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Die Kämpfe an der russischen Front.
davon allerdings 300 mittlere und schwere, annahm'). Der Angriff sollte
zunächst den auf beiden Afern der Aa vorspringenden Vogen der deutschen
Stellung durch Umfassung zum Einsturz bringen und sich dann beiderseits
des Flusses sowie längs der Eisenbahn von Riga den Weg auf Mitau
bahnen. Am 2. Januar 1917 befahl General Radko Dmitrijew den Beginn
für den 5. Januar. Nach kurzer, aber mächtiger Artillerievorbereitung sollten
unmittelbar westlich der Aa eine zusammengesetzte Division, östlich des
Flusses das VI. sibirische Korps nebst zwei lettischen Brigaden vorbrechen,
eine Gruppe des II. sibirischen Korps von reichlich Divisionsstärke an der
Eisenbahn bei Olai bereitstehen. Seitwärts des Angriffsraumes sollte der
Gegner durch kleinere Unternehmungen gefesselt werden.
5.Ja»«ar. So setzte am 5. Januar um 5° früh, für die deutsche Führung ebenso
überraschend wie für ihre Truppen, der russische Angriff ein. Heftiges
Schneetreiben begünstigte ihn. Nach den ersten Nachrichten meldete der
Oberbefehlshaber Ost an die Oberste Heeresleitung: „östlich der
Aa und östlich Tuckum kurz vor Tagesanbruch mehrere russische Teil-
angriffe, die in der Mehrzahl abgewiesen sind." Erst allmählich wurde die
Ausdehnung des Kampfes erkannt.
In dem 30 Kilometer breiten angegriffenen Raum zwischen der Eisen-
bahn und dem westlichen Tirul-Sumpf waren von der Gruppe Mitau nur
16 Bataillone verfügbar. Nach kurzen Artilleriefeuerschlägen hatten Massen-
angriffe der russischen Infanterie eingesetzt, offenbar mit Mitau als Ziel.
An den meisten Stellen wurde der Feind blutig abgewiesen. In größerer
Breite hatte er jedoch bei Mangal die erste Stellung durchstoßen. Reserven
warfen sich ihm entgegen. Sie wurden bei Skangal in hartem Kampf auf
die zweite Stellung zurückgedrückt. Im Mangaler Bruch durchbrach der
Feind die deutsche Blockhauslinie und drang in einige Batterien im Dünen-
gelände östlich von Kalnzem ein. Westlich der Aa hatten die russischen
Angriffe beiderseits des Tirul-Sumpses keinen Erfolg.
Inzwischen arbeiteten sich über Zirul anmarschierende Teile der von
General von Scholtz zur Verfügung gestellten Armeereserve durch hohe
Schneeverwehungen und tiefe vereiste Sumpflöcher vor. Sie gewannen
Mangal zurück und säuberten die anschließenden Stellungsteile vom Feinde.
Die Krise war überwunden. Nur die Lage am Mangaler Bruch war noch
s.Ja««ar. nicht völlig geklärt. Hier sollte am 6. Januar der Gegenangriff geführt
werden. Er verzögerte sich aber infolge vielfacher Reibungen durch schwie-
>) Vor allem die Zahl der mittleren und schweren Geschütze war stark überschätzt.
Die tatsächliche Stärke der ganzen deutschen Armee, die die Front der russischen
12.südostwärts weit überragte, betrug 99 Bataillone, 567 Geschütze, davon nur
275mittlere und schwere.