Die Außenposten des Vierbundes
7
und 11.000 Einheimische belief, vor dem umfassenden Angriff britisch-
indischer, belgischer und südafrikanischer Streitkräfte, denen sich später
auch Portugiesen anschlössen, in den südlichsten Teil der Kolonie zurück¬
ziehen x).
Das Schicksal der deutschen Kolonien war die unausbleibliche Folge
der gewaltigen Überlegenheit der Entente, zumal Großbritanniens, zur
See. Im Lager des Vierbundes mußten sich die öst.-ung. und die türkische
Flotte völlig auf den Schutz der heimischen Küsten beschränken. Nach
der Eroberung Montenegros und Nordalbaniens erweiterte sich das dem
Schutze der k. u.k. Kriegsmarine zufallende Gebiet ganz erheblich2).
Die Führer der im Mittelmeer operierenden feindlichen Flotten hielten
dennoch einen Ausfall der öst.-ung. Flotte für denkbar. Sie zogen daher
ihre Geschwader um Korfu und um Malta zusammen, konnten aber
doch nicht hindern, daß deutsche und öst.-ung. U-Boote im Mittelmeer
und in der Adria ergiebige Streifungen unternahmen.
Im Jahre 1915 hatte Deutschland zum ersten Male versucht, der
britischen Seeherrschaft und damit auch der Hungerblockade durch die
Unterseebootwaffe beizukommen. Es hatte hiezu die Gewässer um Gro߬
britannien und Irland zum Kriegsgebiet erklärt. Wohl war nur jedes
in diesem auftretende feindliche Kauffahrteischiff der Zerstörung aus¬
gesetzt, doch wurde bei dem Mißbrauch, den England mit den neutralen
Flaggen trieb, auch die neutrale Schiffahrt vor dem Betreten des
Blockadebereiches gewarnt. Als Deutschland den U-Boot-Handelskrieg
eröffnete, besaß es kaum 30 Tauchboote. Dennoch war der Erfolg be¬
deutend, zumal die Neutralen vielfach abgeschreckt wurden, sich in das
Kriegsgebiet zu wagen. Da wurde am 7. Mai 1915 der mit 5400 Kisten
Munition beladene britische Passagierdampfer „Lusitania" in den Grund
gebohrt, wobei etwa hundert nordamerikanische Bürger, darunter Frauen
und Kinder, ums Leben kamen. Dem daraufhin ausbrechenden diploma¬
tischen Konflikt mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Woodrow
Wilson, folgte ein zweiter, als im August mit dem Dampfer ,,Arabic"
neuerlich Amerikaner das Leben einbüßten. Da die Auseinandersetzun¬
gen mit Amerika letzten Endes darauf hinausliefen, ob Deutschland den
Krieg mit der Union in Kauf nehmen wolle oder nicht, alles aber da¬
gegen sprach, ließ die Reichsleitung den verschärften U-Bootkrieg auf
x) v. Lettow-Vorbeck, Meine Erinnerungen aus Ostafrika (Leipzig 1920),
138 ff.
2) Kriegsarchiv (Marinearchiv), Österreich-Ungarns Seekrieg 1914—1918
(Wien 1929/31), 324.