Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

zubereitetes Zündpulver (58), Dieses wurde durch das Zündloch auf und in die Treib¬ 
ladung geschüttet, mit einer anderen Art, einem „trägen44 Zündpulver bestreut und die¬ 
ses mit glühender Kohle, später mit dem Glut- oder Zündeisen und schließlich mit der 
brennenden Lunte in Brand gesetzt. 
Da von dem gekörnten Pulver (41, 43, 44, 47) bereits die Rede war, ist nur noch hervor¬ 
zuheben, daß über das Verfahren mit dem eingeschmolzenen Schwefel (43), das ein gegen 
Feuchtigkeit sehr widerstandsfähiges Pulver ergab (2:0,25:1), Romocki berichtet 
(S. 186), es sei Mitte des 19. Jahrhunderts als neue Erfindung wiederholt auf Veranlas¬ 
sung des Grafen Paolo di San Roberto ausprobiert, aber wegen seiner großen Gefährlich¬ 
keit verworfen worden, lrn nordamerikanischen Bürgerkrieg (1861—1865) hätte man 
aber vereinzelt doch noch Patronen verwendet, deren ganze Pulverladung unter An¬ 
schmelzen zu einem Körper zusammengepreßt gewesen sei. 
Die für die Zubereitung von farbigem Pulver (72—75) erwähnten Farbzusätze für Weiß, 
Rot, Blau und Gelb sind einfacher Art und für die Wirkung bedeutungslos. Geheimnis¬ 
voll wählte ein geschäftstüchtiger Büchsenmeister eine von der Regel abweichende Farbe, 
um „sein44 Pulver als etwas Besonderes hinzustellen. Es sei nur, um zu zeigen, wie sich 
solche Maßnahmen, um die Konkurrenten auf falsche Fährte zu setzen, durch die Jahr¬ 
hunderte erhalten haben, an den letzten Rettungsversuch des Schwarzpulvers gegenüber 
dem neuen Nitrozellulosepulver erinnert, an das „braune44 prismatische Schwarzpulver 
C 82 am Ende des 19. Jahrhunderts, und an den schmunzelnden Unternehmer, wenn er 
sah, wie Besucher der Fabrik durch heimliches Mitnehmen einer Probe der braunen Roh¬ 
stoffmasse hinter das Geheimnis des fertigen Fabrikates zu kommen hofften. Auch an 
diesen Farblehren ist deutlich erkennbar, wie sehr den Büchsenmeistern an der Geheim¬ 
haltung des Feuerwerkbuches gelegen sein mußte, wenn nicht die Harmlosigkeit ihrer 
Farben-Schliche aller Welt offenbar werden sollte. 
Klötze, Steine, Zunder 
(zu 59—61, 82, 83, 98, 99) 
Über die Form des Klotzes (59) geben schon die Büchsenmeisterfragen Auskunft. Wenn 
dort gelehrt wird, er soll im Durchmesser etwas stärker sein als der Durchmesser des 
Pulversackes, so steht hier die Ergänzung: Er sei vorn kleiner als hinten, also keilförmig 
oder mindestens zugeschärft. Ihn dabei gänzlich einzutreiben, ohne daß er übersteht und 
von dem kurzen Flug unnötigerweise noch Raum fortnimmt, ist natürlich nur möglich, 
wenn er aus weichem Linden- oder Pappelholz gemacht ist, alles durchaus logische For¬ 
derungen, die aber in einem Lehrbuch auch für angehende Büchsenmeister am Platze sind. 
Ganz ebenso liegen die Dinge, wenn die Form des Steins (60) wirklich kugelrund ver¬ 
langt wird, was in der Praxis nicht ganz einfach auszuführen ist, da eine geringe Abwei¬ 
chung nur an einer Stelle die Verkleinerung der ganzen Kugel und Vergrößerung des 
Spiels im Lauf mit sich bringt und das „Verschoppen44 um so notwendiger erscheinen läßt. 
Das Messen der Kugel „mit einem gewissen Zirkel44 deutet auf die Benutzung einer Lehre 
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