Und also hast du vorstehend in diesem Buch
gar mancherlei Weise und gute, richtige Form,
wie du rohen, ungeschiedenen und ungeläuter-
ten Salpeter und auch den Salpeter, der (schon)
geläutert und geschieden ist, noch besser läu¬
tern, scheiden und reinigen sollst.
(25) Nun steht hernach, wodurch du erkennen sollst,
ob der Salpeter genug geläutert ist oder nicht.
Wenn du versuchen sollst, ob Salpeter genug
geläutert ist oder nicht, so nimm ein wenig von
ihm und lege ihn auf eine glühende Kohle.
Brennt er dann schön, ohne zu springen und
ohne über sich zu platzen, so ist er gut und
richtig. Brennt er aber nicht schön und platzt
.über sich, das ist ein Zeichen, daß er nicht ge¬
nug geläutert ist. Den läutere mehr.
(26) Wie man den Salpeter versuchen soll, ob er mit
Salz gemischt ist oder nicht.
Willst du Salpeter versuchen, ob er mit Salz
gemischt oder gefälscht ist, so nimm davon so
viel wie eine halbe welsche Nuß, und leg das
auch auf eine glühende Kohle oder auf einen
Brand, der gut glüht. Brennt er dann schön
auf der Kohle oder auf dem Brand, als ob er
unter sich wollte, so ist er ohne Salz und ist
gut und richtig. Platzt er aber über sich, das ist
ein Zeichen, daß Salz dabei ist. Vor dem
hüte dich.
(27) Wie man den Salpeter ohne Feuer erproben
soll, ob er mit Salz vermischt ist.
Auch möchte man Salpeter wohl versuchen
ohne Feuer. Nimm Salpeter so viel, wie eine
welsche Nuß groß ist, und tue das in ein sau¬
beres Schüsselchen, das nicht schmalzig ist, und
gieß hinein ein wenig Wasser, das rein und kalt
ist, und laß den Salpeter eine Weile darin lie¬
gen. Und wenn das geschehen ist, so gieß das
Wasser ab und versuche es in dem Mund. Ist
das Wasser gesalzen und hat der Salpeter sehr
abgenommen, so daß er viel weniger (gewor¬
den) ist als vorher, das kommt vom Salz her.
Ist er aber nicht weniger (geworden) als vor¬
her und ist das Wasser nicht versalzen, so ist er
gut und bewährt. Ohne Zweifel kannst du ihn
dann kaufen.
Wenn du geläuterten Salpeter kaufen willst, (28)
so steht hernach eine gute Lehre, Salpeter zu
kaufen, der (eben) erst von Venedig kommt,
daß man damit nicht betrogen wird.
Es ist eine besondere Kunst, Salpeter zu kau¬
fen, wenn er (eben) erst von Venedig kommt.
Wenn du kommst an ein Geschirr mit Salpeter,
so stoße die Hand hinein. Wird sie dann feucht
und naß, so ist er nicht gut. Bleibt sie aber
trocken, so ist er gut.
Abermals, wie du guten Salpeter erkennen sollst. (29)
Versuch ihn mit dem Mund. Ist er dann räß1,
bitter und gesalzen, so ist er nicht gut. Ist er
aber sehr pitzenlich2 und scharf, so ist er gut.
Abermals eine Lehre, wie man den Salpeter (30)
kaufen soll.
Welcher Salpeter glattzapfig ist, der ist gut.
Davon kannst du wohl kaufen. Aber welcher
Salpeter rauhzapfig ist, der ist nicht gut, und
roher milder Salpeter ist auch nicht gut.
Es ist (so), daß etliche Kaufleute gewöhnlich
in allen Sachen, womit sie umgehen, Vorteil
suchen, wo sie können oder mögen. Dadurch
wird ihr Kaufmannsschatz oft verringert und
erschwert, da die Leute, die von ihnen kaufen,
wähnend, sie hätten einen guten Kauf getan,
oft von ihnen betrogen werden. Und besonders
an dem Salpeter, dabei ist große Täuscherei.
Darum steht davor und hiernach, wodurch man
erkennen soll richtigen und guten Salpeter,
oder wodurch man wissen kann, welcher Sal¬
peter vermischt ist mit Salz oder mit Alant3.
So findet man auch in diesem Buch davon ge¬
schrieben, wie man Salpeter von aller Unsau¬
berkeit scheiden soll: von Salz und Alant3.
Nun findest du aber hernach, wie man Salpeter (31)
kaufen soll, der nicht genug geläutert ist.
Eine besondere Kunst ist es, Salpeter zu kau¬
fen, der noch nicht richtig auf seine Weise ge¬
läutert und geschieden ist, wenn er von Vene¬
dig gekommen ist. Merke gut: man findet Sal-
1 Herb, scharf. - Stechend scharf, von pfetzen mhd. zwicken, kneifen, stechen, ritzen, in der Münchener Handschrift 4902 (bl) steht:
„bitzenlich vnd süßlecht“ (süßlich). 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke.
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