502 Der Feldzug im Osten bis Ende Oktober 1914. 17. September bezeichnete nochmals ausdrücklich die „Sicherung Ost- und Westpreußens gegen erneuten russischen Einfall" als Aufgabe der neuen 8. Armee. Dabei sollten die Hauptreserven von Thorn und Graudenz „Grenzsicherungen gegenüber ihren Festungen übernehmen, zu späterem offensiven Vorgehen bereit". Die Kräfte der Armee standen in Ausführung der letzten Weisungen des Generalobersten v. Hindenburg wie folgt"): Beiderseits der Weichsel hatte die Festung Thorn Teile ihrer Besatzung auf russischen Boden vorgeschoben. Die 35. Neserve-Division (Hauptreserve Thorn), die Hauptreserve Graudenz und die 70. Landw ehr-Brigade standen südlich Zjechanow und bei Prasnyfch. Die Landwehr-Division Goltz hatte von Lyck her im Vor- gehen gegen Ossowjez die Reichsgrenze überschritten. Von der Festung wußte man, daß in den letzten Iahren eifrig daran gearbeitet worden war, ihre veralteten Anlagen neuzeitlich auszubauen; die artilleristische Ausrüstung war nicht bekannt. Die Festung hatte nur eine einzige, 6 km breite Front, die, gegen Nordwesten gerichtet, durch die versumpfte und weithin freigelegte Bobr-Riederung so gut wie unangreifbar war. In der im Frieden aufgestellten Denkschrift des Generalstabes hieß es daher: „Ein Angriff über den Bobr ist nur möglich bei starkem Frost oder anhaltender Dürre. Sonst kann die Festung nur genommen werden, wenn an anderer Stelle ein Übergang über die Rjemen—Bobr—Rarew-Linie gelungen ist." Generalleutnant Freiherr v. der Goltz sollte die Übergabe der Festung fordern und die Beschießung vorbereiten. Bis zur Feuereröffnung mußten einige Tage vergehen. Die 3. Reserve-Division mit der 1. Kavallerie-Bri- g a d e lag um Augustow und hatte Befehl, Abteilungen bis an den Südost- rand des Augustower Forstes vorzutreiben. Die Hoffnung, von hier aus das Südufer des Bobr und damit den Weg in den Rücken von Offowjez zu gewinnen, schien sich aber nach den letzten Meldungen der Division nicht zu erfüllen. Die Russen standen im Waldgelände dicht gegenüber; dieses aber war, wie Generalleutnant v. Morgen berichtete, „vollständig ver- sumpft" und außerhalb der Straßen „für alle Waffen unbetretbar". Der General empfahl, den Wald über Seiny zu umgehen. Das I. Armeekorps hatte im Marsch von Mariampol nach Süden die Gegend von Kalwaria und westlich davon erreicht, die 1. Kaval- lerie-Division (ohne 1. Brigade) Suwalki. Das I. Reservekorps mit der Landwehr-Division i) Vgl. Band II, 6. 303—305.