Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

(37) Wie man zu Zündpulver die beste Kohle 
machen soll, die man haben kann, wie hernach 
folgt. 
Die allerbeste Kohle, die jemand haben kann 
zu Zündpulver. Wer die machen will, der soll 
nehmen ein verschlissenes Tischlaken, das sehr 
gut und schön gewaschen ist, an allen Stellen 
gestärkt und sauber getrocknet. Verbrenne das 
zu Pulver in einem irdenen Hafen. Und lösche 
es keinesfalls1. Du sollst den Hafen setzen in 
einen heißen Ofen, darin ein Feuer ist, daß das 
Tischlaken darin verbrennen kann. Du sollst 
auch den Hafen gut bedecken, daß der Dunst 
nicht davon kann. Die Kohle geht über alle 
Kohlen. 
(38) Nun steht hernach in mancherlei Weise, wie 
man gutes Büchsenpulver machen soll. 
Wenn du willst ein gemeines Pulver machen, so 
nimm vier Pfund oder vier Gewichtsteile Sal¬ 
peter und zwei Pfund Schwefel und ein Pfund 
Kohlen, und mische es gut untereinander: das 
heißt ein gemeines Pulver. Und das Pulver ist 
gut für den Kauf, und man mag es wohl (aus)- 
geben für ein gemeines gutes Pulver. 
(39) Wie man ein besseres Pulver machen soll, einem 
Biedermann2 für sein Schloß oder in eine ehr¬ 
same Stadt. 
Willst du machen ein besseres Pulver und ein 
stärkeres, als das vorige ist, so nimm fünf 
Pfund Salpeter und zwei Pfund Schwefel, ein 
Pfund Kohlen, und mische es durcheinander 
sehr gut. 
(40) Wie man noch ein besseres Pulver macht. 
Willst du machen ein besseres Pulver, als das 
davor, damit man weiter schießt und stärker 
schießen kann, als mit einem der vorigen, so 
nimm sechs Pfund Salpeter und zwei Pfund 
Schwefel und ein Pfund Kohlen. Das wird ein 
gutes, starkes Pulver und schießt weit. 
(41) Wie man ein Büchsenpulver härten und zu rö- 
schem3 Knollen-4Pulver machen soll. 
Willst du ein Büchsenpulver härten, wenn du es 
gut und schön durcheinander mischest in einer 
Mischung, die du gern hast, so tu davon in einen 
großen Mörser oder in eine Stampfe5, wie viel 
du hineinbringen kannst, und begieß das mit 
gutem Weinessig, und stoß es gut durcheinan¬ 
der mit einem hölzernen Stößel, und mach es 
also feucht mit dem Essig, daß es sich läßt zu¬ 
sammen drücken und ballen, wie groß du dann 
die Pulver-Knollen haben willst. Danach nimm 
ein verglastes6, sinwäl7, tiefes Tiegelein oder 
ein Näpflein oder eine kupferne Schale, drücke 
es so naß hinein, wie man einen Käse in einen 
Napf taucht, und stürze es dann um auf ein 
Brett, so geht es leicht heraus. Von den Pulver- 
Knollen kannst du machen, so viel du Pulver 
hast. Und ist es im heißen Sommer, so kann 
man die Knollen wohl dörren an der Sonne. Ist 
das nicht (der Fall), so muß man sie dörren in 
einer Stube. Die muß man sanft wärmen, und 
du mußt das tun zehn Tage lang. Die Knollen 
soll man dann nehmen und soll sie legen in 
ein dürres Faß oder in ein dürres Legelein8, 
und setz es an eine trockene Stelle, wo es keine 
Feuchtigkeit hat. Das Pulver nimmt nicht ab 
und ist gut, wie lange es (auch) währt. Vor 
allen Dingen, wenn man das Pulver trocknet 
in der Stube oder sonst, so soll man es behüten 
vor Feuer und vor Licht, denn es könnte (sonst) 
niemand errettet werden, und geschähe großer 
Schaden davon. 
Wie man Pulver machen soll zu Büchsen und (42) 
zu Feuerpfeilen, das sehr gut wird. 
Willst du Pulver machen zu Büchsen oder zu 
Feuerpfeilen, so stoß den Salpeter (für sich) 
besonders und mache ihn so klein, daß er sich 
sieben läßt durch ein enges Sieb wie ein Pfef¬ 
fer-Sieb. Solltest du es nicht haben, so nimm 
einen weiten Rock-Peitel9 und peitele ihn da¬ 
durch in ein Schaff; und was in dem Peitel 
oder Sieb bleibt, das stoß mehr, bis daß du 
1 Mit Wasser. 2 Biderbi mhd. brauchbar, brav, wacker. 3 Hart, scharf. 4 Gekörntes Pulver als Fortschritt gegenüber dem alten, 
staubförmigen Mehlpulver. 5 Stampfgefäß. 6 Emailiertes. 7 Sinbel — rund. 8 Legel = Faß, Flasche, auch ausgepichter Korb bei 
der Weinlese. 0 Ein Rock-Hemd. Pfeid oder Pfeit ist ein altes bayerisch-österreichisches Wort für Hemd; gotisch paida rock, 
griechisch baite (Hirtenrock), finnisch paita (Hemd) von einem slav ölet tischen Volk entlehnt, vielleicht vom altpreußischen 
pid = tragen, die Tracht. Demnach peiteln = durch das Hemd durchsieben. 
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