Volltext: Der Weltkrieg in 28 Einzeldarstellungen (1 ; 1921)

Brzeziny 
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Bataillon — zum Sturm antreten. Alles schloß sich diesem Angriff 
an, der auch von der Artillerie der Reservedioision glänzend unter¬ 
stützt wurde. Die feindliche Stellung wurde genommen, und die am 
23. verlorenen Batterien gelangten wieder in die Hand ihrer recht¬ 
mäßigen Besitzer. Unter dem vernichtenden Verfolgungsfeuer der 
deutschen Artillerie wich der Russe nordwärts auf Brzeziny zurück. 
Er mochte etwa den halben Weg, verfolgt von der deutschen 
Infanterie, zurückgelegt haben, da schlugen ihm von Norden her 
Schrapnells entgegen: Die vier Geschütze der 3. Gardedivision auf 
der Höhe südlich Brzeziny hatten ihr lohnendes Ziel gefunden l 
feindliche Artillerie, die seitwärts in nordwestlicher Richtung zu ent- 
komnien suchte, wurde in der Marschkolonne vom Feuer der beiden 
Kanonen auf unserm rechten Flügel gefaßt. Andere geradenwegs 
auf Brzeziny zurückeilende russische Batterien wurden von In¬ 
fanterie und Pionieren völlig zusammengeschossen und genommen. 
Unendliche Freude ergriff uns: nach äußerster Not und Gefahr der 
herrliche Sieg! Der Divisionskommandeur pflanzte selbst den sonst 
peinlich in Deckung zu haltenden schwarzweißroten Divisionswimpel 
auf der höchsten Ruppe in der Feuerlinie auf: „Die Russen sollen 
sehen, wer hier in ihrem Rücken steht!" Seine Gardefüsiliere jauchzten 
ihm zu. Erschöpfung, Hunger und Kälte, alles war vergessen. Einer 
rief laut: „Seht doch bloß, die Russen laufen ja wie die leasen!" 
Und so war's auch. In völliger Auflösung — und viele schon mit 
erhobenen fänden — kamen sie eilends über eine kahle Höhe auf 
uns los, um dann in einer Einsenkung ein paar hundert Meter 
vor unserer Front zu verschwinden. Waren etwa 200 von ihnen 
unten zu vermuten, so wurde ein Unteroffizier mit 20 Mann vorge¬ 
schickt; er holte sie als Gefangene herauf. 
Nun erschien auch die vorderste Linie des siegreichen XXV. Re¬ 
servekorps vor unsern Blicken. Der Infanterie und Artillerie folgten 
die Bagagen und Kolonnen, die verwundeten und die Gefangenen. 
Und mit dem Reservekorps kam Graf Schweinitz mit keiner braven 
Artillerie und dem Bataillon Roofen. Das Kavalleriekorps Richt¬ 
hofen aber sicherte den Rücken gegen stark überlegene russische 
Reiterei. 
Der Durchbruch der Armeegruppe war gelungen. Um 5 Uhr 
nachmittags ritt General v. Scheffer in Brzeziny ein. Er begrüßte 
den Kommandeur der 3. Gardedivision mit den Worten: „Ich be¬ 
glückwünsche Sie zu Ihrem Siege von gestern, der meinem 
Korps Rettung und Erfolg ermöglicht hat. Ich danke 
Ihnen dafür." Das war eine schöne Anerkennung. Der Divisions¬ 
kommandeur aber wußte, daß er seinen Erfolg nächst Gott der un¬ 
vergleichlichen Ausdauer und Tapferkeit seiner Truppen zu danken 
hatte. 
Die Armeegruppe Scheffer blieb während der Nacht zum 
35. November bei Brzeziny. Bei dem erschöpften Zustande von
	        
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