Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

(64) Wie man für eine jegliche Büchse sehr gute 
Feuerkugeln richtig und gut machen soll, daß 
man die aus der Büchse schießen kann. 
Willst du Feuerkugeln machen, die man aus 
der Büchse schießet, so nimm Büchsenpulver, 
so viel wie du willst, und knete es mit gebrann¬ 
tem Wein und mache einen Teig daraus, der 
sinwal1 sei wie eine Kugel, und nimm drei Ha¬ 
sel 2-Stöcklein, und die stoße durch die Kugel. 
Und die Stäblein sollen so groß sein wie ein 
Federkengel3. Und (du) sollst die Kugel über¬ 
ziehen mit Barchent, und den in Schwefel 
schwemmen, und aber(mals) überziehen mit 
Teig, der aus halb Salpeter und halb Schwefel 
gemischt ist, und überziehe das abermals mit 
Barchent, und überziehe dann das aber(mals) 
mit dem vorigen Teil4 und zu dem jüngsten5 
überzieh’s mit Zwillich-Ludern6 und mit 
Eisendrähten kreuzweise darüber. Und danach 
schwemme die Kugel in halb Schwefel und halb 
Harz. Und wenn sie so bereitet sind, so bohr 
mit einem Neberlein7 kreuzweise dadurch. Und 
wenn du schießen willst, so bohr ein Löchlein 
durch den Klotz, daß die Löchlein gleich gegen 
einander sehen. Und nimm dann ein kleines 
Rütlein und stoße es durch die Kugeln und 
durch den Klotz in das Pulver, das du verschie¬ 
ßen willst, daß es aneinander gleich Zusage, 
und zünde dann die Büchse an, so fährt es hin. 
(65) Wie man einen schreckenden Schuß machen 
soll, ivenn der Schuß von der Büchse fährt, daß 
er über hundert Sprünge tut. 
Willst du einen schreckenden Schuß machen, 
so nimm Schrentz-Papier8, und leime das auf¬ 
einander so groß, wie der Klotz sein soll, und 
schlage den Klotz nicht auf das Pulver und 
auch nicht sehr (weit) in das Rohr der Büchse. 
Und lade den Stein vor den Klotz und ver- 
speidel9 denselben Stein. Dieselben Pissen10 
schlag ab auf dem Stein11 und verstopfe12 den 
Stein mit einem harten Tuch, und richte die 
Büchse in Gleichgewicht, und zünde sie an, so 
fährt der Stein von der Büchse und tut über 
hundert Sprünge. Und die Büchse soll vorn 
dick sein13 und gut eingeschlagen14 und soll 
nicht vor dem Stein auf gehen15. 
Wie man machen soll ein gutes Salpraticalö, (6() 
das man (aus)spricht Salportica, mit dem man 
alle Pulver schneller und stärker macht, es sei 
Schießpulver zu Feuerpfeilen, zu Feuerkugeln 
oder zu anderen Feuerwerken. 
Willst du machen ein gutes Salpratica, das man 
(aus)spricht Salpertica, so nimm Salpeter und 
läutere ihn, daß Salniter16 daraus wird. Und 
wenn du das Salniter dreimal geläutert hast, 
so tu es in einen Kessel und schütte gebrann¬ 
ten Wein dazu, so daß der Wein drei Finger 
über das Salniter geht. Und tu zu einem Pfund 
Salniter 4 Lot Salarmoniak16, 1 Lot Kampfer, 
und siede das. Und wenn das ein Vierteil ein¬ 
gesotten ist, so setze es dann ein wenig vom 
Feuer und schütte den Wein in einen irdenen 
Hafen, so ist es ein Salpertica geworden. Und 
hänge denselben Salpertica in einem Hafen an 
einem Seil in einen kalten Keller, und laß 
ihn drei oder sechs Wochen darin hängen, so 
wird er grau und laugen-naß und wächst das 
beste und das zarteste da hindurch. Und da¬ 
nach, seitdem du ihn hinein gehangen hast, 
gehe am neunten Tag dazu und wische den 
Hafen auswendig mit einem Hasenfuß in ein 
schönes Becken. Und behalte das gut, denn das 
ist das beste und stärkste Stück, das jemand 
haben kann. Und tut man davon ein Lot unter 
dreißig Pfund Zeug, so ist davon genug. Doch 
je mehr man davon hinein tut, desto besser es 
allweg wird, und ist so gut, daß man für ein 
Pfund davon 30 Pfund Heller gibt. 
Wie man Salarmoniacum16 läutern soll. (67) 
Salarmoniacum soll man also läutern: Nimm 
l Rund, vgl. S. 61, Fußnote 7. 2 Haselnuß. 3 Federkiel. 4 Druckfehler, soll heißen ,,Teig“. 5 Zuletzt. 6 Lappen. 7 Bohrer. 8 Sehren- 
zen = spalten, reißen, zerreißen. 9 Verkeile. 10 Keilförmige Paßstücke, vgl. S. 43, Fußnote 9. 11 Die über den Stein nach vorn 
überragenden Enden wurden abgeschlagen, damit sie beim Vorschnellen des Steines das Rohr nicht sprengen. 12 Verstoppen, ver- 
schoppen, vgl. S. 43, Fußnote 8. 13 Wegen des Gasdrucks. Daher der Mündungswulst, der sich dann bei den langen Rohren noch 
jahrhundertelang zwecklos erhalten hat. 14 Um geschlagen, also einen Wulst haben. 15 Nicht den Stein überragen. 16 Vgl. V orbem., 
lechn. Fachausdrücke. 
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