Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Gegensätze in den Ansichten über die Führung des Zweifrontenkrieges. Z 
lichst schnell die Feldzugsentscheidung zu erzwingen. Hier hatte sie daher 
selbst die Leitung der Operationen in die Hand genommen, während die 
Führung im Osten in weitem Maße dem Ermessen des Oberbefehlshabers 
Ost und dessen unmittelbaren Vereinbarungen mit der verbündeten Heeres¬ 
leitung überlassen war. An dieser Bewertung der Bedeutung der Kriegs¬ 
schauplätze hatte General v. Falkenhayn auch nach dem Übergänge zum 
Stellungskriege im Westen beharrlich festgehalten. Cr sah in jeder Kräfte- 
abgabe vom Westen nach dem Osten die Gefahr eines Abirrens vom stra¬ 
tegischen Grundgedanken der Kriegführung. Jedenfalls durften die Streit¬ 
kräfte im Osten, wenn überhaupt, so nur notgedrungen, auf kurze Zeit und 
in dem unerläßlichen Mindestumfang verstärkt werden. Dadurch, daß das 
Große Hauptquartier auf dem westlichen Kriegsschauplatz verblieb, wurde 
seine Aufmerksamkeit vornehmlich durch die dortigen Ereignisse in Anspruch 
genommen; das Streben, sobald als möglich einen größeren Schlag gegen 
Franzosen und Engländer zu führen, beherrschte alle Gedankengänge des 
verantwortlichen Leiters der Gesamtoperationen und erschwerte ihm einen 
unbefangenen Überblick über die durch den Eintritt des Stellungskrieges und 
die politischen Verhältnisse von Grund aus gewandelte Gesamtlage der 
Mittelmächte. Der Osten war und blieb in seinen Augen Nebenkriegs¬ 
schauplatz. Mit seiner skeptischen Auffassung über die Möglichkeit einer 
Kriegsentscheidung im Osten*) stand General v. Falkenhayn in schroffem 
Gegensatz zu den Ansichten des Reichskanzlers, des Oberbefehlshabers Ost 
und der österreichisch-ungarischen Heeresleitung. 
Am gleichen Tage, am 27. Dezember, an dem General v. Conrad dem 
deutschen Generalstabschef seine Anschauungen über die weitere Führung des 
Zweifrontenkrieges auseinandersetzte, hatte dieser seine Auffassung in einem 
an Generalfeldmarschall v. Hindenburg gerichteten, aber nicht abgesandten 
Schreiben") niedergelegt, aus dem zweifelsfrei hervorging, daß er die nächste 
Offensive nicht im Osten, sondern im Westen plante, und zwar ursprünglich 
spätestens Ende Januar. Hierfür hatte er nicht nur den Einsatz der in der 
Heimat in der Aufstellung begriffenen neuen Formationen (XXXVTTT. bis 
XXXXI. Reservekorps und 8. bayerische Reserve-Division, im ganzen 
4^2: Korps) in Aussicht genommen3), sondern sogar die Rückführung von 
ein bis zwei Armeekorps vom Osten nach dem westlichen Kriegsschauplatz. 
Über das Ziel dieser neuen Operation im Westen bestand vorläufig noch 
keine Klarheit. Bereits am 25. Dezember hatte General v. Falkenhayn 
sich an seinen vertrauten Mitarbeiter, den Generalquartiermeister General¬ 
major Wild v. Hohenborn, sowie an den Chef des Generalstabes der 
H Band VI, S. 423 und 438. — 2) Band VI, S. 421 ff. — -) Band VI, S. 426. 
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