Volltext: Die Tiroler und Vorarlberger [Band 4]

Das Volk in Waffen. 
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tirol, dessen Eroberung die italienische Revolutionspartei sich zum 
Ziele gesetzt hat. 
Wenn das Volk von Tirol und Vorarlberg eine solche Wehr 
fähigkeit durch alle Wandlungen der Zeiten sich erhalten hat, so 
verdankt es dieses Glück ohne Zweifel zum großen Theil seiner 
Liebe zum Schützenwesen und zur Jagd. Während die meisten 
andern Feste, welche das Volk in frühern Zeiten sich geschaffen 
hat, der Mißgunst von Zeloten und der allzu fürsorglichen Polizei 
zum Opfer fielen, sind die Schützenfeste bis in unsere Tage, sehr 
bezeichnend für den kriegerischen Geist des Volkes, die beliebtesten 
Volksfeste geblieben. Fast jedes Dorf hat seinen Schießstand, wo 
an Sonn- und Feiertagen in der Regel einige Männer sich ein- 
sindcn und dem Schießvergnügen sich hingeben. Ist eine besondere 
Festzeit eingetreten, so wird dieselbe gewiß auch mit einem Scheiben 
schießen gefeiert. Am heitersten gestalten sich solche Schützenfeste 
da, wo der Clerns noch nicht, von einem falschen Eifer geleitet, 
den Frohsinn des Volkes in Fesseln geschlagen. Da nimmt Jung 
und Alt, das schöne und starke Geschlecht, auch der Pfarrer und 
die Cooperatoren des Ortes an diesen Festen Theil und alles ist 
voll Freude und Leben, Witz und Humor; da fehlen auch Musik 
und Gesang nicht. Zu Schießplätzen wählt man mit Vorliebe 
romantische Plätzchen in der Nähe des Dorfes. Der Schießstand 
zeigt in der Regel primitiven Bau und nicht bessere Einrichtung; 
er besteht häufig nur aus einem Raum, durch dessen Mitte sich 
ein langer Holztisch zieht, worauf die Schützen ihre Schießbeutel 
ausbreiten, um zu laden; an der Vorderseite sind dann 3—4 Nischen 
für die Schießenden und den Schützenschreiber angebracht, die 
Wände sind mit Scheiben behängen und manchmal sind da wohl auch 
die Entschuldigungen aufgezeichnet, die jeder echte Schütze stets bereit 
hat, wenn ihm ein Schuß mißlungen; fast jeder Schießstand hat 
eine Haupt-, eine Kranz- und eine Schleckerscheibe. In größern 
Orten sind die Schießstünde nicht selten stattliche Gebäude, besonders 
da, wo die großen Kreis- und Landesschießen stattfinden. Gewöhnlich 
werden die landesfürstlichen Bestgaben, die sogenannten Kaiserthaler, 
ausgeschossen, bei besondern Anlässen spenden aber auch nicht selten
	        
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