Volltext: Das deutsche Feldeisenbahnwesen ; [1]. Die Eisenbahnen zu Kriegsbeginn (15. 1928)

Das Eisenbahnnetz vom Standpunkte der Landesverteidigung. 3 
Je mehr sich im Laufe der Jahre der Schwerpunkt des Aufmarsches 
gegen Frankreich nach Norden an den Niederrhein verschob, um so mehr 
lag im W e st e n das Hauptgewicht des späteren strategischen Ausbaues 
neben der weiteren Vermehrung der Rhein-Ubergänge vor allem in der 
leistungsfähigen Ausgestaltung des Vahnnetzes im linksrheinischen Bezirk 
der Cisenbahndirektion Köln. Zier mußten die für Versammlung eines 
starken rechten Heeresflügels unentbehrlichen Zufuhr- und Auslauflinien 
neu geschaffen werden. Im Oste n galt der für die Landesverteidigung 
unternommene Ausbau vornehmlich der Vermehrung der Weichsel-Brücken 
und der Erhöhung der Leistungsfähigkeit des ostpreußischen Netzes, das 
zum überwiegenden Teile aus eingleisigen, militärisch unzulänglichen 
Nebenbahnen bestand. Daneben wurde unter dem Druck politischer 
Spannung auch der Ausbau der schleswig-holsteinischen Bahnen 
gefördert und durch deren weitere Ausgestaltung die Schaffung dreier 
leistungsfähiger Linien zur Nordgrenze erreicht. 
Die Entwicklung der politischen Lage und die hieraus sich ergebende 
Wahrscheinlichkeit der Führung eines Zweifrontenkrieges steigerte 
die Bedeutung der heimatlichen Eisenbahnen für einen schnellen Aufmarsch 
und für die spätere Leitung der Operationen. Rasche Versammlung und 
erhöhte Beweglichkeit mußten die zahlenmäßige Unterlegenheit der deutschen 
Streitkräfte ausgleichen; schnelle und umfangreiche Truppenverschiebungen 
längs der Grenzen und zwischen den voraussichtlichen Kriegsschauplätzen 
waren sicherzustellen. Dies bedingte leistungsfähige Transportstraßen nach 
allen für die Kriegführung in Frage kommenden Grenzgebieten und gute 
Verbindungen quer durch das Reich. Der militärische Ausbau der letzten 
Jahrzehnte suchte diesen Forderungen Rechnung zu tragen. 
Die in den Jahren unmittelbar vor Kriegsausbruch sich mehr und 
mehr verschärfende politische Lage sowie die großen Anstrengungen 
Frankreichs und vor allem Rußlands, ihr Vahnnetz für strategische 
Zwecke zu verbessern, veranlaßten die Heeresverwaltung, auf Anregung 
des letzten Chefs der Eisenbahnabteilung, Oberstleutnants Groener, einen 
umfassenden, einheitlichen Plan zur Förderung des Aus¬ 
baues der deutschen Bahnen aufzustellen. Unter finanzieller Beteiligung 
des Reiches sollten in den Grenzgebieten und im Innern die Zahl der selb¬ 
ständigen Transportstraßen vermehrt, die Leistungsfähigkeit des gesamten 
Netzes gesteigert und betriebliche Schwierigkeiten in der Führung einzelner 
Linien beseitigt werden. Im besonderen wurde angestrebt, jedem nach dem 
Westen bestimmten Armeekorps mit seinen Reservetruppen, soweit es nicht 
nahe der Grenze stand, eine zweigleisige Aufmarschlinie zur Verfügung zu 
stellen. Im Osten sollte eine dritte Transportstraße in das Land östlich 
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