Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Bulgariens schwierige Lage. 
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konnten. Die Verbindung mit der deutschen Obersten Heeresleitung, als 
deren Vertreter seit Mitte September Oberstleutnant von Massow in 
Sofia weilte, während Oberstleutnant Gantschew im deutschen Großen 
Hauptquartier war, konnte zunächst nur über Rumänien oder durch Funk- 
spruch unterhalten werden. 
Der Zustand des Heeres wirkte hemmend. Es hatte sich von 
dem Rückschläge des letzten Balkan-Krieges trotz eifrigster Bemühungen 
noch nicht ganz erholen können. Mangel an Geld und eigenen Hilfsmitteln 
und dann, kaum ein Jahr nach dem Frieden von Bukarest, der Ausbruch des 
Weltkrieges hatten der Beschaffung von Waffen und Kriegsgerät aller Art 
enge Grenzen gesetzt. So war das Heer im Herbst 1915 nur unzulänglich 
gerüstet und, um volle Schlagkraft zu erlangen, auf Lieferungen durch 
die Mittelmächte angewiesen. Solche aber waren erst nach Öffnung 
des Donau-Weges möglich. Anspruchslosigkeit der kriegserprobten Mann- 
schaft und uralter Haß gegen den serbischen Nachbar mußten bis 
dahin gar manches Fehlende ersetzen. Der Mangel an Kriegsgerät sand 
Ausdruck in der Zusammensetzung der höheren Verbände (Divisionen) aus 
sehr zahlreicher Infanterie bei nur schwacher Artillerie. Die Ausrüstung einer 
zum Angriff befähigten Streitmacht war einstweilen nur möglich auf Kosten 
anderer Teile des Heeres. So konnte für den bevorstehenden Feldzug gegen 
Serbien wegen der Bedrohung der weit gedehnten Grenzen einerseits, wegen 
Mangel an Kriegsgerät andererseits nur ein Teil des Heeres bereitgestellt 
werden. Von den vorhandenen zehn Infanterie-Divisionen waren schließ- 
lich im ganzen nur vier den Mittelmächten zugesagt worden, ungerechnet 
die gegen Serbisch-Mazedonien einzusetzenden Kräfte^). 
Die Grenze gegen Serbien maß von der Donau bei Negotin 
bis zur griechischen Grenze nördlich von Saloniki in der Luftlinie fast 
350 Kilometer; das entspricht etwa der Entfernung Lüttich—Bafel. Sie 
verlief über unwegsames, zu mehr als 2000 Metern Gipfelhöhe ansteigendes 
Gebirgsland, durch das nur im Tal der Risava nach mitteleuropäischen 
Begriffen brauchbare Verbindungen, Eisenbahn und Straße Sofia—Risch, 
führten. Im übrigen war man auf Wege angewiesen, die für die Be¬ 
wegungen größerer Truppenkörper unzureichend und wenig zahlreich waren. 
Hiernach konnte der Einsatz der Hauptkraft zum Stoße von Sofia auf 
Nifch, wie ihn Generaloberst von Conrad bereits im März vor- 
geschlagen hattet, als gegeben erscheinen, zumal da diese Angriffsrichtung 
auch operativ große Wirkung versprach. Dem stand aber entgegen, daß 
bei der Bahn und Talweg sperrenden kleinen Festung Pirot besonders 
*) Zusammensetzung der Divisionen siehe S. 231, Anm. 5. — 
-) Band VII, 6.337.
	        
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