I. Die Oberste Heeresleitung um die Jahres- wende 1915/1916 A. Beurteilung der militärpolitischen Gesamtlage gegen Jahresende 191 5 durch General von Falkenhayn. Karten 1, 2und 6. Im Sommer 1915 hatte sich der Chef des Generalstabes des Feld- serbst isis. Heeres, General der Infanterie von Falkenhayn, eine Zeitlang der Hoffnung hingegeben, daß es der Diplomatie unter Ausnutzung der in Galizien und Polen errungenen Waffenerfolge gelingen könne, Sonder- friedens-Verhandlungen mit Rußland einzuleiten, aus denen sich unter Amständen Möglichkeiten für die Anbahnung eines allgemeinen Friedens ergeben würden'). Diese von der politischen Reichsleitung nicht geteilte Hoffnung war indessen schnell geschwunden. Schon Ende August gab General von Falkenhayn in einem durch den Gesandten von Treutler dem Kanzler übermittelten Fernspruch seiner Ansicht Ausdruck, „daß unsere Gegner sich in gegenseitigem Einverständnis dazu entschlossen haben, ihr Heil in einem planmäßig durchgeführten Crschöpfungskriege zu suchen". Cr neige zu dieser Vermutung um so mehr, als sie nicht nur dem Cha- rakter des Mannes, auf dem die Führung des Krieges gegen uns in erster Linie ruhe, Lord Kitchener, sondern auch den Interessen unseres Hauptgegners England völlig entspreche. Gegen Jahresende war bei General von Falkenhayn jeder Zweisel darüber geschwunden, daß nur durch den militärischen Sieg unter Einsatz aller Kräfte der Kriegswille der Feinde gebrochen und der Weg zum Frieden frei gemacht werden könne. Nach einer Aussprache am 28. November äußerte er sich hierüber am 29. in einem Telegramm an den Reichskanzler wie folgt: „Die Ansicht, daß es Deutschland freistehe, entweder durch Dokumen- tierung feiner Geneigtheit auf Bedingungen, die den Gegnern genehm sind, bald Frieden zu schließen oder den Krieg so lange fortzuführen, bis der Wille der Feinde zum Siege und damit auch zum Durchhalten des Krieges gebrochen ist, selbst auf die Gefahr hin, daß Deutschland dabei den letzten Mann und den letzten Groschen einsetzen müßte, ist falsch. In Wirklichkeit haben wir jene Wahl nicht, sondern sind gezwungen, den letzterwähnten ') Band VIII, 6.604 ff. Weltkrieg. X, Band. 1