Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Durchbruchsschlacht bei Gorlice. 
blößen. Da er sich jedoch wenige Tage nach Beginn der Durchbruchs¬ 
operation doch entschlossen hat, noch die 56. Infanterie-Division auf den 
galizischen Kriegsschauplatz nachzuziehen, so ist zu bedauern, daß diese Divi¬ 
sion nicht schon am Anfang der Kampfhandlung zur Stelle gewesen ist. Sie 
hätte als rechtzeitig verfügbare Armeereserve voraussichtlich zu einem noch 
schnelleren Gelingen des taktischen Durchbruchs und zu seiner operativen 
Auswertung beitragen können. Auch sind keine stichhaltigen militärischen 
Gründe ersichtlich, warum von der Inanspruchnahme von Kräften aus dem 
Bereich des Oberbefehlshabers Ost, wie sie der Chef des Feldeisenbahn¬ 
wesens, Oberst Groener, am 9. April und später noch mehrmals vorschlug, 
völlig abgesehen worden ist. Nach der ruhigen Lage, die an jener Front seit 
Anfang April herrschte, will es scheinen, daß wohl ohne großes Wagnis 
einige Divisionen für die Operationen in Galizien hätte,: freigemacht 
werden können. Statt dessen erhielt der Oberbefehlshaber Ost den kaum 
lösbaren Auftrag, die vor seiner Front befindlichen russischen Kräfte zu 
binden. Mit Recht lehnte er in seiner Antwort die Gewähr dafür ab, daß 
der Feind bei den bestehenden Stärkeverhältnissen nicht doch Kräfte für 
anderweitge Verwendung freimache. Für die dem Oberbefehlshaber Ost 
hiernach verbleibenden Täuschungsmöglichkeiten — Scheinunternehmungen 
oder räumlich eng begrenzte Vorstöße gegen bestimmte Teilstrecken der 
gegnerischen Front — hätte er auch mit geringeren Kräften auskommen 
können. 
Die Leitung der Operationen selbst lag in der Hand des verbündeten 
Generalstabschefs. General v. Falkenhayn sicherte sich aber bestimmenden 
Einfluß aus den Gang der Dinge einmal durch die Vereinbarung, daß die 
österreichisch-ungarische Heeresleitung sich vor allen wichtigen Entscheidun¬ 
gen mit der deutschen ins Einvernehmen zu sehen hatte, sodann durch un¬ 
mittelbaren Gedankenaustausch mit dem Oberkommando Mackensen, dem 
auch die österreichisch-ungarische 4. Armee unterstellt war. Das Zusammen¬ 
wirken mit General v. Conrad vollzog sich dank der vollkommenen Über¬ 
einstimmung im Wollen reibungslos. Endlich fand jetzt der verbündete 
Generalstabschef die lange und schmerzlich entbehrte Gelegenheit, sich zur 
Verwirklichung seiner kühnen Gedankengänge des scharfen Werkzeugs 
einer hochwertigen Truppe bedienen zu können, die durch ausreichende 
Ruhe zu Kampf und Sieg befähigt war. Wie notwendig solche Vorbe¬ 
dingung für das Gelingen der bevorstehenden Offensive war, trat ihm bei 
den Überlegungen und Entschlüssen, die für die Anlage der Durchbruchs¬ 
operation bestimmend waren, klar vor Augen in der Rücksichtnahme aus 
den durch monatelange Gebirgskämpfe verminderten Leistungsgrad der 
Karpaten-Front. General v. Falkenhayn hatte, einer Anregung des Gene-
	        
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