Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
auf dem Balkan während der vergangenen Wochen immer zwingender ge¬ 
worden. Die zu Beginn des Jahres in Konstantinopel angestellten Berech- 
nungen hatten ergeben, daß die Munitionsbestände bei sparsamstem Ver¬ 
brauch höchstens bis Mitte März reichten. Die Nachricht, daß der für die 
Küstenbefestigungen an den Dardanellen und am Bosporus verantwortliche 
deutsche Admiral v. Asedom die Widerstandskraft der Dardanellenforts bei 
wiederholten feindlichen Seeangriffen in Zweifel gezogen hatte, mußte be- 
denklich stimmen und übte auf die türkischen Staatsmänner eine höchst 
niederdrückende Wirkung aus. Zur Beruhigung hatte General v. Falken¬ 
hayn bereits am 14. Januar in einem Schreiben an den türkischen Bot¬ 
schafter in Berlin betont, daß er nach wie vor an dem Gedanken des Feld- 
zuges gegen Serbien festhalte; er hoffe, im März dieser Unternehmung 
nähertreten zu können. In ähnlichem Sinne hatte er an den Generalfeld¬ 
marschall Freiherrn v. der Goltz in Konstantinopel gedrahtet. 
Das Ergebnis der bisherigen kriegerischen Unternehmungen auf den 
türkischen Kriegsschauplätzen war nicht dazu angetan, das gesunkene Ver¬ 
trauen in Konstantinopel zu heben. Meldungen von der Kaukasus-Front 
von Ende Januar ließen keinen Zweifel darüber, daß die mit der Jahres¬ 
wende auf dem dortigen Kriegsschauplatz eingeleitete zweite Offensive nach 
anfänglichen Erfolgen mit einem schweren Rückschläge geendet hatte. Die 
türkische 3. Armee, die in einer Gefechtsstärke von rund 70 000 Gewehren 
unter dem persönlichen Befehl Cnver Paschas Ende Dezember gegen Kars 
und Tiflis vorgestoßen war, war im Schnee und Eis des Gebirges unter 
russischen Gegenangriffen völlig zusammengebrochen. Mitte Januar standen 
ihre Trümmer wieder in den Ausgangsstellungen bei und östlich Crzerum, 
ohne vom Gegner einstweilen weiter bedrängt zu werden. Dieser türkische 
Mißerfolg gab aber den Russen die Möglichkeit, im Kaukasus freiwerdende 
Kräfte gegen die Mittelmächte zu verwenden^). Die Aussicht, durch Aus¬ 
rufung des Heiligen Krieges eine Aufstandsbewegung in Kaukasien und 
in den türkisch-persischen Grenzgebieten zu entfachen, schwand dahin. 
Mitte Januar war der schon lange geplante türkische Vorstoß gegen 
den Suezkanal"), auf den die deutsche Oberste Heeresleitung so große Hoff¬ 
nungen setzte, in Gang gekommen. Das türkische Expeditionskorps, rund 
20 000 Mann, hatte den Kanal in der Nacht vom 2. zum 3. Februar an 
verschiedenen Stellen erreicht. Übergangsversuche stärkerer Teile scheiterten 
indes an der englischen Wachsamkeit. Obwohl die Verluste gering waren, 
wurde bereits am 4. Februar der Rückzug angetreten, da die Crfolgsaus- 
sichten nach dem Mißlingen der Überraschung sehr ungünstig beurteilt wur- 
) S. 330. — -) Band V, S. 562.
	        
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