General von Falkenhayn erkennt den Ernst der Lage.
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Durchführung eines großen Angriffes fehle, zerstört. An ihre Stelle trat die
Erkenntnis einer Gefahr, deren Größe sich allerdings noch nicht deutlich ab-
schätzen ließ. Es war zum mindesten fraglich, ob die seitens der Obersten
Heeresleitung bisher zur Abwehr getroffenen Maßnahmen genügen würden,
und ob mit den wenigen und ungünstig verteilten einsatzbereiten Ver-
fttgungskrästen das drohende Unheil werde gebannt werden können. General
von Falkenhayn beschloß, sich unverzüglich nach Mêzières zu begeben und
von dort die ihm notwendig erscheinenden Anordnungen zu treffen. Noch
von Stenay aus befahl er die sofortige Abbeförderung der bei Saarburg
in Lothringen stehenden 56. Infanterie-Division zur 3. Armee, kündigte der
6. Armee das demnächstige Eintreffen der von der 7. Armee beschleunigt
marschbereit zu stellenden 192. Infanterie-Brigade an und entschloß sich in
richtiger Erkenntnis, daß der Einsatz des Garde- und des X. Armeekorps
trotz aller Bedenken wegen deren Ruhebedürftigkeit nicht zu umgehen sein
werde, beiden Generalkommandos einen Vorbefehl zugehen zu lassen, der
auf die Möglichkeit der Abbeförderung „in ganz kurzer Zeit" hinwies.
Bald nach 1° mittags verließ General von Falkenhayn Stenay im
Kraftwagen, um sich nach Meziöres zu begeben.
Z. Der 25. September.
a) Der Angriff im Artois.
Karten 2,4, Skizzen 6, 7, Anlage 1.
Entgegen den Erwartungen des Oberkommandos der 6. Armee1)
griffen an dem regnerischen 25.September gegen 7° vormittags zunächst
die Briten allein an. Vor dem linken Flügel des II. bayerischen
und vor dem XIX. (sächsischen) Armeekorps begnügten sie sich
damit, Rauchwolken abzublasen und Büchsen zu schleudern, deren Inhalt
starken Rauch entwickelte. Die Infanterie machte nur schwächliche Ver-
suche, die Gräben zu verlassen. Dagegen brachen Teile der englischen
8. Division nach Minensprengungen gegen den rechten Flügel der
6. bayerischen Reserve-Division des Generalleutnants
Scanzoni von Lichtenfels vor und gelangten bis zur zweiten deutschen
Verteidigungslinie. Ein sofortiger Gegenstoß warf sie wieder hinaus.
Ein ähnliches Verfahren wandten indische Truppen gegen den rechten
Flügel des VII. Armeekorps nördlich von Neuve Chapelle an. Auch
ihnen gelang es, in Breite etwa eines Kilometer die erste und zweite
deutsche Linie zu besetzen. Bis zum Abend vermochten die örtlichen
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