30. und 31. August. — Die Kämpfe des I. Armeekorps bei Neidenburg. 225
westlich neben diese gesetzt und Michalken erreicht. Die Truppen des
Generalmajors v. Unger waren bis Frankenau gelangt, die 41. Infanterie-
Division nordöstlich davon bis Seelesen. Die 3. Reserve-Division bei Wutt-
rienen hatte den Befehl zum Vormarsch erst so spät erhalten, daß General¬
leutnant v. Morgen das Antreten auf den 31. August früh verschob.
Am 31. August sollte der Gegner bei Neidenburg von Westen,
Norden und Osten angegriffen werden. Das Armee-Oberkommando
unterstellte durch einen Befehl von 730 abends alle für den Angriff be¬
stimmten Verbände dem General v. Fran?ois und wies die Truppen des
Generalmajors v. Unger und die 41. Infanterie-Division H an, sofern
General v. Francis nichts anderes anordne, im Angriff um 5° vor¬
mittags die Linie Littfinken (3 km nordwestlich Neidenburg) — Grünfließ
zu überschreiten. Der Befehl erhielt ferner aus Grund einer abends ein¬
gegangenen, allerdings unzutreffenden Fliegermeldung, nach der der
Gegner zwischen Neidenburg und Mlawa doch nur schwach sein sollte, den
Zusatz, daß die Landwehr-Division Goltz, die 41. Infanterie-Division und
die 3. Reserve-Division, falls ihr Einsatz zum Kamps nicht erforderlich
sei, möglichst nördlich Neidenburg zu belassen seien.
Etwa um 8° abends ist der Befehl von Osterode an das I. Armee¬
korps abgegangen, er hat den General v. Fran?ois aber erst am 31. August
vormittags erreicht. Die unmittelbare Verbindung zwischen dem General¬
kommando des Korps und den anrückenden Verstärkungen war aber
inzwischen schon vorher ausgenommen worden. General v. Fran?ois
wollte den Angriff mit versammelter Kraft führen. Den Befehl, hierzu
gab er, immer noch ohne Kenntnis des eben erwähnten Armeebefehls, erst
am 31. August um 6° vormittags: Die 5. Landwehr-Brigade sollte
über Saberau nach Osten vorgehen, die Landwehr-Division Goltz und
die Festungstruppen westlich an Neidenburg vorbei auf Kandien, die
41. Infanterie-Division sollte Neidenburg nehmen, die 3. Reserve-Division
über Grünfließ nach Süden angreifen. Dem Angriff dieser Division sollte
sich dann von Gregersdors her die 2. Infanterie-Division anschließen.
Als diese Weisungen an die Truppen gingen, hatte die 41. Infan¬
terie-Division unter Generalmajor Sontag, die, dem Befehl des Armee-
Oberkommandos entsprechend, frühzeitig angetreten war, Neidenburg
schon erreicht. Feind traf sie nicht mehr an. — Nur die 5. Landwehr-
Brigade, die bereits vor Tagesanbruch bei Saberau an die Neide heran¬
gegangen war, um hier den Fluß zu überschreiten, kam noch zum Ein¬
greifen. Generalleutnant v. Mülmann erkannte bei Hellwerden den
') Die Landwehr-Division Goltz glaubte man noch weiter zurück.
Weltkrieg. II. Land.