Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Betrachtungen. 
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hervorragender Leistungen seiner Truppen durchaus gelungen. Wenn es 
dabei nicht glückte, größere Teile des Gegners abzufangen, so lag der Grund 
in der völlig unzureichenden Ausstattung der Angriffsarmee mit Gebirgs- 
truppen, ohne die in dem mehr als 2000Meter hohen, wegelosen Grenz- 
gebirge Operationen und Kampf nicht zu führen waren. Die wenigen, erst 
nach und nach verstärkten Truppen dieser Art, über die die Armee Falken- 
Hayn verfügte, reichten nicht aus, um das Entkommen des Gegners durch 
das Gebirge zu verhindern. Wohl aber hatte das Vordringen am Nord- 
rand des Gebirges mit der Einnahme von Kronstadt die weiterreichende 
Wirkung, daß auch der rumänische rechte Heeresflügel, der dank planmäßiger 
Anbenutzbarmachung der Gyimes-Paß-Vahn jetzt seiner einzigen Bahnver¬ 
bindung beraubt war, sich westlich der Karpaten nicht mehr zu halten wagte. 
Der Versuch der Rumänen, die Offensive des Generalfeldmarschalls 
von Mackensen in die Dobrudscha durch Angriff über die Donau bei Rjahovo 
zum Erliegen zu bringen, vielleicht sogar dessen ganze Truppenmacht zu 
vernichten, ist durch vorbildliche Gegenmaßnahmen nicht nur vereitelt, 
sondern in eine neue rumänische Niederlage verwandelt worden. Man 
kann der rumänischen Führung in der operativen Ausführung des Anter- 
nehmens Tatkraft und Geschick gewiß nicht absprechen. Entscheidend für den 
Ausgang war vielmehr einerseits die bessere Truppe, andererseits der Ein- 
sah überlegener Kampfmittel, darunter vor allem des deutschen Kampf- 
geschwaders und der österreichisch-ungarischen Donau-Flottille. 
Die etwa gleichzeitigen Niederlagen der Rumänen an der Nord- und 
an der Südfront waren aber letzten Endes auf das doch recht übereilte Am- 
stoßen des ursprünglichen Operationsplanes zurückzuführen. Es hatte zur 
Folge, daß wesentliche Teile des Heeres brach lagen, während bei Hermann- 
stadt und Kronstadt, in der Dobrudscha und bei Rjahovo gekämpft wurde, 
anfangs weil sie sich auf der Eisenbahnfahrt befanden, später weil sie an 
der Donau angesichts des mißglückten Mergangsversuches nicht zur Wir- 
kung gebracht werden konnten. Die dann folgende Vereitstellung der rumä- 
nischen Hauptkräfte zur Verteidigung der langgedehnten, aber leicht zu 
haltenden Gebirgsgrenze entsprach der gegebenen Lage und trug der 
größten Gefahr, der eines Durchbruches der Mittelmächte über die Trans- 
filvanischen Alpen in der Richtung auf Bukarest und die Donau-Mündung 
Rechnung. Das Gebirge und die in ihm befindlichen Befestigungsanlagen 
kamen der Abwehr in solchem Maße zugute, daß die Angreifer gezwungen 
wurden, die Einbruchsstelle am Szurduk-Paß, an der operativ am wenigsten 
erfolgverheißenden, aber schmälsten Stelle des Gebirges zu wählen. Auf- 
fallend bleibt, daß die Rumänen unterdessen an der Donau — nachdem sie 
soeben selbst den Übergang versucht hatten — nicht mit gleichem Anter-
	        
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