Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 1. Im Westen bis zum Stellungskrieg, im Osten bis zum Rückzug (5. 1929)

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Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 
17. September bezeichnete nochmals ausdrücklich die „Sicherung Ost- und 
Westpreußens gegen erneuten russischen Einfall" als Aufgabe der neuen 
8. Armee. Dabei sollten die Hauptreserven von Thorn und Graudenz 
„Grenzsicherungen gegenüber ihren Festungen übernehmen, zu späterem 
offensiven Vorgehen bereit". 
Die Kräfte der Armee standen in Ausführung der letzten Weisungen 
des Generalobersten v. Hindenburg wie folgt"): 
Beiderseits der Weichsel hatte die Festung Thorn Teile ihrer 
Besatzung auf russischen Boden vorgeschoben. 
Die 35. Neserve-Division (Hauptreserve Thorn), die 
Hauptreserve Graudenz und die 70. Landw ehr-Brigade 
standen südlich Zjechanow und bei Prasnyfch. 
Die Landwehr-Division Goltz hatte von Lyck her im Vor- 
gehen gegen Ossowjez die Reichsgrenze überschritten. Von der Festung 
wußte man, daß in den letzten Iahren eifrig daran gearbeitet worden 
war, ihre veralteten Anlagen neuzeitlich auszubauen; die artilleristische 
Ausrüstung war nicht bekannt. Die Festung hatte nur eine einzige, 6 km 
breite Front, die, gegen Nordwesten gerichtet, durch die versumpfte und 
weithin freigelegte Bobr-Riederung so gut wie unangreifbar war. In der 
im Frieden aufgestellten Denkschrift des Generalstabes hieß es daher: „Ein 
Angriff über den Bobr ist nur möglich bei starkem Frost oder anhaltender 
Dürre. Sonst kann die Festung nur genommen werden, wenn an anderer 
Stelle ein Übergang über die Rjemen—Bobr—Rarew-Linie gelungen ist." 
Generalleutnant Freiherr v. der Goltz sollte die Übergabe der Festung 
fordern und die Beschießung vorbereiten. Bis zur Feuereröffnung mußten 
einige Tage vergehen. 
Die 3. Reserve-Division mit der 1. Kavallerie-Bri- 
g a d e lag um Augustow und hatte Befehl, Abteilungen bis an den Südost- 
rand des Augustower Forstes vorzutreiben. Die Hoffnung, von hier aus 
das Südufer des Bobr und damit den Weg in den Rücken von Offowjez 
zu gewinnen, schien sich aber nach den letzten Meldungen der Division nicht 
zu erfüllen. Die Russen standen im Waldgelände dicht gegenüber; dieses 
aber war, wie Generalleutnant v. Morgen berichtete, „vollständig ver- 
sumpft" und außerhalb der Straßen „für alle Waffen unbetretbar". Der 
General empfahl, den Wald über Seiny zu umgehen. 
Das I. Armeekorps hatte im Marsch von Mariampol nach Süden 
die Gegend von Kalwaria und westlich davon erreicht, die 1. Kaval- 
lerie-Division (ohne 1. Brigade) Suwalki. 
Das I. Reservekorps mit der Landwehr-Division 
i) Vgl. Band II, 6. 303—305.
	        
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