Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

(74) Wie man ein blaues Büchsenpulver machen soll. 
Willst du ein blaues Büchsenpulver machen, so 
nimm Salpeter, wie vorher geschrieben steht 
und tu Kornblumen dazu vierthalb Lot, ein halb 
Pfund Säuebaumholz, und stoß die Stücke sehr 
gut untereinander, so wird es blauknollig. Und 
laß dann die Knollen sehr gut trocknen, so 
hast du blaues Pulver, Säuebaumholz für die 
Kohlen, und stärke das Pulver wie vor. 
(75) Wie man ein gelbes Büchsenpulver machen soll. 
Willst du ein gelbes Büchsenpulver machen, so 
nimm abermals Salpeter und Schwefel in glei¬ 
chem Gewicht, wie vor, und nimm ein halb 
Pfund Spicanardi1, und stoß das gut unterein¬ 
ander. Und willst du es sehr stark haben, so 
nimm die Stücke darunter, die du vorher dazu 
genommen hast. 
Du sollst wissen, daß diese vier Pulver nicht 
ganz so schnell sein können wie Pulver mit 
den Kohlen. Auch ist zu wissen, daß manches 
Pulver sehr stark und stärker (als notwendig) 
ist. Nimm von den drei Stücken dann (etwas 
fort), wenn es sonst sehr räst2 ist. 
(76) Wie man richtig Feuerpfeile machen soll. 
Willst du gute Feuerpfeile machen, so nimm 
fünf Pfund Salniter1 und ein Pfund Schwefel 
und ein halb Pfund Kohle, und stoß das in 
einem Mörser sehr gut untereinander und tu 
Oleum benedictum1 und gebrannten Wein dar¬ 
unter, so viel wie genug ist, und mache einen 
Teig daraus, und knete von dem Teig so viel 
an die Pfeile, wie du davon haben willst und 
tu die an einem Stecken in einen warmen Ofen, 
daß er gut trockne und dörre. Danach nimm 
ihn heraus und schabe und forme ihn mit einem 
Messer, wie er sein soll, und überzieh ihn mit 
einem kleinen sauberen Tuch und binde ihn 
gut mit Faden3, und schwemme ihn danach mit 
Schwefel und in Harz. Merk’s (dir) gut. 
(77) Wie man einen überlauten Schuß tun kann. 
Willst du einen überlauten Schuß tun, so lege 
Wachs zwischen den Klotz und das Pulver, und 
tu ein Tröpflein Quecksilber innen zu dem 
Weidloch4 hinein, so klopft er laut, überstark. 
Willst du gewisse5 Schüsse tun, die gewähr6 (78) 
sind, so lug, daß dir zuerst wissend sei, wie stark 
das Pulver ist, wie weit es tragen kann, wieviel 
Pulver (geladen) ist, wie schwer der Stein ist 
gegen(über) dem Pulver, und daß die Klötze 
gleich und von demselben Holz sind, und (in) 
die Büchse gleich (mäßig) getrieben werden und 
auch gleich dick sind; daß die Büchse sicher 
steht und daß sie sich nicht entrüste7; und daß 
die Klötze (so ein) getrieben werden, daß sie 
nicht vor dem Rohr auf gehen8 und nicht vor 
das Rohr eingetrieben werden8. Insonderheit 
sieh, daß die Büchse aufrecht steht und auf¬ 
recht liegt9, daß ein Rad nicht eines (Stroh)- 
halmes (Dicke) höher steht als das andere. Und 
wenn du die Büchse mit dieser Lehre ladest, so 
kannst du keinen Schuß fehlen. 
Eine Frage, von welchem Maß eine Büchse sein (79) 
soll, die am allerweitesten schießt, und die 
Antwort darüber, wie hernach folgt. 
Abermals tut der Meister eine Frage, von wel¬ 
chem Maß eine Büchse sein soll oder muß, die 
am allerweitesten schießt. Das ist die Antwort: 
Welche Büchse einen Venediger Zentner10 
schießt, die schießt am allerweitesten. 
Eine andere Frage. (80) 
Aber eine andere Frage, ob die Büchse weiter 
schießt, die ein kleines Rohr hat oder ein gro¬ 
ßes Rohr. Sprech ich: Welche Büchse ein Rohr 
hat, daß das Rohr fünf Klotz11 lang ist, die 
Büchsen sind die besten. Denn die kurzen 
Rohre mögen weniger in die Weite schießen. 
Eine Frage, wie die Büchse am allerbesten (81) 
liegt. 
Eine Frage, ob die Büchse besser hart oder 
I Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 2 Scharf, vgl. S. 59, Fußnote 1. 3 ,,Binden“' nannte man auch das Umhüllen der Feuer¬ 
kugeln mit einem in Pech, Kolophonium, Leinöl, Mehlpulver getränkten, ,,getauften“ Leinensack o. dgl. und dessen Umwinden 
mit Schnüren. Die zu dem späteren Artillerie-Personal gehörigen, damit beauftragten Leute hießen die ,,Binder“. 4 Zündloch. 
5 Sichere. 6 Zuverlässig. 7 Sich im Gerüst nicht verschiebt. 8 Vor dem Rohr vorstehen. 9 Lotrecht und waagrecht ausgerichtet ist. 
10 Nach einer Geivichtstafel von 1663 (Furttenbach), nach der 1 Venediger Zentner 56,6 Nürnberger Pfund (0,51 kg) hatte, 29 kg. 
II Hier ist mit ,,Klotz“ das Geschoß gemeint; das Rohr soll also 5 Kaliber lang sein. 
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