Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

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Die Kämpfe an der russischen Front. 
In Angriff und Gegenangriff erschöpfte sich die Kraft von Freund und 
Feind, und selbst Rumäniens Eingreifen mit mehr als einer halben Million 
frischer Soldaten genügte schließlich nicht mehr, die russische Offensive 
wieder in Gang zu bringen. 
Am Abwehrerfolge der Mittelmächte hatten deutsche, österreichisch-- 
ungarische und zwei türkische Divisionen teil. Er wurde mit äußerst ge¬ 
ringen Mitteln gegen gewaltige Übermacht errungen. Man lebte völlig von 
der Hand in den Mund. Man war gezwungen, unter Zerreißung der Ver¬ 
bände einzelne Regimenter in den Kampf zu werfen, wo der Gegner mit 
Divisionen arbeitete. Andererseits war dieser an Artillerie und Munition 
verhältnismäßig schwach und suchte, solchen Mangel durch rücksichtslosen 
Masseneinsatz von Infanterie auszugleichen. 
Das deutsche Ostheer hatte eine schwere Probe zu bestehen, denn auch 
an den unter österreichifch-ungarischem Befehl stehenden Abschnitten lag 
die Hauptlast des Kampfes nur zu oft auf den deutschen Truppen. Sie 
waren es, die immer wieder an bedrohte Punkte zu Hilfe gerufen wurden 
und an den am heißesten umstrittenen Plätzen ausharren mußten. Vor 
allem im Vertrauen auf die Tüchtigkeit ihrer deutschen Truppen hatten 
obere und mittlere Führung voller Zuversicht auch schwerste Krisen durch¬ 
gehalten. Denn unter den österreichifch-ungarischen Verbänden befanden sich 
neben manchen sehr kampftüchtigen auch zahlreiche von so geringem Kampf- 
wert, daß sie immer wieder der Unterstützung bedurften. Schon frühzeitig 
hatte die deutsche Oberste Heeresleitung daher Maßnahmen ergriffen, durch 
Ausbildung hinter der Front die Haltung dieser Truppen zu festigen, und 
vielerorts war dadurch bei verständnisvollem Zusammenarbeiten auch schon 
Besserung erzielt worden. Im allgemeinen aber war unmittelbarer Einfluß 
auf die Truppen des Verbündeten doch schwer möglich, und die Versuche 
in dieser Richtung führten begreiflicherweise auch zu Mißhelligkeiten ver- 
schiedenster Art. Meist mußte man sich darauf beschränken, deutsche Divi- 
sionen, gelegentlich auch einzelne Regimenter und in entsprechender Zahl 
auch deutsche Kommandobehörden als Stützen in die österreichisch-ungarische 
Front einzuschieben. Alle diese Maßnahmen, mit denen General Ludendorff 
bereits seit Ende Juli bei Übernahme des erweiterten Oberbefehls im Osten 
begonnen hatte, wurden seitdem in dauernd steigendem Maße fortgesetzt. 
Die Führung nördlich der Karpaten war allmählich ganz in die Hand 
des neuen Oberbefehlshabers Ost gelegt. Sie war ebenso wie bisher bei 
regem Nachrichtendienst und unterstützt durch zweckmäßig angefetzte Luft- 
aufklärung fast immer rechtzeitig über die feindlichen Absichten unterrichtet. 
Rur dadurch war es ihr möglich, schon vor Beginn der Angriffe hinter den 
bedrohten Abschnitten Reserven bereitzustellen. Darüber hinaus aber waren
	        
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