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Die Westfront im Juli und August. —
Somme-Schlacht.
. Aufklärungsflieger eingesetzten Kampfstaffelverbände hatten die Hauptlast
des Luftkampfes zu tragen, waren ihrer Aufgabe technisch aber gegenüber
den feindlichen Jagdflugzeugen nicht gewachsen. Da zur gleichen Zeit an
Feldluftschiffer-Abteilungen nur zwei mit zusammen sechs Ballonen gegen-
über 25bis 30 gegnerischen Ballonen vorhanden waren, kämpfte die
Artillerie gewissermaßen mit verbundenen Augen. Zahlreiche deutsche Bat-
terien wurden mit Hilfe der so gut wie ungestört arbeitenden gegnerischen
Luftbeobachtung niedergekämpft. Durch Bomben- und Maschinengewehr-
angriffe aus geringer Höhe gegen Infanterie- und Vatteriestellungen sowie
Kolonnen erweckten die feindlichen Flieger bei den deutschen Truppen das
Gefühl völliger Wehrlosigkeit. Die Abwehr durch die wenigen Flug-
abwehrgeschütze (Flak) reichte bei weitem nicht aus. Ein besonderes Luft-
schutz-Fernsprechnetz fehlte; die Meldungen über das Nahen feindlicher
Flieger kamen daher meist zu spät. Die berechtigten Notschreie, vor allem
der Infanterie, führten dazu, daß, vorwiegend aus moralischen Gründen,
ein Teil der Flugzeuge zum Sperrefliegen an der Front eingesetzt wurde;
dies Verfahren zersplitterte die ohnehin geringen Kräfte und erwies sich
als durchaus unwirksam. Erst als Mitte August bei den Generalkommandos
besondere Gruppenführer der Flieger eingesetzt waren, konnte der Einsatz der
Luftwaffe einheitlicher und vielfach auch zweckmäßiger gestaltet werden. Das
Vertrauensverhältnis zwischen Truppe und Fliegern wuchs. Auch die an
der Somme häufig lang anhaltenden Morgennebel behinderten die deutsche
Luftaufklärung, weil infolge der Unsichtigkeit in den Vormittagsstunden
für die Erkundung hauptsächlich die Nachmittage in Betracht kamen. Am
diese Zeit störte aber der Stand der Sonne die deutsche Beobachtung,
während er die feindliche erleichterte.
Die zahlenmäßig gleichfalls weit unterlegene deutsche Infanterie
konnte infolge ihrer Schwäche nur unzureichend nach der Tiefe gegliedert
werden. Damit war nicht nur eine Einbuße an Widerstandskraft, sondern
auch an Arbeitsleistung für den Ausbau rückwärtiger Verteidigungslinien
verbunden. Vorzeitiger Kräfteverbrauch durch Gegenstöße und Gegen-
angriffe und das Fehlen geregelter Ablösungsmöglichkeiten nötigte nicht
selten dazu, die Kräfte der Truppe zu überspannen. Neu zugeführte Divi-
sionen mußten oft mit den eben ausgeladenen vordersten Teilen in die
Schlacht geworfen oder zu übereilter Ablösung völlig ausgebrannter Truppen
vorgezogen werden. Zahlreiche Gewehre, Maschinengewehre, Nahkampf-
mittel, Schanzzeug und Ausrüstungsgegenstände wurden im Trommel-
feuer und den sich anschließenden Nahkämpfen unbrauchbar oder gingen
verloren. Annäherungswege waren nach dem ersten Geländeverlust kaum
noch vorhanden; so gestaltete sich das Vorführen von Verstärkungen,