Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Angriffspläne im Osten und gegen Italien. 
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Berührte schon der Angriffsplan gegen Tarnopol in höchstem Maße 
österreichisch-ungarische Belange, denn er hätte der Doppelmonarchie die in 
der Brussilow-Offensive verlorenen Grenzgebiete zurückgebracht, so traf das 
auf den Angriffsplan gegen Italien erst recht zu. Es entsprach lange 
gehegten Wünschen der österreichisch-ungarischen Heeres- 
l e i t u n g, daß der Bundesgenosse sich endlich bereit finden möge, an der 
Niederwerfung dieses Gegners mitzuwirken, dessen immer wiederholte 
Anstürme die Abwehrfront am Ifonzo schließlich doch einmal zum Einsturz 
bringen konnten. Seit Italien auch mit Deutschland im Kriege war, 
standen politische Bedenken deutscher Beteiligung am Angriff nicht mehr 
im Wege. 
Die Gedanken der Wetzellfchen Denkschrift sind der österreichisch- 
ungarischen Heeresleitung bekanntgeworden, als Feldmarschall von Eon- 
r a d am 2.Januar in Pleß weilte, um neben anderem über „Fortsetzung 
der Operationen" zu verhandeln. Cr forderte 20deutsche Divisionen zur 
Mitwirkung. Da sie nicht gegeben werden konnten, kam man zu keinem 
Ergebnis'). Am 4. Januar verabschiedeten sich Erzherzog Friedrich und 
Feldmarschall von Conrad im deutschen Großen Hauptquartier, um abends 
nach Baden überzusiedeln. Damit hörte der häufige persönliche Meinungs- 
austausch auf. 
In den Grundgedanken über die Weiterführung des Krieges deckten 
sich die Auffassungen des Feldmarschalls von Conrad mit denen der Obersten 
Kriegsleitung. In Kenntnis von Besprechungen, die die Cntente-Heeres- 
leitungen vom 5. bis 7. Januar 1917 in Rom hatten^), rechnete er für das 
kommende Jahr mit gleichzeitigem allgemeinem Angriff an der französisch- 
italienischen und der rumänisch-russischen Front°) und legte seine Gesamt- 
auffaffung in einer um den 10. Januar im neuen Hauptquartier Baden ver- io. Januar, 
faßten Denkschrift") dahin nieder, daß der Krieg im kommenden Früh- 
jähr zur Entscheidung drängen werde. Äußerste Anspannung aller Kräfte sei 
also für diese Zeit geboten; denn „fällt die Entscheidung im Frühjahr zu 
unseren Ungunsten, dann ist kaum mehr aus eine Wendung durch jene 
Kräfte zu rechnen, welche uns überhaupt noch verfügbar bleiben werden". 
Die Mittelmächte spielten — wie es weiter hieß — jetzt sozusagen die 
„letzte Karte" aus. Abwarten lasse dem Gegner Zeit, den Angriff „in dem 
ihm günstigsten Moment, an der ihm günstigsten Stelle und mit der ihm 
größtmöglichen Machtentfaltung" zu führen. Daher gebe es keine andere 
Tagebuchaufzeichnungen des Genmaj. von Mertz (mitgeteilt im Aug. 1937). 
-) Näheres Bd. XII. 
3) Österr. amtl. Werk, Vd. VI, S. 4. 
4) Ebenda, 6.3 ff.
	        
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