162 Die Entwicklung der Lage auf dem Balkan bis zum September 1915.
«.September, träges". Seine für die augenblickliche Lage wesentlichsten Bestim¬
mungen hatten in einer zusätzlichen „Geheimen Konvention" Aufnahme ge-
funden. Gegen die Verpflichtung Bulgariens, am Feldzug gegen Serbien
teilzunehmen, wurden ihm neben der Erwerbung von Serbisch-Mazedonien
auch große Teile von Altserbien zugestanden, die außerdem noch auf Kosten
Rumäniens oder Griechenlands verlangten Gebiete aber nur für den Fall,
daß diese Staaten ohne Herausforderung durch Bulgarien auf feiten der
Entente in den Krieg treten würden.
Die „Militärkonvention" selbst regelte die Einzelheiten des gemein-
samen Feldzuges gegen Serbien. Innerhalb von 30 Tagen nach Abschluß
des Vertrages hatten die Mittelmächte mindestens je sechs Divisionen,
Bulgarien innerhalb von 35 Tagen mindestens vier Divisionen an der alt-
serbischen Grenze aufmarschieren zu lassen, dieses außerdem mit Truppen von
mindestens Divisionsstärke in Serbisch-Mazedonien einzurücken. Späte-
stens 15 Tage nach Vertragsabschluß mußte es die Mobilmachung an-
ordnen. Ferner war festgesetzt, daß die bulgarische Operation erst am
fünften Tage nach Beginn der deutschen und österreichisch-ungarischen
Offensive einsetzen solle. Bei feindlichem Angriff auf einen der Verbündeten
verpflichteten sich diese zu gegenseitiger Waffenhilfe. Andererseits sicherte
Bulgarien bis zur Beendigung der Operationen unbedingte Neutralität
gegen Rumänien und Griechenland zu, sofern diese Staaten die Ver-
sicherung gäben, neutral zu bleiben, nicht mobil zu machen und serbisches
Gebiet nicht zu besetzen.
Räch dem Die Türkei schloß sich der Militärkonvention am 14. September an,
«.September, nctcfy¡}em eine Einigung über die Abtretung türkischen Gebietes an
Bulgarien längs der Mariea-Linie ausschließlich der Stadt Adrianopel')
erzielt worden war.
Der 6. September hatte den seit Beginn des Weltkrieges mit Beharr-
lichkeit geführten Kampf um die Gewinnung Bulgariens zugunsten der
Mittelmächte entschieden. Ein Erfolg von großer politischer und militä-
rischer Tragweite war errungen. Jeder Gedanke an Verständigung mit
Serbien hatte als aussichtslos aufgegeben werden müssen*). Wurde nun¬
mehr Serbien niedergeworfen, so war die seit langem erstrebte Verbindung
zu dem ernstlich gefährdeten türkischen Bundesgenossen endlich gesichert und
die Donau-Monarchie der Hauptsorge um ihre Balkan-Flanke enthoben.
Im Verein mit ihren Bundesgenossen verfügten die Mittelmächte dann
über ein zusammenhängendes Gebiet, das von der Nord- und Ostsee bis
zum Roten Meer und nahe an den Persischen Golf heranreichte. In der
S. 134 und 153. — 2) Band VIII, S. 606.