Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

I. Die Oberste Heeresleitung um die Jahres- 
wende 1915/1916 
A. Beurteilung der militärpolitischen Gesamtlage gegen 
Jahresende 191 5 durch General von Falkenhayn. 
Karten 1, 2und 6. 
Im Sommer 1915 hatte sich der Chef des Generalstabes des Feld- serbst isis. 
Heeres, General der Infanterie von Falkenhayn, eine Zeitlang der 
Hoffnung hingegeben, daß es der Diplomatie unter Ausnutzung der in 
Galizien und Polen errungenen Waffenerfolge gelingen könne, Sonder- 
friedens-Verhandlungen mit Rußland einzuleiten, aus denen sich unter 
Amständen Möglichkeiten für die Anbahnung eines allgemeinen Friedens 
ergeben würden'). Diese von der politischen Reichsleitung nicht geteilte 
Hoffnung war indessen schnell geschwunden. Schon Ende August gab 
General von Falkenhayn in einem durch den Gesandten von Treutler dem 
Kanzler übermittelten Fernspruch seiner Ansicht Ausdruck, „daß unsere 
Gegner sich in gegenseitigem Einverständnis dazu entschlossen haben, ihr 
Heil in einem planmäßig durchgeführten Crschöpfungskriege zu suchen". 
Cr neige zu dieser Vermutung um so mehr, als sie nicht nur dem Cha- 
rakter des Mannes, auf dem die Führung des Krieges gegen uns in 
erster Linie ruhe, Lord Kitchener, sondern auch den Interessen unseres 
Hauptgegners England völlig entspreche. 
Gegen Jahresende war bei General von Falkenhayn jeder Zweisel 
darüber geschwunden, daß nur durch den militärischen Sieg unter Einsatz 
aller Kräfte der Kriegswille der Feinde gebrochen und der Weg zum Frieden 
frei gemacht werden könne. Nach einer Aussprache am 28. November äußerte 
er sich hierüber am 29. in einem Telegramm an den Reichskanzler wie folgt: 
„Die Ansicht, daß es Deutschland freistehe, entweder durch Dokumen- 
tierung feiner Geneigtheit auf Bedingungen, die den Gegnern genehm sind, 
bald Frieden zu schließen oder den Krieg so lange fortzuführen, bis der 
Wille der Feinde zum Siege und damit auch zum Durchhalten des Krieges 
gebrochen ist, selbst auf die Gefahr hin, daß Deutschland dabei den letzten 
Mann und den letzten Groschen einsetzen müßte, ist falsch. In Wirklichkeit 
haben wir jene Wahl nicht, sondern sind gezwungen, den letzterwähnten 
') Band VIII, 6.604 ff. 
Weltkrieg. X, Band. 
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