Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Die Winter-Masurenschlacht. 
aber hatte Generalfeldmarschall v. Hindenburg nur bei Einsah neuer Kräfte 
für möglich gehalten und angeregt, die neugebildeten KorpsH hierfür zu ver¬ 
wenden. Zum ersten Male fand hier der Gedanke des Einsatzes neuer 
Truppen in Ostpreußen Erwähnung. 
Cs war aber die Frage, ob die Entwicklung der Lage an der öster¬ 
reichisch-ungarischen Front die Durchführung solcher Absichten gestatten 
würde. An der Widerstandskraft des verbündeten Heeres hegte General¬ 
feldmarschall v. Hindenburg Zweifel. Da er andererseits bei Jahresschluß 
auch nicht mehr mit größeren Angriffserfolgen der 9. ArmeeH rechnete, 
wollte er diese in den nächsten Tagen zur Verteidigung übergehen lassen 
und Kräfte zu anderweitiger Verwendung freimachen. Wie er am 30. De¬ 
zember an die Oberste Heeresleitung schrieb^), versprach er sich von dem 
Einsatz dieser „geringen Kräfte" nur in Ostpreußen einen Erfolg, falls 
die schwierige Lage Österreichs-Ungarns eine solche Verwendung über¬ 
haupt gestatte. Fm Gegensatz hierzu stand General v. Falkenhayn immer 
noch auf dem Standpunkte, daß es notwendig und bis Ende Januar er¬ 
reichbar sei, die Russen über die Weichsel oder wenigstens in ihre Brücken¬ 
köpfe zurückzuwerfen. In diesem Sinne äußerte er sich auch General Luden¬ 
dorff gegenüber bei der Besprechung am 1. Januar in Berlins, wobei er 
gleichzeitig die Unmöglichkeit, dem Osten Verstärkungen aus dem Westen 
zuzuführen, abermals betonte. In der das Ergebnis der Besprechung zu¬ 
sammenfassenden Drahtung an den Oberbefehlshaber Ost vom 3. Januar 
hieß es: „Verstärkungen können dem Ost-Kriegsschauplatz vom Westen, 
wie Euer Exzellenz bekannt, überhaupt nicht mehr, aus Neubildungen im 
Reich frühestens Anfang Februar zugeführt werden. Eine endgültige Ent¬ 
scheidung über Verwendung der Neubildungen kann erst in etwa drei 
Wochen nach der dann bestehenden allgemeinen Kriegslage erfolgen. Die 
Bedingungen für den Übergang zur Defensive bei der Armee Mackensen 
sind also noch nicht gegeben. Ginge sie aber dazu über, so müssen nach den 
reichen Kriegserfahrungen hier im Westen bei ihr nicht drei bis vier, 
sondern mindestens sechs bis sieben Divisionen freigemacht werden können. 
Sie wären auf dem äußersten linken Flügel der Ostfront in Ostpreußen 
oder auf dem rechten in den Karpaten gewiß mit Vorteil zu verwenden. 
In diesem Fall indessen würde die Folge sein, daß der Feind aus seiner 
Bedrängnis in Polen völlig frei gelassen werden müßte. Es ist mit Be¬ 
stimmtheit anzunehmen, daß er die ihm gegebene Zeit ausnutzen würde, 
um wirksame Gegenmaßregeln, die auf der Hand liegen, zu tteffen. Im 
1) Band VI, S. 357 bis 364. — 2) Band VI, S. 363 bis 364. — y Näheres vgl. 
Schreiben des Oberbefehlshabers Ost vom 30. Dezember, S. 75. — 4) S. 6.
	        
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