Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Anzeichen einer kommenden feindlichen Offensive. 
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Divisionen auf im ganzen 110Vs, davon 14 Territorial-Divisionen mit 
geringerem Wert. Von dieser Gesamtzahl befanden sich angeblich 37, also 
ein volles Drittel, nicht in der Front, sondern als Reserven weiter rück- 
wärts. Verglichen mit der deutschen besaß somit die französische Heeres» 
leitung eine weit größere Freiheit des Handelns und vermochte die ihr zur 
Verfügung stehenden Kräfte ungleich nachdrucksvoller zusammenzufassen. 
An britischen Infanterie-Divisionen waren im ganzen 30 festgestellt, 
davon 28 geschlossene, zwei bataillonsweise verwendete. Noch nicht die 
Hälfte — 14 — sollten in der Front eingesetzt, mindestens ebenso viele in 
zweiter Linie untergebracht sein. Bei diesem Reichtum an freien Kräften 
war es nicht verwunderlich, daß britische Truppen den Abschnitt des fran- 
zösifchen XI. Armeekorps^), mit dem rechten Flügel an der Somme, über- 
nommen hatten. 
Ein weiteres Anwachsen der französischen Truppen war nicht unmög- 
lich, weniger freilich durch Erhöhung der Zahl der Streiter als durch Auf- 
ftellung neuer Divisionen aus vorhandenen Verbänden. Beim britischen 
Cxpeditionsheere war dagegen ein bedeutender Zustrom zu erwarten. In 
absehbarer Zeit konnten die fechs Divisionen der 3. Kitchener-Armee 
auf dem Festlande eintreffen. Die Kriegsbereitschaft der folgenden zwölf 
Divisionen der 4. und 5. Kitchener-Armee schien sich, wesentlich infolge von 
Schwierigkeiten bei der Ausrüstung und Ausbildung der zugehörigen Artil- 
lerie, zu verzögern. Ferner war bekannt, daß die britische Kriegsleitung 
darangegangen war, außer diesen Kitchener-Divisionen eine Anzahl von 
Territorial-Divisionen zweiter Linie, angeblich 14, zu Kampfdivisionen um- 
zubilden. Ihr Erscheinen in Frankreich stand jedoch nicht vor 1916 in 
Aussicht. Die volle Entwicklung des britischen Heeres war demnach erst im 
Laufe des kommenden Sommers zu erwarten. 
Die von Mitte bis Ende des Monats August einlaufenden Agenten- 
Meldungen über eine beabsichtigte franzöfisch-englische Offensive, über deren 
Ort und Zeitpunkt stark voneinander abweichende Angaben gemacht wurden, 
schienen zu wenig glaubhaft, um daraus haltbare Schlüsse ziehen zu 
können. Reue Meldungen indessen, von denen besonders die der 3. Armee, 
wenngleich immer noch vorsichtig die Möglichkeiten abwägend, mehr und 
mehr dazu neigten, einen großen Angriff des Gegners für bevorstehend zu 
halten, veranlaßten bei der Obersten Heeresleitung eine Änderung der 
Auffassung. Am 5. September, nach Eingang einer eingehend begründeten 
Bitte des Armee-Oberkommandos 3 um Zuweisung von Verstärkungen, 
schrieb General Tappen in seinem Tagebuche nieder: „Wir müssen ernstlich 
S. 12.
	        
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