Englische Pläne. Letzte Maßnahmen des Generals Nivelle. 419
französischen Angriff beiderseits St. Quentin zu erleichtern. Am 11. Mai n. Mau
regte er bei der Heeresgruppe Nord eine Erweiterung dieses Planes dahin
an, daß die französische Z.Armee südlich von St. Quentin, eine gleichstarke
nördlich davon zwischen Bellicourt und Vanteux und die britische 4. Armee
noch weiter nördlich, linker Flügel bei Havrincourt, angreifen sollten.
Unterdessen war das Vertrauen zur Führung des Generals Nivelle
zusehends geschwunden, im Heere fast noch mehr als im Volke. Die Flut von
Mitteilungen, die der Regierung über den Verlauf der Schlacht, über die
Verhältnisse an der Front und in der Etappe zugingen und sämtlich auf die
Unzulänglichkeit, Unbelehrbarkeit und Selbstherrlichkeit des Generals hin-
wiesen, machten es unmöglich, ihn noch länger zu halten. Unbeschadet seiner
Verdienste um Verdun schien er der Negierung seit Übernahme der obersten
Führung in allem fehlgegriffen zu haben: in Zeit, Ort und Anlage des
Angriffs, im Verkennen der Alberich-Vewegung und ihres Einflusses auf die
Verstärkung der bereits festungsartig ausgebauten deutschen Abwehrfront, in
der Überschätzung der artilleristischen Möglichkeiten und in der Unterschätzung
der Wetterverhältnisse. Er hatte sich viel zu stark auf den entscheidenden
Erfolg seiner Offensive festgelegt, als daß man deren dürftige Ergebnisse
hinnehmen konnte. Der Kriegsminister sah klar, daß die Operation wieder
in die Zermürbungsschlacht einlenkte, die gerade hatte vermieden werden
sollen. Cr wußte um das Mißtrauen, das die Generale gegenüber den Fähig-
keilen des Obersten Befehlshabers schon vor Beginn der Offensive gehegt
hatten und jetzt erst recht hegten, und ebenso um die neuen Gegensätze, die
sich daraus ergaben, daß General Nivelle die Schuld am Mißlingen der
Offensive verfehlten Maßnahmen seiner Unterführer zuschrieb. Seine
Stellung war unhaltbar geworden. Am l l. Mai berief ihn Kriegsminister
Painlevg nach Paris und forderte ihn auf, seinem Anerbieten vom 25.April
entsprechend nunmehr zurückzutreten und wieder das Kommando bei Verdun
zu übernehmen. Dazu aber war General Nivelle jetzt nicht mehr bereit.
Seine Freunde in der Regierung traten gegen den Kriegsminister mit der
Begründung für ihn ein: Der Abgang Painleves wäre das Ende einer
Partei, der Abgang Nioelles das Ende Frankreichs. Es bedurfte des ener-
gischen Eintretens des greisen Ministerpräsidenten Ribot für den gefähr-
deten Kriegsminister, um in einer stürmischen Sitzung des Kriegskomitees
noch an demselben Tage den Fllhrerwechsel durchzusetzen. Am 15. Mai legte
©eneral Nivelle sein Kommando nieder, am 17.wurde General Petain
fein Nachfolger. Generalftabschef beim Kriegsminister wurde General F o ch.
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