Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Beschränkte Zielsetzung für die Offensive in Galizien. 
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sagt Generaloberst v. Seeckt in einer Zuschrift) an das Reichsarchiv: 
„Wenn man zugrunde legst daß der ganze Einsatz der deutschen Kräfte im 
Osten von den Verbündeten zum baldigen Entsatz ihrer galizisch-ungarischen 
Grenze erbeten war, daß die Wendung also bald kommen und schnell wirk¬ 
sam sein mußte, daß man ferner aus politischen Gründen auf Italien Ein¬ 
druck machen wollte, was bei General v. Falkenhayn sehr mitsprach, so schie¬ 
den Wirkungsmöglichkeiten, die nach Raum und Zeit diesen Gesichtspunkten 
nicht entsprachen, wie etwa der Einsatz der deutschen Verstärkungen an der 
Front des Oberbefehlshabers Ost, von vornherein aus. Cs blieb nur die 
südliche Hälfte der Ostfront, die in der Hauptsache von unseren Verbündeten 
gehalten wurde. Hier wieder kam der äußerste rechte Flügel in der Buko¬ 
wina und in Ostgalizien wegen der völlig unzulänglichen Verbindungen 
nicht in Frage. Ein Versuch, über die Karpaten-Front vorzubrechen, war 
gewagt, er verhieß zum mindesten nach allen bisherigen Erfahrungen keinen 
schnellen Erfolg. So bot sich der wirksame Durchbruchspunkt der feindlichen 
Front dem Betrachter der Ostkarte fast von selbst dar, und es bedurfte zur 
Auswahl keiner besonderen operativen Erleuchtung. Die Frage der Arheber¬ 
schaft des Planes zum Durchbruch von Gorlice ist nach dem Kriege viel um¬ 
stritten worden. Der Erfolg hat immer viele Väter, der Mißerfolg ist ein 
Findelkind. Das Verdienst gebührt dem, der den Gedanken in die Tat um¬ 
setzt — und das war ganz gewiß kein anderer als General v. Falkenhayn." 
Die von deutscher Seite für die galizische Front verfügbar gemachten 
acht Infanterie-Divisionen entsprachen der im Verein mit General v. Conrad 
getroffenen Zielsetzung. Für diese operativ beschränkte Zielsetzung hatte 
General v. Falkenhayn gewiß seine Gründe. Als verantwortlicher Leiter 
der deutschen Gesamtoperation glaubte er, sich die Freiheit wahren zu 
müssen, über die in Galizien eingesetzten Kräfte je nach der Lage aus den 
anderen Kriegsschauplätzen unter Amständen schnell wieder verfügen zu 
können. Auf eine Verausgabung dieser Kräfte für lange Zeit wollte er sich 
nicht von vornherein endgültig festlegen. Das von ihm zur Verfügung ge¬ 
stellte Kräfteaufgebot hat sich, wie der Verlauf der Dinge zeigt, zusammen 
mit der österreichisch-ungarischen 4. Armee als g erade noch ausreichend 
zur Lösung der beschränkten Aufgabe erwiesen. Cs fragt sich, ob der 
deutsche Generalstabschef in der Lage gewesen wäre, von Anfang an noch 
stärkere Kräfte flüssig zu machen. General v. Conrad hat dies vor Beginn 
der Offensive mehrfach als dringend erwünscht bezeichnet. Angesichts der 
Möglichkeit von Angriffen der Verbandsmächte an der Westfront scheute 
sich General v. Falkenhayn zunächst, diese noch mehr von Kräften zu ent- 
i-) Vom 13. November 1927.
	        
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