Vortrag über die Lage vor dem Kaiser. 131 gegen einen Teil der Heeresgruppe gerechnet werden. Am günstigsten lägen die Verhältnisse für den Gegner beiderseits der Maas; nach wie vor sei er in der Lage, auf Eisenbahnen und Kraftwagen schnell starke Kräfte in den Festungsbereich von Verdun zu werfen, wo er auch sonst gute Vor- bedingungen habe. Die deutschen Truppen stünden, vornehmlich bei der Gruppe Lochow, trotz dauernder angestrengter Arbeit noch immer in völlig unzureichenden Stellungen; es sei noch nicht einmal gelungen, überall einen zusammenhängenden ersten Graben zu schaffen; Hindernisse und rückwärtige Linien fehlten noch auf größeren Streckens. Bei Abflauen der Somme- Kämpfe müßten daher, insbesondere der 5. Armee für das östliche Maas- Afer, stärkere Kräfte von der Heeresleitung zur Verfügung gestellt werden, um allen Eventualitäten gewachsen zu fein. General von Lochow wies darauf hin, daß bei seiner Gruppe der tägliche Munitionsverbrauch von 93 000 Schuß im Juni auf jetzt etwa 3600 Schuß gesunken fei, und daß sich auch die Verluste erheblich ver- ringert hätten, nämlich von 9000 Mann in je zehn Tagen im Juni auf 4500 im September und 1300 im Oktober. Dennoch fei die feindliche Artillerietätigkeit noch immer erheblich stärker als an anderen Fronten; beispielsweise habe der Gegner in der letzten Woche auf einen Kilometer Frontbreite bei der Gruppe Francis rund 270, bei der Armee-Abteilung Strantz 350, bei der Gruppe Lochow aber 1600 Schuß verfeuert, während der Munitionseinsatz auf deutscher Seite nur etwa ein Siebentel davon betrage. Dieses anhaltend starke Feuer sowie der felsige, nur von einer dünnen, undurchlässigen Lehmschicht überlagerte Boden der Cötes habe den Ausbau der Stellungen und rückwärtigen Verbindungen so erschwert, daß die Front zwischen den Werken Thiaumont und Vaux auch jetzt noch zumeist durchlaufender Kampf- und Annäherungsgräben, Hindernisse und schußsicherer Unterkunftsräume ermangele. Der gesamte Bedarf der kämp- senden Truppe müsse von weit rückwärts vorgebracht werden, was trotz Anlage von Feld- und Förderbahnen und ausgiebiger Verwendung von i) Gen. d. Inf. a. D. von Lüttwitz schrieb hierzu im Juli 1937: „Am 17. Sep- tember besuchte ich die Feste Douaumont. ... Alles bot einen öden, trostlosen Ein¬ druck, Granattrichter lag an Granattrichter, Munition aller Art lag in Haufen umher, das Ganze ein großes Gräberfeld. Das Fort war an verschiedenen Stellen durch¬ schossen, bot aber einer kampfkräftigen Truppe doch noch einen Rückhalt, auch wenn man berücksichtigt, daß der Feind bei einem groß angelegten Angriff seine schwersten Geschütze und auch Gas auf dasselbe richten werde. — Ganz schlimm sah das Vorfeld des Forts aus. Von einer ausgebauten deutschen Verteidigungslinie war nichts zu bemerken. Sie war auch nicht vorhanden, und wenn man sich bemühte, eine anzulegen, wurde sie sogleich durch feindliches Feuer zerstört. An den anderen Fronten der 5. Armee war das ähnlich." 9*