Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Das Eisenbahnnetz vom Standpunkte der Landesverteidigung. 
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dreier Tage die fechtenden Truppen von vier Armeekorps von einem zum 
anderen Flügel überführen. 
Nicht so günstig war die Leistungsfähigkeit des östlichen Netzes. 
Abgesehen von den gut entwickelten Bahnen Oberschlesiens, das mit drei 
leistungsfähigen Transportstraßen ausgestattet war, konnte bei dem vor¬ 
wiegend landwirtschaftlichen Gepräge des Ostens und seinem im Frieden 
geringen Verkehrsbedürfnis ein dichtes Netz leistungsfähiger Bahnen nicht 
entstehen. In den schmalen Grenzstreifen östlich der Weichsel führten nur 
zwei durchgehende, doppelgleisige Transportstraßen, Marienburg—Königs¬ 
berg—Insterburg und Goßlershausen—Allenstein—Korschen. Letztere ver¬ 
lief auf langen Strecken in nicht allzu weiter Entfernung von der russischen 
Grenze und war hierdurch feindlichen Störungen leicht ausgesetzt. Aus dem 
gleichen Grunde kam die in unmittelbarer Nähe der Landesgrenze gelegene 
Bahn über Schönsee—Strasburg (Westpr.)—Soldau—Ortelsburg für den 
Aufmarsch nicht in Betracht. Sie war überdies, wie die Mehrzahl der ost- 
preußischen Bahnen, eingleisig und wenig leistungsfähig. Trotz dieser 
Mängel gewährte das ostpreußische Netz bei der geringen Stärke der anfangs 
im Osten eingesetzten Kräfte ausreichende operative Beweglichkeit. Erst 
bei der im weiteren Verlaufe des Krieges notwendig gewordenen stärkeren 
Beanspruchung der Eisenbahnen Ostpreußens erwies sich deren beschränkte 
Leistungsfähigkeit recht nachteilig. 
Die quer durch das Reich führenden Verbindungen waren nach 
Zahl und Leistung imstande, auch hochgestellten Transportanforderungen 
gerecht zu werden. So standen für Verschiebungen zwischen der West- und 
Ostfront vier leistungsfähige, zweigleisige Linien zur Verfügung, deren 
Zahl sich östlich der Weichsel allerdings auf zwei verringerte. 
Der militärische Wert des im Jahre 1914 vorhandenen deutschen 
Eisenbahnnetzes wurde noch erhöht durch eine straffe Organisation der Ver¬ 
waltung und durch eine mustergültige Ausgestaltung des Betriebes. Im 
besonderen waren in den Jahren vor Ausbruch des Krieges Oberbau und 
Brücken unter Anpassung an die erhöhten Fahrgeschwindigkeiten und 
Lokomotivgewichte so verstärkt worden, daß das gesamte Netz auf seinen 
Hauptstrecken den Verkehr ganzer Militärzüge zuließ. Die Vervollkomm¬ 
nung aller betriebstechnischen Einrichtungen, insbesondere der Sicherungs¬ 
anlagen, die Weiterentwicklung der Betriebsvorschriften und die hier¬ 
mit Hand in Hand gehende verbesserte Ausbildung und Schulung des 
Personals dienten der Erhöhung der Sicherheit des Zugverkehrs. Die Ein¬ 
führung der Heißdampflokomotive mit ihrer durch geringeren Kohlen¬ 
verbrauch gesteigerten Nutzwirkung ermöglichte höhere Leistungen, und die 
vor dem Abschluß stehenden Versuche zur Einführung einer durchgehenden
	        
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