Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Besprechungen des Generals Ludendorff an der Westfront. 
503 
Denkschrift des Generals von Kühl: 
„Vorschlag für die Operationen auf dem westlichen Kriegsschauplatz 
im Frühjahr 1917." 
Diese Denkschrift ist die einzige, die den Westkrieg in seiner Gesamt- 
heit erfaßt. Da sie die Lage zugleich besonders treffend kennzeichnet, sollen 
ihre Hauptteile hier im Wortlaut wiedergegeben werden, wenn sie auch 
gegenüber der Grundauffassung der Obersten Heeresleitung nichts wesentlich 
Neues brachten. 
Die ersten Absätze enthielten Stärkeberechnungen, die sich auf etwa 
denselben Annahmen aufbauten, wie die bereits erwähnte Berechnung der 
Nachrichten-Abteilung. Sie brachten darüber hinaus auf feiten der Gegner 
noch rund 100 000 Farbige und „höchstens" 60 000 Portugiesen in Ansatz, 
die entsprechende französische Kräfte an ruhigen Fronten ablösen könnten^). 
Aber auch ohne solche Ablösung wurden bei den Gegnern schon 75bis 80 
Divisionen zum Angriff verfügbarer Heeresreserven gegen nur 41 auf deut- 
scher Seite errechnet. Dann sagte die Denkschrift: 
„Voraussichtliche Operationen unserer Gegner 
auf dem westlichen Kriegsschauplatz im Frühjahr 1917. 
„(Bs ist nicht anzunehmen, daß unsere Gegner beabsichtigen, mit den 
verfügbaren Kräften lediglich einen Ermattungskrieg zu führen, um uns 
mürbe zu machen und auszuhungern. Die inneren Verhältnisse Rußlands, 
die ganze Lage Frankreichs und Italiens und auch die allmählich schwieriger 
werdenden Verhältnisse in England, die Schwierigkeit, die Koalition auf 
die Dauer zusammenzuhalten, sprechen dagegen. Es ist mit großer Sicher- 
heit damit zu rechnen, daß unsere Gegner mit äußerster Kraftanstrengung 
versuchen werden, eine Entscheidung sobald als möglich herbeizuführen, und 
daß sie dazu auf allen Kriegsschauplätzen zugleich mit allen Kräften 
angreifen werden. 
„Im Westen werden sie schwerlich dasselbe Verfahren wie 1916 
anwenden. Der gewaltige Massenangriff der vereinigten Engländer und 
Franzosen an einer Stelle hat in fünf Monaten unter ungeheueren Ver- 
lüften nicht zum Ziel geführt. Auch wir zogen unsere sämtlichen Kräfte 
und Mittel an diesem einen Punkt zusammen. Die übrigen beiderseitigen 
Fronten waren unterdessen (abgesehen von dem Angriff bei Verdun im 
Oktober) fast nur Zuschauer und dienten hauptsächlich zur fortgesetzten Ab- 
lösung der an der Somme abgekämpften Divistonen. 
') Auf diesen Annahmen beruhte vermutlich auch die spätere Stärkeberechnung 
der O. H. L. (Kr. Tgb. v. 25.Jan.; S. 495), die für die deutsche Seite noch ungünstiger 
rechnete als die vom 15. Jan.
	        
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