Volltext: Das Feuerwerkbuch von 1420

Rohrinnenwand war auch später noch da, und ob die Kugel vorn in der Mündung oder 
tief unten am Rohrende lag, die Kugel durfte beim Stellungswechsel oder Richten ihre 
zentrale Lage nicht verändern, wenn sie nach dem Abschuß nicht schon im Rohr schlottern 
und draußen abirren sollte. 
Die elfte Frage erörtert sodann die bessere Treibkraft des „Knollenpulvers46 gegenüber 
dem Mehlpulver. Dieses, mit dem Setzeisen fest zusammengepreßt, verbrannte zu lang¬ 
sam, so daß, insbesondere bei den damals noch sehr kurzen Rohren, die vollständige Ent¬ 
wicklung der Gase, wie bereits erwähnt, erst eintrat, wenn die Kugel das Rohr schon ver¬ 
lassen hatte. Das gekörnte Pulver vergast schneller, so daß es nach den angestellten Ver¬ 
suchen im Verhältnis von 3:2 auf die Tragweite günstiger wirkt, freilich auch das Rohr 
höher beansprucht. Hier liegt, geschichtlich bemerkenswert, die erste Erwähnung des für 
Bild 26. Drei Kaliber langer Flug 
Aus einer Nürnberger Handschrift, etwa 1422 
Entn. Essenwein A XXVI 
alle Zukunft beibehaltenen gekörnten Pulvers vor. Zwar ist es noch nicht das Kornpul¬ 
ver, dessen Bearbeitung nach Sieben für gleiche Korngröße sowie nach Graphitieren und 
Polieren zu den späteren Erfolgen führte, dessen gesteigerte Wirkung gegenüber dem 
Mehlpulver aber klar erkannt ist, sei es, daß dieses durch Stoßen und Stampfen von Hand 
oder durch die später verwendeten Triebwerke zu Staub zerkleinert wurde, sei es, daß es 
durch die damals schon bekannten und später beibehaltenen Mahlmühlen, die sich aus 
den alten Ölmühlen entwickelten und in Spandau bereits 1344, vom Deutschen Orden 
schon 1409 in Elbing und Neuteich betrieben wurden, zermahlen wurde1. Michel Behaim 
soll 1405 zu Röthenbach bei Lauf in Bayern eine Pulvermühle errichtet haben, in der das 
Pulver ebenso zwischen Mühlsteinen gemahlen wurde. Der Nürnberger Bürger Harscher 
hat angeblich 1431 die erste Pulverstampfmühle in der Nähe von Nürnberg erbaut zu 
gleicher Zeit, als eine solche auch bei München entstand2. 
Die Kenntnis des Verfassers, daß das Mehlpulver auch weniger dauerhaft war, besonders 
bei Transporten stark stäubte und sich entmischte, also an Güte und Menge schnell verlor, 
darf wohl als sicher angenommen werden, auch wenn darüber nichts erwähnt wird. 
Die Antwort auf die zwölfte Frage stellt schließlich die für lange Zeit maßgebende Lehre 
1 Vgl Quellen-Verzeichnis (c). 2 Würdinger, Kriegsgeschichte von Bayern, München 1868. 
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