Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

Feuer, und wenn es warm wird, so schütte den 
Salpeter hinein und laß ihn gut sieden. Greif 
mit einem Löffel an den Boden, denn so weit 
Steine darin sind, die sammeln sich an dem 
Boden. Die tue heraus, und schäume ihn gut 
ab, und sieh zu, daß es nicht überkocht und 
daß nichts Schmalziges dazukommt. Und wenn 
du versuchen willst, ob er genug gekocht hat, 
so stoße ein sauberes Hölzchen hinein, und 
tröpfle es auf eine glühende Kohle. Brennt es 
dann, so hat es genug gekocht. Oder versuch 
ihn mit Hälmchen an einem wollenen Tuch1. 
Werden dann die Tropfen wie Eis, so hat es 
abermals genug gekocht. Danach nimm es von 
dem Feuer ab und laß es abkühlen, und gieß 
es durch ein dickes Leinen-Tuch oder durch 
einen Filzhut in ein sauberes Becken. Ist es 
aber sehr viel, so gieß ihn in ein schönes Schaff 
oder in einen weiten Prennten2 und laß es 
stehn einen Tag und eine Nacht an einer Stelle, 
wo niemand es anrührt, und leg oben ein paar 
Hölzchen hinein. Und wenn es so gestanden 
hat einen Tag und eine Nacht, so sieh dann zu, 
ob es sich gesammelt hat, und laß es noch einen 
Tag und eine Nacht stehn, und gieß das Wasser 
in ein sauberes Geschirr, und trockne den Sal¬ 
peter in einem schönen Becken auf einem Ofen 
oder auf einem Lederlaken, und nimm das 
Wasser, das du abgesiebt hast, siebe es aber¬ 
mals, und laß es länger sieden als vorher und 
tue desgleichen, wie du vorhin getan hast. Was 
dann darin ist, das sammelt sich, daß du es 
auch findest. 
Also hast du gar eigentlich in dem vorigen Ka¬ 
pitel (die Lehre), wie du rohen Salpeter läu¬ 
tern sollst, der vorher nicht geläutert ist. 
(14) Nun findest du hernach, was für eine Natur 
der Salpeter hat und welches der beste ist. 
Salpeter ist von Natur kalt im vierten Grade, 
das heißt in viererlei Weise. Der Salpeter 
wächst auf dem Feld an harten Steinen, wie 
Alant3, hart und weiß; es schadet ihm kein 
Regen. Der dritte Salpeter wächst gern an den 
Mauern und in den Kellern, wo sie feucht sind. 
Dieses ist der beste. Du sollst wissen, daß der 
Salpeter ein Salz ist und auf Latein Steinsalz 
heißt und sehr beißt. Und wenn er geläutert 
ist, so heißt er nicht mehr Salpeter. Er heißt 
dann Salniter. Denn er wird kalt und trocken 
nach dem Sieden, wobei ihn die Hitze ergreift, 
in der er nicht bleiben will wegen der großen 
Kälte, die er an sich hat. 
Der Schwefel ist von Natur heiß und trocken 
und entfacht gern das Feuer. Er behält aber 
das Feuer, während Salpeter bei der Hitze 
nicht bleiben will. Ebenso ist es auch mit dem 
Quecksilber und mit etlichen Stücken mehr, 
die Feuer nicht leiden mögen. Daher sollst du 
dich allweg hüten vor dem frischen weißen Sal¬ 
peter. 
Abermals eine gute Lehre, wie man Salz von (15) 
dem Salpeter scheiden soll. 
Willst du Salpeter stark und gut machen, so 
nimm Salpeter, so viel du davon gebrauchst, 
und tu ihn in einen sauberen Kessel, und tu 
soviel Wein und Essig dazu, daß es bloß über 
den Salpeter geht. Rühr ihn und mische ihn 
sehr gut untereinander. Und stoß eine Rute 
hinein, miß den Wein oder den Essig und mache 
auf der halben Höhe ein Zeichen. Und siede 
das auch zur Hälfte ein bis an das Zeichen der 
Rute. Und wenn du es also gesotten hast, so 
gieße den Wein oder Essig ab, und siebe das 
sauber ab, wie vorher geschrieben steht, so 
findest du das Salz an dem Boden in dem Kes¬ 
sel. Der Salpeter steht in dem Wasser. Den 
sollst du nehmen und sollst ihn gut trocknen 
an der Sonne; so hast du guten Salpeter. 
Abermals eine andere gute Lehre, wie manSal- (16) 
peter läutern soll und Salz und Alant davon 
scheiden soll. Es ist die beste Lehre von denen, 
die vorher und nachher stehen. 
Willst du Salpeter läutern, daß er gut wird, 
und Salz und Alant davon abscheiden, so nimm 
zwei Pfund ungelöschten Kalk, ein Centner 
Yspanicum3, ein Centner Galitzenstein3, zwei 
Centner Salz, und mache daraus eine Lauge 
von Wein oder Essig. Und laß die Lauge drei 
1 Vgl. Seite 51 (12). 2 Vgl. Seite 51, Fußnote 6. 3 Vgl. Vorbem., techn. Fachausdrücke, Seite 39. 
53
	        
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