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Die Winter-MasurenschlachL.
6. bis
10. Januar.
Am 2. Januar wurde dem Armee-Oberkommando durch General
Ludendorff als Ergebnis der am Tage zuvor stattgefundenen Berliner
Besprechung^) mitgeteilt, daß die Österreicher in den Karpaten aus eigener
Kraft halten wollten. Hierzu sei die Fortsetzung der Offensive der 9. Armee
erforderlich. Wenn möglich, sollte schon jetzt ein Kavalleriekorps als Reserve
hinter die Mitte genommen, die österreichisch-ungarische' 7. Kavallerie-
Division an die Österreicher zurückgegeben werden.
Die Pilica bildete fortan die Trennungslinie zwischen der Armee
Woyrsch und der 9. Armee. Das Korps Posen ttat wieder unter den un¬
mittelbaren Befehl des Armee-Oberkommandos 9 und übernahm die
Sicherung und Verteidigung der Pilica beiderseits von Inowlodz. Das
Armee-Oberkommando 9 verlegte am 2. Januar wegen Cholera- und Typhus-
gefahr sein Hauptquartier von Lenczyca nach Lodz.
Währenddessen hatte die 9. Armee den Angriff wie geplant fort¬
gesetzt. Cr führte zu teilweise erbitterten und blutigen Kämpfen, brachte
aber nur geringe örtliche Erfolge, so bei der Gruppe Linsingen
bei Vorzymow, wo die 36. Infanterie-Division den Gegner bis an den
Ostrand des Dorfes zurückdrängte. An anderen Stellen erzielter Gelände-
gewinn ging bei starken russischen Gegenstößen wieder verloren. Cs wurden
insgesamt etwa 3000 Gefangene eingebracht. Die Truppen des Generals
v. Morge n konnten Mogily nehmen und behaupten. Die Gruppe
S ch o l tz legte angesichts der geringen Gefechtsstärken der Infanterie das
Schwergewicht auf den Artilleriekampf, um die Kräfte des Gegners zu zer¬
mürben; das Ergebnis war, daß sich der Gegner nördlich Rawa vor der
37. Infanterie-Division anscheinend verstärkte. An der übrigen Front hatte
sich die Lage in der Zeit vom 1. bis 6. Januar nirgends geändert. Die
Ansammlung stärkerer feindlicher Kräfte bei Rowe-Miasto schien sich zu
bestätigen. Rach einem am 5. Januar aufgefangenen russischen Funkspruch
nahm man an, daß es sich um das neuausgestellte XIII. Korps oder eine
Division dieses Korps handelte. Das soeben eingetroffene russische
XXI. Korps grub sich westlich Odrzywol ein; es schien nicht angreifen
zu wollen.
Am 6. Januar meldete General v. Linsingen über die Lage
bei seiner Gruppe, daß dem Angriff über die Linie Mogily—Dachowo
unter den eingetretenen Amständen „die Aussicht auf entscheidenden Er¬
folg nicht zugeschrieben" werden könnte, weil der Gegner immer wieder
östlich Wiskitki, hinter der Pisia und weiter östlich neue Abschnitte finden
würde, die bei den kurzen nebeligen Wintertagen dem Verteidiger er-
i) S. 6/7 und 75/76.