Angriffsziele der Franzosen und Engländer.
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ihnen einzusetzen. Auf englischer Seite hatten sich nach Ablösung der
französischen 10. Armee^) die 1. und Z.Armee zusammengeschoben. Am
I.April hatte General Sir Henry Rawlinson mit der englischen
4. Armee den Abschnitt von der Somme bis Fonquevillers (drei Kilometer
nördlich von Hebuterne) übernommen.
Während General Ioffre ursprünglich dem französischen Heere den
wichtigsten Teil der Aufgabe zugedacht hatte, zwang die Schrumpfung
seiner Kräfte dazu, die Beteiligung schließlich auf Unterstützung und
Deckung des englischen Hauptangriffs zu beschränken. Als dazu Mitte
Juni nur noch die französische 6. Armee mit elf Divisionen übrigblieb,
wurde ihr rechter Flügel bis an die von Amiens nach Osten führende
Römerstraße verkürzt. Von einem überschreiten der Somme war nicht mehr
die Rede. So sahen auch die Engländer jetzt keinen Anlaß mehr, den
Schwerpunkt ihres Vorgehens auf den rechten Flügel zu legen. Der Ver-
lauf ihrer Front wies sie nach Nordosten, und damit bot sich ihnen als
natürlichstes Ziel die dritte deutsche Stellung beiderseits der Straße Albert
—Vapaume, auf dem die Gegend weithin beherrschenden Höhengelände
zwischen Ginchy und Miraumont. Sollte der Angriff sich festlaufen oder
die französische Mitwirkung ganz ausfallen, so wollte General Haig die
Offensive abbrechen, alle entbehrlichen Kräfte zur 2. Armee an die Flandern-
Front fahren und dort südlich von Apern") angreifen.
Hinsichtlich der Angriffs führung wichen die Ansichten der «»de Juni,
beteiligten Führer erheblich voneinander ab. Schon für die Artillerie-
Vorbereitung vertrat die eine Richtung den kurzen Feuerschlag mit über-
raschend folgendem Vorbrechen, die andere vieltägiges Zerstörungsfeuer.
Auch der Durchbruchsgedanke fand verschiedene Deutung. Die Generale
Ioffre und Haig neigten dazu, den Angriff auf gewaltsames Zerreißen^) der
feindlichen Stellungen anzulegen, General Rawlinson dachte eher an lang-
sames Durchnagen in einzelnen aufeinanderfolgenden Zeitabschnitten und
glaubte überhaupt nicht an große Ergebnisse, solange die Kampfkraft des
deutschen Heeres noch nicht erschüttert wäre. Bezüglich der Artillerie-
Vorbereitung einigte man sich auf fünftägiges Trommelfeuer. Das Zeitmaß
des Durchbruchs war aber abhängig von der deutschen Gegenwirkung.
Mochte hie und da Hoffnung auf überraschendes Gelingen bestehen, im
großen und ganzen rechnete man doch mit einer Reihe von Stößen, die man
allerdings möglichst rasch aufeinanderfolgen lassen wollte. Nach dem Erfolg
') S. 325.
2) Brit. amtl. Werk, 1916, S. 32, 265.
3) Ebenda, S. 252, 254, 255.
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