Volltext: Die Tiroler und Vorarlberger [Band 4]

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Das Volk in Waffen. 
Gemeinden und Private Beste und veranstalten mehr oder minder 
prächtige Schützenfeste. Beliebt waren in frühern Zeiten die 
Widder- und Gansschießen; für erstere bestanden sogar eigene alte 
Stiftungen. Zum Beste wurde natürlich immer ein prächtiges 
Schaf ausgewählt, festlich mit Bändern geschmückt und im Triumph 
durch den Ort ins Gerichtshaus, den Versammlungsplatz der 
Ortsobrigkeit, geführt; ehemals schoß man Gänse und Widder 
wohl auch in natura, jetzt wählt man auf Scheiben angebrachte 
Abbildungen von denselben nicht ungern zum Zielobject. Am 
großartigsten gestalteten sich natürlich die Landesschießen, welche 
in der Landeshauptstadt gegeben wurden. Zu diesen strömten die 
Schützen von allen Seiten herbei unb außerdem viel anderes Volk. 
Keines von allen diesen Festschießen ist aber an Pracht und Glanz 
jenem gleich gekommen, welches im Jahre 1863 dgs Andenken der 
fünfhundertjährigen Vereinigung Tirols mit Österreich verherrlichte; 
ein unbeschreiblicher Jubel erfaßte die Schützengäste und die 
Bewohner der Hauptstadt, als der Monarch selbst es mit seiner 
Gegenwart beglückte, und der Schützenfestzug, der vor der 
Eröffnung desselben stattfand, übertraf an Menge der Theilnehmer 
(über 6000) und an Mannigfaltigkeit und Schönheit der Trachten 
alle ähnlichen Aufzüge, welche Innsbruck bisher gesehen hat. Eine 
Schattenseite in dem regen Schützenleben der Neuzeit war es aber, 
daß sich in Folge der vielen Scheibenschießen eine Anzahl von vor 
züglichen Schützen bildete, welche das Schießen zu einem Gewerbe 
machten und dadurch das Schützenwesen herabwürdigten. Dasselbe 
thaten die von allen Schützen angewendeten Gewehre, die im Felde 
sich ganz untauglich erwiesen. Die letzte Organisation des Landes- 
Defensionswesen hat dem Schützenwesen wieder einen ernstern 
Charakter gegeben, aber vielleicht nur einen zu ernsten. Die gegen 
wärtigen Schießübungen der Landesschützen sind ganz etwas anderes 
als das alte Scheibenschießen und werden den alten volksthümlichen 
Festen großen Eintrag thun, wenn nicht vielleicht gar den Unter 
gang bringen. 
Noch tiefere Wurzel als die Liebe zum Scheibenschießen hat 
die Jagdlnst in den Herzen des Tiroler Volkes geschlagen. Seine
	        
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