Kommt aus dem jüdischen See bei Jericho, und ist das beste ganz hart, purpurfarb, schwer
und eines starken Geruchs. Das schwarze und unsaubere ist untauglich.6'
Mit diesen Kenntnissen ausgerüstet, gehe man an die Prüfung der sehr viel höher stehen¬
den und ernster zu nehmenden Mitteilungen des Feuerwerkbuches über die Eigenschaf¬
ten und das Wesen der Rohstoffe heran!
Rein äußerlich muß zunächst auffallen, daß dem Salpeter 28 Abschnitte (6—32, 66) ge¬
widmet sind, dem Schwefel und der Kohle aber nur zwei (33,34) bzw. drei (35—37), dem
Salmiak sogar nur einer (67). Da vom Verfasser offenbar alle ihm bekannten Salpeter¬
rezepte gesammelt und trotz ihres vielfach gleichen Inhalts weitergegeben sind, muß
er wohl dem Salpeter eine besondere Bedeutung beigemessen haben. Wenn das verwun¬
derlich erscheint, so sei daran erinnert, daß der Salpeter das kennzeichnende Merkmal
des Schwarzpulvers ist, daß von dem bisher nicht gelungenen Nachweis von Salpeter in
den Brandsätzen der Chinesen die Entscheidung der Frage abhängt, ob unser Schwarz¬
pulver in China früher bekannt gewesen ist als in Europa und Deutschland und daß der
bedeutendste deutsche Sprengstoff-Geschichtsforscher, von Romocki, mit seiner Feststel¬
lung noch nicht widerlegt ist: Eine bewußte Anwendung von Salpeter in irgendwelchen
Feuerwerkskörpern ist im ganzen Morgenland vor der Mitte des 13. Jalirhunderts nicht
nachgewiesen. Der auf diesem Gebiete besonders angesehene englische Gelehrte Hine
geht sogar noch weiter und stellt die energische Behauptung auf: „Keine Spur von Sal¬
peter ist bis jetzt irgendwo vor dem 13. Jahrhundert gefunden worden1.66 Denn nicht
alles, was in China oder sonstwo im Orient vorher und selbst lange Zeit nachher noch
knallte und explodierte, war unser Schwarzpulver. Ob ein gegenteiliger Nachweis noch
gelingt — falls er überhaupt im Bereich der Wirklichkeit liegt —, hängt von einer sehr
wünschenswerten Gemeinschaftsarbeit der orientalischen Sprachwissenschaftler, der Che¬
miker (wegen der altchemischen Fachausdrücke) und der Waffentechniker ab.
Daß das Feuerwerkbuch den Salpeter mit einer so bemerkenswerten Ausführlichkeit be¬
handelt, scheint jedenfalls ein Beweis dafür zu sein, daß auch sein Verfasser ihm eine aus¬
schlaggebende Sonderstellung zuschrieb. Er unterscheidet den natürlich vorkommenden,
hauptsächlich aus Venedig, also dem Orient, eingeführten, oft verfälschten oder minde¬
stens verunreinigten und den künstlich gezogenen Salpeter, der dreimal besser ist als der
„wilde66 (32). Bei dem verhältnismäßig geringen natürlichen Vorkommen des erstgenann¬
ten in Europa, ist es kein Wunder, daß neben dem erwähnten kleinen Hausbetrieb (z. B.7)
seine Gewinnung sehr frühzeitig auch im großen einsetzte. Die Stadt Frankfurt a. M.
legte 1388 Salpeterplantagen an. Ein Salpeter-Regal, das Recht, die Häuser der Einwoh¬
ner nach Salpeter zu durchsuchen, wurde zuerst von Günther, dem Erzbischof von Magde¬
burg, schon 1419, in Brandenburg 1585 eingeführt. Es war nebenbei bemerkt dann das
verhaßteste, das in Württemberg und Preußen am stärksten betrieben wurde. Den Städ¬
ten und Dörfern in der Gegend von Magdeburg, Halberstadt, Mansfeld wurde später, 1748,
1 Vgl. Quellen-Verzeichnis (d).
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