Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L.: Entwicklung der Gesamtlage. 
Mitte Januar. „So werden es unsere Gegner nicht wieder machen. Schon in der 
Schlacht an der Somme entstanden für uns jedesmal die größten Schwierig- 
leiten, wenn außer der 1. Armee auch die 2. südlich der Somme angegriffen 
wurde. Dann reichten weder Munition noch Reserven aus. Glücklicher¬ 
weise erfolgten diese Angriffe gegen die 2. Armee nur zeitweise und nicht 
mit der Nachhaltigkeit, wie gegen die I.Armee. In Zukunft werden 
unsere Gegner uns fraglos an mehreren Punkten zugleich angreifen, um 
uns zur Zersplitterung unserer Reserven zu veranlassen und uns zu ver¬ 
hindern, aus ruhigen Fronten Divisionen zur Ablösung von abgekämpften 
herauszuziehen. 
„Es fragt sich nur, ob sie 
1. an zwei oder vielleicht auch drei Stellen große Durchbruchsangriffe 
ansetzen, oder 
2. ob sie an einer größeren Anzahl von Punkten kleinere Angriffe mit 
mehreren Divisionen und mit beschränktem Ziel, wie bei Verdun 
(Nivelle'sche Angriffe) unternehmen werden, starke Kräfte außerdem bereit- 
halten, um dort nachzustoßen, wo eine schwache Stelle gefunden wird und 
ein Erfolg ausgebeutet werden kann, oder 
3. ob sie gleichzeitig an zwei oder drei Stellen große Durchbruchsangriffe 
ansetzen, außerdem aber an mehreren Stellen Nivelle'sche Angriffe. 
„Das Wahrscheinlichste ist der dritte Fall. Der Gegner hofft, dadurch 
unsere Reserven auf sich zu ziehen, uns über die Hauptangriffsrichtung zu 
täuschen und zu erschöpfen, um dann den entscheidenden Stoß zu führen, 
den er unbedingt erstreben wird. Wo diese Angriffe stattfinden werden, 
ist schwer zu sagen. Daß an der Somme der Angriff in der bisherigen 
Richtung fortgesetzt wird, ist nicht unmöglich, aber nicht wahrscheinlich. 
Eher ist anzunehmen, daß unter gleichzeitigem Druck aus südlicher Rich- 
tung auf Vapaume ein starker Angriff von Arras aus in südöstlicher Rich- 
tung erfolgt. Vielleicht wird der Angriff auch aus Richtung Arras—Souchez 
gegen die Vimy-Höhen geführt. Weniger wahrscheinlich ist ein Angriff in 
Richtung Lille, durch den die drei großen Städte Lille, Roubaix und 
Tourcoing in Mitleidenschaft gezogen würden. Möglich ist auch ein An¬ 
griff beiderseits der Somme, einerseits gegen den St. Pierre Vaast-Wald, 
andererseits bei Viaches—Varleux. Sehr wahrscheinlich sind französische 
Angriffe im Elsaß und Lothringen, schon um beim Friedenschluß ein Faust- 
Pfand zu besitzen. Inwieweit auch die Maas-Gegend, die Champagne und 
die Argonnen in Betracht kommen, kann hier nicht beurteilt werden. 
„Wie sollen wir demgegenüber auf dem westlichen 
Kriegsschauplatz im Frühjahr operieren? 
„Ist ein Durchbruch möglich?
	        
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