeln geladen wird. Die erste und einmalige Zündung der vordersten Pulverladung erfolgt nicht durch das Zündloch, sondern, 
wie sonst auch bei den ersten Pulverwaffen, durch die von vorn eingelegte Lunte o. dgl. 6 Schuß. 7 Abschießen, der Ausdrude 
,,beschießen“ wird sonst im Sinne von Probeschießen auf Haltbarkeit des Rohres gebraucht. 8 Ein kleines, enges Loch, also 
Drudcfehler: ,,löchlin“ statt ,,plächlin“. 9 Wahrscheinlich von dem altnordischen klifa — klimmen, steigen. 10 Wäc, ivage mdh. 
bewegtes, wogendes Wasser, Strömung, Flut. H Alte Lappen. 12 Benzol mit Salpetersäure, vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 
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