Betrachtungen.
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Munition, Baustoffen und Verpflegung zu den vorderen Linien schwierig
und verlustreich und war nur bei Nacht möglich. Feldküchen und Cssen-
holer erreichten infolge des nächtlichen Störungsfeuers die im Trichter-
gelände verstreuten Kampfgruppen häufig nicht. So mußten diese sich von
mitgeführten Getränken und Lebensmitteln notdürftig erhalten. Zum
Erwärmen der Konserven diente Hartspiritus. Der Bedarf hieran konnte
anfangs auch nur zum Teil befriedigt werden.
Die Verstärkung der deutschen Artillerie, insbesondere der
schweren, erfolgte trotz rechtzeitiger Anforderungen zu spät. Die Artillerie-
Wirkung litt anfangs unter mangelhafter Zusammenarbeit. Erst die von
General von Gallwitz eingeführte Neuordnung und einheitliche Feuer-
leitung führte zu größeren Erfolgen bei Artilleriebekämpfung, Verteidigung
und Gegenangriff sowie zur Verbesserung des flankierenden Sperrfeuers,
namentlich aber zu geregelter Zusammenarbeit zwischen Artillerie, Fliegern
und den übrigen Crkundungsstellen. Das frontale Sperrfeuer blieb trotz
Einsatzes von Minenwersern bis zum Beginn der Infanterieangriffe und
auch noch darüber hinaus an vielen Stellen lückenhaft; die namhaften Ver-
stärkungen bewirkten infolge hoher Ausfälle an Geschützen nur sehr all-
mählich eine Besserung. Da die Feldartillerie neu ankommender Diyisionen
fast durchweg später als deren Infanterie zum Einsatz kam, gab es bald
Stockungen im Austausch mit den Armeen, von denen die Divisionen
kamen. Die Feldartillerie blieb angesichts ihrer weniger starken Be-
anspruchung auch länger als die Infanterie, oft bis zu vier Wochen, ein-
gesetzt. Die damit bedingte Vermischung der Verbände ließ sich nicht ver-
meiden. Das Vorhandensein mit der Kampflage vertrauter Artillerie
wurde von den neu eingesetzten Divisionen sogar als Vorteil angesehen.
Eine beschränkte Ablösung der schweren Batterien konnte erst eintreten,
als Mannschaften und Gerät über Gebühr abgenutzt waren. Der Nach-
schub an Munition vermochte der starken Vermehrung an Artillerie
zunächst nicht zu folgen. Der Verbrauch, den das häufig angeforderte Sperr-
feuer und der Verlust von Stellungen mit sich brachte, war ungeheuer. Der
Inhalt der eintreffenden Munitionszüge mußte dem augenblicklichen Be-
dürfnis entsprechend an die Front geworfen werden, bis durch Auswertung
der vor Verdun gewonnenen Erfahrungen und Überführung der dort
verwendeten Nachschubeinrichtungen eine Besserung erzielt wurde. Die
anfangs vorhandene Gerätereserve an Geschützen und Geschützteilen war
bei den großen Ausfällen zu Beginn der Schlacht rasch aufgebraucht und
konnte nicht schnell genug ergänzt werden. Es kam vor, daß Batterien
tagelang nur über ein bis zwei Geschütze verfügten. Das artilleristische
Erkundungs-, Meß- und Nachrichtenwesen — durch den feindlichen Einbruch
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