Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. H. L-: Entwicklung der Gesamtlage. 
«.Januar, der Westfront gesandte Anweisung der Obersten Heeresleitung 
vom 6. Januar 1917 in ihren Schlußsolgerungen etwas abzuweichen. 
Anknüpfend an „Sonderfälle" — gemeint waren wohl die beiden Rück- 
schlüge vor Verdun — zeigte sie mit eindringlicher Deutlichkeit, wie knapp 
Soldaten und Arbeitskräfte geworden waren, und zog daraus die Fol- 
gerung, die Aufgabe im Westen bestehe „zur Zeit in der Organisation der 
Verteidigung, im Bereitstellen und in der Ausbildung von Reserven". 
Die Verteidigung sei bis ins einzelne zu regeln, denn „nicht die Masse der 
eingesetzten Kräfte macht es, sondern die Sorgfalt in der Vorbereitung und 
Ausbildung, verbunden mit straffer und sorgsamster Dienstaufsicht und 
Nachprüfung auch geringer Einzelheiten". Der Widerstand, der sich des 
öfteren gegen das Herausziehen von Reserven zeige, werde schwinden, 
je mehr alle Stellen überzeugt seien, daß ihnen im Notfalle rechtzeitig 
geholfen werde und je mehr sie nicht nur an sich, sondern mit weitem 
Vlick an die Allgemeinheit dächten. Jeder verfrühte operative Einsatz von 
Reserven sei in hohem Maße schädlich, denn er störe die Ruhe- und 
Ausbildungszeit. Auch dürfe die „zur Zeit alles beherrschende Schwierig- 
keit unserer Eisenbahnlage" durch Vermehrung der Transporte nicht noch 
verschärft werden. Solange als irgend möglich müsse jede Stelle mit den 
eigenen Kräften auskommen. Alle Anträge auf Verstärkungen seien vorher 
eingehend auf ihre Dringlichkeit zu prüfen. Das gelte auch für Anträge 
auf Arbeitskräfte, da „jede Abgabe aus der Heimat, auch von Kriegs- 
gefangenen, die Erzeugung von Heeresgerät und Nahrungsmitteln unmittel- 
bar schädigt. Diese ist aber ebenso ausschlaggebend für die Kriegführung 
wie die rein militärische Lage des Feldheeres. Die Heimat kann nicht nur 
unbegrenzt abgeben; sie bedarf vielmehr, und zwar ausschließlich im Heeres¬ 
interesse, einer gewaltigen Vermehrung der Arbeitskräfte"^). Daher müsse, 
um Arbeit und Kräfte zu sparen, besonders an der Somme und bei Verdun, 
ernstlich erwogen werden, ob es nicht vorteilhaft sei, durch freiwilliges, 
planmäßiges Aufgeben wertloser oder schädlicher Stellungsteile dem Gegner 
das auch für ihn außerordentlich ungünstige Kampfgelände zu überlassen'). 
„Selbst eine Zurückverlegung der vorderen Kampflinie in größerer Breite 
und Tiefe darf nicht gescheut werden, wenn dadurch der tägliche Kräfte- 
verbrauch eingeschränkt werden kann." 
Die Anweisung schloß: „Es ist verständlich, daß die Truppe, die oft 
unter schwersten Vlutopsern ein solches Stück Gelände gewonnen, gehalten 
und ausgebaut hat, von sich aus ein derartiges Zurückgehen nicht wünscht. 
i) ©.34 ff. 
-) Vgl. S. 83 (Somme), IIS und 127 (Verdun).
	        
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