Vormarsch auf Kronstadt. Gesamtleitung durch General von Falkenhayn. 235
lassen, unter schwacher Sicherung der linken Flanke. Im übrigen ordnete
er den Aufmarsch der Gruppe Staads in der Linie F. Porumbak—Kolun
an. Die 3. Kavallerie-Division sollte beim Kavalleriekorps verbleiben, das
seine Stellungen zu halten hatte. Das Alpenkorps erhielt Befehl, eine,
wenn auch schwache Reserve am Nordrande des Gebirges bereit zu halten,
die im Bedarfsfälle auch in östlicher Richtung verwendet werden konnte.
Inzwischen hatte Generaloberst von C o n r a d, in der Auffassung,
daß „trotz des glücklich beendeten Schlages bei Hermannstadt sich die Lage
einem kritischen Zustand nähere", den Vorschlag gemacht, General
von Falkenhayn die Gesamtleitung der Operationen in
Siebenbürgen zu übertragen. Die deutsche Ober st e Kriegs-
l e i t u n g erklärte sich zwar grundsätzlich einverstanden, machte aber einen
Gegenvorschlag: Die Gruppe Morgen solle der 9. Armee zugeteilt werden,
wogegen die ö.-u. 1. Armee nach Norden verbreitert werden könne. Auf
diese Weise werde die 9. Armee die zum Angriff bestimmten Truppen
unmittelbar unter ihrem Befehl haben, während der ö.-u. 1. Armee bis auf
weiteres eine rein defensive Aufgabe zufalle. Den Oberbefehl über die 9.,
ö.-u. 1., 7. und 3. Armee könne die Heeresgruppe Erzherzog Karl über-
nehmen. Da die Entscheidung über diesen Vorschlag sich noch verzögerte,
Generaloberst von Conrad aber für notwendig hielt, „in gegenwärtiger
kritischer Lage den Willen des voll orientierten, nach dem Kräfteverhältnis
zu entscheidendem Handeln berufenen Armee-Oberkommandos 9 zur Geltung
zu bringen", ordnete er bei dem „grundsätzlichen Einverständnis" der
Obersten Kriegsleitung vorerst an, daß die ö.-u. I.Armee in operativer
Hinsicht an die Befehle des Generals von Falkenhayn ge-
bunden sei.
In der Nacht zum I.Oktober meldete General von Arz, daß die l.swo&et.
Mitte der Gruppe Morgen im Rückzüge sei und erst hinter der Kleinen
Kokel wieder zum Stehen kommen werde. Nachhaltiger Widerstand sei von
ihr nicht mehr zu erwarten. General von Morgen wäre daher der Meinung,
daß das von General von Falkenhayn gewünschte Zusammenziehen der
ö.-u. 71. und der 89. Infanterie-Divifion zum Angriff nur stattfinden könne,
wenn Kräfte zur Deckung der Nordflanke dieser Angriffsgruppe eingesetzt
würden. Die ö.-u. 1. Armee verfüge aber über solche nicht mehr. General
von Falkenhayn trat dieser Auffassung entgegen. Cr war der
Meinung, daß auf Mitwirkung der ö.-u. 71. Infanterie-Division beim
Angriff nicht verzichtet werden dürfe. Lasse man sich erst in die Abwehr
drängen, so würden die schwachen Kräfte auch zum Halten nicht mehr aus-
reichen. Zum entscheidenden Stoß müsse auch das letzte Bataillon heran-