Volltext: Die Kriegsführung im Herbst 1916 und im Winter 1916/17 : vom Wechsel in der Obersten Heeresleitung bis zum Entschluß zum Rückzug in die Siegfried-Stellung (11. 1938)

Vortrag über die Lage vor dem Kaiser. 
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gegen einen Teil der Heeresgruppe gerechnet werden. Am günstigsten 
lägen die Verhältnisse für den Gegner beiderseits der Maas; nach wie vor 
sei er in der Lage, auf Eisenbahnen und Kraftwagen schnell starke Kräfte 
in den Festungsbereich von Verdun zu werfen, wo er auch sonst gute Vor- 
bedingungen habe. Die deutschen Truppen stünden, vornehmlich bei der 
Gruppe Lochow, trotz dauernder angestrengter Arbeit noch immer in völlig 
unzureichenden Stellungen; es sei noch nicht einmal gelungen, überall einen 
zusammenhängenden ersten Graben zu schaffen; Hindernisse und rückwärtige 
Linien fehlten noch auf größeren Streckens. Bei Abflauen der Somme- 
Kämpfe müßten daher, insbesondere der 5. Armee für das östliche Maas- 
Afer, stärkere Kräfte von der Heeresleitung zur Verfügung gestellt werden, 
um allen Eventualitäten gewachsen zu fein. 
General von Lochow wies darauf hin, daß bei seiner Gruppe der 
tägliche Munitionsverbrauch von 93 000 Schuß im Juni auf jetzt etwa 
3600 Schuß gesunken fei, und daß sich auch die Verluste erheblich ver- 
ringert hätten, nämlich von 9000 Mann in je zehn Tagen im Juni auf 
4500 im September und 1300 im Oktober. Dennoch fei die feindliche 
Artillerietätigkeit noch immer erheblich stärker als an anderen Fronten; 
beispielsweise habe der Gegner in der letzten Woche auf einen Kilometer 
Frontbreite bei der Gruppe Francis rund 270, bei der Armee-Abteilung 
Strantz 350, bei der Gruppe Lochow aber 1600 Schuß verfeuert, während 
der Munitionseinsatz auf deutscher Seite nur etwa ein Siebentel davon 
betrage. Dieses anhaltend starke Feuer sowie der felsige, nur von einer 
dünnen, undurchlässigen Lehmschicht überlagerte Boden der Cötes habe den 
Ausbau der Stellungen und rückwärtigen Verbindungen so erschwert, daß 
die Front zwischen den Werken Thiaumont und Vaux auch jetzt noch 
zumeist durchlaufender Kampf- und Annäherungsgräben, Hindernisse und 
schußsicherer Unterkunftsräume ermangele. Der gesamte Bedarf der kämp- 
senden Truppe müsse von weit rückwärts vorgebracht werden, was trotz 
Anlage von Feld- und Förderbahnen und ausgiebiger Verwendung von 
i) Gen. d. Inf. a. D. von Lüttwitz schrieb hierzu im Juli 1937: „Am 17. Sep- 
tember besuchte ich die Feste Douaumont. ... Alles bot einen öden, trostlosen Ein¬ 
druck, Granattrichter lag an Granattrichter, Munition aller Art lag in Haufen umher, 
das Ganze ein großes Gräberfeld. Das Fort war an verschiedenen Stellen durch¬ 
schossen, bot aber einer kampfkräftigen Truppe doch noch einen Rückhalt, auch wenn 
man berücksichtigt, daß der Feind bei einem groß angelegten Angriff seine schwersten 
Geschütze und auch Gas auf dasselbe richten werde. — Ganz schlimm sah das Vorfeld 
des Forts aus. Von einer ausgebauten deutschen Verteidigungslinie war nichts zu 
bemerken. Sie war auch nicht vorhanden, und wenn man sich bemühte, eine anzulegen, 
wurde sie sogleich durch feindliches Feuer zerstört. An den anderen Fronten der 
5. Armee war das ähnlich." 
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