Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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O. 9).L-: Entwicklung der Gesamtlage. 
der Hand behalten müssen. Das verlangt nicht nur die gesamte Militär- 
politische wie wirtschaftliche Lage, sondern auch das deutsche Volk." 
General Ludendorff war mit den Grundgedanken der Denkschrift 
durchaus einverstanden. Ob sie allerdings ausgeführt werden konnten, hing 
vor allem von der Entwicklung der Lage an der Westfront ab. 
In einer Ausarbeitung der Nachrichten-Abteilung vom 
ZI. Dezember. 31. Dezember über die „Offensivmöglichkeiten der Entente 
im W e st e n und Osten" wurde gesagt: Engländer und Fran - 
z o s e n würden den bisher nicht gelungenen Durchbruch mit noch stärkeren 
Mitteln versuchen. Mit „sorgfältigsten und bis ins kleinste durchgearbeiteten 
Vorbereitungen" müsse dabei gerechnet werden. Angesichts „der fystema- 
tischen Vorbereitung der gesamten Front würden sich die Angriffsabschnitte 
nicht so leicht rechtzeitig erkennen lassen wie vor der Herbstoffensive 1915 
und vor der Somme-Schlacht"; auch das Einschießen könne unauffällig ge- 
fchehen. Die Offensive sei aber nicht vor dem I.März zu erwarten. In- 
zwischen werde man das deutsche Westheer durch dauernde örtliche Vorstöße 
in Atem zu halten suchen, um seine Reserven nicht zur Ruhe kommen zu 
lassen. Die Russen bedürften wohl einer längeren Ruhezeit als die 
Heere der Westmächte; die Verhältnisie lägen aber wesentlich günstiger für 
sie als im Winter 1915/16, da bei den letzten Kämpfen doch nur noch 
Teile des Heeres mitgewirkt hätten und die Verluste an Gerät gering 
gewesen seien. Trotzdem werde die Masse des russischen Heeres nicht vor 
dem 1. Mai angriffsbereit sein. Im ganzen wurde errechnet, daß am 
1.März den Engländern 22, vielleicht sogar 30 ausgeruhte Angriffs- 
divisionen zur Verfügung stehen würden, den Franzosen etwa 40, den 
Russen 25, diesen am 1. Mai sogar 45. 
A«fa»g Inzwischen legte der Oberbefehlshaber Ost seine Angriffs- 
Iannar. entwürfe gegen Tarnopol und Riga vor. General Ludendorff stimmte 
an sich beiden zu, konnte aber auch jetzt noch keine Entscheidung treffen. 
In seiner Antwort vom 5. Januar sagte er: „Ob, zu welcher Zeit und in 
welcher Reihenfolge die Angriffe ausgeführt werden, läßt sich jetzt noch 
nicht entscheiden. Mit Rücksicht auf die Gesamtlage kann jedenfalls vor 
Mai keiner von beiden unternommen werden." Anter Vermeidung gegebenen¬ 
falls unnötiger Bauten seien die begonnenen Vorarbeiten unauffällig fort- 
zusetzen. Damit schieden diese Pläne bis auf weiteres aus. 
Ebenso erging es dem Plan eines Angriffs an der maze- 
donischen Front, über den zur gleichen Zeit mit der bulgarischen 
Heeresleitung in Pleß verhandelt wurde'). 
i) ©.345.
	        
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