Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

gut trocknen, so hast du guten, wohlgeläuter¬ 
ten Salpeter. 
(21) Wie man Salpeter läutern und sieden soll, der 
vorher schon geläutert ist, aber nicht genug. 
Willst du Salpeter sieden und denjenigen rich¬ 
tig läutern, der vorher schon geläutert ist, so 
nimm Salpeter, so viel du davon gebrauchen 
mögest, und tu ihn in einen guten Kessel, und 
stelle ihn gerade, und nimm dann ein Hölz¬ 
chen, miß den Salpeter, wie viel es sei, und wo 
er an dem Hölzchen sich abzeichnet, da kerbe 
eine Marke ein, und vermehre das Zeichen drei 
Finger breit darüber, und da kerbe abermals 
eine Marke ein. Und nimm sehr guten Essig 
und tu davon so viel hinein, bis der Essig geht 
an die obere Marke, und tu dann den Kessel 
über ein kleines Feuer, und wenn es anfängt 
zu kochen1, so schäume2 die Unsauberkeit oben 
sehr gut ab. Und wenn es aufwallen will, so 
nimm Galitzenstein3 und lege davon ein Stück 
hinein, und laß es dann gut aufwallen, und 
rühre es von Anfang an sittlich4. Und wenn 
der Salpeter überall zergangen ist, so nimm 
den Kessel ab vom Feuer, setze ihn an eine 
heimliche Stelle, wo es kalt ist und niemand 
Zutritt dazu hat, darum daß dir nichts darein 
komme. Was vorsteht und ein wenig darüber 
reicht, gieß sodann ab in ein sauberes Geschirr, 
und laß ihn kalt werden. Und wenn der Essig 
erkaltet und der Salpeter darin steht, so nimm 
den Kessel, und gieß den Essig lauter und schön 
ab, so hast du einen guten, geschiedenen und 
wohlgeläuterten Salpeter. Und laß den Sal¬ 
peter in dem Kessel, und tu ihn an einen Ofen, 
der warm ist, und kehre ihn um, damit er gut 
erseige5 und trockne. Nimm dann den getrock¬ 
neten Salpeter und lege ihn an einen Ofen auf 
ein Lederlaken, und laß ihn gut dürr6 werden. 
Je dürrer er wird, desto besser wird er. 
(22) Eine Bewährung(sprobe) des Salpeters, ob er 
genügend geläutert sei. 
Nimm den Rührstab aus dem Kessel mit dem 
zergangenen Salpeter und sprenge etwas auf 
die glühenden Kohlen. Gibt es guten frischen 
Zwürtz7 und einigermaßen blaues Feuer, so ist 
der Salpeter fein und gut. Aber den schönen, 
reinen, abgegossenen Essig sollst du tun in 
einen schönen Kessel über ein gefüges8 Feuer; 
und laß ihn sieden, bis er halb eingesotten ist 
und nimm ihn dann ab vom Feuer. Tue damit, 
gleichwie du mit dem vorigen getan hast. So¬ 
bald er9 sich dann gestaltet hat, kannst du den 
reinen Essig abgießen und behalten10. 
Wie man Salpeter, der vorher (schon) einmal (23) 
geläutert ist, in dem zweiten Siedevorgang läu¬ 
tern soll, daß er sich schön reinige und ab- 
scheide von alle dem, das nicht zu ihm gehört 
und das nicht fehlen kann noch wird, damit es 
guter, richtiger und reiner Salpeter wird; und 
(das) ist auch die beste Kunst. 
NimmComula oder alumen yspanicum3, vitrio- 
lum romanum3 und sal commune3 und lege 
es bei dem zweiten Sieden des Salpeters hinein. 
Und das ist sehr nützlich, ist auch das aller¬ 
beste zum Scheiden des Salpeters, das jemand 
haben kann, und das bewähre ich also: Alumen, 
das zieht zu ihm und teilet ihn ebenso wie 
Alant3, den man in den Salpeter legt, wenn 
man ihn mehrt11. Sal commune, das zieht zu 
ihm und teilet ihn ebenso, wie salem silvestrem, 
yspanicum und vitriolum romanum eine jede 
Species oder Materie aufheben; und von den 
vorgenannten Species muß es sein Wirken, 
Laufen und Teilen haben, und wisse die rechte 
Wahrheit, daß dies nicht fehl schlägt. 
Eine Lehre sollst du (noch) wissen: je öfter (24) 
und je mehr du den Salpeter läuterst und schei¬ 
dest, desto weniger Salpeter erhältst du, und 
er schwindet sehr. Aber wenn man mit ihm so 
verfährt, so wird er der allerkräftigste und 
beste Salpeter, den jemand haben kann, und 
du wirkst damit sehr gut. 
1 Laiven — lä machen, lä —■ lau, milde. 2 Fairn, faimen — abschäumen. 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke. 4 Wie es Sitte, 
Brauch ist. 5 Erseigen — ausschöpfen, erschöpfen; hier also soll alles Flüssige gut ablaufen. 6 Trocken. 7 Wahrscheinlich von 
Zivirren mild, schwirren, zwitzern. 8 Gefiig — schicklich, passend. 9 Der Salpeter. 10 In der Münchener Handschrift 4902 (b 1) steht 
im Gegensatz dazu: „in ußschutten“, „ihn ausschütten“, also Doppelausdruck. H Wenn man ihn verfälscht. 
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