Volltext: Die Kriegsführung im Frühjahr 1917 (12. 1939)

Englische Pläne. Letzte Maßnahmen des Generals Nivelle. 419 
französischen Angriff beiderseits St. Quentin zu erleichtern. Am 11. Mai n. Mau 
regte er bei der Heeresgruppe Nord eine Erweiterung dieses Planes dahin 
an, daß die französische Z.Armee südlich von St. Quentin, eine gleichstarke 
nördlich davon zwischen Bellicourt und Vanteux und die britische 4. Armee 
noch weiter nördlich, linker Flügel bei Havrincourt, angreifen sollten. 
Unterdessen war das Vertrauen zur Führung des Generals Nivelle 
zusehends geschwunden, im Heere fast noch mehr als im Volke. Die Flut von 
Mitteilungen, die der Regierung über den Verlauf der Schlacht, über die 
Verhältnisse an der Front und in der Etappe zugingen und sämtlich auf die 
Unzulänglichkeit, Unbelehrbarkeit und Selbstherrlichkeit des Generals hin- 
wiesen, machten es unmöglich, ihn noch länger zu halten. Unbeschadet seiner 
Verdienste um Verdun schien er der Negierung seit Übernahme der obersten 
Führung in allem fehlgegriffen zu haben: in Zeit, Ort und Anlage des 
Angriffs, im Verkennen der Alberich-Vewegung und ihres Einflusses auf die 
Verstärkung der bereits festungsartig ausgebauten deutschen Abwehrfront, in 
der Überschätzung der artilleristischen Möglichkeiten und in der Unterschätzung 
der Wetterverhältnisse. Er hatte sich viel zu stark auf den entscheidenden 
Erfolg seiner Offensive festgelegt, als daß man deren dürftige Ergebnisse 
hinnehmen konnte. Der Kriegsminister sah klar, daß die Operation wieder 
in die Zermürbungsschlacht einlenkte, die gerade hatte vermieden werden 
sollen. Cr wußte um das Mißtrauen, das die Generale gegenüber den Fähig- 
keilen des Obersten Befehlshabers schon vor Beginn der Offensive gehegt 
hatten und jetzt erst recht hegten, und ebenso um die neuen Gegensätze, die 
sich daraus ergaben, daß General Nivelle die Schuld am Mißlingen der 
Offensive verfehlten Maßnahmen seiner Unterführer zuschrieb. Seine 
Stellung war unhaltbar geworden. Am l l. Mai berief ihn Kriegsminister 
Painlevg nach Paris und forderte ihn auf, seinem Anerbieten vom 25.April 
entsprechend nunmehr zurückzutreten und wieder das Kommando bei Verdun 
zu übernehmen. Dazu aber war General Nivelle jetzt nicht mehr bereit. 
Seine Freunde in der Regierung traten gegen den Kriegsminister mit der 
Begründung für ihn ein: Der Abgang Painleves wäre das Ende einer 
Partei, der Abgang Nioelles das Ende Frankreichs. Es bedurfte des ener- 
gischen Eintretens des greisen Ministerpräsidenten Ribot für den gefähr- 
deten Kriegsminister, um in einer stürmischen Sitzung des Kriegskomitees 
noch an demselben Tage den Fllhrerwechsel durchzusetzen. Am 15. Mai legte 
©eneral Nivelle sein Kommando nieder, am 17.wurde General Petain 
fein Nachfolger. Generalftabschef beim Kriegsminister wurde General F o ch. 
27*
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.